
Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Marciana
S. Marciana, V. M. (9. Jan. al. 11. und 12. Juli). Die hl. Jungfrau Marciana,
welche auch Martiniana, Martiana und Maria, nach der Vermuthung des Boll. sogar
Martialis geschrieben wird (Jan. I. 565), war aus dem cäsariensischen
Mauretanien und zwar aus dem Städtchen Rusucur (Rusueguritana, Sueguritana,
Insuegritana) und litt wahrscheinlich zwischen den J. 300 und 307 den Martertod
zu Cäsarea. Sie gehörte zu den Jungfrauen, die den heiligen Schleier empfangen
hatten. Wie sie nach Cäsarea (in Mauretanien) kam, findet sich nirgends
angegeben. Sie wohnte daselbst längere Zeit von der Welt zurückgezogen in einem
kleinen Häuschen. Bei einem Ausgange in die Stadt zerschlug sie eines Tags in
heiligem Eifer die marmorne Statue der Diana, und hatte dafür von dem empörten
Volke schwere Mißhandlungen zu erdulden. Ob damals das Concil von Elvira seinen
Beschluß gegen derlei Zerstörungen bereits bekannt gemacht hatte, wornach
Christen, die bei solchen Gelegenheiten getödtet würden, nicht in die Zahl der
Martyrer aufgenommen werden sollten, ist hier gleichgiltig, denn die hl.
Marciana kam vorläufig noch mit dem Leben davon und legte, vor den ordentlichen
Richter geführt, ein herrliches Bekenntniß ab. Gott nahm sie gegen die Gefahr
der Verletzung ihrer Jungfräulichkeit wunderbar in Schutz, indem die Gladiatoren,
welchen sie preisgegeben wurde, dreimal zwischen sich und die Jungfrau eine
Mauer gestellt fanden, die nach dem Aufhören der Versuchung wieder verschwand.
Es steht nichts im Wege, diese Mauer symbolisch zu nehmen und den besondern
Schutz Gottes, der seine Getreuen vor allen Anfällen boshafter und
gewaltthätiger Feinde bewahrt, darunter zu verstehen. Unter ihren Anklägern that
sich namentlich ein Jude, Namens Ludarius, hervor, dessen Haus von himmlischem
Feuer, wahrscheinlich durch einen Blitz, zerstört wurde. Zu den wilden Thieren
verurtheilt, wurde sie nackt an einen Pfahl gebunden. Ein Löwe, der auf sie
losgelassen wurde, berührte sie nicht; ein wilder Stier verwundete sie schwer an
der Brust, worauf ein Leoparde mit einem einzigen Bisse ihr die Haut beinahe von
allen Gliedern riß, in Folge dessen sie sogleich den Geist aufgab 1Es scheint diese Erzählung eine
Vereinigung verschiedener in Umlauf befindlicher Erzählungen über ihren
Martyrtod zu seyn. Nach dem Mart. Rom. wäre sie von einem Stier zerfleischt
worden. Das Mozarab. Brevier läßt auf einen Leoparden schließen. In dem ihr zu
Ehren darin enthaltenen Hymnus heißt es nämlich:
At ferace pernix corpore
Et maculoso tegmine,
Lethali dente ad ultimum
Membra puellae laniat.
Im gegenwärtigen Officium von Toledo wird alles aus dem Comm. V. M.
gebetet. (Florez, Espanna sagrada VI. 314-315)..
Auf Abbildungen ist sie daher (Hack, l. c. S. 44) von Löwen und Leoparden
umgeben. Eine Hdschr. des Usuardus hat ihren Namen zum 11. Juli, ebenso
Duchesne, das Mart. Rom. nennt sie zum 9. Jan. mit dem Beisatze »zu Toledo«, sei
es, daß ihr hl. Leib dahin übertragen, sei es, daß diese Kirche sie früher schon
am 12. Juli verehrt hat. Daß nicht zwei Marciana, eine zu Toledo und eine in
Mauritanien anzunehmen seien, schien bereits Boll. ausgemacht und Butler
(I. 194) stimmt bei. Warum aber letzterer einen Zweifel in die Acten der
Heiligen setzt, wüßten wir nicht anzugeben, da sie der Hauptsache nach ohne
Zweifel ächt sind. (I. 568-570).
1 ▲ Es scheint diese Erzählung eine
Vereinigung verschiedener in Umlauf befindlicher Erzählungen über ihren
Martyrtod zu seyn. Nach dem Mart. Rom. wäre sie von einem Stier zerfleischt
worden. Das Mozarab. Brevier läßt auf einen Leoparden schließen. In dem ihr zu
Ehren darin enthaltenen Hymnus heißt es nämlich:
At ferace pernix corpore
Et maculoso tegmine,
Lethali dente ad ultimum
Membra puellae laniat.
Im gegenwärtigen Officium von Toledo wird alles aus dem Comm. V. M.
gebetet. (Florez, Espanna sagrada VI. 314-315).