Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Stand des Klerikers
Die Initiative Gottes wird auch beim Begriff "Kleriker" deutlich. Es handelt sich hier um einen Sammelbegriff für die ämter des Diakons, des Priester und des Bischofs.
1. Begriff des Klerikers 2. Voraussetzungen für die Aufnahme in den Klerikerstand 3. Vorschriften für die Aufnahme in den Klerikerstand 4. Pflichten und Aufgaben
1. Hieronymus (†
420 ?) erklärt in einem Brief an Nepotian, den Neffen
eines Freundes, was heißt es, Kleriker
zu sein:
"Der Kleriker,
welcher der Kirche Christi dient, soll sich zuerst über die
Bedeutung des Begriffs, der ihn bezeichnet, klar sein und gemäß
der Definition dieses seines Namens danach streben, das zu sein, was
dieser Name besagt. Das griechische Wort kleros
bedeutet lateinisch sors [Los]. Man spricht deshalb von
Klerikern, weil der Herr sie durch das Los bestimmt hat, oder weil
der Herr selbst ihr Los, d. h. der Anteil der Kleriker ist. Wer aber
selbst ein Teil des Herrn ist oder den Herrn zu seinem Anteil
[gemacht] hat, soll sich so benehmen, dass er selbst den Herrn
besitzt und Besitz des Herrn sein kann. Wer den Herrn sein eigen
nennt und mit dem Propheten spricht: Mein Anteil ist der Herr
(Ps 73,26), kann außer dem Herrn nichts sein eigen nennen. Wenn
er irgendetwas anderes außer dem Herrn besitzt, dann wird der
Herr nicht mehr sein Anteil sein können. Wenn jemand z. B. Gold,
Silber, Liegenschaften und allerhand [kostbaren] Hausrat [liebt],
dann wird der Herr sich nicht herablassen, zusammen mit diesen
Anteilen sein Anteil zu sein."
Hieronymus weist den Priester Nepotian auf das hin, worauf es im geistlichen Amt im Wesentlichen ankommt. Dabei spielt er auf dessen früheren Beruf als Mitglied der kaiserlichen Palastwache an:
"Hasche nicht nach dem Beifall der Menschen, um dir nicht mit dem Lob der Leute den Unwillen Gottes einzutauschen! … Der wahre Soldat Christi geht seinen Weg nach rechts und nach links, einerlei, ob man ihn lobt oder schmäht. Weder macht ihn Lob übermütig, noch bricht ihm Tadel das Herz. Reichtum macht ihn nicht hochmütig, Armut nicht kleinmütig. Für froh Machendes und traurig Stimmendes ist er gleich unempfänglich. Am Tage wird er nicht unter der Sonne und in der Nacht nicht unter dem Mond leiden. …
Willst Du wissen, welchen Schmuck der Herr sucht? Pflege die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Mäßigung und den Starkmut! In diesen Bereichen des Himmels halte Dich auf! Dieses Viergespann möge Dich gleichsam als Christi Wagenlenker in rascher Fahrt ans Ziel tragen! Nichts ist kostbarer als dieser Halsschmuck, nichts zeichnet Dich mehr aus als die bunte Pracht dieser Edelsteine. Von jeder Seite her wirst du durch sie geschmückt, gegürtet und geschützt. [Denn] sie sind Schmuck und Schutz zugleich; diese Edelsteine wandeln sich in Schilde." [ad Nepotianum presbyterum 5: CSEL 54, ep. 52; BKV2 2. R., Bd. 16, S.130f. b; S. 144f. b]
2. Ambrosius(† 397)nennt einige charakterliche Voraussetzungen für die Aufnahme in den Klerikerstand: "Demütig müssen wir sein, milde, sanft, ernst, geduldig, in allem maßvoll, dass weder der stumme Blick noch die Rede irgendeine Schwäche … verraten!" (Ambr. BKV III, 54) Beim Eintritt in den K. soll man die natürlichen Anlagen beachten. (ebda. 113f)
Kleriker müssen geeignet sein, einen guten Rat zu geben. (ebda. 153f. 162f. 174f.)
Sie sollen das Geld verachten und in diesem Sinne "übermenschen" sein. (ebda. 164f. 191-94)
3. Vorgehen bei der Aufnahme in den K.: Cyprian (BKV II, 89f. 123-31)
Einschärfung der alten Vorschriften über die Aufnahme: Basilius (BKV I, 109-11)
4. Schreiben des römischen Klerus über die Pflichten der K. in der Verfolgung: Cyprian (BKV II, 24-27)
über die Pflichten der "ministri": Ambrosius (BKV III, 1-269)
Die Kleriker sollen ihre freie Zeit auf die Schriftlesung verwenden! (ebda. III, 53f.).
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 06.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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