Ökumenisches Heiligenlexikon

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Märtyrer der heiligen Bücher


Saturninus et Soc. M. M. (11. al. 12. Febr.). Die Acten der hhl. Martyrer Saturninus und seiner Genossen sind unzweifelhaft ächt. Sie wurden zwar von den Donatisten in schismatischem Interesse mit Zusätzen versehen, blieben aber doch, so weit die eigentliche Martyrgeschichte in Frage kommt, ungefälscht. Sie litten nach Ruinart am 12. Febr., was die Acten ausdrücklich bestätigen (pr. Id. Febr.). Das Mart Rom. und nach ihm die Boll. behandeln sie Tags vorher. Doch bezeichnet jener Tag nicht den ihrer Vollendung, denn sie starben in Folge ihrer Leiden nicht am nämlichen Tage, sondern nach einander und allmählich im Gesängu isse. Ihre Namen und: Saturninus, ein Priester, und dessen Söhne die Lectoren Saturninus und Felix29, die gottgeweihte Jungfrau Maria4 und der noch kleine Hilarion1; ferner der Senator Dativus2, Felix30, ein anderer, Felix31, Emeritus1, Amperius1, Rogatianus3, Quintus,2 Maximianus4, Thecla (Thelica) ein anderer Rogatianus,4 Rogatus5, Januarius11, Cassianus2, Victorinus, Vincentius, Cäcilianus2, Restituta,1 Prima, Eva1 (Primäva), Rogatianus5, Givalius (Guinalius), Rogatus, Pomponia,1 Secunda3, Januaria5, Saturnina,3 Martinus,4 Dantus (Datus, Elautus), Felix32, Margarita2, Major,1 Honorata2, Regula1 (Regiola), Victorius, Pelusius, Faustus2, Dacianus, Matrona1, Cäcilia,1 Victoria, Beredina (Heredina, Herectina). Secunda,4 Matrona2 und Januaria6. Unter den Kaisern Diocletianus und Maximianus wurde nämlich allen Gläubigen unter Todesstrafe geboten, die hl. Schriften und die liturgischen Bücher zum Verbrennen auszuliefern. Zu Abitine, einer Stadt des proconsularischen Africas, wurde der Priester Saturninus bei der Feier der göttlichen Geheimnisse in dem Hause des Octavius Felix von der Stadtobrigkeit durch die dortigen Standsoldaten aufgegriffen, und auf das Forum gebracht. Allen voran ging der Rathsherr Dativus, ein Sohn heiliger Eltern, und von ihnen als Bewerber in den Eintritt in die himmlische Rathsversammlung erzogen. An seiner Seite schritt Saturninus, umgeben von seiner gottgeweihten Familie; die Uebrigen folgten als eine Schaar heiliger Kämpfer, in dem Glanze himmlischer Waffenrüstung, dem Schilde des Glaubens, dem Panzer der Gerechtigkeit, dem Helme des Heiles und dem zweischneidigen Schwerte des Wortes Gottes, und gaben, auf diese Waffen vertrauend, ihren Brüdern die Hoffnung des Sieges. Sie wollten ein besseres Bekenntniß ablegen, als früher ein Bischof Namens Fundanus, der an demselben Orte die heiligen Bücher ausgeliefert hatte. Der Himmel selbst hatte sich laut für die heil. Urkunden erklärt; denn als Fundanus sie zum Verbrennen auslieferte, fiel plötzlich beim heitern Himmel ein so starker Regen, daß das Feuer auslöschte, und ein schrecklicher Hagel alle Felder der ganzen Umgegend verwüstete. Dennoch ließen die Richter von Abitene die Bekenner fesseln und nach Carthago führen, wo der Proconsul sich aufhielt. Sie reisten voll Freude, für den Namen Jesus in Banden zu sein, und dankten Ihm in Hymnen und Liedern, die sie unaufhörlich auf dem Wege sangen. In Carthago wurden sie vor den Proconsul Anulinus geführt und beschuldiget, gegen das Verbot der Kaiser und Cäsaren gottesdienstliche Sonntagsversammlung gehalten zu haben. Der Proconsul fragte zuerst den Dativus, wessen Standes er sei, und ob er der Versammlung der Christen beigewohnt habe. Als er es bejahte, ließ er ihn foltern und den ausgestreckten Leib mit eisernen Hacken zerfleischen. Da drängte sich der starke Martyrer Thelica mitten durch die Schaar und stellte sich vor die Peiniger, indem er ausrief: »Auch wir sind Christen, wir Alle, wir haben Alle Versammlung gehalten.« Auch er wurde auf die gleiche Weise gepeiniget, machte aber die Henker zu Schanden, indem er betete: »Gott sei Dank! in deinem Namen; Christus, Sohn Gottes, rette deine Diener.« Da dieß der Proconsul hörte, fragte er ihn: Wer ist der Anstifter eurer Versammlungen? Er gab zur Antwort: »Saturninus der Presbyter und wir mit ihm Alle!« Als die Peinigung fortdauerte, setzte er hinzu: »Ihr handelt ungerecht und seid unglücklich; ihr thuet was Gott zuwider ist! Höchster Gott, laß es nicht zu, daß sie solche Sünden thun. Ihr zerfleischet unschuldige Menschen; wir sind keine Mörder, keine Betrüger. Gott, er barme dich! - Ich danke dir, o Herr! gib mir Ausdauer. - Befreie deine Diener von der Gefangenschaft dieser Welt! - Ich danke dir, und kann dir nicht genug danken!« Als das Blut massenhaft zur Erde rann, sprach der Proconsul: Du fängst wohl an zu merken was ihr leiden müsset. Der Martyrer versetzte, mehr zu Gott als zu den Richtern gewandt: »Ja wohl, zur Ehre! Ich danke dem Gott der Herrlichkeit. Es erscheint das ewige, das unvergängliche Reich. Herr Jesus Christus, wir sind Christen, wir dienen dir! Du bist unsere Hoffnung, die Hoffnung der Christen! Heiligster Gott, höchster Gott, allmächtiger Gott, Dich loben wir um deines Namens willen, Herr, Gott, Allmächtiger!« Der Richter: Du hättest die Befehle der Kaiser beobachten sollen! Der Martyrer: »Ich weiß von keinem Gesetze, als dem Gesetze Gottes. Dieses beobachte ich, für dieses will ich sterben. Diesem Gesetze will ich mich opfern, gegen dieses Gesetz gilt kein anderes!« Anulinus gab hierauf den Befehl, die Folter zu beendigen und ihn ins Gefängniß zu bringen. Hierauf trat Fortunatius, der Bruder der hl. Martyrin Victoria, ein vornehmer Heide, gegen den noch auf die Folter gespannten Dativus mit der Anklage auf, daß er seine Schwester und mit ihr Secunda und Restituta durch mädchenhafte Vorspiegelungen von Carthago weg nach Abitine verlockt habe. Aber Victoria widersprach und rief Bürger aus der Stadt zu Zeugen ihres Widerspruchs auf. Freiwillig sei sie fortgezogen, auch sie habe an den Christenversammlungen Theil genommen, denn auch sie sei eine Christin. Der Richter aber ließ, als ob keine Gegenrede erfolgt wäre, den Dativus schrecklich foltern, ohne etwas Anderes zu erzielen, als erneuerte Gebete und die Worte: »Was habe ich Böses gethan? Saturninus ist unser Priester.« Auch dieser kam jetzt an die Reihe. Auf die Frage, warum er die Sonntagsfeier gehalten habe, gab er zur Antwort: »Weil sie nicht unterbleiben darf.« Auf der Folter wurde er gefragt, ob er die Versammlung veranlaßt und ob er Alle dahin gebracht habe, und gab zur Antwort: »Ja, ich bin in der Versammlung gegenwärig gewesen.« Da sprang Emeritus hervor und sagte: »Ich bin der Veranlasser, in manem Hause sind die Collecten gehalten worden.« Darauf nicht achtend, fragte der Proconsul den Saturninus: Warum hast du gegen das Gesetz gehandelt? Der Martyrer antwortete: »Weil man den Sonntagsgottesdienst nicht unterlassen kann; das Gesetz Christi befiehlt es so.« Mit der Erwiderung, er hätte nicht gegen den Befehl der Kaiser handeln sollen, befahl der Proconsul die Folter herrichten zu lassen, was sogleich geschah. Während sein Leib aufgerissen und die Glieder ausgedehnt und zerfleischt wurden, so daß die Eingeweide bloß lagen, sprach der hl. Priester: »Ich bitte dich, Christus, erhöre mich! Ich sage dir Dank! Gern lasse ich mir das Haupt abschlagen. Ich bitte dich Christus, erbarme dich. Sohn Gottes, komm mir zu Hilfe!« Der Richter sprach: Warum hast du gegen das Gesetz gehandelt? Der Priester aber erwiderte: »Mein Gesetz befiehlt es so! mein Gesetz lehrt so!« Nun wurde auch er von der Folter losgebunden und in den Kerker gebracht. Jetzt wurde Emeritus vorgenommen. Also in deinem Hause, sagte der Proconsul, sind die (Collecten gegen die Befehle der Kaiser gehalten worden? »Ja,« antwortete der Martyrer, »in meinem Hause begingen wir die Sonntagsfeier.« Warum, entgegnete jener, hast du zugegeben, daß jene eintraten? Er antwortete: »Weil sie meine Brüder sind, und ich es ihnen nicht wehren konnte.« Aber du mußtest, sagte er, es ihnen wehren! »Nein«, antwortete er, »ich konnte nicht, denn ohne den Gottesdienst können wir nicht sein.« Als die Folter begann, betete der Martyrer wie die vorigen, und antwortete auf die Zwischenrede des Proconsuls, daß er die Befehle der Kaiser hätte beobachten sollen: »Gott ist größer als der Kaiser.« Nun sollte er sagen, ob er heilige Schriften im Hause habe, aber er gab zur Antwort, sie seien in seinem Herzen. Auch er wurde nun ins Gefängniß gebracht. Darauf kam der eine Felix, welcher auf der Folter mit Prügeln so lang geschlagen wurde, bis er nach einem glorreichen Bekenntnisse den Geist aufgab, während sein Namensgenosse nach überstandener Folter im Gefängnisse ihm nachfolgte. Der Aufbewahrer der heiligen Bücher, Ampelius, bekannte: »Ich habe mit den Brüdern Versammlung gehalten, den Sonntagsgottesdienst gefeiert, ich habe die göttlichen Schriften bei mir, aber sie sind in meinem Herzen eingeschrieben. Christus, dir danke ich! Christus, erhöre mich!« Er wurde, mit zerschlagenem Haupte ins Gefängniß gebracht und kam freudig daselbst an, als ob es seine Wohnung wäre. Rogatianus, welcher nach ihm inquirirt wurde, kam unverletzt ins Gefängniß. Ihm folgte Quintus, welcher auf die Folter gespannt und nach Ablegung eines herrlichen Bekenntnisses mit Prügeln geschlagen und ins Gefängniß gebracht wurde. Dann kamen Maximianus und der jüngere Felix, aber beide litten mit derselben Standhaftigkeit: »Mit andächtigem Sinn,« sprach der letztere, »habe ich den Herrn angebetet und mit meinen Brüdern die Versammlung gehalten, weil ich ein Christ bin.« Auch der Sohn des heil. Saturninus bekannte fest und unerschrocken: »Ich bin ein Christ, ich habe den Sonntagsgottesdienst gehalten, Christus nämlich ist der Erlöser. Es gibt keinen andern Namen, außer dem Seinigen, den wir heiligen müssen. Ich habe die göttlichen Schriften, aber ich bewahre sie in meinem Herzen.« So sprach der Sohn Saturninus und wiederholte es immer wieder, während die vom Blute des Vaters noch triefenden Eisenkrallen in sein Fleisch einschnitten und sein Blut mit dem des Vaters vermischten. Unterdessen hatte der Tag sich seinem Ende genähert. Anulinus wendete sich daher an Alle miteinander, indem er ihnen vorstellte, daß ihnen Gleiches widerfahren würde, wenn sie hartnäckig blieben; aber sie riefen ebenso einstimmig: »Wir sind Christen.« Sie wurden also Alle ins Gefängniß gebracht, um den Martertod zu erdulden. Besonders heben die Acten noch das muthige Bekenntniß der jugendlich blühenden heiligen Victoria hervor. Sie hatte aus Liebe zur Jungfrauschaft einer anlockenden Verbindung entsagt. Man wollte sie aber zur Ehe zwingen. Da stürzte sie sich aus dem Fenster auf die Straße und erlitt, vom Winde getragen, nicht die mindeste Verletzung. Sie flüchtete sich in den Hafen der Jungfräulichkeit, die Kirche Gottes. Der Proconsul bot Alles auf, sie abtrünnig zu machen. Er fragte sie, was sie bekenne; sie antwortete mit lauter Stimme: »Ich bin eine Christin.« Fortunatianus, ihr Bruder und Vertheidiger, wollte sie entschuldigen, indem er sie als verrückt ausgab. Allein Victoria sprach: »Ich bin meines Verstandes vollkommen mächtig; wie ich jetzt sage, so sagte ich immer; ich habe meinen Sinn nie geändert.« Darauf fragte sie der Proconsul, ob sie mit ihrem Bruder heimkehren wolle. Sie erwiderte: »Ich will dieß nicht, weil ich (Christin bin, und nur die meine Brüder sind, welche die Gebote Gottes halten.« Der Richter ließ sich nun zur Ueberredung herab: Sorge für dich, sprach er, siehe doch, dein Bruder will dich am Leben erhalten, konnte aber leine andern Worte ihr entlocken, als die schon früher gehörten: »Ich habe es schon gesagt, daß ich eine Christin bin und der Versammlung mit meinen Brüdern beigewohnt habe.« Der Proconsul sah sich überwunden und ließ sie mit den Andern in das Gefängniß führen. bis er gegen Alle kurze Zeit nachher das Todesurtheil fällte. An Hilarianus, dem jüngsten Kinde des hl. Saturninus, machte der Proconsul den letzten Versuch. Das Kind antwortete freimüthig: »Ich bin ein Christ, ich habe der Versammlung mit meinen Vater und meinen Brüdern beigewohnt, und dieses aus ganz freiem Willen und ohne den mindesten Zwang.« Der Proconsul, der nicht wußte, daß Gott in seinen Martyrern kämpft, drohte ihm mit jenen Strafen, womit man gewöhnlich Kinder züchtigt: Ich werde dir die Nase und Ohren abschneiden lassen. »Thue was du willst,« antwortete Hilarianus, »ich bin ein Christ.« Der Proconsul ließ auch ihn in das Gefängniß zurückführen. Er sagte beim Weggehen wie die übrigen: »Gott sei Dank.« Sie starben im Kerker. (II. 513-519.)




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zuletzt aktualisiert am 21.04.2018
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