Ökumenisches Heiligenlexikon

Von dem Wandel des heil. Hieronymus zu Jerusalem


Sulpicius „Severus” berichtete über sein sechsmonatiges Zusammenleben mit Hieronymus in Bethlehem:

Ich reiste von da (Alexandria) hinweg, und begab mich nach der Stadt Bethlehem, die sechstausend Schritte von Jerusalem entfernt liegt. Die Kirche jenes Ortes aber, der Hieronymus als Priester vorstand, ist sechszehn Tagreifen von Alexandria entfernt, und ist eine Pfarrei des Bischofes, der zu Jerusalem seinen Siz hat. Hieronymus war mir schon früher von meiner vorigen Reise her bekannt; daher vermochte er leicht über mich, daß ich der Meinung mich hingab, ich dürfe nach Niemanden sehnsüchtiger, als nach ihm, verlangen. Er ist ein Mann, der neben dem Verdienste unverfälschten Glaubens und dem Besitze wahrer Tugenden, auch in den lateinischen und griechischen und ebenso in den hebräischen Wiſſenſchaften große Gelehrsamkeit besitzt, so daß Niemand in keinerlei Art des Wissens mit ihm sich zu vergleichen wagt. Sechs Monate lang verweilte ich bei ihm. Beständiger und immerwährender Krieg und Kampf gegen die Bösen erregen ihm den Neid aller Verworfenen. Und wirklich, um die Wahrheit zu gestehen, er hat auch, wie mir dünkt, in einigen seiner Werke die Laster Vieler ungeschminkt hingemalt; ja durchaus keinen Fehler hat er vorübergehen lassen, ohne ihn durchzuziehen, anzufallen und offen ihn herzustellen. Ganz vorzugsweise verfolgte er den Neid und die Eitelkeit; Vieles brachte er auch vor gegen den Stolz, und nicht Weniges gegen den Aberglauben. Aber über das Zusammenleben der Jungfrauen, der Mönche und der Geistlichen: wie hat er da so wahr und kräftig geschrieben! Deßwegen wird er, wie von Einigen behauptet wird, nicht geliebt. Es hassen ihn nämlich die Kezer, weil er nicht abläßt sie zu bekämpfen; es hassen ihn auch die Geistlichen, weil er ihren Lastern und Verbrechen nachstellt. Die Guten alle aber bewundern und lieben ihn. Denn diejenigen, die meinen, Hieronymus sei ein Kezer, die sind von Sinnen gekommen. Ich darf in Wahrheit sagen: die Wissenschaft dieses Mannes ist katholisch, seine Lehre ist gesund, er beschäftigt sich ganz mit Lesen, ganz mit den Büchern. Er ruht weder bei Tage noch bei Nacht; denn stets liest oder schreibt er. Wäre es nicht der feste Entschluß meiner Seele und ein schon im Voraus vor Gott gelobtes Versprechen gewesen, die Einöde zu besuchen: wahrlich ich hätte nicht auch nur den geringsten Zeitpunkt von einem solchen Manne weichen können. Daher übergab und vertraute ich ihm all das Meinige, und nachdem ich meiner ganzen Begleitung, die gegen meinen Willen mir gefolgt war und mich wie gefesselt hielt, gleich einer schweren Bürde mich entlastet und von derselben mich frei gemacht hatte, kehrte ich wieder zurück nach Alexandria.

Aus: Heribert Rosweid, deutsch bearbeitet von Michael Sintzel: Leben der Väter. Oder: Lehren und Thaten der vorzüglichsten Heiligen … 2. Band. Karl Kollmann, Augsburg 1847

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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