Ökumenisches Heiligenlexikon

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Genovefa von der Geburt Christi


Genovefa, (14. Mai), mit dem Beinamen »von der Geburt Christi«, Ursulinerin zu Abbeville, hatte schon in der frühesten Jugend gelernt, sich oft in die Gegenwart Gottes zu versetzen. Oft entzog sie sich den Augen der Menschen, um in der Waldeseinsamkeit den Herrn, den ihre Seele liebte, anzubeten. Von da weg ging sie in den Häusern herum, versammelte die Kinder um sich, fragte sie im Katechismus und ermunterte sie zur Liebe und Furcht Gottes. Daneben erwies sie ihnen auch leibliche Wohlthaten, reinigte und nährte sie, indem sie ihnen von den Speisen, in denen sie sich Abbruch gethan hatte, mittheilte. Ihrer vornehmen Abkunft gemäß hätte sie in einer Abtei adeliger Fräulein Aufnahme gefunden, aber sie hörte nicht auf, in ihre Mutter zu dringen, bis sie ihr erlaubte, in den damals erst entstandenen Orden der Ursulinerinnen einzutreten. Kaum hatte sie diesen Schritt gethan, als große innere Trockenheit ihre Seele heimsuchte, und die Furcht, ob sie im Stand der Gnade sei, sie beinahe unaufhörlich quälte. Dazu kam eine gänzliche Appetitlosigkeit, und in Folge derselben eine gänzliche Ermattung. So litt sie sieben Jahre lang innerlich und äußerlich, ohne daß ihre Seele auch nur ein einziges Mal über diese Fügung in Unzufriedenheit oder Ungeduld gerathen wäre. Sie suchte und fürchtete nichts außer Gott. Nicht blos die Welt und ihre Freuden achtete sie für nichts; selbst der Gnade, beten zu können, war sie gern beraubt; »lieber will ich,« sprach sie, »gleich einem Wurm, ganz bloß und verlassen leben, als an eine Sache, so heilig sie auch seyn möge, mein Herz heften.« So suchte sie Gott nicht mehr in den Creaturen und in keiner menschlichen Uebung, sondern in sich selbst. Aus Furcht, Ihn zu verlieren, wünschte sie, daß ihre Werke lauter Nägel seyn möchten, welche ihre Seele an die göttlichen Vollkommenheiten und an die Geheimnisse des Lebens Christi unveränderlich anhefteten. Und diese ihre Liebe war von allem Eigennutze so weit entfernt, daß sie in allen ihren Verrichtungen nach nichts Anderem zielte als nach dem Wohlgefallen Gottes. In Allem, was sie sah und hörte, empfand und wahrnahm, stand ihr Herz bei Gott. Empfand sie Kälte, so begehrte sie von Gott entzündet zu werden mit dem Feuer der heiligen Liebe; wenn die Sonnenhitze sie brannte, begehrte sie, daß alle Liebe der Welt in ihr zu Eis erstarre; wenn sie müde war, so verlangte sie die vollkommene Ruhe, die in Gott ist, zu genießen. Schon wenn sie das Wort »Gott« hörte, ging ihr Herz in die Vereinigung mit Ihm über und um ihre Liebe noch besser zu bezeugen, bat sie Ihn oft um die Gnade, daß sie Ihm dienen möge, ohne die Freude, die in seinem Dienst ist, zu empfinden; auch dieser verlangte sie ledig zu seyn, damit nichts als Gott allein ihrer Begierden Ziel sei. So war ihr ganzes Leben nichts als ein immerwährendes Gebet, in welchem sie Gott unaufhörlich durch völlige Einergebung in seine Wesenheit ehrte. Alle Verfolgungen und Leiden, die sie auszustehen hatte, betrachtete sie als eine Gnade des Himmels. Ihre letzten Worte waren: »Mein Gott und mein Herr! ich erkenne wohl, daß ich nie etwas gethan, was deiner Ehre oder des Himmels würdig wäre; ich übergebe mich also lediglich deiner Barmherzigkeit, auf welche allein ich die Hoffnung meiner Seligkeit setze, ich unterwerfe mich demüthig deiner göttlichen Gerechtigkeit und nehme jedes Urtheil, das sie über mich aussprechen wird, ehrerbietigst an.« Sie verschied im 43. Lebensjahre am 14. Mai 1650, eine der schönsten Zierden ihres Ordens. (Tagb. I. 462-468.) 1

1 Lehr- und trostreiches Tagbuch, oder Leben der gottseligen Ordensgenossen aus der Gesellschaft der hl. Ursula in Frankreich. Zwei Theile. Landshut, 1720. (Auf jeden Tag des Jahres ist eine erbauliche Lebensbeschreibung gottseliger Ursulinerinnen in diesem schätzenswerthen Buche enthalten.)




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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