Ökumenisches Heiligenlexikon

aus dem Lateinischen von Richard Benz Hinweise zur Legenda Aurea

Von Sanct Cosmas und Damianus


Cosmas kommt von cosmos, das ist: Bild, oder Zier. Oder als Isidorus schreibt, so ist cosmos ein griechisch Wort und heißt zu Latein mundus: rein. Denn er war ein Vorbild anderen in seinem guten Beispiel, er war geziert mit guten Tugenden und war rein von allen Sünden.

Damianus kommt von damma, das ist ein Tier von großer Demut und Mildigkeit. Oder Damianus kommt von dogma, das ist Lehre, und ana: oben; oder von damium, das ist Opfer. Oder Damianus ist soviel wie domini manus, Hand des Herrn. Denn er war mild in seinem Wandel; die Lehre von oben hatte er in seiner Predigt; er war ein Opfer in der Ertötung seines Fleisches; er war eine Hand des Herrn in den Heilungen, die er als Arzt hat vollbracht.


Cosmas und Damianus waren leibliche Brüder und wurden in der Stadt Aegea geboren von einer heiligen Mutter, die hieß Theodora. Sie lernten die Kunst der Ärzte und empfingen so große Gnade in der Kunst von dem heiligen Geist, dass sie alles Siechtum von Menschen und von Tieren vertrieben. Dafür nahmen sie kein Gut.

Es war eine Frau, Palladia mit Namen, die hatte alles ihr Gut an Ärzte gelegt; zujüngst kam sie zu den Heiligen, die machten sie gänzlich gesund. Da bot sie Sanct Damiano heimlich eine Gabe, die wollte er nicht nehmen. Da beschwur sie ihn mit also schweren Eiden, dass er es endlich nahm, nicht aus Geiz zu der Gabe, sondern dass er ihre Andacht nicht irre und den Namen des Herrn nicht verschmähe, bei dem sie ihn also beschworen hatte. Als das Sanct Cosmas erfuhr, gebot er, dass man den Leib seines Bruders dereinst nicht bei seinem Leichnam sollte begraben. Aber in der Nacht darnach erschien der Herr Sanct Cosmas und entschuldigte den Bruder bei ihm wegen der Gabe, die er empfangen hatte.

Dieser Heiligen Leben kam vor den Landpfleger Lysias, der ließ sie vor sich bringen und fragte sie, wes Landes sie wären, wie ihre Namen und Gewerbe wären. Da antworteten die Heiligen "Wir sind genannt Cosmas und Damianus; drei anderer Brüder haben wir, die sind genannt Antimus, Leontius und Eupreprius, Arabia ist unser Land; aber wir werben nicht nach irdischem Gut, denn wir sind Christen". Da hieß der Landpfleger ihre Brüder auch herbei bringen, dass sie miteinander den Göttern opferten. Da sie dies Gebot verschmähten, ließ er sie gar schwerlich peinigen an Händen und Füßen; aber sie spotteten seiner Strafen. Da ließ er sie mit einer Kette binden und ins Meer werfen. Aber ein Engel führte sie alsbald unversehrt aus dem Meer und stellte sie wieder vor den Richter. Als das der Richter ansah, sprach er zu ihnen "Bei den großen Göttern, ihr sieget mit Zauberei, dass ihr den Martern entrinnet und das Meer stillet: darum so lehret mich diese eure Kunst, so will ich euch nachfolgen im Namen meines Gottes Adriani". Als er das gesagt hatte, waren zwei Teufel gegenwärtig, die schlugen ihn mit Macht in sein Angesicht. Da schrie er auf und sprach "O ihr guten Herren, bittet euern Gott für mich!" Das taten sie, und die Teufel wichen alsbald von ihm. Da sprach der Richter "Sehet ihr nun, wie meine Götter wider mich erzürnt sind, dass ich sie verlassen wollte; darum so will ich nicht länger leiden, dass ihr meine Götter schmähet". Also ließ er sie in ein großes Feuer werfen, davon blieben sie doch unversehrt, und die Flamme schlug aus von ihnen und verbrannte der Heiden viel, die dabei stunden. Darauf gebot er, dass sie auf die Folter würden gespannt; aber ein Engel hütete ihrer; und da die Knechte sie vor Müdigkeit nicht mehr mochten schlagen, wurden sie wieder vor den Richter gestellt unversehrt. Der ließ nun die drei Brüder in den Kerker schließen; Cosmas und Damianus aber hieß er kreuzigen, und hieß das Volk mit Steinen auf sie werfen. Da sprangen die Steine auf die zurück, die sie warfen, und verwundeten ihrer viele. Da ließ der Praefect voll Zorns die drei Brüder aus dem Gefängnis führen und neben das Kreuz stellen, und hieß vier Ritter auf Cosmas und Damianus, die an dem Kreuze hingen, mit Pfeilen schießen. Doch sprangen die Pfeile zurück und verwundeten viel andere Menschen, die heiligen Märtyrer aber blieben unversehrt. Da der Praefect sah, dass er in allem war überwunden, ward er geängstigt bis in den Tod, und hieß die fünf Brüder des andern Morgens zusammen enthaupten. Die Christen gedachten dessen, was Sanct Cosmas hatte gesagt, dass man sie nicht zusammen sollte begraben, und betrachteten, wie oder wo die Märtyrer wollten begraben sein. Siehe, da kam unversehens ein Kamel des Weges und rief mit menschlicher Stimme, dass man die Heiligen bei einander sollte begraben. Sie litten aber unter Diocletianus, welcher um das Jahr 287 zur Herrschaft kam.

Es entschlief ein Bauer nach vollbrachter Arbeit der Ernte auf dem Felde mit offenem Munde; da kroch eine Schlange in seinen Leib. Da er erwachte, empfand er nichts und kehrte heim. Aber da es Abend war, litt er großes Grimmen in seinem Leib und schrie gar jämmerlich und rief Sanct Cosmas und Damianus um Hilfe an. Und da der Schmerz immer größer ward, floh er zu der Kirche der heiligen Märtyrer. Da entschlief er unversehens, und die Schlange ging wieder aus seinem Mund, wie sie gekommen war.

Ein Mann reiste weit hinweg, und befahl sein Weib den heiligen Märtyrern Cosmas und Damianus. Und gab ihr ein Zeichen. wer ihr das brächte, mit dem sollte sie fahren, wenn er sie etwan ließe rufen. Der Teufel aber wußte das Zeichen, das ihr der Mann gegeben hatte, und verwandelte sich in eines Menschen Gestalt, brachte ihr das Zeichen und sprach "Dein Mann schickt mich zu dir von jener Stadt, dass ich dich zu ihm führe". Dennoch war ihr angst, mit ihm zu gehn, und sie sprach "Dies ist das Zeichen wol; doch so bin ich den heiligen Märtyrern Cosmas und Damianus befohlen, darum sollst du mir über ihrem Altar einen Eid schwören, dass du mich sicher führen willst; so gehe ich alsbald mit dir". Da schwur ihr der Teufel, wie sie es hatte begehrt, und die Frau fuhr mit ihm. Aber da sie zu einem heimlichen Orte kamen, wollte der Teufel sie von dem Reittier werfen, dass er sie töte. Als sie das empfand, da schrie sie "O du Gott der Heiligen Cosmas und Damianus, steh mir bei: denn ich habe euch geglaubt und bin mit diesem Menschen gefahren". Alsbald waren die Heiligen da mit einer großen Schar Männer in weißen Kleidern, und kamen ihr zu Hilf, und der Teufel verschwand zustund. Sie aber sprachen zu ihr "Wir sind Cosmas und Damianus, deren Schwur du geglaubt hast, darum kamen wir dir zu Hilfe".

Der Papst Felix, der der achte war vor Sanct Gregorio, baute in der Ehre der Heiligen Cosmas und Damianus zu Rom eine gar edle Kirche. In dieser Kirche diente ein Mann den heiligen Märtyrern, dem hatte der Krebs ein ganzes Bein gefressen. Und siehe, als er schlief, erschienen einst Sanct Cosmas und Damianus ihrem Diener und trugen Salben und ärztlich Werkzeug mit sich. Sprach der Eine zum Andern "Wo sollen wir frisch Fleisch hernehmen, das Loch zu füllen, da wir das faule Fleisch müssen ausschneiden?" Sprach der Andere "Auf dem Friedhof zu Sanct Peter ist heute ein Mohr begraben, der ist noch frisch: von dem hole, was wir für diesen brauchen". Also lief der Eine wol bald zu dem Friedhof und brachte des Mohren Bein; darnach schnitten sie dem Kranken den Schenkel ab und setzten des Mohren Schenkel an die Stelle, und salbten die Wunde mit Sorgfalt; das Bein des Kranken aber taten sie an des Mohren Leib. Als der Mann erwachte und keinen Schmerz empfand, griff er mit der Hand an die Hüfte und fand sie ohne Fehl. Da zündete er ein Licht an und sah, dass nichts Böses mehr an dem Beine war; und hub an zu zweifeln, ob er es selber wäre oder ein anderer. Aber da er wieder zu sich kam, da sprang er in Freuden aus seinem Bett und erzählte den Menschen, was er im Traum hatte gesehen, und wie er wäre geheilt worden. Die sandten eilends zu dem Grab des Mohren und fanden den Schenkel des Mohren abgeschnitten, und den des Geheilten in sein Grab gelegt.




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Aus: Jacobus de Voragine: Legenda Aurea, Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, 13. Aufl. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 1999 - zuletzt aktualisiert am 09.09.2016
korrekt zitieren:
Jacobus de Voragine: Legenda Aurea: Artikel
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