Ökumenisches Heiligenlexikon

Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen

Ursula Veneri


B. Ursulina, V. (7. Apr.). Diese Selige war die Tochter bürgerlicher Eheleute zu Parma, Namens Petrus und Bertolina dei Rami. Schon als Kind war sie mit Gott in beständigem Verkehre, und zeigte, obwohl körperlich schwach und elend, schon deutliche Spuren ihres spätern, hochbegnadigten Lebens. Mit dem zunehmenden Alter vermehrten sich die himmlischen Erleuchtungen. Sie wurde darüber öfter geprüft, ohne daß eine Selbstüberhebung oder Täuschung zu Tage getreten wäre. Einmal wurde ihr (Stolz, Legende II. 41) von einem vornehmen und hochmüthigen Geistlichen die vorwitzige Frage vorgelegt: »Wenn du so große Erleuchtungen hast, wie es heißt, so erkläre einmal offen und deutlich, was die heil. Dreifaltigkeit ist.« Die Selige erwiderte: »Wenn du den Dreieinigen Gott selbst anschauen dürftest, würdest du Ihn dann ergründen und sein Wesen mit Worten erklären können?« »Gewiß nicht,« war die Antwort. »Also ist auch deine Frage unnütz«, erwiderte die Jungfrau. Der Geistliche fragte weiter: »Wenn du so viel mit Gott umgehst, so wirst du auch wissen, welche Menschen selig werden, und welche einmal verloren gehen.« Darauf antwortete die fromme Jungfrau: »Wenn du einen blühenden Baum siehst, kannst du unterscheiden, welche Blüthen Frucht bringen werden, und welche ohne Frucht zu bringen abfallen?« Da er nichts zu antworten wußte, setzte die fromme Jungfrau hinzu: »Solches ist Gott allein bekannt, und wem Er es offenbaren will.« Gleichwohl kam sie in den Ruf einer Zauberin oder einer Hexe. Einst erhielt sie in einer Offenbarung den Befehl, nach Avignon zu gehen und den Afterpapst Clemens zur Aufhebung des Schismas zu bewegen. Clemens nahm sie gnädig auf, hörte sie aufmerksam an, und fühlte sich so gerührt, daß er, wenn die ihm anhängenden Cardinäle eingewilligt hätten, sich dem rechtmäßigen Papste Bonifacius IX. unterworfen haben würde. Seine Anhänger hinderten ihn aber, die Selige noch einmal zu empfangen, weßhalb sie Avignon, nach mehrmaligen Versuchen, vor ihn zu gelangen, wieder verließ, um dem Papste über ihren Besuch zu Avignon Bericht zu erstatten. Von Rom aus begab sie sich nach Venedig, wo sie sich nach dem gelobten Lande einschiffte, um dort die heiligen Orte zu besuchen. Nach ihrer Rückkehr von Jerusalem wollte sie mit ihrer Mutter ihren Aufenthalt in ihrer Vaterstadt Parma nehmen, ward aber bald darauf von dem Tyrannen Ottobonus III. mit vielen andern frommen Einwohnern der Stadt in die Verbannung geschickt. Sie begab sich nun mit ihrer Mutter nach Bologna und von dort nach Verona. Daselbst lebte sie in stiller Zurückgezogenheit, nährte sich und ihre Mutter durch Händearbeit und einiges Almosen, welches ihnen gereicht wurde. Als sie schwer erkrankte, und ihre Mutter deßhalb in großen Sorgen war, sprach sie: »Liebe Mutter, wir müssen uns ruhig in Gottes Willen ergeben, denn Er weiß am besten, was wir nöthig haben.« Es wurde schlimmer, und sie bereitete sich durch den Empfang der heil. Sacramente auf einen seligen Tod. Nachdem dieses geschehen war, nahm sie Abschied von ihrer Mutter und bat sie um ihren Segen. Die Mutter fing bitterlich an zu weinen und sprach: »Meine Tochter, sei gesegnet, aber segne auch du deine arme Mutter.« Da erhob die Sterbende ein wenig die Hand, und segnete die Mutter und die Umstehenden. Bald darauf betete sie: »Herr, du rufst mich: siehe ich komme zu dir nicht kraft meiner Verdienste, sondern durch deine zuvorkommende Barmherzigkeit, welche ich um des Blutes deines Sohnes willen von dir erflehe.« Mit den Worten: »Vater! in deine Hände empfehle ich meinen Geist,« entschlief sie, wahrscheinlich im J. 1410. Im Jahre 1507 wurden ihre Reliquien in einen marmorenen Sarg gelegt und im J. 1604 unter einen neuen Altar transferirt. Sie wird besonders zu Parma im Kloster des hl. Quintinus verehrt. (I. 723.)




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zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
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