Ökumenisches Heiligenlexikon

Wilhelm I. von Oraniender Schweiger

Beiname: der Schweiger

1 Gedenktag evangelisch: 10. Juli

Name bedeutet: der willensstarke Schützer (althochdt.)

Statthalter, Förderer der Reformation in den Niederlanden
* 24. April 1533 in Dillenburg in Hessen
10. Juli 1584 in Delft in den Niederlanden


Nach Wilhelm benannter Turm, errichtet 1872 bis 1875 an der Stelle des ehemaligen Schlosses in Dillenburg
Nach Wilhelm benannter Turm, errichtet 1872 bis 1875 an der Stelle des ehemaligen Schlosses in Dillenburg

Wilhelm, Sohn des Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg, erbte im Alter von elf Jahren das Fürstentum Oranien und nassauische Besitzungen in den Niederlanden. In den habsburgischen Niederlanden war ein Anhänger der Lehren von Martin Luther aber nicht erwünscht, eine katholische Erziehung wurde zur Bedingung gemacht, 1549 kam er deshalb an den Hof von Kaiser Karl V. nach Brüssel. 1552 wurde er zum Befehlshaber der spanischen Truppen in Niederlanden in deren Kampf gegen Frankreich ernannt. Nachdem Kaiser Karl seinem Sohn Philipp II. 1555 die Herrschaft über die Niederlande übertragen hatte, berief dieser noch im selben Jahr Wilhelm in den Staatsrat der Niederlande und ernannte ihn 1559 zum Statthalter.

Der ab 1561 mit der protestantischen Anna von Sachsen verheiratete Wilhelm widersetzte sich nun den Forderungen von Phillip II. nach Unterstützung gegen die französischen Hugenotten und forderte die Abschaffung der Inqusition. 1564 versagte er Philipp II. im Staatsrat das Recht, die Religion der Untertanen festlegen zu können, und verlangte die Nichtdurchführung der Beschlüsse des Konzils von Trient. 1566 trat Wilhelm als Statthalter zurück, weil er die Maßnahmen der Inquisition nicht mehr dulden wollte. 1567 floh er vor dem von König Philipp entsandten neuen Generalstatthalter, Herzog Alba, in seine nassauische Heimat.

1568 versuchte Wilhelm, Herzog Alba mit Hilfe von Söldnern zu besiegen, blieb aber erfolglos. Daraufhin unterstützte er in Frankreich die Hugenotten. 1568 begann damit der 80-jährige Krieg gegen Spanien, der erst mit dem westfälischen Frieden von 1648 beendet wurde. 1572 kämpfte Wilhelm wieder auf der Seite der niederländischen Aufständischen, der Geusen, die ihn erneut zum Statthalter machten. 1573 trat er öffentlich zum Calvinismus über. Im dritten Anlauf gelang es Wilhelm 1574 durch seinen Sieg bei Leiden, Alba zu vertreiben. Spaniens Versuche, die Niederlande zurückzuerobern, waren gescheitert.

Wappen am Akademiegebäude der Universität in Leiden
Wappen am Akademiegebäude der Universität in Leiden

1575 stiftete Wilhelm die Universität in Leiden als die erste Universität der Niederlande. 1581 schlossen sich die Nordprovinzen zur Republik der vereinigten Niederlande zusammen und ernannten Wilhelm zu ihrem Statthalter. Wilhelm selbst war religiös eher unentschieden, wurde aber zum Retter der Eigenständigkeit des Landes und der Reformation in den Niederlanden, dort wird er deshalb als Landesgründer und Vater des Vaterlandes verehrt. Das ihn ehrende Wilhelmus-Lied ist seit 1932 die Nationalhymne der Niederlande.

Von Philipp II. wurde Wilhelm 1580 geächtet, 1584 von einem katholischen Fanatiker, dem Jesuitenzögling Balthazar Gérard, in seiner Residenz, dem Prinsenhof in Delft, ermordet. Wilhelms Sohn Moritz folgte seinem Vater als Armeeführer und Statthalter nach.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 21.10.2025

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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