Ökumenisches Heiligenlexikon

Augustinus von Hippo

auch: Augustinus von Thagaste, Aurelius Augustinus

1 Gedenktag katholisch: 28. August
gebotener Gedenktag
bedacht im spanisch-mozarabischen      Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird. Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten. Hochgebet
Hochfest im Orden der Augustiner-Eremiten, im Orden der Augustiner-Chorherren, im Prämonstratenserorden bei den Assumptionisten und in der Stadt Tudela
Fest im Bistum Tudela, im Dominikanerorden, im Servitenorden, im Orden der Barmherzigen Brüder, bei den Kreuzherren, bei den Hieronymiten, im Mercedarierorden, bei den Birgittinnen, bei den Ewigen Anbeterinnen des Heiligsten Sakraments, im weiblichen Zweig des Malteserordens und bei den Bethlehemschwestern
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Ordenskalender der Arnsteiner Patres
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.

Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
in Pavia: Übertragung der Gebeine von Sardinien nach Pavia 180 Jahre nach seinem Tod: 28. Februar
Übertragung der Gebeine von Afrika nach Sardinien: 28. Februar
in Hippo / Annaba: Weihetag der ihm geweihten Kathedrale (1900): 29. März
Fest im Orden der Augustiner-Eremiten: Tag der Bekehrung: 24. April
gebotener Gedenktag im Orden der Augustiner-Chorherren/-frauen und im Prämonstratenserorden: Bekehrung: Tag der 24. April
Tauftag und Gedenktag der Bekehrung: 5. Mai
Gedenktag der Bekehrung: 17. Mai
in Brügge: Übertragung der Gebeine: 11. Oktober

1 Gedenktag evangelisch: 28. August

1 Gedenktag anglikanisch: 28. August

1 Gedenktag orthodox: 15. Juni, 28. August

Name bedeutet: der Erhabene (latein.)

Bischof von Hippo Regius, Kirchenlehrer
* 13. November 354 in Thagaste in Numidien, heute Souk Ahras in Algerien
28. August 430 in Hippo Regius in Numidien, dem späteren Bône und heutigen Annaba in Algerien


Statue in der Basilika San Pietro in Ciel d’Oro in Pavia
Statue in der Basilika San Pietro in Ciel d’Oro in Pavia

Augustinus' Vater Patricius, ein kleiner Bauer und Regierungsbeamter, blieb bis kurz vor seinem Tod Anhänger des römischen Götterglaubens, seine Mutter Monika war Christin; seine Schwester Perpetua leitete als Witwe später ein Frauenkloster in Hippo Regius. In Madauros - dem heutigen M'Daourouch konnte Augustinus die Grammatikschule besuchen, weil ein Gönner ihm die Ausbildung in den freien Künsten Grammatik, Dialektik, Rhetorik und Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik ermöglichte. Als er 16 Jahre alt war, musste er aus Geldmangel sein Studium abbrechen; er kehrte nach Hause zurück und schloss sich einer Straßenbande an.

Reste der Dioumes-Basilika in den Ausgrabungen von Karthago, daneben war eine Schola
Reste der Dioumes-Basilika in den Ausgrabungen von Karthago, daneben war eine Schola

Ein Jahr später konnte Augustinus in Karthago - dem heutigen Vorort von Tunis in Tunesien - ein Studium der Rhetorik beginnen und mit Erfolg absolvieren. Von einem uns unbekannten Mädchen, mit dem er auch die kommenden Jahre ein Verhältnis behielt, bekam er einen Sohn mit Namen Adeodatus.

Jürgen Goertz: Statue, 1985, vor dem „Augustinus-Haus” in Gelsenkirchen
Jürgen Goertz: Statue, 1985, vor dem Augustinus-Haus in Gelsenkirchen

Für die Religion seiner Mutter empfand Augustinus zunehmend Verachtung. Er las zwar als Literat auch die Bibel, fühlte sich aber von ihrer ungelehrten Sprache abgestoßen. Beeindruckt war er hingegen von Ciceros Hortensius, einer für die Philosophie werbenden Schrift; nach ihrer Lektüre schloss er sich spontan einer geistig-religiösen Strömung an, die dem Christentum jener Zeit schwer zu schaffen machte, dem damals noch jungen und modernen Manichäismus, der eine strenge Teilung der Welt in Gut und Böse lehrte und Augustinus als die tiefere und radikalere Form des Christentums erschien.

Etwa ab 375 war Augustinus als erfolgreicher Professor für Rhetorik in seiner Heimatstadt Thagaste und dann in Karthago tätig. Hier reiften seine Zweifel am Manichäismus, die sich nach seiner Übersiedelung nach Rom 383 noch verstärkten; dennoch halfen ihm Freunde aus dieser Gruppe, 384 die Stelle eines Rhetoriklehrers in Mailand - damals Hauptstadt des römischen Reiches - zu bekommen. Hier lebte er mit seiner Konkubine, seinem Sohn Adeodatus, seiner ihm - nach neun Jahren der Trennung - nachgereisten Mutter, seinem Bruder und zwei Vettern zusammen. Weil er plante, ein minderjähriges Mädchen zu heiraten, verließ ihn seine Konkubine nach anderthalb Jahrzehnten des Zusammenlebens, woraufhin er sich eben eine neue nahm. Wegen einer schweren Erkrankung musste Augustinus, der zeitlebens unter Atemnot und dadurch hervorgerufener Beklemmung und Todesangst lebte, seine Rhetorikprofessur aufgeben. Nun begann er, nach der Wahrheit hinter den gängigen philosophischen Lehren zu suchen. Seine Mutter machte ihren christlichen Einfluss geltend; sie überredete ihn, die Beziehungen zu seiner Geliebten abzubrechen; außerdem war er von den Predigten des Mailänder Erzbischofs Ambrosius und seiner neuplatonischen Schriftauslegung fasziniert.

Pietro Gagliardi: Augustinus wird von Ambrosius im Beisein seiner Mutter Monika getauft, um 1850, in der Kirche Sant'Agostino in Rom
Pietro Gagliardi: Augustinus wird von Ambrosius im Beisein seiner Mutter Monika getauft, um 1850, in der Kirche Sant'Agostino in Rom

Paulus' Lehre von der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und eine Biografie über den Mönchsvater Antonius beeindruckten Augustinus. Schließlich geschah es nach seinem eigenen Zeugnis, dass er Anfang August 386 - unter einem Feigenbaum liegend - eine Kinderstimme hörte: Nimm und lies … Er ergriff die Bibel und stieß auf den Satz: Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Buhlereien und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pfleget das Fleisch nicht so, dass Begierden erwachen! (Römerbrief 13, 13 - 14). Daraufhin durchströmte ihn ein Licht der Sicherheit, er bekehrte sich zum Christentum.

Benozzo Gozzoli: Augustinus wird von Ambrosius getauft, 1465, in der Augustinus geweihten Kirche in San Gimignano
Benozzo Gozzoli: Augustinus wird von Ambrosius getauft, 1465, in der Augustinus geweihten Kirche in San Gimignano

Augustinus zog sich aus seinem Beruf und mit Freunden auf das Landgut Cassiciacum - wohl das heutige Casciago bei Varese, wo ihm 1986 ein Denkmal errichtet wurde - zurück, ging Anfang 387 als Taufbewerber nach Mailand und ließ sich dort in der Osternacht 387 im Baptisterium - heute Ruinen in den Ausgrabungen unter dem Dom - taufen.

Augustinus kehrte dann nach Thagaste - zurück, verkaufte sein Vermögen und lebte für drei Jahre mit Gleichgesinnten wie schon in Cassiciacum in klosterähnlicher Weise. Als er während einer Reise in Hippo Regius weilte, wurde er vom Volk ins Priesteramt berufen und Ende 390/Anfang 391 zum Priester geweiht; er übernahm die Aufgabe des Predigers, die in Nordafrika sonst vom Bischof selbst ausgefüllt wurde, und wurde nach dem Tod des Bischofs Valerius um 396 dessen Nachfolger. Er war ein begeisternder Prediger, bekämpfte scharf alle abweichenden Lehren, hatte Einfluss weit über seine Diözese hinaus, obwohl er diese nur zur Teilnahme an den SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. der Kirche in der römischen Provinz Africa proconsularis verließ, und wurde dennoch zum geistigen Führer der abendländischen Kirche.

Nachdem der Einfluss des Manichäismus schwand, wurde der Donatismus immer mehr zur Herausforderung der Kirche. Auf dem KonzilSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Karthago 411 - abgehalten wohl in der Basilika Fausti, heute Basilika Damous el Karita genannt - wurde unter Augustinus' maßgeblichem Einfluss der Donatismus endgültig verurteilt. In der großen Basilika - heute Basilika Mcidfa genannt, von der nur noch Reste einer dort in der französischen Kolonialzeit erbauten Kapelle zu sehen sind - hielt Augustinus eine Lobrede auf die dort bestattete Perpetua und deren Gefährten, wobei er besonders die vorbildhafte Rolle der Frauen betonte.

Augustinus sprach von sich und seinen alltäglichen Aufgaben im Sermon 340, 3:
Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellungen hüten, Träge wachrütteln, Händelsuchende zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Unwissende belehren, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen, und – ach – alle lieben!
D. Capozzi: Silberbüste, 1836,, in der Januarius-Kapelle der Kathedrale in Neapel
D. Capozzi: Silberbüste, 1836, in der Januarius-Kapelle der Kathedrale in Neapel

Auf dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen mit dem gemeinsamen Leben schrieb Augustinus um 397 einen Brief mit Regeln für das Leben im Kloster - ob zunächst für das von seiner Schwester geleitete Frauenkloster in Hippo Regius bestimmt oder für das von ihm gegründete Kloster für Männer ohne pastoralen Auftrag, ist umstritten. Grundlegend gebietet der erste Satz: Vor allen Dingen, liebe Brüder, sollt ihr Gott lieben, sodann den Nächsten; denn das sind die Hauptgebote, die uns gegeben sind. Es folgen Anweisungen über die Gebetszeiten und -praxis, die Einteilung der Arbeitszeit, über Gehorsam, die Tischlesung und das Verhalten bei Tisch, das Verhalten außerhalb des Klosters, die Zeiten des Redens und Schweigens sowie über die Strafe bei der Missachtung dieser Regeln; daraus entstanden dann die Regeln für die sich in den kommenden Jahrhunderten weit verbreitenden Zweige des Augustinerordens.

Als einer der größten Theologen der Kirchengeschichte entwickelte Augustinus in der Auseinandersetzung mit den philosophischen und religiösen Strömungen seiner Zeit seine Lehren von der Erbsünde, der göttlichen Gnade, der göttlichen Souveränität und der Prädestination, die über Jahrhunderte bis ins hohe Mittelalter die katholische Theologie, dann auch die Reformation des Augustinermönches Martin Luther beeinflussten.

Franz Freund: Deckenmalerei, 1772, in der Klosterkirche in Springiersbach
Franz Freund: Deckenmalerei, 1772, in der Klosterkirche in Springiersbach

Stark vom griechischen Philosophen Plato geprägt, war Augustinus die Welt der Erfahrung weniger wichtig als die Welt des Geistes - die für ihn immer die Welt des guten Geistes Gottes ist. Mit Plato lehnte er die Existenz eines Bösen an sich ab, da Gott allmächtig und gut ist; alles Böse ist deshalb Mangel an Gutem. Nach Augustinus gab Gott den Menschen die Vernunft, um Gott besser verstehen zu können, und den freien Willen, um Entscheidungen in der Verantwortung vor Gott treffen zu können. Unmoralische Entscheidungen seien solche, die ohne Gott gefällt werden. Überliefert sind fast 1000 seiner Predigten, 113 Bücher und 218 Briefe.

Nach der Eroberung Roms durch Gotenkönig Alarich 410 setzte Augustinus sich intensiv mit Heidentum und Platonismus auseinander. In seiner großen christlichen Apologie De civitate Dei, Gottesstaat, entstanden von 413 bis 426, legte er seine theologisch begründete Geschichtsphilosophie dar und beschrieb die Weltgeschichte als einen linearen Prozess hin auf ihr Ziel, die Vollendung bei Gott. Damit soll der Vorwurf ausgeräumt werden, der Fall Roms sei durch die Abkehr von dessen hergebrachten Göttern verschuldet. Gegen die alte Vielheit der Götter setzte Augustinus die Einzigartigkeit des allein durch Jesus Christus vermittelten Heils. Nach 410 setzte er sich eingehend mit dem Pelagianismus, dessen asketischem Rigorismus und dessen Menschenbild auseinander; er betonte, dass die Gnade Gottes nicht geschenkt werde zur Erleichterung eines tugendsamen Lebens, sondern um solches überhaupt erst zu ermöglichen; in diesem Zusammenhang entwickelte Augustinus seine Lehre von der Erbsünde. Es gelang ihm, diese Lehre beim römischen Kaiser in Ravenna - nicht zuletzt dank eines Geschenkes in Form von 80 Araberhengsten - und schließlich auch beim Papst in Rom durchzusetzen.

Augustinus geweihter Altar in der ehemaligen Kathedrale St-Louis in Karthago
Augustinus geweihter Altar in der ehemaligen Kathedrale St-Louis in Karthago

Augustinus' bekanntestes Werk sind die autobiographischen Confessiones, Bekenntnisse, geschrieben um 400, in denen er in 13 Bänden sein frühes Leben, seine ständige Suche nach Wahrheit und seine Bekehrung beschreibt. Durch seine grundsätzlichen Erwägungen über das Wesen des Menschen sind die Bekenntnisse viel mehr als nur eine Biografie; oft werden sie als die erste Autobiografie der Literaturgeschichte bezeichnet, aber diese Ehre gebührt Gregor Thaumaturgos. Eine Stelle in diesem Werk, in der Augustinus' feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, wurde später zum Attribut eines flammenden Herzens, das ihn in den Darstellungen von Ambrosius unterscheidet.

Weitere Werke: De libero arbitrio, Über den freien Willen, enstanden 389 bis 395; De doctrina christiana, Über die Christliche Lehre, verfasst 397 bis 428; De baptismo, contra donatistas, Über die Taufe, gegen die Donatisten, geschrieben 400/401: De trinitate, Über die Dreieinigkeit (Gottes), erarbeitet 400 bis 416; De natura et gratia, Über Natur und Gnade, aus dem Jahr 415.

Matthäus Günther: Augustinus' Tod währende der Belagerung durch die Vandalen (oben), um 1750, Deckenfresko in der in der Stiftskirche in Rottenbuch  bei Schongau
Matthäus Günther: Augustinus' Tod währende der Belagerung durch die Vandalen (oben), um 1750, Deckenfresko in der in der Stiftskirche in Rottenbuch bei Schongau

Eine der zahlreichen Legenden erzählt, wie Augustinus am Ufer des Meeres wandelnd und in tiefes Nachdenken versunken einen kleinen Knaben sah, der mit einer Muschel Wasser schöpfte und in eine Sandgrube goss. Befragt, was er tue, antwortete das Kind: Dasselbe, was du tust! Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit deinen Gedanken ausschöpfen - ich versuche, das Meer auszuschöpfen!

Während der Belagerung von Hippo Regius durch die Vandalen im Sommer 430 erkrankte Augustinus an einem Fieber. Er wollte nicht sterben, ohne vorher gründlich Buße getan zu haben. Teil dieser Buße war, keinen Besuch mehr zu empfangen, eine Ausnahme machte er nur für seinen Arzt und für die Diener, die ihm das Essen brachten. Er ließ sich die Bußpsalmen auf Pergament abschreiben und an die Wand nageln; niemand konnte ihn so bei seiner ununterbrochenen Lektüre stören.

Augustinus starb, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben, denn auch kein Priester durfte sein Zimmer betreten.

Augustinus' Gebeine wurden wohl um 500 von den durch Vandalenkönig Thrasamund verbannten Bischöfen Nordafrikas nach Sardinien mitgenommen und dort zunächst in der Kirche Sant'Agostino in Cagliari bewahrt; um 725 wurden sie von Langobardenkönig Liutprand sarazenischen Piraten, die die Reliquien besaßen, abgekauft und - angeblich unter Bischof Armentarius, tatsächlich unter seinem Nachfolger Petrus I. - nach Pavia gebracht, wo sie 1695 angeblich wieder entdeckt wurden und seitdem in der Kirche San Pietro in Ciel d’Oro verehrt werden.

Augustinus gilt als der wichtigste Kirchenvater der Westkirche und wird Kämpfer gegen Irrlehren genannt. Sein Beiname Aurelius wurde von ihm selbst nie bezeugt, er geht möglicherweise auf eine Verwechslung mit Augustinus' Kollegen und Zeitgenossen Aurelius von Karthago zurück.

Reliefdeckel von Augustinus' Sarkophag, ursprünglich in der Kirche in Cagliari auf Sardinien, heute in der Basilika San Pietro in Ciel d'Oro in Pavia
Reliefdeckel von Augustinus' Sarkophag, ursprünglich in der Kirche Sant'Agostino in Cagliari auf Sardinien, heute in der Basilika San Pietro in Ciel d'Oro in Pavia

Kanonisation: Augustinus wurde 1295 vom Papst zum Kirchenlehrer ernannt.
Attribute: Buch, flammendes Herz, Engel, wasserschöpfendes Kind, Adler, Schreibfeder
Patron von Pavia; der Theologen, Buchdrucker und Bierbrauer; für gute Augen
Bauernregel: Um die Zeit von Augustin / gehn die warmen Tage hin.

Worte des Heiligen

Unter anderem stellte sich Augustinus die Frage, was es heißt, Gott zu lieben. Er antwortete:

Was aber liebe ich, wenn ich dich liebe [mein Gott]? Nicht Wohlgestalt eines Körpers, die Schönheit einer Zeit, nicht den Glanz eines Lichtes, das den Augen so lieb ist, nicht die lieblichen Melodien des ganzen Reiches der Töne, nicht den Duft von Blumen, Salben und Gewürzen, nicht Manna und Honig, nicht Glieder, die so angenehm sind in der körperlichen Umarmung. Nicht das liebe ich, wenn ich meinen Gott liebe.
Und doch liebe ich eine Art von Licht und Klang und Geruch und Speise und Umarmung, wenn ich meinen Gott liebe: das Licht, den Klang, den Duft, die Speise, die Umarmung meines inneren Menschen. Dort leuchtet meiner Seele, was kein Raum fasst, dort erklingt, was keine Zeit hinwegrafft, dort duftet, was kein Wind verweht, dort schmeckt, was keine Sattheit mindert, dort bleibt vereint, was kein Überdruss auseinanderreißt. Das ist, was ich liebe, wenn ich meinen Gott liebe.


In einem seiner Vorträge über das Johannesevangelium geht Augustinus auch auf das Verhältnis zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zum Geld ein: Gott und Geld – wie passt beides zusammen?
Wenn wir Gott gebührend liebten, dann würden wir das Geld überhaupt nicht lieben. Das Geld wird dir dann ein Hilfsmittel auf deiner Pilgerschaft sein, nicht aber ein Reizmittel deiner Begehrlichkeit; du sollst es benützen, um die notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen, aber nicht um das Leben zu genießen. Liebe Gott, wenn er etwas an dir gewirkt hat, was du hörst und lobst. Gebrauche die Welt, lass dich aber von der Welt nicht gefangennehmen.
Du bist [in die Welt] eingetreten, machst nur eine Reise, du bist gekommen, um wieder Abschied zu nehmen, nicht um dazubleiben; eine Reise machst du, [nur] eine [vorübergehende] Herberge ist dieses Leben. Bediene dich des Geldes, wie ein Reisender in der Herberge des Tisches, des Bechers, des Kruges, des Bettes sich bedient, nämlich als ein solcher, der sie wieder verlässt, nicht dort bleibt. Wenn ihr von solcher Gesinnung seid – erhebt euer Herz, die ihr könnt, und hört mich –, wenn ihr von solcher Gesinnung seid, so werdet ihr zu seinen Verheißungen gelangen.

Quellen: Augustinus conf. 10,6,8: BKV2, Bd. 7, S. 220f (bearbeitet); Io. ev. tr. 40, BKV2 , Bd. 11, S. 193f (bearbeitet)

Zitate von von Augustinus:

Gott ist wie ein Arzt: Er hört nicht auf den Wunsch des Kranken, er hört nur auf die Forderungen der Gesundheit.
Nicht Worte sucht Gott bei dir, sondern das Herz.
Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.
Die Seele ernährt sich von dem, worüber sie sich freut.
Nicht jeder, der uns schont, ist ein Freund, nicht jeder, der uns tadelt, ein Feind.
Lieber mit der Wahrheit fallen als mit der Lüge siegen.
Keiner von uns sage, er habe die Wahrheit schon gefunden. Lasst sie uns vielmehr so suchen, als ob sie uns beiden unbekannt sei.
Wer sich von der Wahrheit nicht besiegen lässt, wird vom Irrtum überwunden.
Glaube, um zu erkennen; erkenne, um zu glauben.
Am Anfang steht der Glaube, am Ziel die Schau.
Ihr seid die Zeit. Seid ihr gut, sind auch die Zeiten gut.
Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern nach dem, was er liebt.
Soviel in dir Liebe wächst, soviel wächst die Schönheit in dir. Denn die Liebe ist die Schönheit der Seele.
Man soll die Feinde lieben, nicht weil sie schon Brüder sind, sondern damit sie Brüder werden.
Wer liebt, lebt da, wo er liebt, nicht da, wo er lebt.
Das Gesetz der Freiheit ist das Gesetz der Liebe.
Im Wesentlichen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem Liebe.

Quellen: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=257_Augustinus+Aurelius

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Ein gut lesbares, interessantes und sachkundiges Buch über Augustinus Leben und Wirken, zugleich eine gute Einführung in sein Werk, verfasste Klaus Rosen: (Link mit Vergütung) Augustinus: Genie und Heiliger.

Die Bekenntnisse auf deutsch

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia: Leben
Catholic Encyclopedia: Lehren
Catholic Encyclopedia: Werke
Catholic Encyclopedia: Ordensregeln

Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG³)

Werke von Augustinus auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.
Dort gibt es ebenfalls seine Lebensgeschichte aus der Feder des Possidius.

Schriften von Augustinus gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Das Zentrum für Augustinus-Forschung in Würzburg bietet eine Hinführung zu Gestalt und Werk von Augustinus, dazu einige seiner Texte und Texte über ihn als Einführung in eine 1995 erschienene CD-ROM, die Texte des großen Theologen enthält.

Die Website der deutschen Augustiner bietet Informationen zu Leben und Wirken ihres Namensgebers, den Orten seiner Wirksamkeit und vor allem die deutsche Übersetzung der kompletten Confessiones. Dazu gibt es natürlich Informationen zum Orden.

Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet bietet in seinem Artikel über Augustinus umfassende und fundierte Informationen.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Der Dom in Mailand ist täglich von 9 Uhr bis 19 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt - Karten gibt es bis 18 Uhr im Ticket-Verkaufsbüro - beträgt 5 €, für zusätzlichen Besuch der Ausgrabungen und des Dom-Museums 10 €, für Dom, Ausgrabungen, Dom-Museum und Turmbesteigung 15 €, für letzteres per Lift 20 €. (2021)
Die verschiedenen Ausgrabungsstellen in Karthago sind täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr, im Winter nur von 9 Uhr bis 17 Uhr, zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt für alle zusammen 4 €. (2020)
Das Gelände und das frühchristliche Museum in Karthago sind verschlossen ohne weitere Information, auch die Webseite meldet nur fermé. (2020)
Die Ruinen der Basilika des Faustus - heute Basilika Damous el Karita - in Karthago sind frei zugänglich. (2020)
Der Hügel mit dem Standort der einstigen großen Basilika - heute Basilika Mcidfa - in Karthago ist frei zugänglich, aber - anders als auf manchen Karten dargestellt - nur von diesem Punkt aus. (2020)
Die Basilika San Pietro in Ciel d’Oro in Pavia ist täglich von 8.30 Uhr bis 12 Uhr und von 15.30 Uhr bis 19.15 Uhr geöffnet. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 25.08.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Gregory Bergmann: Philosophie für die Badewanne. Kreuz Verlag, Stuttgart 2004
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• https://www.augustiner.at/augustinus/biographie/eine-lebensbeschreibung - abgerufen am 18.03.2023
• Ralf Brockmann: Märtyrer Karthagos. Ursprünge und Wandel ihrer Verehrung in den Kirchenbauten der Stadt. In: Mitteilungen des deutschan archäologischen Instituts, Römische Abteilung, Band 120. Verlag Schnell und Steiner 2014

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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