Ökumenisches Heiligenlexikon

Passionszeit


Die Passionszeit beginnt in den evangelischen Kirchen mit dem Aschermittwoch und dauert bis Karsamstag, sie umfasst 40 Fastentage.

In der römisch-katholischen Kirche bezeichnet Passionszeit nur die zwei Wochen vom 5. Sonntag der Fastenzeit (auch Judica oder Passionssonntag genannt) bis zum Karsamstag, hier beginnt am Aschermittwoch die Quadragesima, die 40-tägige Fastenzeit, auch (vor)österliche Bußzeit genannt. Deren Anfang war ursprünglich erst am ersten Fastensonntag (Invocabit), wurde dann aber vorverlegt, um tatsächlich 40 Tage des Fastens zu haben, da an den Sonntagen ja nicht gefastet wird. In der nach dem 2. Vatikanischen Konzil reformierten Liturgie haben sich trotz mancher Anpassung an protestantische Gewohnheiten noch einige Unterschiede zu den vier Wochen davor erhalten, so der, dass die Verhüllung der Kreuze und Bilder erst am Sonntag Judica - dem ersten Passionssonntag - erfolgt. Die Eigentexte der Fastenzeit sprechen von Fasten, Buße, Bekehrung, Werken der Nächstenliebe usw., die Texte der Passionszeit vom Leiden Christi bzw. dessen Vorankündigung durch die Propheten des Alten TestamentsWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde..

Schon im 2. Jahrhundert bereitete man sich durch zweitägiges Fasten auf Ostersonntag vor, im 3. Jahrhundert wurde die Fastenzeit auf die Karwoche ausgedehnt. Im 4. Jahrhundert bestimmte das Konzil von Nicäa die 40-tägige Fastenzeit, die auf Ostern vorbereiten soll durch die Taufvorbereitung bzw. Tauferinnerung und Buße. Die Zahl 40 steht für einen umfassenden Zeitraum, der Wende und Neubeginn ermöglicht. 1969 erneuerte die römisch-katholische Kirche die Grundordnung des Kirchenjahres, die Fastenzeit dauert nun nicht mehr bis Karsamstag, sondern endet bereits mit dem Gründonnerstag, dennoch wird auch am Karfreitag gefastet.

Fast-Nacht war ursprünglich nur der Vorabend zum Aschermittwoch, eben die Nacht vor dem Fasten. Seit dem 13. Jahrhundert galt als Fastnacht die Zeit vom Donnerstag vor Aschermittwoch bis zum Vorabend des Aschermittwoch. 1830 wurde in Köln der Rosenmontag zum Höhepunkt des rheinischen Karnevals. Karneval - vom lateinischen Carne vale - bedeutet: Fleisch, leb wohl.

Der Aschermittwoch eröffnet die Fastenzeit bis Ostern. Diese Zeit umfasst 46 Tage; die 6 Sonntage sind vom Fasten ausgenommen, da Christen an jedem Sonntag - also auch in der Fastenzeit - die Auferstehung Christi feiern; es bleiben also genau 40 Fastentage. Schon im 2. Jahrhundert bereitete man sich durch zweitägiges Fasten auf den Ostersonntag vor. Im 3. Jahrhundert wurde die Fastenzeit auf die Karwoche ausgedehnt. Im 4. Jahrhundert führte das 1. Konzil von Nicäa die 40-tägige Fastenzeit ein.

Alle Religionen kennen Fastenzeiten, am bekanntesten ist der Fastenmonat Ramadan im Islam. In der Alten Kirche wurden die Taufbewerber in der Fastenzeit einen beschwerlichen Bußweg geführt, damit sie frei würden von allen heidnischen Bindungen; dabei stand das Fasten als Verzicht auf bestimmte Nahrung im Vordergrund. Dieser Bußweg hatte seinen Höhepunkt in der Feier der Osternacht, in der dann die Bewerber getauft wurden.

Fasten im biblischen Sinn bedeutet aber eigentlich weniger die Einhaltung bestimmter Vorschriften, als die Besinnung auf die Verantwortung, mit den Gaben Gottes und seiner Schöpfung verantwortungsvoll umzugehen und diese maßvoll zu gebrauchen. Fasten bezieht sich so gesehen nicht nur auf bestimmte Lebensbereiche wie das Essen oder gilt nur eine bestimmte Zeitspanne. Bewusste Fastenzeiten können aber Hilfe zu einem verantwortlicheren Leben sein. In diesem Sinne ist die evangelische Aktion Sieben Wochen ohne schon seit 1983 sehr erfolgreich mit ihrem Aufruf zu einem selbstgewählten Verzicht in der Passionszeit.

Als Fastenspeisen sind ab Aschermittwoch für 40 Tage weder Alkohol noch Fleisch von warmblütigen Tieren zum Verzehr erlaubt, daher hat sich als Alternative der Fisch verbreitet, da er nicht blutet. Der Hering als traditionelle Fastenspeisen hat seinen Sinn darin, dass der Körper nach dem oft übermäßigen Genuss im Fasching entschlackt. Schnaps und Bier dürfen nach alter Sitte am Aschermittwoch nochmals getrunken werden, das Bier soll demnach für das Gedeihen der Gerste sorgen, der Schnaps die Mücken vertreiben. Im Mittelalter waren die Fastenregeln sehr streng: man durfte nichts essen außer drei Bissen Brot und drei Schluck Bier oder Wasser. 1486 erlaubte Papst Innozenz VIII. auch Milchprodukte in der Fastenzeit.

Aschekreuz auf der Stirn
Aschekreuz auf der Stirn David Farrell (Ireland/Dublin)

Der Aschermittwoch erhielt seinen Namen, weil Asche der Palmen vom Palmsonntag des vergangenen Jahres am Aschermittwoch geweiht und den Gläubigen vom Priester auf die Stirn oder den Scheitel gestreut werden. Dabei erinnert der Priester die Gläubigen: Gedenke, o Mensch, du bist Staub, und zum Staube kehrest du zurück (Psalm 90, 3). Asche ist Symbol sowohl der Vergänglichkeit wie der Buße und Reue; schon die Menschen im Alten TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. hüllten sich in Sack und Asche (Esther 4, 1), um ihrer Bußgesinnung Ausdruck zu verleihen; Asche wurde als Reinigungsmittel verwendet, daher ist sie das Symbol für die Reinigung der Seele. Ende des 11. Jahrhundert wurde dieser Brauch durch Papst Urban II. eingeführt. Im 12. Jahrhundert wurde festgelegt, dass die Bußasche von Palm- und Ölzweigen der Vorjahres gewonnen werden muss.

An einem Aschermittwoch wurde nach der Volksüberlieferung der Teufel, der einst ein normaler Engel gewesen sei, wegen Verstößen gegen die göttliche Ordnung aus dem Himmel geworfen.

Der Sonntag Laetare, freuet euch, liegt in der Mitte der Fastenzeit. Deren erste Hälfte war von Zurückgezogenheit und Trauer geprägt; ab Laetare sollte der Christ froh dem Palmsonntag entgegen sehen, der für den Einzug Jesu in Jerusalem, dessen Opfergang und somit die Erlösung des Menschengeschlechts steht. Bis ins 19. Jahrhundert hinein trat der Papst am Laetare-Sonntag mit einer goldenen Rose in Rom vor die Gläubigen. So wollte er auf die nahende Leidenszeit Christi hinweisen; die Rose gilt als Sinnbild Christi.

Am Sonntag Judika, 14 Tage vor Ostern, werden in der katholischen Kirche alle Dinge, die etwas österliches darstellen - so Kreuze und Bilder - mit Hungertüchern verhüllt.

Der letzte Sonntag der Passionszeit ist der Palmsonntag, der Sonntag vor dem Ostersonntag.

Der Aschermittwoch und alle Sonntage waren bis zur Kalenderreform      Nach Abschluss und im Auftrag des => 2. Vatikanischen Konzils wurde im Jahr 1969 eine Liturgiereform in der römisch-katholischen Kirche durchgeführt; in diesem Rahmen wurden auch Änderungen im Römischen Generalkalender vorgenommen; der erneuerte wurde mit dem 1. Januar 1970 in Kraft gesetzt. Feste I. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die I. Klasse einem Hochfest., die Quatembertage - Mittwoch, Freitag und Samstag nach dem 1. Fastensonntag waren Feste II. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die II. Klasse einem Fest.
Die Feste II. Klasse werden auch in den geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) gefeiert und verdrängen die Tagesliturgie.
, die anderen Wochentage Fest III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
Es gibt jedoch einigen Feste an den Freitagen der Fastenzeit, die die Tagesliturgie der geprägten Zeiten nicht verdrängen (also nicht gefeiert werden müssen und somit keine Feste II. Klasse sind), aber trotzdem gefeiert statt nur kommemoriert werden können (und somit höher stehen als die als „Gedenktag” III. Klasse bezeichneten, welche nur kommemoriert werden können).
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Die katholische Kirche gewährt an jedem Freitag der Passionszeit demjenigen Gläubigen vollkommenen Ablass, der das En ego, o bone et dulcissime Jesu nach dem Kommunionempfang vor dem Bild des Gekreuzigten andächtig betet; an allen anderen Tagen des Jahres wird hierfür Teilablass gewährt:

Siehe, o guter und lieber Jesus, vor deinem Angesicht werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte dich, aus tiefer Seele flehend: Präge meinem Herzen ein den lebendigen Geist des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, eine wahre Reue über meine Sünden und den festen Willen, mich zu bessern. Mit innigem Mitleid und tiefem Schmerze schaue ich auf deine fünf Wunden und erwäge dabei, was der Prophet David von dir, o guter Jesus, geweissagt hat: Sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt; sie haben alle meine Gebeine gezählt.




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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.03.2024
korrekt zitieren:
Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Quellen:

• Handbuch der Ablässe, Normen und Bewilligungen. Deutsche Ausgabe des Enchiridion Indulgentiarum, Rosenkranz-Verlag, München 1971

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