Thomas von Lancaster

Thomas war väterlicherseits ein Enkel des englischen Königs Heinrich III., Neffe von König Eduard I. und Cousin von König Eduard II., mütterlicherseits ein Urenkel von König Ludwig VIII. von Frankreich und Großneffe von König Ludwig IX. von Frankreich. Nach dem Tod seines Vaters 1296 erbte Thomas dessen umfangreiche Besitzungen und nach dem Tod seines Schwiegervaters war er der mit Abstand reichste Adlige Englands. Unter der Herrschaft von König Eduard II. spielte er zunächst eine bedeutende Rolle, wurde dann aber zum Anführer der Barone, die die Ungerechtigkeiten und Fehler des Königs bemängelten. 1312 ließ er den königstreuen Piers Gaveston, den 1. Graf von Cornwall - möglicherweise auch ein Geliebter des Königs - hinrichten. Der König wurde zum unversöhnlichen Gegner Lancasters, zwischen den beiden Lagern drohte ein offener Bürgerkrieg. Nach der verheerenden Nierdrlage im Krieg gegen die Schotten 1314 war der König so geschwächt, dass er sich gezwungen sah, die Herrschaft an Thomas von Lancaster zu übergeben; aber das Land war geschwächt, Hungersnöte kamen hinzu; Lancasters Regierung scheiterte und er war nun politisch isoliert. Nach einer Aussöhnung mit dem König kam es 1320 erneut zum Bruch und Lancaster versuchte eine offene Rebellion gegen den König. In der folgenden Schlacht nahe Boroughbridge bei York wurden die Rebellen aber entscheidend geschlagen, Thomas Lancaster geriet am folgenden Tag in Gefangenschaft, wurde nach Pontefract gebracht und als Verräter zum Tod durch Hängen, Strecken und Vierteilen verurteilt. Der König begnadigte ihn schließlich wegen ihrer Verwandtschaft zum Tod durch Enthauptung, die auf einem Hügel vor der Burg vollzogen wurde.

Schon bald nach seinem Tod wurde Thomas von Lancaster als Märtyrer und Heiliger verehrt und wurden erste Wunder an seinem Grab berichtet. Über dem Grab wurde ihm zu Ehren eine Kirche erbaut. 1326 oder 1327 hob das Parlament posthum Thomas’ Verurteilung auf. Obwohl er nie offiziell kanonisiert wurde, wurden bis zur Reformation sein Hut und sein Gürtel in Pontefract verehrt und er galt als Fürsprecher bei Kopfschmerzen und gegen die Gefahren bei der Geburt.