Ökumenisches Heiligenlexikon

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Gerwich


Gwerwicus, (5. Oct.), auch Gerwicus, Stifter des Klosters Waldsassen, Herr von Volmestein, 1 ein tapferer und edler Jüngling, hatte auf den verschiedenen Besuchen, bei denen er, um die Welt und ihre Sitten kennen zu lernen, an manchen Höfen einsprach, mit dem Markgrafen Theobald von Vohburg an der Donau ein freundschaftliches Verhältniß angeknüpft und war mit ihm auf einige Turniere gezogen. Da geschah es nun, daß Gerwich mit seinem Freunde Theobald sich im blinden Spiele des Ungefährs maß und ihm einen so heftigen Stoß versetzte, daß er ihm den Helm zerbrach und in die Kehle eine fast tödtliche Wunde beibrachte. Dieses nahm sich Gerwich so zu Herzen, daß er der Welt für immer zu entsagen beschloß. Er trat in das Kloster Siegburg (Siegberg) in der heutigen preußischen Rheinprovinz, wo er Benedictiner wurde. Auch der Markgraf Theobald, welchen Weib und Kind und sein Land abhielten ein Gleiches zu thun, that Aehnliches und stiftete das Kloster Reichenbach am Regen in Bayern. Während nun Gerwich im Kloster sich befand, wo er Gastmeister geworden, kehrte der Bischof Cuno (wahrscheinlich Cuno I.) auf einer Rückreise von Paris eines Tages ein und nahm den Gerwich mit sich nach Regensburg. Da jedoch der Drang nach Einsamkeit in ihm immer lebendiger wurde, erwirkte er durch öfteres Bitten vom Bischofe Cuno die Erlaubniß, eine seinem Wunsche angemessene Stätte zu suchen, und er fand sie in der heutigen Oberpfalz in dichtem Walde, an einem Orte, der zu Bruschius' Zeiten Kolergrun hieß. Als er dort bereits mit Baumfällen beschäftigt war und die Anstalten zum Bau eines Klösterchens und Kirchleins traf, kam Markgraf Theobald aus seiner Stadt Eger auf der Jagd an diese Stelle und war sehr aufgebracht darüber, daß man ohne sein Befragen hier so zu schalten und walten beginnen wollte. Doch Gerwich zeigte seine Vollmachtsurkunde vom Bischofe von Regensburg, gab auch Namen und Herkunft an etc. Wie Theobald das Alles gehört hatte, sprang er freudig vom Pferde, umarmte seinen geliebten Gerwich, wies ihm seine Narbe und spendete dann freigebigst zur Erinnerung der alten Freundschaft des Waldes so viel, als man in Tagesfrist umgehen könne. So ward denn frischen Muthes am Werke fortgeschritten, das Kloster aber hinfort am reizenden und fischreichen Flüßchen Wondreb angelegt, und ihm der Name »Waldsassen« gegeben. Gerwich begab sich nun zunächst nach Clairvaux zu dem hl. Ordensstifter Bernardus und erbat sich Mönche für seine neue Ansiedlung. Als er aber weder dort, noch anderswo welche erhalten konnte, gelang es ihm endlich, in der Abtei Volkenroda in Thüringen drei Cisterciensermönche zu bekommen, worauf er den angefangenen Bau vollendete, da die Frömmigkeit milde Gaben in Menge spendete. Zum Prior erwählte Gerwich den Wigand, welcher das Kloster in Folge eines Traumgesichtes der hl. Jungfrau und dem hl. Evangelisten Johannes weihte. Es war das hundertste aller bisher gestifteten Cistercienier Klöster. Nach Chalemot und Pierer geschah die Stiftung von Waldsassen im J. 1134 (nach Hund und Bruzen im J. 1133 oder 1134). Nachdem Kaiser Friedrich I. der Rothbart im J. 1179 mit Adelheid, des Markgrafen Theobald Tochter, in der Stadt Eger Hochzeit gehalten, wurde die Abtei, welche mit vier zu ihr gehörigen Dörfern nebst der Stadt Eger und Umgegend die Mitgift bildete, von Bischof Cuno II. von Regensburg in Gegenwart des Kaisers Friedrich I. feierlich eingeweiht. Gerwich starb in Rufe der Heiligkeit im J. 1200. Bei Lechner heißt er »gottselig«. Bei den Bollandisten wird er übergangen, da der Titel »selig« ihm von Einigen ertheilt wird, von Andern aber nicht. (III. 3.)

1 Da dieses Volmestein in Westphalen und zwar nicht fern von Düsseldorf liegt, so ist es sehr wahrscheinlich, daßer im Elenchus vorkommende »Guerricus, Dux prope Düsseldorf« identisch mit unserem, ebenfalls adelichen Gwerwicus sei. Bei Bruschius (Chronologia Monaster. Germ.), woher wir diesen Artikel größtentheils genommen haben, wird sein Schloß »Volmundstein« bei Duisburg (Dispergium) genannt (l. c. 242).




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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