Ökumenisches Heiligenlexikon

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Silvester I.


S. Silvester (Sylvester), Pp. Conf. (31. Dec. al 2. Jan.) Dieser Papst war ein geborener Römer. Sein Vater hieß Rufinus, den er frühzeitig verlor, seine Mutter Justa. Seine Erziehung leitete ein Priester, Namens Caritus (Carinus). Nach Vollendung seiner Studien wurde er unter die Geistlichkeit Roms aufgenommen und erhielt noch vor dem Ausbruche der Diocletianischen Verfolgung die Priesterweihe. Er erwarb sich während dieser stürmischen Zeit die Hochachtung und Liebe der Gläubigen. Nach dem Tode des Papstes Melchiades im Januar 314 wurde er auf den Stuhl des heil. Petrus erhoben, hielt sich aber auf dem Berge Soracte verborgen. In demselben Jahre wurde zu Arles ein Concil gehalten, auf welchem er sich durch Gesandte vertreten ließ. Man verdammte dort die Spaltung der Donatisten und die Ketzerei der Quartodecimaner. Es wurden auch 22 die Disciplin betreffende Canones erlassen. Das von den versammelten Bischöfen an den heil. Silvester gerichtete Synodalschreiben lautet nach Stolbergs Uebersetzung wie folgt: »Wir, die wir durch gemeinschaftliches Band der Liebe und der Einheit unserer Mutter, der kathol. Kirche, auf den Willen des Kaisers hieher gekommen sind, begrüßen dich, gottseligen Papst (Religiosissime Papa), mit verdienter Ehrfurcht an diesem Orte, wo wir von schwierigen und unserer Ueberlieferung gefährlichen Menschen, die zügellosen Sinnes sind, Vieles ausgestanden haben, welche aber von der gegenwärtigen Autorität unsres Gottes, von der Ueberlieferung und von der Richtschnur der Wahrheit also verworfen, daß sie nichts mehr zu sagen wußten, indem jede ihrer Anklage dahinfiel, und kein Erweis ihnen übrig blieb. So sind sie denn durch das Urtheil Gottes und unsrer Mutter, der Kirche, welche die Ihrigen kennt und ihnen Zeugniß gibt, theils verurtheilt worden, theils abgewiesen. Und, o geliebtester Bruder! daß du es werth geachtet hättest, diesem so großen Schauspiele beizuwohnen. In der That glauben wir, daß ein strengerer Beschluß würde abgefaßt worden sein, und daß unsere Versammlung, wenn du mit gerichtet hättest, freudiger würde gejauchzet haben. Da du aber jenen Ort nicht verlassen konntest, an welchem die Apostel ihren beständigen Sitz haben, deren Blut ohne Unterlaß die Ehre Gottes bezeugt, so hat doch uns geschienen, geliebtester Bruder! daß wir nicht allein diese Sache, wegen welcher wir berufen waren, sondern auch für die Angelegenheiten unserer Kirchen uns berathschlagen sollten, da bei so großer Verschiedenheit der Provinzen, aus denen wir zusammengekommen, so manche Gegenstände zur Anregung gebracht worden, deren Bestimmung uns nöthig schien.« Der heil. Silvester bestätigte ihre Beschlüsse. Die Gesetze und Verordnungen, welche der fromme Kaiser Constantinus zum Schutze und zur Erhöhung der christlichen Kirche erließ, dürfen wir um so mehr dem hl. Papste zum Verdienste anrechnen, als der Kaiser gewohnt war, in allen derartigen Dingen nichts ohne den Beirath der Bischöfe zu thun. Sie erflossen sämmtlich in den Jahren 313 bis 324. Dem allgemeinen Kirchenrathe von Nicäa im J. 325 konnte der heil. Papst wegen Altersschwäche nicht anwohnen, er sandte deßhalb seine Legaten dahin, welche statt seiner den Vorsitz führen sollten, nämlich den Spanier Hosius von Corduba und zwei Römer, Vito und Vincentius. Durch seinen Eifer in Erfüllung aller oberhirtlichen Pflichten (er erneuerte auf einem römischen Concil die Beschlüsse von Nicäa) trug der hl. Silvester Vieles zur Festigung des wahren Glaubens bei. Er starb am 31. Dec. 335, nachdem er etwa 21 Jahre auf dem apostol. Stuhle gesessen und besonders durch seine väterliche Fürsorge für die Armen geglänzt hatte. So viel steht geschichtlich fest. Dazu kommt eine Reihe mehr oder weniger beglaubigter frommer Sagen, die wir nicht ohne Weiteres zu den »Fabeln« zu zählen berechtigt sind. Der sel. Canisius stellt dieselben in folgender Weise zusammen: »Dieser bekehret und taufet den großen Kaiser Constantinus, reiniget ihn zugleich von seinem Aussatz, wie er auch des Kaisers Mutter Helena (s. d.) mit 141 jüdischen Rabbinen, ja auch die ganze Stadt Rom durch seine Disputationen und Wunderzeichen zu Christen machet. Hernach erlöset er das römische Volk von zweierlei Tod, einmal von der Abgötterei, und (dann) von dem Gift des schädlichen Drachen, welcher mit seinem Anblasen (Athem) viel Volk täglich tödtet.« Daß namentlich die römische Tradition von der Taufe des Kaisers Constantin durch den heil. Silvester auf guten Gründen beruht, obschon sie bei dem Gewichte der gegenüberstehenden, quellenmäßigen Zeugnisse nicht als gewiß gelten kann und deßhalb durch alle Jahrhunderte hindurch bis auf unsere Tage stark angefochten worden ist, läßt sich nicht bestreiten. Die Veranlassung erzählt die Legende in folgender Weise: Der Kaiser, anfänglich ein Feind der Christen, war vom Aussatze befallen und die Aerzte riethen ihm als Heilmittel ein Bad in frischem Kinderblut; der hl. Silvester aber, welcher auf dem Berge Soracte in Verborgenheit lebte, habe ihm dafür den Empfang der hl. Taufe gerathen. Beides ist glaubbar. Die Erscheinung der Apostelfürsten Petrus und Paulus und die Vorweisung ihrer Bildnisse durch den hl. Silvester ist eine Ausschmückung dieser Erzählung. In allen seinen Erlassen nach dem J. 321 erscheint der Kaiser als Christ, was die empfangene Taufe voraussetzt. Ein Heide hätte niemals derartige Gesetze und Verordnungen gegeben. Nur von einem Neubekehrten, der im ersten Eifer stand, konnten dieselben herrühren. Er trat in denselben förmlich als Glaubensprediger auf, indem er seine Unterthanen, freilich ohne Auferlegung irgend eines Zwanges, aufforderte, dem Götzendienste zu entsagen und die allein wahre Religion anzunehmen. Mehrere Heidentempel ließ er schließen, andere zerstören, aus noch andern die Götzenbilder entfernen. Ebenso ermahnte er nach dem Schlusse des Concils von Nicäa, das er berief und schützte, die Arianer, auf dem Weg der Wahrheit und zur kirchlichen Einheit zurückzukehren. Zu Rom steht als historisches Denkmal der von ihm empfangenen Taufe das Baptisterium s. N. Daß er zu Nicomedia, Antiochia, Constantinopel und Rom christliche Kirchen erbaute und reich dotirte, ist unbestritten. Zahlreiche Bekehrungen von Heiden, die zu damaliger Zeit erfolgten, werden von Sozomenus u. A. dem Beispiele des Kaisers zugeschrieben, was undenkbar wäre, wenn er nicht den christl. Glauben förmlich angenommen hätte. Nach der sg. »Kirchengeschichte« soll freilich Eusebius von Nikomedia am Kaiser die Taufe vollzogen haben, und zwar im Palaste Aquirin kurz vor seinem Tode, in seinem 65. Lebensjahre. Aber dieselbe »Geschichte« berichtet selbst unmittelbar vorher, wie andächtig der Kaiser das Osterfest gefeiert und an den heil. Geheimnissen Theil genommen habe, was wieder den Empfang der Taufe voraussetzt. Daß sich der Kaiser längere Zeit weigerte, dem hl. Athanasius Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, fällt wenig ins Gewicht, weil seine Gegner nicht versäumt hatten, diesen großen Bischof als staatsgefährlichen Aufrührer zu verdächtigen und der Kaiser überhaupt, namentlich aber in solchen Dingen, gegen Anklagen und Beschuldigungen sehr leichtgläubig war. Hiemit steht die Zurückberufung des Arius aus der Verbannung im J. 327 in nothwendiger Verbindung. Die arianischen Bischöfe mißbrauchten den Eifer des Kaisers, gaben aber zugleich die unveräußerlichsten bischöflichen Rechte in seine Hand. Aber der Erzählung des Arianers Eusebius von Cäsarea, der durch dieselbe seiner Secte größern Aufschwung zu geben hoffen mochte, steht das ganz unverdächtige Zeugniß des dem Christenthume äußerst feindlichen Heiden Zosimus gegenüber, der ausdrücklich sagt, die Bekehrung, also wohl auch die Taufe des Kaisers habe »zu Rom« durch einen ägyptischen Zauberer (Silvester?) und einen Spanier (Hosius?) stattgefunden. Hier hat derselbe die meisten Kirchen gebaut und eingerichtet. So entstanden unter ihm außer der Lateranensischen Basilica die St. Peterkirche auf dem Vatican, die St. Paulskirche außerhalb der Mauern, die noch vom hl. Silvester consecrirt wurden, die Kirche zum hl. Kreuz in Jerusalem (Basilica Sessoriana), die St. Agneskirche mit dem dabei befindlichen Baptisterium, die St. Laurentiuskirche außerhalb der Mauern, endlich dei der Grabstätte seiner Mutter, der heil. Helena, die Kirche der hhl. Petrus und Marcellinus. Dazu kommen noch Kirchen zu Ostia, Capua und Neapel, die ihm zugeschrieben werden. Und das Alles sollte der Einfluß des hl. Silvester bewirkt haben, ohne daß er den frommen Kaiser zur Taufe hätte bewegen können? Von besonderem Gewichte scheint uns zu sein, daß auch die griechische Kirche an der Taufe des Kaisers durch den hl. Papst festhält. Mag seine Legende auch zu Rom entstanden und ins Griechische übersetzt sein, so hätte sie doch niemals im Orient Glauben gefunden, wenn die griechische Kirche nicht dieselbe historische Ueberlieferung gehabt hätte wie die abendländische. Was aber die Disputation des hl. Papstes mit den Juden betrifft, so ist auch diese im Geiste jener Zeit wohl begründet. Wenigstens hat nach dem Zeugnisse des Sozomenus im J. 324 eine solche Disputation mit heidnischen Philosophen in Constantinopel stattgefunden. Warum sollte diese damals sehr beliebte Bekehrungsweise nicht auch in Rom geübt worden sein? Die Drachengeschichte ist sicherlich nicht so zu nehmen wie sie lautet, sondern vom Gift der Abgötterei (wie könnte sonst gesagt worden sein, daß die Römer den Drachen verehrten?) und des Irrglaubens zu verstehen. Wenn beigefügt wird, daß das Wort eines jüdischen Zauberers einen starken Stier getödtet, das Wort des hl. Silvester aber zum Leben zurückgerufen habe, so ist hier offenbar der für den Heiligen siegreiche Ausgang des Wortstreites versinnbildet; weder der Verfasser der Legende, noch dessen erste Leser haben hiebei an einen wirklichen Stier gedacht. Die Verdienste des hl. Silvester und seine vorzügliche Heiligkeit wurden von der Kirche auch dadurch anerkannt, daß er der erste hl. Bekenner ist, welcher als solcher in die liturgischen Bücher aufgenommen, verehrt und angerufen wurde. Dennoch ist seine Geschichte zum Theil in Dunkel gehüllt. Vieles, z. B. die Constantinische Schenkung und das erste römische Concil, ist entschieden bloße Erfindung. So manche nützliche Einrichtung, deren Ursprung unbekannt ist, wurde ihm zugeschrieben. So mögen die liturgischen Anordnungen, welche seine Namen tragen, zum Theil schon früher in Kraft gewesen sein: z. B. es seien fortan nur Altäre aus Stein zum hl. Meßopfer zu gebrauchen; der Altar aus Holz, der noch vom heil. Petrus herrührte, solle in der Basilica des Lateran aufgestellt und allein dem jeweiligen Kirchenoberhaupte zum Gebrauche gestattet werden; zur Bedeckung des Altars solle nur Linnen, nichts Anderes, nicht einmal Seide verwendet werden und Aehnliches. So verhält es sich auch mit den Bestimmungen, welche die Abstufungen der priesterlichen Weihen festsetzen, und verbieten, daß die Geistlichen wegen weltlicher Angelegenheiten für weltliche Personen vor den Gerichten Anwaltsdienste thun. Der Leichnam des hl. Papstes wurde anfänglich an der Salarischen Straße, im Gottesacker der Priscilla, beigesetzt. Seine Uebertragung in die Kirche des hl. Papstes Symmachus erfolgte unter Sergius II. Die älteste Kirche seines Namens ist wohl die auf dem Campo Marzo, zugenannt in Capite, wo sein elterliches Haus gestanden haben soll. Der hl. Gregor d. Gr. hat hier eine seiner HomilienEine Homilie (von griech.„ὁμιλεῖν”, „vertraut miteinander reden”) ist eine Art von Predigt. Während eine Predigt die Großtaten Gottes preist (lat. „praedicare”, „preisen”) und Menschen für den Glauben begeistern will, hat die Homilie lehrhaften Charakter. gehalten. An seinem Festtage und zur Stationsfeier wird das Haupt des heil. Papstes in einem silbernen Schreine zur Verehrung ausgesetzt. Andere Kirchen s. N. finden sich auf dem Monte Cavallo, und in Trastevere (Pfarrkirche), wozu noch einige Oratorien und Kapellen kommen. Papst Gregorius IV. hat seine Festfeier auf alle Kirchen des Abendlandes ausgedehnt und Urban VIII. hat dieselbe zum wirklichen Feiertag erhoben. Die Griechen ehren ihn am 2. Januar. Auf Bildern finden sich Scenen aus seinem Leben oder seiner Legende, wie die Beisetzung der Reliquien des hl. Petrus, die Taufe des Kaisers Constantin, die Tödtung oder Fesselung des Drachen, seine Verehrung des von der hl. Helena aufgefundenen Kreuzes Jesu Christi, oder solche Attribute, die gleichfalls an seine Legende erinnern, wie z. B. ein neben ihm liegender Stier (Ochse), was Anlaß gegeben hat, ihn als Schutzheiligen der Rinder zu verehren.




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zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
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