Ökumenisches Heiligenlexikon

Vortrag: Lourdes und heilsame Erlebnisse in den Pyrennäen

Bilderdatei: Lourdes.exe
Videodatei: Song_of_Bernadette.mp4

Wir nähern uns dem berühmten und viel besuchten Marien-Wallfahrtsort Lourdes und blicken zum besseren Verständnis erst auf die eindrückliche Landschaft in den Pyrennäen und andere Marienwallfahrtsorte in der Umgebung.

Der Col du Tourmalet, mit 2115 Metern die höchste Passstraße in den Pyrennäen, wurde berühmt durch die Tour de France. Hier oben herrscht prachtvoller Sonnenschein.

An der Straße wird fleißig gebaut. Durch heftige Regenfälle in den letzten Tagen gab es offenbar sdchwere Überschwemmungsschäden, deren Reste beseitigt werden, denn - wie fast immer – ist die Tour de France auch dieses Jahr wieder zu Gast.

Der Gigant des Tourmalet. Auf der Passhöhe steht das Denkmal für den ersten, der bei einer Tour den Pass erreichte: 1910, auf der Etappe von Luchon nach Bayonne. Die war 326 km lang und wurde bewältigt ohne Gangschaltung oder Carbonrahmen - dagegen sind die heutigen Profis Weicheier.

Aber alle Achtung vor den vielen - auch weiblichen und älteren - Amateuren, die heute mit dem Fahrrad den Pass erklimmen.

Hier oben gibt es - ein Schuld weist darauf hin - Animaux en Liberté, Tiere in Freiheit. So sollte es immer sein!

Nach dem Tourmalet folgt der Col d'Aspin. Hier weiden Pferde auf der Passhöhe.

Die Fahrt geht dann weiter zum Marienheiligtum in Lourde.

Nein: das ist nicht das berühmte Lourdes, sondern Lourde - ohne S am Ende und etwas östlich des vielbesuchten Wallfahrtsortes. Wer nicht aufpasst, wählt in seinem Navi den falschen Ort und landet hier an dieser unspektakulären Stelle. Der kleine Weiler im Vorgebirge der Pyrenäen hat seit 1892 seine eigen Marienstatue, Notre Dame de la Floraire, Unsere liebe Frau von der Blüte. Sie steht in einer Felsnische an der als heilkräftig geltenden kleinen Quelle - hinter der zur Wasserversorgung des Dorfes gefassten großen Quelle. Die Statue ist eine Schenkung einer zugewanderten Bewohnerin des Dorfes. Aber: mehr ist hier nicht.

Wir nähern uns dem richtigen Lourdes und kommen nach Lestelle-Bétharram; hier gibt es eine gut erhaltene alte Brücke …

… und dieses Marienheiligtum aus drei Komponenten: hier die Kapelle Notre-Dame de l'Étoile aus dem 19. Jahrhundert zur Erinnerung an die Begebenheit, dass die strahlende Jungfrau einigen Hirtenkindern in einem glühenden Busch erschien.

Das ehemalige Priesterseminar am Sanktuarium in Lestelle-Bétharram, darüber die Kapelle Notre-Dame de l'Étoile. Hierher kommen jährlich 50.000 Besucher.

Der Kreuzweg Notre-Dame du Calvaire hat seinen Ursprung in einem 1616 errichteten großen Kreuz, das bereits zwei Monate später von einem Sturm umgerissen wurde; umgeben von einem Lichtstrahl richtete es sich von selbst wieder auf. Zu ihm führt heute der Kreuzweg, dessen erste Station direkt neben der Kirche ist.

Nächster Schauplatz - hoch in den Bergen, aber durch eine breite Straße erschlossen, um die Pilger vor Ort zu bringen: das Sanktuarium der Marienerscheinung von La Salette.

Am 19. September 1846 erschien dort den beiden Hirtenkindern Maximin Giraud, der damals elf Jahre alt war, und der 15-jährigen Melanie Calvat auf der Bergalm hoch über dem Dorf La Salette bei Grenoble in den französischen Alpen Maria mit umfangreicher Botschaft.
Nach längerer Untersuchung anerkannte zum fünften Jahrestag 1851 der Bischof von Grenoble die Echtheit der Erscheinungen und ordnete den Bau eines Sanktuariums am Ort der Erscheinung an. Schnell entstanden Wallfahrten, die Botschaft wurde weit verbreitet.

Die beiden Kinder sahen eine Feuerkugel, die wie die Sonne leuchtete, und darin immer deutlicher eine frauliche Gestalt, die auf einem Steinblock saß, das Gesicht in den Händen vergraben hielt und weinte. Lange standen die Kinder erschrocken da, dann erhob sich die Gestalt und lud die beiden zu sich: Kommt näher, Kinder, habt keine Angst! Ich bin hier, um euch eine große Botschaft mitzuteilen.
Die Gestalt trug ein langes weißes Gewand, eine gelbe Schürze, ein Halstuch und eine einfache Haube. Auf ihrem Kopf leuchtete ein Diadem und auf ihrer Brust ein Kreuz mit Hammer und Zange auf dem Querbalken, von dem aller Lichtglanz ausging. Wer die Frau war, wussten die Kinder nicht und sprachen später immer von der schönen Dame, die nun zu sprechen begann.

Es gibt hier eine als heilsam erachtete Quelle mit allerbestem Bergquell-Wasser.

Das Denkmal für Maria mit den Hirtenkindern.
Aus der Botschaft der Maria in La Salette: Im Sommer gehen nur ein paar ältere Frauen zur Messe. Die andern arbeiten an den Sonntagen den ganzen Sommer hindurch. Im Winter, wenn sie nicht wissen, was tun, dann gehen sie zur Messe, aber nur, um sich über die Religion lustig zu machen. Und in der Fastenzeit laufen sie wie die Hunde in die Metzgerei.

Der Komplex des Sanktuariums La Salette

Auch der kleine Ort Notre-Dame de l’Osier bei Grenoble ist ein Marien-Wallfahrtsort. Im März 1657 erschien Maria hier – angeblich - dem Bauern Pierre Port-Combet mit der Aufforderung, ein Heiligtum zu errichten, an dem viele Wunder geschehen würden.

Das Bild hinter dem Altar der Kapelle illustriert das Geschehene.

Das Wallfahrtsbanner zeigt diese Marienerscheinung.

Marienerscheinungen gibt es zuhauf - wir sehen hier deren Verteilung weltweit …

… und in Westeuropa.
Allein im 20. Jahrhundert soll sich Maria insgesamt 427 Mal gezeigt haben, oft vor Mädchen im Stadium der Pubertät oder Vorpubertät.

Endlich kommen wir an den bedeutendsten Marien-Wallfahrtsort: nach Lourdes.
Ich hatte mich auf große Menschenmassen eingestellt, aber das, was ich antraf, überstieg alle Erwartungen bei weitem. Die ganze Stadt scheint aus Souvenirläden und Hotels für die Pilger zu bestehen. An diesem kühlen Sonntag sind es Zehntausende, so dass teilweise kaum ein Durchkommen ist.

Es ist eine Atmospäre wie in Deutschland bei einem Kirchentag - nur ist das hier jeden Tag so. Erfahrene Besucher - das sind offenbar sehr viele - bringen deshalb ihren Campingstuhl mit, so wie der Mann hinten.

Heute ist offenbar auch Wallfahrt französischer Kriegsveteranen - viele Dutzend ihrer Fahnen sind zu sehen.

Tausende haben sich zum Rosenkranzgebet an der Grotte eingefunden, viele folgen auch von jenseits des Flusses.

Wichtige Einnahmequelle des Sanktuariums sind die Kerzen, das Stück für 10 €, 9 Englische Pfund, 13 Schweizer Franken oder 15 US-$; sie sind, so steht es hier: Ihr verlängertes Gebet.

Das Ziel vieler Pilger sind die Entnahmestellen für das heilkräftige Wasser; der ungeheuere Bedarf kann nicht mehr an der Originalquelle entnommen werden, sondern wird jetzt etwas entfernt davon an den Zapfstellen entnommen.

Die Hauptmasse der Pilger sind natürlich ältere und kranke Menschen, aber es sind auch viele Jüngere darunter.

Am Eingang der Grotte, in der Maria der jungen Bernadette Soubirous erschien, wird jeder Besucher einzeln von einem Priester gesegnet - viele hunderte Mal macht er das Kreuzeszeichen und spricht die Segensworte; dennoch empfand ich ihn bei meinem Besuch als sehr aufmerksam und zugewandt.

In der Grotte werden von meist jungen Helfern die Kranken an der Quelle und der Marienstatue vorbeigeführt; das Wasser wird heute an anderer Stelle entnommen. Ihr Bedürfnis nach einer Berührung stillen die Vorbeigehenden am Stein des Felsens, der deshalb schon ganz glatt und speckig ist.

Die Marienstatue des Künstlers Fabisch, 1864, in der Grotte mit den Worten der Botschaft (im Dialekt der Pyrenäen): Que soy era Immaculada Conceptiou, Ich bin die Unbefleckte Empfängnis. Sie wurde das Vorbild für alle die weitverbreiteten Statuen der Maria von Lourdes.

Eine große Schar von Pilgern versammelt sich stündlich beim Rosenkranzgebet vor der Grotte.

Viele Kranke werden in speziellen Fahrstühlen zur Grotte gebracht.

Die Quelle in der Grotte ist heute doppelt mit Plexiglas abgedeckt, sprudelt darunter aber sehr kräftig.

Rechts neben der Grotte sind die Häuschen für all die Kerzen …

Die Basilika der Unbefleckten Empfängnis von der Grotte aus gesehen.
Links der Grotte wurde 1866 - noch zu Bernadettes Lebzeiten - zunächst die Kirche erbaut, um deren Bau Maria in ihren Erscheinungen gebeten hatte, dies ist die heutige Krypta.
Auf dem Felsen über der Grotte, wurde dann über der Krypta diese Basilika der Unbefleckten Empfängnis errichtet und 1876 geweiht.

Der Schrein mit Reliquien von Bernadette steht in der Seitenkapelle der Krypta. Ihr Leib ruht im Kloster in Nevers.

Der Blick geht vom Vorplatz der Basilika der Unbefleckten Empfängnis auf die Kuppel der vor der Basilika und der Krypta errichteten Rosenkranz-Basilika, auf die Esplanade und die Burg von Lourdes.

Die Marienstatue des Skulpturenherstellers Haus Raffl, geschaffen 1876, steht am Westende der Esplanade.

Die unterirdische Basilika - unter der Esplanade - ist Papst Pius X. geweiht. Sie wurde 1958 zur Hundertjahrfeier der letzten Erscheinung und der ersten Wunderheilung geweiht und bietet mehr als 20.000 Gläubigen Platz.

Der Eingang zu dieser Basilika sieht eher aus wie die Zufahrt zu einem Parkhaus!

Am Abend gibt es die höchst stimmungsvolle Lichterprozession auf der Esplanade, hier mit Blick auf die Basilika der Unbefleckten Empfängnis.

Auch ich habe hier eingekauft: eine Postkarte - und einen Lourdes-Wasserkanister. Den werde ich auf der Rückreise meiner beinleidenden Tante mitbringen - vielleicht hilft auch ihr das Wasser.

In den Souvenirläden ist die Welt zu Gast; die große Mehrheit der Besucher sind offenbar Italiener, man hört viel Italienisch und sieht viele Geschäfte und Lokale, die auf sie zugeschnitten sind.

Alle Geschäfte haben einen frommen Namen, selbst der Zigarettenladen.

Um die vielen Pilger unterbringen zu können, wurden die Hotels in die Höhe gebaut.

Neben der Quelle hat man Häuschen aufgebaut, in denen die Kerzen deponiert werden. Abends wird das Wachs weggekrazt; gut, wenn man dazu einen Neger hat …

Es geht um dieses Mädchen: Bernadette Soubirons, hier mit einem Rosenkranz in Händen.
Bernadette, ältestes von sechs Kindern, war die Tochter von François Soubirous und seiner Frau Louise geb. Castérot, der Tochter des Müllers der Mühle Boly, die François geheiratet hatte, der damit die Mühle übernahm.

Bernadettes Mutter Louise

Bernadettes Vater François.
Zehn Jahre nach Bernadettes Geburt konnte die Familie die Pacht für die Mühle nicht mehr bezahlen, weil die Konkurrenz der neuen dampfgetriebenen Mühlen zu stark war und wohl auch wegen der Alkoholabhängigkeit des Vaters; die Familie musste in eine kleinere Mühle umziehen.

Bernadettes Geburtshaus, die Mühle Boly, in der Bernadette am 7. Januar 1844 geboren wurde.
Als Bernadette elf Jahre alt war, gab es in Lourdes eine Cholera-Epidemie mit 38 Toten; auch Bernadette wurde angesteckt und litt von da an zeitlebens unter Asthma, die Familie musste dann zudem in eine noch armseligere Mühle wechseln ins nahe Dorf Arcizac.

Die Mühle Boly, Bernadettes Geburtshaus in der Altstadt von Lourdes, ist heute ein Museum.

Dort sieht man ein Zimmer mit Babywiege.
Als in der Hungersnot von 1856 die Regierung kostenlos Mehl verteilte, musste auch die dritte Mühle der Familie, jene in Arcizac, ihre Arbeit einstellen und der Vater sich nun als Tagelöhner verdingen, wobei er oft arbeitslos war.
1857 war die Familie völlig mittellos und bekam einen Raum im ehemaligen Gefängnis von Lourdes zugewiesen, dem Cachot, wo die ganze Familie in einem Zimmer wohnte. Unter der - falschen - Anklage des Diebstahles von Mehl saß der Vater auch acht Tage im richtigen Gefängnis. Bernadette blieb bei alledem ohne Schulbildung und Religionsunterricht, musste als Schweinehirtin und als Bedienung in einer Schänke arbeiten. Im November 1858 wurde sie als Magd auf den Bauernhof ihrer Patentante im Nachbardorf Bartrès gegeben, wo sie vom Ortspfarrer Katechismusunterricht erhielt; dieser war begeistert von den Marienerscheinungen, die es 1846 in La Salette gegeben hatte, und erzählte Bernadette viel darüber.

Mitte Januar 1858 kehrte Bernadette kurz nach ihrem 14. Geburtstag zu ihrer Familie nach Lourdes zurück. Am 11. Februar hatte sie beim Holzsammeln im Wald zum erstenmal die Vision, die sich im folgenden halben Jahr noch 17 Mal wiederholen sollte: Ihr erschien in der Grotte Massabielle eine weibliche Gestalt von großer Schönheit in einer goldschimmernden Wolke. Die Dame, wie Bernadette sie bewundernd-ehrfurchtsvoll nannte, erwies sich erst später als Maria.
Drei Tage später wiederholte sich die Erscheinung; Bernadette besprengte sie mit Weihwasser, das sie dafür aus der Kirche mitgebracht hatte und forderte sie auf: Wenn Sie von Gott kommen, bleiben Sie. Wenn nicht, gehen Sie!
Das Foto aus dem Museum zeigt die erste Gravur über die Marienerscheinungen an der Grotte vom 26. Oktober 1858.

Das einzige Foto, das Bernadette in der Grotte in Lourdes zeigt, entstand 1862
Eine Woche nach der ersten Erscheinung wurde Bernadette von der Marienerscheinung aufgefordert, 15 Tage lang an diesen Ort zu kommen, was die immer mehr in Ekstase geratende Bernadette gerne tat. Dabei begleiteten sie immer mehr Menschen aus der Stadt, die aber die Erscheinung nicht wahrnehmen konnten. Der örtliche Polzeikommissar lud daraufhin Bernadette und andere Augenzeugen zum Verhör - das Protokoll ist erhalten. Am 24. Februar wurde Bernadette aufgefordert, als Zeichen der Buße die Erde zu küssen.

Am Tag darauf forderte Maria Bernadette auf, aus der Quelle zu trinken, von der aber noch nichts zu sehen war; Bernadette scharrte am Boden, ein Rinnsal tat sich auf, schließlich die Quelle mit einer Schüttung von 120.000 Litern am Tag. Am 2. März wurde Bernadette aufgefordert, zum Priester zu gehen; er solle für den Bau einer Kapelle an dieser Stelle sowie die Abhaltung von Prozessionen sorgen.
Das Bild zeigt den ersten an der Quelle der Grotte errichteten Brunnen mit der Inschrift Komm, trink an der Quelle und du wirst gereinigt und dem Datum 25. Februar 1858; dieser Brunnen steht heute im Museum.

Video
Der Regisseur Henry King drehte 1943 den Film Das Lied von Bernadette nach dem Roman von Franz Werfel mit der Hauptdarstellerin Jennifer Jones, die dafür einen Oscar erhielt; Perry Como sang das Ave Maria zu dieser Szene der Erscheinung von Maria vor Bernadette. Am End der Szene folgt die Inschrift: Für jene, die an Gott glauben, ist keine Erklärung nötig. Für jene, die nicht an Gott glauben, ist keine Erklärung möglich.

Nachdem nun Catherine Latapie Chourat, eine Frau aus dem Nachbarort Loubajac, ihren gelähmten Arm ins Wasser der Quelle getaucht hatte und ihn geheilt wieder entnahm - das erste von bislang 68 von der katholischen Kirche offiziell anerkannten Heilungswundern -, kam eine große Zahl von Menschen zur Quelle. Bis zu 10.000 Menschen haben zugesehen, als Bernadette mit der für die Menge unsichtbaren Frau redete.
Die örtliche Zeitung veröffentlichte nun einen großen Artikel gegen den Aberglauben von Lourdes. Am 4. März 1858 gab es die zunächst letzte in der Reihe der 15 aufeinander folgenden Erscheinungen. In einer weiteren, am 25. März, dem Fest der Verkündigung des Herrn an Maria, offenbarte sich Maria endlich Bernadette und stellte sich ihr - im Dialekt der Gegend – vor: Que soy era Immaculada Conceptiou, Ich bin die Unbefleckte Empfängnis. Bernadettes Beichtvater war zunächst der Ansicht, dass sie einfach nur eine zu lebhafte Fantasie habe, aber als ein erblindeter Mann sein Augenlicht wiederfand, verbreitete sich die Nachricht von der Heilkraft des Wassers rasch in ganz Frankreich - vor allem auch tatkräftig unterstützt durch den örtlichen Arzt Dr. Douzous, der die Nachricht von Bernadettes Erlebnissen beglaubigte und weitergab.

Bei der vorletzten Erscheinung am 7. April geschah an Bernadette das sogenannte Kerzenwunder: Dr. Douzous beobachtete, wie sie die Hände über die mitgebrachte Kerze hielt, ohne dass diese irgendwelche Verbrennungen erlitten. Ich glaube, dass Du etwas siehst, attestierte er. Nachdem die Ortsgemeinde die Grotte am 11. Juli abgeriegelt hatte, um weiterem Menschenauflauf vorzubeugen, erlebte Bernadette am 16. Juli 1858 die letzte der 18 Erscheinungen von der gegenüberliegenden Seite des Flusses; sie war so schön wie nie zuvor, meinte Bernadette.
Diese Lithografie zeigt eine Pilgerwallfahrt am 6. Oktober 1872. 1

Vier Jahre nach der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens durch Papst Pius XI. hatte sich Maria erstmals Bernadette Soubirous in der Grotte zu Massabielle gezeigt, weitere vier Jahre später, im Januar 1862, bestätigte Bischof Bertrand-Sévère Laurence von Tarbes nach einer Untersuchung von Bernadette im Krankenhaus der Stadt die Echtheit der Visionen. 1864 wurde an der Grotte in Lourdes die berühmte Marienstatue des Künstlers Fabisch aufgestellt, 1866 daneben die von der Erscheinung erbetene Kapelle gebaut. Lourdes entwickelte sich rasch zu einem der bedeutendsten katholischen Wallfahrtsorte, schon 1867 kamen knapp 5 Millionen Pilger.

Bernadette sprach nach der Letzten Erscheinung nicht mehr über ihre Erlebnisse, besuchte die Schule und arbeitete als Hilfsschwester im Krankenhaus von Lourdes. Um sich der Neugier, Belästigungen und Aufdringlichkeiten zu erwehren, musste sie 1866 ihre Heimat verlassen und sich den Barmherzigen Schwestern im Kloster St. Gildard im fernen Nevers-sur-Loire anschließen; 1867 legte sie ihre Gelübde ab und erhielt den Ordensnamen Marie Bernarde und die Auflage, nicht mehr über ihre Visionen zu reden. Zwar wurde sie im Kloster immer wieder gedemütigt und erniedrigt; doch alle Enttäuschungen konnten sie nicht von der Liebe zu jener Dame abbringen.
Eine ihrer Mitschwestern stellte Bernadette die Frage: Was tut man mit einem Besen? Man kehrt mit ihm. Und anschließend? Man stellt ihn hinter die Tür in die Ecke. Bernadette kommentierte: Eben das ist meine Geschichte. Maria hat mich benutzt und nun in die Ecke gestellt.
Die Definition des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter Maria war nicht nur in Inhalt und Methode der Verkündigung außergewöhnlich. Trotz ihrer scheinbaren Nebensächlichkeit hat sie fast die gesamte Theologie der katholischen Kirche beeinflusst. Das zeigt sich u. a. hinsichtlich der Frage nach der päpstlichen Autorität, speziell bei der Definition der Lehre, und bei den Themen Erbsünde und der Sexualität.
Im Kloster in Nevers durfte über Bernadettes Vergangenheit nicht gesprochen werden.
1879 starb sie, erschöpft und von ihren Krankheiten ausgezehrt, an Knochentuberkulose. Ihr Leib, aufgebahrt im Glasschrein des Klosters in Nevers, blieb unverwest.

Lourdes wurde zum berühmtesten Marienwallfahrtsort der Welt, Hunderttausende suchen hier Heilung. Dokumentiert sind bislang über 7000 medizinisch auffällige Heilungen, 1000 davon von Ärzten als unerklärlich eingestuft. Bislang 68 hat die katholische Kirche nach eingehender Prüfung als Wunderheilungen anerkannt, als bislang letzte die an dem an Multipler Sklerose erkrankten Jean-Pierre Bély aus dem Jahr 1987.
Andachtsbilder von Bernadette waren die ersten, die fotografisch erstellt wurden.

Portrait von Bernadette im Museum in Lourdes.
Bleibt die Frage: Gibt es Wunderheilungen? - Meiner Tante jedenfalls geht es besser: ob wegen des ihr mitgebrachten Wassers oder sonstigen Gründen bleibt Glaubenssache.

1 Das kann so nicht stimmen: die hier abgebildete Basilika der Unbefleckten Empfängnis wurde erst 1876 eingeweiht.


fotografiert im Juni 2014




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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert 20.03.2020

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