Ökumenisches Heiligenlexikon

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Marcella


S. Marcella, Vid. (31. Jan. al. 30. Aug.) Die hl. Marcella war eine Römerin aus reichem und angesehenem Geschlechte. Ihr Haus war ein Versammlungsort der vornehmsten und geachtetsten Familien. Gleichwohl ist der Name ihres Vaters uns nicht bekannt, da der hl. Hieronymus, einst ihr Seelenführer, nach ihrem Tode nichts lobend hervorheben wollte, als daß sie Reichthümer und Adel hintansetzte, um den vornehmern Adel der Armuth und Demuth zu wählen. Ihre Mutter war die hl. Albina, »die ehrwürdige Alte«, in welcher man die Christin und die Mutter zugleich lieben mußte. (S. Hier. Ep. 74.) Berühmt sind auch ihre Schwestern, die hl. Paula (deren Tochter Paulina mit dem hl. Pammachius, einem besondern Freunde des hl. Hieronymus, vermählt war) und Eustochium. So nämlich ist zu erklären, was der hl. Hieronymus an Pammachius schreibt, daß Marcella mit diesem »durch den Glauben und das Blut verbunden« sei. Sie wurde bald vaterlos und nach ihrer Vermählung schon im siebenten Monate durch Gottes Fügung Wittwe. Diese erkennend, schlug sie die Hand des reichen und vornehmen Cärealis, des nachmaligen Stadtpräfecten, mit welchem ihre Mutter sie neuerdings zu vermählen wünschte, aus. Ihr Leben war von nun an so über allen Tadel erhaben, daß sogar in Rom, »dieser großen Lästerstadt«, wo man selbst das Makellose bemängelte und durch Verleumdung befleckte, ihr Ruf unbefleckt blieb. Sie trug Kleider, um die Kälte abzuhalten, nicht (wie viele Andere) um die Gliedmassen bloßzulegen; Goldschmuck, bis auf den Siegelring, verschmähte sie; ihre Schmuckkästchen waren die Hungrigen die sie speiste, die Armen denen sie Almosen reichte. Nie sah man sie ohne die Mutter, auch mit Geistlichen sprach sie nicht ohne Zeugen; Jungfrauen, Wittwen, selbst betagte Frauen waren ihre Begleitung, indem sie die Gefahren, die aus leichtfertiger Dienerschaft für sie und ihren Ruf entstehen konnten, sorgfältig mied. So wurde sie, die in vergänglichen Ehren die höchste sein konnte, eine zweite Judith, die durch ihre unbefleckte Wittwenschaft und durch keusche Zucht so Großes wirkte, eine andere Anna, wie diese unablässig Tag und Nacht dem Fasten und Beten obliegend. Ihre einzige Freude war die Lesung der hl. Schrift, in welcher sie sich so große Kenntnisse erwarb, daß der hl. Hieronymus sie seiner Schülerin Principia »als Lehrerin in der hl. Schrift und in der Heilighaltung des Geistes und Körpers« empfehlen konnte. (Epist. 140.) Dieß war nicht ganz im Sinne ihrer Mutter, die an ihrer Abgeschiedenheit von der Welt wenig Freude hatte. Ihr zu Liebe that bisweilen Marcella, was sie aus Neigung nicht gethan hätte - sie gab von ihrem Vermögen den Verwandten, während sie lieber es den Armen ganz mitgetheilt hätte. Um jene Zeit kam die erste Kunde des Klosterlebens nach Rom, und Marcella schämte sich nicht, es als die Erste zu erwählen. Von dieser Zeit an lebte sie unablässig ihres Todes eingedenk und kleidete sich in dunkle Farbe, die sie an das Grab erinnerte, sich Gott als ein vernünftiges, lebendiges, Ihm wohlgefälliges Opfer weihend. »Sie sah sich«, nach dem kräftigen Ausdrucke des hl. Hieronymus, »früher als altes Weib, denn als junges Mädchen«. Gab sie Aufschluß über biblische Fragen, so redete sie nie mit ihren eigenen Worten, sondern nannte immer jene, von denen sie gelernt zu haben versicherte, mit Namen, da sie alle Ehre von sich abzuwenden eifrig beflissen und der apostolischen Mahnung, daß ein Weib nicht lehren solle, eingedenk war. Eine einsame Wohnung in einer der Vorstädte Roms diente zum Kloster, zu ihrem geistigen Jerusalem. Dem katholischen Glauben innig zugethan, war sie unter den Ersten, die gegen die Verbreitung der Irrthümer, die in dem Buche des Origenes peri arxon ausgesprochen waren, sich öffentlich erklärten. Der hl. Hieronymus steht nicht an, von ihr zu sagen, daß man in Rom einen solchen Wittwenstand noch nie gesehen habe, daß sie mit ihrem philosophischen Geiste und ihrem Forschungseifer mitten in den Sorgen für die Familie und das Hauswesen mehr arbeitete, als er selbst in der Einsamkeit. In der That danken wir ihrer frommen Wißbegierde manche schöne Stelle in den Schriften des hl. Hieronymus, indem sie ihn durch Fragen über einzelne Worte und Stellen sowie über ganze Bücher der hl. Schrift zu näherm Eingehen auf dieselben veranlaßte. Als Alarich im J. 410 Rom belagerte und einnahm, wurde auch das Haus der hl. Marcella geplündert und sie selbst heftig geschlagen, weil sie ihre vermeintlichen Schätze nicht ausliefern wollte. Dieses Leiden überlebte sie nur wenige Tage. In der Basilica des hl. Paulus fand sie den letzten Trost auf Erden; denn bald ging sie hinüber an jenen Ort, wo keine Thräne mehr ist, keine Klage und kein Schmerz, nach der gewöhnlichen Meinung am 30. Aug. d.J. 410. Am 31. Jan. wird, wie Baronius in seinen Anm. zum Mart. Rom., wo sie an diesem Tage genannt ist, schreibt, ihre Translation begangen. (II. 1105-1109).




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zuletzt aktualisiert am 29.11.2014
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