Ökumenisches Heiligenlexikon

Ursula von Köln
und 11.000 Gefährtinnen

7 Gedenktag katholisch: 21. Oktober
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Hochfest in der Stadt Köln
gebotener Gedenktag im Erzbistum Köln und im Bistum Gozo in Malta
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Burgos
Gedenktag IV. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Feste der IV. Klasse können außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) statt der Tagesliturgie gefeiert werden, müssen aber nicht gefeiert werden, sondern können stattdessen auch nur kommemoriert werden (dann wird das zweite oder dritte Gebet von dem Gedenktag IV. Klasse genommen, während die übrigen Texte vom Tag sind).

Übertragung der Gebeine von Köln nach Tournai: 6. Juni
Übertragung der Gebeine von Köln nach Deutz: 4. Juli
Übertragungen der Gebeine der Gefährtinnen: 7. Juli, 22. Oktober, 25. Oktober

Name bedeutet: kleine Bärin (latein.)
oder:
kleines Schlachtross (germanisch)

Märtyrerin
* in England (?)
um 304 (?) oder um 451 in Köln in Nordrhein-Westfalen


Ursula war eine Frau, die - möglicherweise in der Diokletianischen Verfolgung - in Köln zusammen mit Gefährtinnen ermordet wurde. Die Rede von 11.000 Leidensgenossinnen beruht wohl auf einer versehentlichen Multiplikation der tatsächlichen Zahl mit dem Faktor Tausend.

Das Martyrium der Ursula, um 1413, im Wallraf-Richartz-Museum
Das Martyrium der Ursula, um 1413, im Wallraf-Richartz-Museum in Köln

Die Legende erzählt von Ursula als der - durch ihre Schönheit weithin berühmten - Tochter des christlichen Königs Maurus und der Daria. Schon in jungen Jahren habe sie sich ewiger Jungfräulichkeit verschrieben, ihr Vater aber verlobte sie mit dem englischen Fürstensohn Ætherius. Dem sei vom Kaiser für erwiesene Treue ein Stück Land - die heutige Bretagne in Frankreich - geschenkt worden; hier wollte er sich nach seiner Eheschließung niederlassen. Ursula erbat drei Jahre Frist; in dieser Zeit sollte Ætherius im christlichen Glauben unterrichtet und getauft werden.

Altarbild, 1496, in der Fürstenkapelle des Klosters Lichtenthal in Baden-Baden
Altarbild, 1496, in der Fürstenkapelle des Klosters Lichtenthal in Baden-Baden

Ursula selbst wolle sich mit zehn erlesenen Jungfrauen, denen sie selbst als elfte angehören wolle, vorbereiten: zu ihnen sollten sich je 999 weitere Jungfrauen gesellen, sie alle sollen geweiht und getauft, aber auch in ritterlichen Spielen ausgebildet werden und einen Schwur auf neue Ritterschaft leisten; Schiffe sollten gebaut werden, weltliche und geistliche Beschützer, darunter die Bischöfe Pantalus und Mauritius von Sizilien, sollten die Jungfrauen auf einer Fahrt nach Rom begleiten. Zu den Vorbereitungen für diese Reise kam auch == Gerasina, die verwitwete Königin von Sizilien und Schwester von Ursulas Mutter Daria, mit ihrem Sohn und den vier Töchtern, die sich den Jungfrauen anschlossen.

Glasfenster, um 1225, in der Kirche St. Kunibert in Köln
Glasfenster, um 1225, in der Kirche St. Kunibert in Köln

Als der Wind gut stand brachen sie auf, gelangten aber in der Nordsee durch einen schweren Sturm in die Rheinmündung und dann nach Köln, wo Königin Sigillindis sie freundlich begrüßte. Ursula erfuhr im Traum von einem Engel, dass sie nach ihrem Besuch in Rom wieder nach Köln zurückkehren werde, um hier das Martyrium zu erleiden.

Alle zusammen fuhren zunächst auf dem Rhein weiter nach Basel; dort erinnert das vom Rhein zur Martinskirche führende Elftausendjungfern-Gässli an den Weg, den Ursula mit ihren Gefährtinnen beim Kirchgang beschritten haben. Von dort gingen sie zu Fuß weiter nach Rom. Inzwischen erschien auch dem Ætherius ein Engel, der ihm kundtat, er solle seiner Braut entgegen fahren. Mit Mutter, Schwester und dem Bischof Marculus von Griechenland gelangte er ebenfalls nach Rom. Ursula wurde vom Papst Siricius empfangen, dieser schloss sich mit vielen Bischöfen der Rückreise nach Köln an. Zwei christenfeindliche römische Herren, die die Jungfrauen vergeblich für sich hatten gewinnen wollen, bewegten hinterrücks die Hunnen, Ursula und ihre Gesellschaft in Köln zu überfallen und zu töten. Das Blutbad unter den 11.000 Jungfrauen wurde bei der Ankunft der Schiffe um das Jahr 451 aufs Grausamste verwirklicht. Zuletzt blieb Ursula alleine übrig. Der Hunnenfürst begehrte sie für sich und erschoss die sich standhaft Verweigernde mit seinem Pfeil.

Andere Legenden erzählen, dass die Jungfrauen bei ihrer Landung in Köln auf die Hunnen stießen, die damals die Stadt besetzt hielten. Die Soldaten überfielen, misshandelten und töteten die Frauen, Ursula aber wurde vom Hunnenkönig begehrt. Sie verweigerte sich ihm, worauf sie mit einem Pfeil getötet wurde. Daraufhin kamen 11.000 Engel vom Himmel herab und trieben zur Strafe die Hunnen aus der Stadt.

Peter Candid: Altarbild: Ursulas Martyrium, 1588, in der Kirche St. Peter in München
Peter Candid: Altarbild: Ursulas Martyrium, 1588, in der Kirche St. Peter in München

Nach einer antiken Inschrift des 4. Jahrhunderts, die man im Hochchor der heutigen St.-Ursula-Kirche in Köln sehen kann, baute ein römischer Senator mit Namen Clematius an dieser Stelle eine Kapelle über den Gräbern von Märtyrerinnen; diese wurde im 6. Jahrhundert weiter ausgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand man in der Kirche elf Gräber; als aber im 13. Jahrhundert die Stadtmauer gebaut wurde, fand man riesige Berge von Knochen und ordnete diese alle den Jungfrauen zu; so entstand ein wichtiger Wallfahrtsort mit großer Berühmtheit.

866 gab es an der St.-Ursula-Kirche in Köln ein Kanonikerstift, in jener Zeit wurde wohl eine Basilika errichtet;; beim Einfall der Normannen 881/882 wurde diese Basilika beschädigt, spätestens 922 kamen adelige Stiftsdamen hierher; damals wurde der Altarbereich mit den elf Reliquiengräbern umgestaltet. Die heutige Kirche ist ein Neubau aus dem 12. Jahrhundert, erweitert um 1280, umgebaut im 15. Jahrhundert, umgestaltet im 17. Jahrhundert; das Damenstift wurde 1802 aufgehoben.

Stirnwand der „Goldenen Kammer” in der Ursula-Kirche in Köln
Stirnwand der Goldenen Kammer in der Ursula-Kirche in Köln

Ausgangspunkt der Legende ist wohl ein Steinfragment aus dem 4./5. Jahrhundert mit der Inschrift (IN HOC TUM)VLO INNOCIS VIRGO IACET/(NO)MINE VRSVLA VIXIT/(A)NNIBUS OCTO/MENSIBVS DVOBUS /(D)IENS QVATTOR, In diesem Grab ruht die unschuldige Jungfrau namens Ursula. Sie lebte acht Jahre, zwei Monate, vier Tage. Aus dem 9. Jahrhundert sind Zeugnisse einer kirchlichen Verehrung bekannt, damals wurden als Märtyrerinnen genannt Pinnosa, Brittola, Martha und Saula, Sambaria, Gregoria, Saturnina und Palladia. 1106 wurde das römische Gräberfeld wiederentdeckt, die Legende erhielt neue Nahrung. Einige Reliquien kamen zunächst an die Kirche St. Kunibert. Im 12. Jahrhundert wurde das Gräberfeld auf der Suche nach Reliquien umgegraben, was heute weitere archäologische Befunde erschwert. 1643 stiftete der kaiserliche Reichshofrat Johann Krane die Goldene Kammer zur Aufbewahrung der besonders zahlreichen, aus dem Gräberfeld stammenden Reliquien der Kirche.

Ruhm und Reliquien verbreiteten sich nachweislich vom 10. Jahrhundert an. Um 975 entstand die Erzbischof Gero von Köln gewidmete Leidensgeschichte Fuit tempore pervetusto, Es war in sehr alter Zeit, der eine im 11. Jahrhundert geschriebene folgte. Durch Gräberfunde in der Nähe des alten Friedhofes der römischen Siedlung Colonia Agrippinensis im Jahr 1106 und durch die Visionen der Elisabeth von Schönau untermauert, wurden die Legenden mit märchenhaften Zügen erweitert, nun wurden als Gefährtinnen Aurelia, Cordula, Kunera von Rhenen, Berga und Kunigunde, Theodora, Margaretha und viele weitere Gefährten und Gefährtinnen genannt.

Ursula zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel, Schrein von 1156 in der Kirche St. Ursula in Köln
Ursula zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel. Schrein von 1156 in der Kirche St. Ursula in Köln

Seit Mitte des 12. Jahrhunderts verbreiteten die Benediktiner von Deutz - dem heutigen Stadtteil von Köln - den Kult, einen Höhepunkt erreichte er im 15. Jahrhundert, gefördert besonders durch die Zisterzienser. Durch Überführungen der großen Zahl angeblicher Reliquien breitete sich die Verehrung über fast ganz Europa aus und erreichte gegen Ende des Mittelalters ihren Höhepunkt. In Albi wurde Ursula zusammen mit Gefährtinnen besonders verehrt.

Der belgische Chronist Sigebert von Gembloux und die Acta Sanctorum berichteten, Kolumbus habe 1493 bei der Entdeckung einer Inselgruppe in der Karibik in Anlehnung an die Ursula-Legende diese Santa Ursula y Las Once Mil Virgenes, Heilige Ursula und 11.000 Jungfrauen benannt, kurz Jungfraueninseln - heute die unter britischer und US-amerikanischer Hoheit stehenden Jungferninseln.

Wappen der Stadt Oberursel
Wappen der Stadt Oberursel

Im 16. Jahrhundert wurden elf Flammen als Symbol für die Jungfrauen ins Kölner Stadtwappen aufgenommen; auch die Stadt Oberursel im Taunus, wo Ursula schon vor 876 ein Kloster geweiht war an der Stelle der heutigen Pfarrkirche, führt ihren Namen auf Ursula zurück und führt sie im Wappen. 1608 wurde in der Ursulakirche in Köln die Goldene Kammer zur Aufbewahrung der Reliquien errichtet. Dort finden sich - neben dem Ursula zugeschriebenen Kopf - zahllose Knochen und zudem 122 goldene und silberne Büsten und Kopfreliquien, darunter auch Männer- und Kinderköpfe.

Statue am Kloster der Ursulinen in Alcalá de Henares bei Madrid
Statue am Kloster der Ursulinen in Alcalá de Henares bei Madrid

Der 1535 in Brescia durch Angela Merici gegründete Ursulinenorden hat Ursula zum Namenspatron. Mit Ursula verehrt werden ihre Gefährtinnen Antonia, Brisca, Cäcilia, Clementine, Eugenia, Gratia, Odilia und Verena, die dasselbe Schicksal erlitten. Als weitere Gefährtinnen gelten Chrischona und viele weitere.

Nachdem die Stadt Offenburg 1632 im Dreißigjährigen Krieg von der Einnahme durch schwedische Truppen verschont wurde, schrieb man dies der Fürsprache durch Ursula zu, die der Überlieferung zufolge damals auf der Stadtmauer erschienen war, und erhob sie - zusammen mit Gangolf - zur Stadtpatronin. Bei der Kalenderreform      Nach Abschluss und im Auftrag des => 2. Vatikanischen Konzils wurde im Jahr 1969 eine Liturgiereform in der römisch-katholischen Kirche durchgeführt; in diesem Rahmen wurden auch Änderungen im Römischen Generalkalender vorgenommen; der erneuerte wurde mit dem 1. Januar 1970 in Kraft gesetzt. wurde Ursula als unhistorisch gestrichen, ins Martyrologium Romanum 2001/2004 aber wieder aufgenommen.

Ursula-Statue auf der Säule in Offenburg
Ursula-Statue auf der Säule in Offenburg

Attribute: Pfeil, Kreuzfahne, Schiff, Licht der klugen Jungfrauen
Patronin von Köln und Offenburg; der Jungfrauen; der Jugend, der Lehrerinnen, Erzieherinnen und Tuchhändler; der Universitäten von Köln, Wien und Coimbra; in Kriegszeiten; für eine gute Ehe, für ruhigen Tod; gegen Kinderkrankheiten und die Qualen des Fegefeuers
Bauernregeln: St. Ursulas Beginn / zeiget auf den Winter hin.
St. Ursula will uns sagen / bald könnt' das Feld Schnee tragen.
An Ursula muss das Kraut herein, / sonst schneien Simon und Juda hinein.
Sankt Ursel, o Graus, / zieht die Bäume aus.
Wie der St.Ursula-Tag anfängt, so soll der Winter beschaffen sein.

1 Als Todesdatum wird auch um 451 angegeben.

Vittore Carpaccio: Bilder aus dem Leben der Ursula

Übersicht über die Gefährtinnen und Gefährten der Ursula von Köln

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Das Erzbistum Köln hat eine schöne und informative Website über Ursula, das Brauchtum und ihre Verehrung zusammengestellt.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 08.12.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://www.badische-zeitung.de/offenburg/schutzpatronin-offenburgs--164850296.html
• https://www.domradio.de/themen/erzbistum-koeln/2019-10-22/den-glauben-mit-dem-leben-bezeugt-die-heilige-ursula-und-ihre-bedeutung-fuer-koeln

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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