Leben des arabessischen Bischofes Adelphius und vom heil. Johannes Chrysostomus

Wiederum sagte uns Abt Athanasius, er habe von dem nämlichen Bischofe Adelphius seine Schwester Johanna erzählten gehört Als der hochwürdigste Bischof Johannes Chrysostomus von Alexandria nach Cucusum - dem heutigen Göksun in der Türkei - in die Verbannung geschickt wurde, wohnte er in unserm Hause, und dadurch erlangten wir großes Vertrauen und Liebe zu Gott. Daher sprach mein Bruder Adelphius: Nachdem der selige Johannes in der Verbannung gestorben war, schmerzte es mich ungemein, daß ein so großer und heiliger Mann, der unser Lehrmeister und eine Freude der Kirche Gottes war, in solchem Elende fern von seinem bischöflichen Size sein Leben beschließen mußte. Ich flehte daher unter vielen Thränen zu Gott, Er wolle mir gnädigst offenbaren, wo er sich jetzt befinde, und ob er unter die heil. Patriarchen aufgenommen worden sei. Nach länger anhaltendem Gebete wurde ich verzückt, und sah einen überaus schönen Mann, der mich bei der rechten Hand nahm und an einen herrlichen Ort führte, wo er mir die Kirchenlehrer zeigte. Ich schaute umber, um denjenigen zu sehen, welchen ich suchte, nämlich meinen geliebtesten Johannes. Nachdem mir jener Mann Alle gewiesen und mit Namen genannt hatte, führte er mich wieder fort. Ich aber folgte ihm traurig, weil ich unter den Kirchenvätern und Lehrern meinen seligen Johannes nicht erblickt hatte. Im Hinausgehen ergriff mich aber der Thürsteher bei der Hand und sprach zu mir: Was ist dir? Warum bist du so traurig? Noch Keiner, der hieher fam, entfernte sich jemals wieder traurig. Ich antwortete ihm: Die Ursache meiner Trauer ist, daß ich meinen allerliebsten Bischof von Konstantinopel nicht unter den übrigen Kirchenlehrern gesehen habe. Er aber entgegnete mir: Ein Mensch, der noch im Fleische wandelt, kann ihn nicht sehen; denn er steht vor dem Throne Gottes.

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