Ökumenisches Heiligenlexikon

Von dem hl. Hor


Die Lebensbeschreibung aus der Historia monachorum in Aegypto des (Tyrannus) Rufinus:

In der Thebais sahen wir auch einen andern ehrwürdigen Mann, mit Namen Hor, welcher Vater vieler Klöster war. Sein Aeußeres hatte etwas Englisches [d. h.: Engelhaftes]. Er war schon 90 Jahre alt, und hatte einen langen und schneeweißen Bart. Sein Angesicht war so fröhlich, daß man an ihm etwas mehr als Menschliches bemerkte. Zuerst wohnte er in der tiefsten Wüste, und übte sich in vielen Strengheiten: zuletzt erbaute er in der Nähe der Stadt ein Kloster.

In der Umgegend seiner Wohnung pflanzte er einen Wald von mancherlei Bäumen, wo vor seiner Ankunft, wie uns vorher hl. Väter bezeugt haben, noch kein Strauch gewesen war. Diesen Wald pflanzte er darum, damit die Brüder, die er dort zu versammeln wünschte, nicht nöthig hatten, des Holzes wegen weit herum zu schweifen. So sorgte er für die Bedürfnisse ihres Leibes, noch mehr aber für ihren Glauben und für das Heil ihrer Seele. Er selbst genoß, so lang er in der Wüste war, nur Kräuter und einige Wurzeln, und sie schienen ihm süß zu seyn. Er trank nur Wasser, wenn er anders eines fand. Alle seine Zeit bei Tag und Nacht verwandte er auf Gebet und Lobgesänge. Als er nun zu einem reifen Alter gekommen war, erschien ihm in der Wüste ein Engel des Herrn und sprach: Du wirst zu einem großen Volke werden: viele Tausende werden dir anvertraut und werden durch dich selig werden. Im andern Leben wirst du über ebenso Viele herrschen, als du in diesem Leben bekehren wirst. Fürchte nichts. Es wird dir für ihre leiblichen Bedürfnisse niemals etwas fehlen, so oft du Gott darum bitten wirst. Auf dieses Versprechen ging er näher an die bewohnte Landschaft, und wohnte zuerst in einer Hütte, die er sich selbst erbaut hatte. Er aß mehrere Kräuter, und bisweilen nur diese allein, auch nach längeren Fasten. Anfangs konnte er nicht lesen. Die Gnade aber gewährte Gott demselben, da er aus der Wüste der bevölkerten Landschaft näher gekommen war. Als ihm die Brüder ein Buch darboten, las er darin, wie wenn er es schon lange gekannt hätte. Er hatte Macht über die Teufel, und viele, die von ihnen geplagt waren, wurden wider ihren Willen zu ihm gebracht, und sie gaben mit großem Geschrei Zeugniß von seinen Verdiensten. Auch wirkte er viele wunderbare Heilungen.

Nunmehr versammelte sich um ihn eine ungemeine Menge von Mönchen. Da unter diesen auch wir ankamen, ward er durch unsern Anblick sehr erfreut. Er grüßte uns, betete nach seiner Gewohnheit mit uns, wusch uns und andern Fremdlingen mit eigenen Händen die Füße, und gab uns gute Lehren nach der hl. Schrift, die uns erbauten, und uns im Glauben und im frommen Leben befestigten; denn Gott hatte ihm die Gnade, zu lehren, gewährt. Nachdem er uns nun viele Stellen der hl. Schrift weise ausgelegt hatte, begab er sich wieder zum Gebete. Er war gewohnt, nicht eher leibliche Nahrung zu nehmen, bis er die Seele mit der hl. CommunionDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. genährt hatte. Als er diese empfangen und dafür gedankt hatte, ermunterte er auch uns, uns mit Speise zu erquicken. Er saß bei uns, aber auch unter dem Essen führte er erbauliche Reden. Er erzählte uns: Ich kenne einen Menschen, der in der Wüste lebte, und drei ganze Jahre keine irdische Speise genoß; aber alle 3 Tage brachte ihm ein Engel eine himmlische Speise; und das war Alles, was er aß und trank. Und wieder kenne ich einen solchen Menschen, zu dem die Teufel in Gestalt von Engeln und in der Menge einer himmlischen Heerschaar kamen. Sie fuhren in feuerigen Wagen. Es war, wie wenn sie einen großen König mit großem Gepränge begleiteten. Derjenige, den alle als ihren König zu ehren schienen, sprach zu dem Einsiedler: Du hast Alles erfüllt, o Mensch! Jezt ist noch übrig, daß du mich anbetest: so will ich dich hinüberbringen wie den Elijas. Als der Einsiedler dieses hörte, sprach er bei sich: Was ist das? Mein König ist mein Heiland, und Ihn bete ich täglich an. Wäre dieser mein Heiland, so würde er nicht verlangen, daß ich thue, was ich (und das würde er wissen) ohne Aufhören thue. Darauf gab er ihm diese Antwort: Ich habe meinen König, den ich ohne Aufhören anbete; du aber bist mein König nicht. Sogleich nach diesen Worten verschwand der Feind. Der Altvater erzählte uns dieses, wie von einem andern; und doch war er es selbst, der das gehört und gesehen hatte, wie uns die anwesenden Väter betheuerten.

Wenn Brüder kamen und bei diesem bewundernswürdigen Altvater wohnen wollten, so gewährte er es ihnen gerne. Er ließ alle Brüder, die unter ihm waren, zusammen kommen, und dem neuangekommenen Bruder an Einem Tage eine Zelle bauen. Alle waren dabei freudig beschäftiget, um Steine, Lehm, Wasser oder Holz herbeizubringen. Wenn sie erbaut war, so versah er sie mit dem nothwendigen Geräthe, und übergab sie dem neuen Bruder.

Einmal kam zu ihm ein falscher Bruder, der, um arm zu scheinen, seine Kleider verborgen hatte. Da verwies er es demselben vor Allen, und ließ herbeibringen, was er verborgen hatte. Von dieser Zeit fürchteten sich Alle, und Niemand getraute sich mehr, ihn zu täuschen. Groß war seine Tugend, groß in ihm die göttliche Gnade: er hatte sich dieselbe durch seinen reinen Glauben und seine ungemeine Enthaltsamkeit erworben. Groß war auch die Gnade in der großen Menge der Brüder, die seiner Leitung untergeben war. Wenn sie in die Kirche zusammen kamen, schienen sie Chöre von Engeln/a> zu seyn, die mit menschlichen Leibern und Kleidern angethan wären. Wie die himmlischen Heerschaaren brachten sie Tag und Nacht in Gebeten und Lobgesängen hin.

Aus: Heribert Rosweid, deutsch bearbeitet von Michael Sintzel: Leben der Väter. Oder: Lehren und Thaten der vorzüglichsten Heiligen … 2. Band. Karl Kollmann, Augsburg 1847

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.10.2023

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