Ökumenisches Heiligenlexikon

Clemens von Alexandria

1 Gedenktag katholisch: 4. Dezember

Name bedeutet: der Sanftmütige (latein.)

Theologe
* um 150 in Athen in Griechenland (?)
215 (?) in Alexandria in Ägypten (?)


Die rekonstruierte Stoa an der griechischen Agora, vom 6. Jahrhundert v. Chr bis zum Einfall der Heruler in Athen 267 das Zentrum der Stadt
Die rekonstruierte Stoa an der griechischen Agora, vom 6. Jahrhundert v. Chr bis zum Einfall der Heruler in Athen 267 das Zentrum der Stadt

Titus Flavius Clemens fand nach Forschen und Suchen den Weg zum Christentum. Er unternahm Reisen in Griechenland, nach Süditalien, Palästina und Ägypten, um von hervorragenden Lehrern in der christlichen Lehre unterwiesen zu werden. So kam er um 175 auch nach Alexandria und wurde Lehrer an der dortigen berühmten Katechetenschule und um 200 ihr Leiter. Folgt man seinem Urteil, war Ägypten damals eine Brutstätte nahezu aller im zweiten Jahrhundert bekannten abweichlerischen christlichen Gruppen, er erwähnte nicht weniger als elf solcher Sekten. Das erste Hauptwerk von Clemens ist deshalb die Trilogie: προτρεπτικὸς πρὸς Ἕλληνας, Ermahnung an die Griechen, eine Widerlegung des Heidentums, eine Apologie des Christentums und eine Aufforderung zum Anschluss an das Christentum.

Aus Clemens' Feder stammen außerdem Paidagogós, die erste christliche Ethik, und Stomateis, die Erörterungen wichtiger Fragen der Religionsphilosophie und Dogmatik. Erhalten ist auch eine HomilieEine Homilie (von griech.„ὁμιλεῖν”, „vertraut miteinander reden”) ist eine Art von Predigt. Während eine Predigt die Großtaten Gottes preist (lat. „praedicare”, „preisen”) und Menschen für den Glauben begeistern will, hat die Homilie lehrhaften Charakter. über Markusevangelium 10, 17 - 31 mit dem Titel Welcher Reiche wird gerettet werden?, deren Hauptgedanke ist, dass nicht der Reichtum an sich, sondern sein Missbrauch den Zugang zum Himmel verwehrt. Clemens versuchte in seinen Werken eine Synthese zwischen griechischer Philosophie und christlichem Offenbarungsglauben und war bemüht, die häretische Gnosis durch das geschlossene System einer eigenen, kirchlichen Gnosis zu überwinden.

202 oder 203, während der Verfolgung unter Kaiser Septimius Severus, floh Clemens aus Alexandria. 211 überbrachte er einen Brief des Bischofs Alexander von Kappadokien nach Antiochia - dem heutigen Antakya. Sein Schüler und Nachfolger an der Schule in Alexandria war Origenes, der die Katechetenschule auf den Höhepunkt ihrer Entwicklung führte.

Kanonisation: Clemens galt als Heiliger. Bei der Überarbeitung des römischen Martyrologiums unter Papst Clemens VIII. (1592 - 1605) wurde er auf Anraten von Kardinal Cäsar Baronius gestrichen; Papst Benedikt XIV. bestätigte dies 1748, weil über Clemens' Leben wenig bekannt ist und seine Lehren Anlass zu Zweifeln geben.

Worte von Clemens von Alexandria

Clemens sieht in der - vor allem im griechischen Raum entwickelten - Philosophie keinen Gegensatz zu den christlichen Glaubenswahrheiten, sondern eine Vorstufe der auf Christus beruhenden Philosophie. Philosophie und Theologie sind also durchaus vereinbar:
Philosophie nennen wir … nicht die in jeder einzelnen Philosophenschule verkündete Lehre, sondern das, was in Wahrheit Philosophie ist, ein Verhalten, das in richtiger Weise nicht nach einer fachmännischen Weisheit strebt, die eine Fertigkeit in den Dingen des täglichen Lebens gibt, sondern nach einer Weisheit, die eine unerschütterliche Kenntnis göttlicher und menschlicher Dinge und ein sicheres und unwandelbares Verstehen ist, das Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft umfasst, so wie es uns der Herr durch seine Ankunft und durch die Propheten gelehrt hat.

Die heidnische Philosophie enthält also durchaus Samenkörner der Wahrheit, die freilich durch ihre Schuld nicht zur Entfaltung kamen. Die wahre Philosophie verkündete unser Herr Jesus Christus:
Wie nun alles, was einen Vater hat, auf Gott den Schöpfer zurückgeht, so geht auch auf den Herrn der Unterricht über das Gute zurück, der gerecht macht und dazu anleitet und mithilft. Wenn aber manche Leute infolge von irgendeiner Einbildung die Samenkörner der Wahrheit, die sie auf irgendwelche Weise erhalten hatten, nicht zum Keimen brachten, sondern sie in ein unfruchtbares und regenloses Land legten und von Unkraut ersticken ließen, so wie die Pharisäer vom Gesetz abirrten, indem sie Menschenlehren einführten, so ist daran nicht der Lehrer schuld, sondern schuld sind diejenigen, die sich dazu entschlossen, nicht auf ihn zu hören. Aber diejenigen von ihnen, die sich durch die Erscheinung des Herrn und durch das klare Zeugnis der Schrift überzeugen ließen, gelangen zum Verständnis des Gesetzes, gerade wie die Anhänger der Philosophie durch die Lehre des Herrn zum vollen Verständnis der wahren Philosophie gelangen. …
Wenn wir also sowohl Christus selbst Weisheit nennen als auch seine Wirksamkeit durch die Propheten, … so dürfte Weisheit wohl die Erkenntnis sein, die ein Wissen und Verstehen des Gegenwärtigen, Zukünftigen und Vergangenen ist, das nicht wankend gemacht oder erschüttert werden kann, da es von dem Sohne Gottes überliefert und geoffenbart worden ist.

Quelle: Clemens von Alexandria: Stromateis 6, c. 7, Nr. 54, 57 - 61. In: Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 19, S. 274, 276 - 279

Zitate von Clemens von Alexandria:

Die meisten Menschen verkriechen sich in das Irdische wie die Schnecken in ihr Haus und rollen sich um ihre eigene Zuchtlosigkeit zu einer Kugel zusammen wie die Igel und haben von dem seligen und unvergänglichen Gott die gleiche Vorstellung wie von sich selbst.

Die Eigenart der Heiligen Schrift besteht darin, dass sie in Gleichnissen spricht, weil auch der Herr, obwohl er nicht zu dieser Welt gehörte, wie ein Geschöpf dieser Welt zu den Menschen kam. Denn er trug auch alle Tugend an sich und war dazu bestimmt, den in dieser Welt heimischen Menschen durch die Erkenntnis zu dem Geistigen und allein Wirklichen emporzuführen, aus dieser Welt in eine andere Welt. Deshalb verwendet er auch die Schrift in übertragenem Sinn; denn das ist das Wesen des Gleichnisses; es ist eine Redeform, die von etwas, was nicht das eigentlich Gemeinte, aber ihm ähnlich ist, den Verständigen zum Wahren und Eigentlichen emporführt, oder, wie einige sagen, eine Ausdrucksweise, die das eigentlich Gemeinte durch anderes mit Nachdruck vor Augen stellt.

Wie nun der Steuermann sich nicht immer von den Winden treiben lässt, sondern manchmal auch die Spitze seines Schiffes den hereinbrechenden Stürmen gerade entgegenrichtet und sich ihnen entgegenstellt, so lässt sich auch der Erzieher nicht von den in dieser Welt wehenden Winden treiben und überlässt ihnen nie das Kind, so dass es wie ein Kahn in ein rohes und ausschweifendes Leben verschlagen würde, sondern lässt sich bei seiner Fahrt nur von dem günstigen Wind der Wahrheit führen und hält dabei in starker Hand ganz fest die Steuerruder des Kindes, ich meine damit seine Ohren, bis er das Kind unversehrt in den himmlischen Hafen hat einlaufen lassen.

Quelle: Clemens von Alexandria: Stromateis 5, c. 11, Nr. 68. In: Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 19, S. 178
Clemens von Alexandria: Stromateis 6, c. 15, Nr. 126. In: Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 19, S. 324
Clemens von Alexandria: Paidagogós 1, c. 7, Nr. 54. In: Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 7, S. 252

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Werke von Clemens auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

Schriften von Clemens und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen auch in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
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Das Ausgrabungsgelände der griechischen Agora mit der rekonstruierten Stoa in Athen ist täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 8 €. Für alle archäologischen Stätten in Athen gibt es ein fünf Tage gültiges Kombiticket zum Preis von 30 €. (2019)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.02.2022

Quellen:

• https://www.newadvent.org/cathen/04045a.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Istituto Giovanni XXIII (Hg.): Bibliotheca Sanctorum, Band 4, Rom 1964 - Dank an C. S., Brief vom 15. Juli 2006

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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