Urban II.
Taufname: Odon de Lagery, auch: Eudes de Châtillon, Otton de Châtillon
Gedenktag katholisch: 29. Juli
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Bari-Bitonto: 28. Juli
Name bedeutet: der Städter (latein.)
Odon de Lagery stammte aus der großen und wohlhabenden Adelsfamilie derer von
Châtillon. Er studierte bei
Bruno dem Kartäuser
in
Reims und wurde dann dort Archidiakon. Um 1067
trat er in den Benediktinerorden ein und wurde dann Prior im
Kloster in Cluny. Um 1080 setzte ihn Papst
Gregor VII. als Kardinalbischof von
Ostia ein, 1084/85 wirkte er als päpstlicher
Gesandter in Deutschland. 1088 wurde er zum Papst gewählt, er sollte die seit den letzten Jahren Gregors VII. anhaltende
Krise des Reformpapsttums zu überwinden. Tatsächlich führte er die Reformpolitik von Gregor VII. weiter und verhalf ihr
zum Durchbruch, er festigte die Position des Papsttums im Abendland und setzte sich endgültig gegen die Gegenpäpste durch.
Bei aller Entschiedenheit und Prinzipientreue blieb Urban stets moderat, abwägend und diplomatisch, stark von
seelsorgerlich-praktischen Anliegen bestimmt.
Trotz schwierigster Anfänge setzte Urban sich bis 1095 als rechtmäßiger Papst durch, und verschaffte der päpstlichen Autorität weithin Geltung. Das im Investiturstreit entstandene Papstschisma konnte er zwar nicht beseitigen, aber Gegenpapst Clemens III. ab 1093 entscheidend zurückdrängen. Das von ihm erneuerte Investiturverbot entwickelte Urban weiter zum Verbot des Lehenseides für Geistliche gegenüber Laien, was die SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Clairmont - dem heutigen Clermont-Ferrand - 1095 und Rom 1099 beschlossen.
In Clairmont wurde auch König Philipp I. von Frankreich verurteilt, weil er seine Ehefrau verstoßen hatte, dennoch konnte der völlige Bruch vermieden und der historische Bund zwischen Papsttum und französischem Königtum vorbereitet werden. In Spanien förderte Urban die Reconquista, die Zurückeroberung des Landes von den Muslimen; dafür entwarf er die theologische Geschichtsdeutung einer gottgewollten Zeitenwende gemäß Daniel 2, 21. Zudem vollzog Urban die kirchliche Neuordnung der spanischen Kirche und ihre Loslösung von Gallien mit den Bistümern Toledo, Tarragona, Santiago und anderen.
1095 traf Urban bei der SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten.
In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet.
in der Kirche Madonna di Campagna in Piacenza die
Entscheidung, der Bitte des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos zu folgen und zum
1. Kreuzzug aufzurufen, um der Ostkirche gegen die muslimischen
Seldschuken beizustehen. Der Aufruf erfolgte dann im sleben Jahr bei der Synode in
Clairmont. Zwar waren 1089 die Verhandlungen mit
Alexios I. und dem Patriarchen == Nikolaos III. Grammaticus
von Konstantinopel über die Wiederbelebung der alten Einheit
von Ost- und Westkirche gescheitert, doch es bestanden weiterhin gute Beziehungen zwischen Papst und Kaiser. Eine flammende
Predigt vor einer großen Menge bewirkte Begeisterung und in der Folge rege Teilnahme am Kreuzzug. Urban verband Reconquista
und Hilfe für Byzanz und interpretierte das Zeitgeschehen wieder nach Daniel 2, 21 zur Wiederherstellung der alten Christenheit.
Der Erfolg des Kreuzzugs vermehrte das Ansehen des Reformpapsttums.
Urban vertrat die Auffassung einer wesensbedingten Überordnung der priesterlichen Funktion und Gewalt über jene von Laien und Herrschern. Er setzte sich für den Gottesfriedensgedanken ein und erreichte 1098 in Bari eine Verständigung mit der Ostkirche über die Problematik des Filioque. Auch zum Eherecht, zu Seelsorge und Marienverehrung oder Problemen des Kirchenrechts entwickelte er wegweisende Initiativen. In der Kirchenverfassung stärkte er die auf Bischöfe ausgerichtete Struktur, deren Zentrum der mit Petrus identifizierte Papst als universaler Bischof und Primas der Gesamtkirche ist. Selber Ordensmann, förderte er die traditionellen Klöster und Kongregationen, aber auch neue Orden wie die Kartäuser und Zisterzienser sowie die Wanderprediger mit ihren neuen, klosterähnlichen Lebensformen. Der Ausbau der römischen KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan. und die Neuorganisation der Finanzverwaltung war ihm ebenso ein Anliegen wie die Mitwirkung der Kardinäle an der Regierung des Papstes.
Die ehemalige Abtei Cluny wurde 910 gegründet, 1088 bis 1130 wurde die dritte Kirche gebaut - bis zur Fertigstellung des Petersdomes in Rom die größte Kirche der Welt. In der Französischen Revolution wurde das Kloster 1789 aufgelöst, die Gebäude wurden verkauft und bis auf einen kleinen Rest mit zwei Kapellen und einem Turm abgerissen, 1928 wurden Fundamente ausgegraben, 1891 dort eine Hochschule für Ingenieurwissenschaften errichtet.
Kanonisation: Die seit unvordenklicher Zeit bestehende Verehrung für Urban wurde von Papst Leo XIII. bestätigt.
Worte des Heiligen
Rede an einen neugeweihten Bischof:
Nach Gottes Willen haben dich, wie wir glauben, Klerus und Volk jener Stadt einstimmig zu ihrem Leiter gewählt, und
sie führten dich zu uns mit der Bitte, dass du zum Bischof geweiht wirst und darum bist du nach Gottes Willen durch
unsere Handauflegung zum Bischof geweiht worden; so sollst du liebster Bruder, wissen, dass du mit der Bürde, Seelen
zu leiten, eine gewaltige Arbeitslast auf dich genommen hast und nun dem Wohl vieler dienen und der Geringste und Diener
aller werden und für das dir anvertraute Talent einmal am Tag des göttlichen Gerichts Rechenschaft ablegen musst. Denn
unser Heiland sagte:
Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zulassen, sondern um zu dienen, und er gibt sein Leben für
seine Schafe hin
(Matthäusevangelium 20, 28). Um wie viel mehr müssen wir träge Knechte des höchsten Hausvaters mit
größter Anstrengung danach trachten, die uns vom höchsten Hirten anvertrauten Schafe mit Hilfe der göttlichen Gnade ohne
Fehler und Krankheit zum Schafstall des Herrn zu führen? Wir ermahnen dich also, Geliebter, dass du den Glauben, den wir
zu Beginn deiner Weihe kurz und klar dargelegt haben, ungeschmälert und unversehrt bewahrst; denn der Glaube ist die
Grundlage aller Tugenden. Wir wissen zwar, dass du von Kindheit an in den heiligen Schriften und den Weisungen des
Kirchenrechts unterwiesen wurdest, aber dennoch soll sich unsere Rede kurz an dich richten:
Kein Beifall soll dich hochmütig machen, kein Unglück dich anfechten, d. h. im Glück soll dein Herz sich nicht
erheben, noch im Unglück niedergedrückt werden, sondern wir wollen, dass du alles und in allem mit Vorsicht und
Unterscheidung handelst, so dass dein Leben ohne Tadel bei allen Anerkennung findet. Die Heilige Dreifaltigkeit möge
dich, Bruder, unter ihren Schutz nehmen, so dass du, wenn du bei solcher Leitung in unserem Herrn die übernommene Last
ausführst, am Tag der Vergeltung zu hören verdienst: Wohl dir, du guter und treuer Knecht, weil du über weniges treu
gewesen bist, will ich dich über vieles setzen; geh ein in die Freude deines Herrn!
(Matthäusevangelium 25, 21)
Quelle: Urban II.: Oratio ad Ivonem consecratum, Epistel. 272. In: Patrologia Latina 151, Sp.563 - 566; eigene Übersetzung
Zitat von Urban:
Auf die Frage des Propstes Lucius, ob die Sakramentenspendung unwürdiger Priester gültig sei,
antwortet Urban:
Wenn [die Priester] nicht als Schismatiker oder Häretiker von der Kirche getrennt sind, bestreiten wir nicht
die Heiligkeit und Ehrwürdigkeit ihrer Weihen und der übrigen Sakramente in Übereinstimmung mit dem hl.
Augustinus von Hippo, der darüber so ausführlich und wahrheitsgemäß
ausführte:
Wenn der [die Sakramenten spendende] Diener hochmütig war, ist er des Teufels, aber das Sakrament Christi
wird durch ihn nicht befleckt. Was durch seine Hände fließt, ist rein, was durch ihn vermittelt wird, ist lauter.
Und
ebenso: Die geistliche Kraft des Sakraments ist so wie das Licht, das von den zu Erleuchtenden in seiner Reinheit
aufgenommen wird und auch, wenn es durch Unreines vermittelt wird, nicht verunreinigt wird. Diejenigen; die ein
Trunksüchtiger, diejenigen, die ein Mörder, diejenigen, die ein Ehebrecher tauft, tauft [in Wirklichkeit] Christus.
Quelle: Quelle: Urban II.: Oratio ad Ivonem consecratum, Epistel. 23. In: Patrologia Latina 151, Sp. 531f; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Briefe und Dokumente von Urban gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die - spärlichen - Reste des
Klosters in Cluny sind täglich von 9.30 Uhr
bis 18 Uhr - im Winter nur bis 17 Uhr, im Juli und August bis 19 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 11 €. (2024)
Die Kirche Santa Maria di Campagna in Piacenza
ist täglich von 7 Uhr bis 12 Uhr und von 15.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 05.07.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1976
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• https://it.wikipedia.org/wiki/Basilica_di_Santa_Maria_di_Campagna - abgerufen am 27.03.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.