Ökumenisches Heiligenlexikon

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Markus


S. Marcus, Evang. (25. April al. 2., 11., 14. Jan., 26. März, 9. April, 25. Juni, 23. Sept., 3. u. 8. Oct.) Der hl. Evangelist Marcus wird von der ganzen Kirche hoch verehrt und führt in den Festkalendern der Griechen auch den Titel Apostel. Ueber sein Vaterland und sein Leben vor seiner Bekehrung wissen wir nichts Sicheres. Wäre es ausgemacht, daß er der in der Apostelgeschichte genannte Johannes Marcus sei, so bestünde kein Zweifel, daß er der Sohn einer zu Jerusalem wohnenden Christin Maria gewesen ist (Apg. 12,22). Der hl. Apostel Petrus nennt ihn seinen Sohn (1. Petri 5,13), ohne Zweifel, weil er ihn bekehrt und getauft hatte. Er war also kein unmittelbarer Schüler Jesu und hatte den Herrn selbst, wie Papias sagt, weder gehört noch begleitet. Nur der hl. Epiphanius erzählt, er habe als solcher an den Worten Jesu: »Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset« etc. Aergerniß genommen und seinen Umgang gemieden. Diese Angabe verdient keinen Glauben. Das ganze Alterthum hält ihn für den Schüler und Dolmetsch des hl. Petrus. Daß aber Einige ihn für den bei der Gefangennehmung Jesu fliehenden Jüngling halten, und welche Gründe dafür sprechen, haben wir anderwärts (Opfertod Jesu, S. 61) angegeben. Einige haben aus den Hebraismen, welche sein Evangelium enthält, auf seine hebräische Abstammung geschlossen. Dieselben lassen sich aber durch die Treue, mit welcher er die Aeußerungen des hl. Petrus wieder gab, hinreichend erklären. Dagegen möchte vielleicht der Umstand, daß der hl. Marcus ein Vetter des hl. Barnabas war, welcher zuverlässig aus Cypern stammte, die Annahme, daß hier die Vaterstadt auch des Evangelisten Marcus zu suchen sei, rechtfertigen. Dagegen ist uns nicht klar, aus welchem Grunde ihn Einige aus Cyrene abstammen lassen, und warum Andere ihn dem Stamm Aaron zuweisen, während seine indische Abkunft überhaupt noch in Frage steht. Gewiß ist, daß der hl. Marcus bald dem hl. Petrus, bald wieder den hhl. Paulus und Barnabas als Gehilfe zur Seite stand. Letztere begleitete er auf deren erster Missionsreise bis Pamphylien und kehrte dann wieder nach Jerusalem zurück. Als der hl. Paulus in Rom seine erste Gefangenschaft erduldete, war es der hl. Marcus, dessen Anwesenheit ihn tröstete. Als der hl. Petrus nach Rom ging, um den Magier Simon zu bekämpfen, hatte er den hl. Marcus bei sich. (Fleury, hist. eccl. lat. Ausg. I. 60.) Er half ihm theils als Interpret, theils durch die Aufschreibung des Evangeliums. (Iren. adv. haer. III. 1.) Wann er letzteres verfaßt habe, ist nicht zu sagen. Das ganze Alterthum ist darüber einig, daß die Gläubigen zu Rom einen kurzen Abriß der Predigten des hl. Petrus wünschten, und der hl. Marcus hiedurch diesem Wunsche entsprechen wollte. Hinsichtlich der Zeitangabe herrscht große Verschiedenheit: während die Einen behaupten, der hl. Petrus habe das Evangelium des hl. Marcus ausdrücklich gut geheißen, versichert der hl. Irenäus, dasselbe sei erst nach dem Tode der hl. Apostel Petrus und Paulus geschrieben. Sein Weglassen alles dessen in seiner Darstellung, was nur für die Juden vorzugsweise bedeutsam war, seine beigefügte Erklärung jüdischer Sitten und Oertlichkeiten zeigt, daß er zunächst nur für Heidenchristen schrieb. Die Frage, ob er das Evangelium des hl. Matthäus benutzt habe oder nicht, ist streitig. Wir constatiren hier nur, daß er zwar einzelne Ereignisse erzählt, welche im ersten Evangelium nicht enthalten sind, daß ihm schon Papias, Bischof von Hierapolis, ein Schüler des Evangelisten Johannes, bezeugt, er sei mit großer Sorgfalt verfahren, habe aber nur nach Erinnerungen aufgezeichnet, was Petrus vorgetragen habe, daß aber andererseits der hl. Augustin (de consensu Ev. I. 2.) ihn geradezu als Diener und Abkürzer des hl. Matthäus bezeichnet, aus dem er sehr vieles wörtlich entlehnt habe, wie denn wirklich nur sechs Erzählungen ihm eigenthümlich sind. In jüngster Zeit ist auch die Vermuthung geäußert worden, daß nicht bloß das Evangelium in Rom verfaßt wurde, wofür außer dem oben Erzählten auch einige lateinische Wörter, welche in demselben oft vorkommen, und die Erwähnung des zu Rom lebenden Sohnes des Simon von Cyrene zum Beweise angeführt werden, sondern daß der hl. Marcus auch das Sendschreiben, welches der hl. Petrus von Rom an die Gläubigen der verschiedenen Provinzen Asiens ergehen ließ, geschrieben habe (Stabell, Lebensb. I. 505). Sein Evangelium zeichnet sich durch Bündigkeit und reizende Einfachheit aus. Daß es nach den Mittheilungen und Angaben des hl. Apostels Petrus geschrieben ist, erhellt wohl auch daraus, daß von ihm und seiner Familie bei Marcus mehr die Rede ist, als bei den übrigen Evangelisten, gleichwohl aber seine Auszeichnung übergangen und seine Verleugnung des Herrn am genauesten mitgetheilt wird. (Langen, Einl. S. 35.) Ebendeßhalb ist es sehr wahrscheinlich, daß der hl. Marcus, als eifriger Jünger und Gehilfe des hl. Petrus, auch in andern Städten und Gegenden Italiens das Evangelium verkündet habe, obwohl bestimmte Nachrichten hierüber fehlen. Nach der übrigens durch keinen ältern Schriftsteller beglaubigten Tradition der Kirche von Aquileja kam der hl. Marcus von Rom aus nach dieser Stadt. Nach einer Conjectur des Sollerius (Jun. V. *4 u. *5) könnte dieß um d.J. 46 geschehen seyn. Heute noch wird die Stätte gezeigt, wo er gelandet und einen Aussätzigen geheilt haben soll. Wie lang er dort geblieben, getraut sich auch der »Apostolatus Aquilejensis« nicht zu behaupten. Auch wird irrig 1 angegeben, er habe in Aquileja ein zweites Exemplar seines Evangeliums und zwar in lateinischer Sprache geschrieben. Sein Bischofssitz aus Elfenbein befand sich lange Zeit unter den Kirchenschätzen von Aquileja. Ehe er abreiste, weihte er den hl. Hermagoras (s.d.) zum Bischofe. Alles dieß ist natürlich von anderer Seite bestritten, und die Gründe der Gegner sind so stark, daß sie denen, die für die Gründung der Kirche zu Aquileja angeführt werden, die Wage halten. Als die hhl. Petrus und Paulus starben, befand er sich nach Einigen in Rom, nach Andern, unter welchen Eusebius und Hieronymus, besiegelte er im nämlichen Jahre seine Predigt durch den Martyrtod. War er in Aquileja, wie auch die Boll. annehmen, aber keineswegs mit Sicherheit zu behaupten sich getrauen, so kann sein Aufenthalt sich nicht viel über dritthalb Jahre erstreckt haben. Sollerius (l. c.) nimmt nur zwei Jahre an. Daß er mit dieser Stadt in amtliche Berührung gekommen seyn müsse, scheint bei dem Zusammentreffen so verschiedenartiger Umstände unleugbar. Wir können hinzusetzen, daß sogar der sehr bedenkliche Geschichtschreiber Rettberg keineswegs abgeneigt ist, der Tradition von Aquileja eine Art Berechtigung zuzuerkennen. Ja selbst bis an die Donau scheint die Wirksamkeit des hl. Marcus gereicht zu haben 2. Wie sein Aufenthalt in Rom, so ist auch sein apostolisches Wirken in Aegypten außer allem Zweifel. Er dürfte noch unter der Regierung des Tiberius Aegypten zum ersten Mal besucht haben (.Jun. V. *3), aber nachdem er einige Zeit dort gewirkt hatte, um d.J. 44 nach Rom gegangen seyn, um von da um d.J. 49 wieder zurückzukehren. Die Hauptstadt Alexandria, dann Libyen, Cyrene 3, die Pentapolis und die anstoßenden Länder vernahmen das Wort des Heils aus seinem Munde. Unter die Erstbekehrten gehörten der hl. Anianus, seines Handwerks ein Schuhmacher, dann Melius (Abilius) und Cerdo, welche nach dem hl. Marcus den Hirtenstuhl von Alexandria bestiegen. Es ist natürlich, daß auch der hl. Marcus zunächst die Juden für die Lehre Jesu zu gewinnen suchte und deßwegen keineswegs unwahrscheinlich, daß die erste Kirche zu Alexandria aus Judenchristen, vorzüglich aus der Classe der Therapeuten bestanden habe. (Fleury, l. c. 196. Butler V. 326.) Jener Schuhmacher war sein Erstbekehrter. Es wird nämlich erzählt, daß der hl. Marcus bei ihm eingekehrt sei, um seinen zerrissenen Schuh flicken zu lassen. Dabei stach sich der Schuhmacher mit der Ahle und rief in augenblicklichem Schmerze: »mein Gott!« An diesen Ausruf knüpfte der hl. Evangelist sogleich ein Gespräch über den Glauben an den wahren Gott, das er durch die plötzliche Heilung der Wunde noch bekräftigte. Der hl. Marcus mußte bei dem Neubekehrten wohnen, und ertheilte ihm und der ganzen Familie die heilige Taufe. Uebrigens hat er nicht bloß viele Heiden bekehrt, sondern ein großer Theil der Bekehrten entsagte der Welt und ihren Freuden gänzlich und widmete sich dem einsamen Leben. Während er aber thätig war, die kirchliche Ordnung zu befestigen (er begründete eine eigene Liturgie), erhob sich um Ostern, als eben von den Heiden die Serapischen Feste begangen wurden, ein Aufruhr wider den heiligen Mann. Während er Gottesdienst hielt, wurde er aus der Versammlung gerissen, mit Stricken um den Hals durch die Straßen der Stadt geschleift, die sich von seinem Blute rötheten, und ins Gefängniß geworfen, um am andern Tage neuen Leiden preisgegeben zu werden. Vorher war ihm Jesus erschienen und hatte ihn seines Friedens versichert. Ihm übergab er getrost seine Seele mit den Worten: »Nimm auf meine Seele im Frieden und laß mich nicht von Deiner Gnade geschieden werden.« Dieß geschah an dem Orte, welchen man Buculus nannte. Hier wurde er auch begraben. Zwar sollte sein Leichnam verbrannt und die Asche den Winden preisgegeben werden, aber ein Regen löschte den schon brennenden Scheiterhaufen und gab den Christen Gelegenheit, den bereits von den Flammen ergriffenen Leib des Heiligen in Sicherheit zu bringen. Er wurde einbalsamirt, dann vollständig in ein seidenes Tuch eingeschlagen und wo die beiden Enden desselben auf einander trafen, Siegel angebracht. Nun legte man den Leichnam rücklings in den steinernen Sarg; so wollten ihn wenigstens die Venetianer angetroffen haben. Nach der Tradition, die sich im Orient, namentlich bei den Maroniten erhalten hat, starb der hl. Marcus im J. 67. Das Nämliche behauptet die römische Ueberlieferung. Daß Eusebius seinen Tod um fünf Jahre früher setzt, und daß Hieronymus und Beda ihm folgen, haben wir oben schon angegeben. Es ist noch beizufügen, daß alle neuern Geschichtschreiber der letztern Meinung huldigen. Auch Sollerius folgt ihr in seiner chronologischen Geschichte der Patriarchen von Alexandria. Hienach kann es uns nicht beirren, wenn Butler (V. 327) und nach ihm Migne das J. 68 nennen, indem sie dem von Sollerius citirten Chronologen Pontacus folgen. Er war, nach der von den Boll. uns überlieferten Personalbeschreibung, ein schöner, wohlgestalteter Mann in mittlern Jahren, mit langer Nase, heruntergezogenen Augenbraunen und schönem langem Barte, während der Scheitel wenig behaart war. Jahrhunderte lang, wie Döllinger (l. c. S. 141) berichtet, bewahrte man in Alexandria den Mantel des Heiligen, mit welchem jeder neue Bischof bei seiner Besitznahme sich bekleidete, und im vierten Säculum wallfahrtete man bereits von Ferne her zu seinem in der Nähe der Stadt befindlichen Grabe. Daß weiter hinauf sich Nachrichten über dasselbe nicht vorfinden lassen, erklärt sich aus dem tiefen Schweigen, welches die Christen damals überhaupt hinsichtlich ihrer Heiligthümer beobachten mußten. Im achten Jahrh. stand an diesem Orte bereits eine große viereckige Kirche, in welcher unmittelbar vor dem Altare, der nach Osten sah, das Grab des Heiligen und über demselben ein viereckiger Oberbau, die sog. Confessio oder wie die Griechen sagen, das Mnema sich befand. Der Ruf der Wunder, welche hier geschahen, zog ganz Aegypten an. Bezüglich der Reliquien des hl. Marcus herrscht in den Angaben der Geschichtschreiber große Verwirrung. Daß dieselben nach Venedig übertragen worden seien, ist eine in dieser Stadt und Republik unbezweifelte Thatsache. Man sagt nämlich, daß ums J. 820 venetianische Kaufleute durch die Ungunst des Windes an die africanische Küste verschlagen und genöthigt worden seien, in Alexandria zu landen. Die Zahl der Schiffe wird auf zehn angegeben. Während sie ihre Schiffe ausbesserten, kamen sie auf den Gedanken, ihnen als den »Erstgebornen des hl. Marcus« gebührten auch seine irdischen Reste, und suchten deßhalb die Hüter seines Grabes zu bereden, ihnen dieselben zu überlassen. Es gelang ihnen nach vieler Mühe, die Erfüllung ihres Wunsches zu erlangen. Um die Abführung des hl. Leibes ohne Aufsehen zu ermöglichen, deckten sie den Tragkorb, worauf er sich befand, mit Krautblättern, Häuten, Schweinefleisch und andern Handelsgegenständen zu und fuhren, nachdem sie die Schiffe erreicht hatten, sogleich ab. Es geschah dieß unter dem Dogen Justinian und dem Bischofe Ursus. Ob aber diese Geschichte genau sei, unterliegt schweren Bedenken; namentlich erregen die vielen Wunder, welche schon auf der Ueberfahrt zur Bezeugung dieser Thatsache geschehen seyn sollen, gegründetes Mißtrauen. Sogar die Venetianer wußten längere Zeit den Ort, wo sich die hl. Reliquien befinden sollten, nicht mehr anzugeben. Eine im J. 870 verfaßte Reisebeschreibung, welche bei Butler (V. 328) citirt ist, erwähnt übrigens zu Gunsten der venetianischen Tradition, daß man um diese Zeit den Leib des hl. Marcus in Alexandria nicht mehr besaß, »weil die Venetianer ihn auf ihre Inseln gebracht hätten«. Gegenwärtig sieht man an der hintern Seite des Hochaltars der Marcuskirche eine weiße Marmorplatte, auf welcher eine metallene Inschrift , daß hier der am 7. Mai 1811 nach vieler Mühe in der unterirdischen Capelle aufgefundene Körper des hl. Marcus ruht. (Jene Capelle, die Krypta, ist dermalen unzugänglich und führt den Namen Sottoconfessione). Für die Aechtheit der Reliquien sprechen folgende Gründe: 1) Die Tradition der Stadt Venedig, welche seit dem zehnten Jahrh. in Schriften, Bildnissen und Bauten bezeugt ist; 2) die Thatsache, daß seit der Mitte des neunten Jahrh. der hl. Marcus und nicht mehr der hl. Theodorus als Schutzpatron der Stadt angegeben ist; 3) die venetianischen Münzen tragen vor dem neunten Jahrh. ohne Ausnahme das Bildniß unsers Erlösers, seit jener Zeit aber den Typus und den Namen des hl. Marcus; 4) viele, zum Theil sehr angesehene Pilger, wie z. B. Papst Benedict III. im J. 853, Kaiser Otto III. im J. 998, PapstLeo IX. im J. 1053, wallfahrteten vom neunten Jahrh. angefangen zu diesem Grabe; 5) die Identität der am 7. Mai 1811 aufgefundenen Reliquien mit denen, die im J. 1094 als Reliquien des hl. Marcus unter dem Altar beigesetzt wurden, ist zweifellos 4. Einige Jahre früher, unter Kaiser Heraclius, kam die angebliche Cathedra des hl. Marcus nach Constantinopel, und von da nach Grado und zuletzt nach Venedig, wo sie dermalen in einer Seitencapelle der Marcuskirche aufbewahrt wird. Im Widerspruche hiemit sagt das Martyrologium der Prager Domkirche vom hl. Marcus, daß sein Leib durch Carl den Großen ins Kloster Reichenau, Bisthums Basel, sei übertragen worden 5. Von den dort aufbewahrten Reliquien brachte Carl IV. einige Theile, unter diesen das Haupt und einen Zahn, nach Prag. Auch Usuardus schreibt von den Reliquien des hl. Marcus in Reichenau. Henschen vermuthet, daß dieselben irgend einem römischen Martyrer angehören, da mit denselben auch noch die Reliquien eines hl. Senesius und Theopontus als dort befindlich genannt werden. Sie sollen im J. 830 dahin gekommen sein 6. Unter den Kirchen, die zu Ehren des hl. Marcus erbaut wurden, ist die Hauptkirche von Venedig wohl die schönste und prachtvollste in der Welt. Auch in Rom, Constantinopel (am Taurus, erbaut durch den Kaiser Theodosius den Großen und erneuert im J. 1419), Alexandria und an vielen andern Orten erhoben sich solche unter seinem Namen. Schließlich geben wir noch einige Notizen über den Tag seiner Verehrung. Die lateinische, griechische und koptische Kirche begeht seinen Todestag am 25. April. An diesem Tage steht er auch im Mart. Rom. Außerdem werden noch gefeiert: in Venedig der 25. Juni als apparitio (revelatio) S. Marci, welche im J. 1094 geschah, als nämlich seine Reliquien wie durch ein Wunder wieder entdeckt wurden; der 8. Oct. als Kirchweihfest der Marcuskirche; der 3. desselben Monats als Gedächtnißtag (Acta SS. Oct. II. 1); der 31. Jan. als der Tag seiner Uebertragung. Die Menäen haben eine Commemoration am 11. Jan. Die Kopten feiern ihn außer dem 25. April noch am 26. März. In Reichenau beging man die Feier der Translation am 9. April. Einige Ms. des hl. Hieronymus haben ihn am 23. Sept. In Prag trifft seine Uebertragung am 2. Jan. Er ist Patron gegen unbußfertigen Tod und gegen Krätze. Als Attribut hat der hl. Marcus gegenwärtig den geflügelten Löwen. Der hl. Augustin schrieb ihm (de consensu Ev. I. 6) seiner Zeit den Menschen zu, weil er sich vorzüglich mit Darstellung der menschlichen Wirksamkeit Christi beschäftiget habe. Die Folgezeit ging davon ab, weil er sein Evangelium mit der »Stimme des Rufenden in der Wüste« beginnt. Auf Bildnissen, welche die vier Evangelisten überhaupt darstellen, findet man sie über den vier Strömen, die vom Baume des Lebens entspringen, und zwar den hl. Marcus über dem Gehon (Nil). Bisweilen hat er auch Engel mit Posaunen bei sich, weil er so das jüngste Gericht beschreibt. Unter den Sagen, welche sich an den Namen des hl. Marcus knüpfen, ist die von seinem Ringe, den ein Fisch aus dem Meeresgrunde herausholte, die berühmteste. Ein Fischer brachte ihn dem Senat von Venedig, zum Zeichen, daß die Stadt niemals durch eine Ueberschwemmung zu Grunde gehen solle. Diese Legende steht (Menzel, Symb. II. 78.) im Zusammenhange mit der jährlichen Vermählung der Republik Venedig mit dem Meere durch einen hineingeworfenen Ring. Auch die Flotte stand unter dem Schutze des hl. Marcus. Bei einem wüthenden Sturm soll einst der Heilige hinausgefahren seyn und ein Schiff voller Teufel, die den Sturm erregten, entdeckt und vertrieben haben. Einem Venetianer, der in türkische Gefangenschaft gerathen war und durch grausame Martern zur Verleugnung des Glaubens gezwungen werden sollte, stand er bei, daß plötzlich alle Folterwerkzeuge auseinander fielen. Alle diese Sagen sind durch treffliche Gemälde in den venetianischen Kirchen verewigt. Noch ist zu bemerken, daß am Tage des hl. Marcus die »größern Litaneien« (Bitt-Processionen), so genannt zum Unterschiede von den »Rogationen« an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt, gehalten werden. Sie sind eines der ältesten Denkmale der Verehrung des hl. Marcus. Dieselben sind nicht erst von Gregor dem Großen eingeführt (von ihm stammt die Anordnung der sieben Kirchen, von welchen die Processionen nach St. Maria Maggiore sich zu bewegen hatten), sondern schon vor ihm in Uebung gewesen. Er selbst nennt sie (W. W. K.-L. VI. 832) eine jährliche Andachtsfeier (solemnitas annuae devotionis). Dennoch schweigen die über die Zeit Gregors d. G. hinausreichenden historischen Quellen von derselben. Nach Piazza (l. c. I. 342) ging man ursprünglich von der Kirche des hl. Marcus in mehreren Stationen zu der des hl. Laurentius. Die unter dem Namen des hl. Evangelisten bekannte Liturgie ist höchstens in ihren Grundzügen von ihm selbst, die Ausführung ist ein Product späterer Zeiten. Sie war zuerst in griechischer Sprache verfaßt und wurde später ins Koptische und Arabische übersetzt. (III. 344-358).

1 S. darüber Langen, Einl. S. 35.

2 Eine Steininschrift am Kirchthurm zu Ens, die jedoch über das 16. Jahrh. nicht hinausreicht, sagt: … his Marcus in oris cum Luca Christi dogma professus erat. Hiezu bemerkt Rettberg: »Vielleicht wirkte er durch seine Schüler von Aquileja her bis an die Donau«, jedoch mit dem Beisatze: »Aber auch sein Apostolat hier ist zweifelhaft.«

3 Hier soll er zuerst, noch ehe er nach Alexandria kam, das Wort Gottes gepredigt und Bischöfe eingesetzt haben. Da ein Viertel der ganzen Bewohnerschaft aus Juden bestand, verdient diese Ueberlieferung allen Glauben. (Tüb. Theolog. Qu. Sch. XLVII. 388.)

4 Weitläufig hierüber die Zeitschrift »Kirchenschmuck« XXV. 1. S. 1-19.

5 Vgl. Pertz, mon. hist. script. IV. 449-452. Radolt, Bischof von Verona, der nach Niederlegung seines Bisthums sich in der Nähe von Reichenau, am andern Ufer des Untersees, eine Zelle baute (Radolfszell), wollte nämlich die Reliquien von einem Venetianer erhalten haben, mußte aber den Namen seines Heiligen anfangs verschweigen und daher den eines hl. Valens angeben. (Rettberg, K.-G. Deutschl. II. 124.)

6 Außerdem befinden sich Reliquien des hl. Marcus zu Rom, Paris, Cambray, Tournay, Cöln u. a.O.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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