Ökumenisches Heiligenlexikon

Franz Reinisch

1 Gedenktag katholisch: 21. August

Name bedeutet: der Franke (latein.)

Priester, Ordensmann, Märtyrer
* 1. Februar 1903 in Feldkirch-Levis in Österreich
21. August 1942 in Brandenburg an der Havel in Brandenburg


Franz Reinisch
Franz Reinisch

Franz Reinisch wuchs in Bozen und in Bruneck 1 auf und besuchte das Gymnasium der Franziskaner in Hall in Tirol. Er studierte Jura an der Universität in Innsbruck und in Kiel - die damaligen Gebäude wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Angesichts der vielen Menschen, die auf der Suche nach Sinn in ihrem Leben waren, entschied er sich 1923 zum Theologiestudium an der Theologischen Fakultät in Innsbruck. 1925 kam er ins Priesterseminar nach Brixen, wo er die Pallotiner kennenlernte. Nach der Priesterweihe 1928 in Innsbruck trat er noch im selben Jahr dem Orden bei im Noviziat, das im Schloss in Untermerzbach bei Bamberg untergebracht war. 1938 kam Franz Reinisch als Priester an den von Josef Kentenich aufgebauten Wallfahrtsort Schönstatt in Vallendar, wo die Seelsorge an Männern seine besondere Aufgabe wurde.

Franz Reinisch machte keinen Hehl aus seiner Ablehnung des Nationalsozialismus. Im September 1940 erhielt er nach regimekritischen Äußerungen Rede- und Predigtverbot im Deutschen Reich. Nach mehreren Rückstellungen durch Übernahme der Seelsorge in kleineren Pfarreien wurde er im Frühjahr 1942 von seiner Stelle in Wegscheid bei Passau aus zur Wehrmacht in die damalige Manteuffel-Kaserne nach Bad Kissingen einberufen, aber er verweigerte - als einziger katholische Priester des Dritten Reiches - den Fahneneid auf Adolf Hitler. Während sein Ordensoberer ihn zum Treueid bewegen wollte, ermutigte ihn seine Mutter, seinem Gewissen treu zu bleiben: Bleib stark! So wurde er wegen Wehrkraftersetzung eingesperrt, nach Berlin-Tegel ins damalige Wehrmachtsgefängnis gebracht, am 7. Juli 1942 vom damaligen Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburgzum Tod verurteilt und schließlich im Zuchthaus in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet.

Franz Reinisch' Grab neben dem „Urheiligtum” in Schönstatt
Franz Reinisch' Grab neben dem Urheiligtum in Schönstatt

Franz Reinisch' Grab ist neben dem Urheiligtum im Wallfahrtsort Schönstatt in Vallendar.

Franz Jägerstätter wurde durch Reinisch' Beispiel ermutigt, ebenfalls seinem Gewissen zu folgen.

Das Noviziat der Pallotiner im Schloss in Untermerzbach wurde 2009 geschlossen.

Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess, vorbereitet von der süddeutsche Ordensprovinz der Pallotiner, wurde 2013 offiziell eröffnet.

1 Das Elternhaus in Bruneck - heute Europastraße 15 - existiert nicht mehr.


Worte von Franz Reinisch

Reinisch beruft sich bei der Verweigerung des Fahneneids auf Hitler auf sein Gewissen:
Unser Gewissen verbietet es uns, einer Obrigkeit zu folgen, die nur Mord und Totschlag in die Welt bringt und der lüsternen Eroberung willen. … Und gegen mein Gewissen kann und will ich mit Gottes Gnade nicht handeln. Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten.

Die Treue zu sich selbst, zu seinem Gewissen und zu Gott und die Liebe zu Maria prägen auch die letzten Wochen und Tage vor seiner auf den 21. August 1942 festgesetzten Hinrichtung:
Der Verurteilte ist kein Revolutionär, das heißt Staats- und Volksfeind, der mit Faust und Gewalt kämpft, er ist ein katholischer Priester, der die Waffen des Geistes und des Glaubens gebraucht. Und er weiß, wofür er kämpft. Reinisch bekennt: Christusverbundenheit, Gottgehörigkeit, Gott-Christus-Frömmigkeit gibt Zuversicht, Vertrauen, Geborgenheit, besonders in der schwersten Zeit: vor dem Tode.

In seinem Sterbegebet drückt er seine Sehnsucht aus: Möge mein ganzes Ich verzehrt werden von Seiner Liebe. Denn nur so wird mein Letzt- und Endstadium sinnerfüllt. - Ich will Liebesflamme, hochlodernder Liebesbrand sein.

12 Tage vor seinem Tod entsteht folgendes Marienlied:
Du bist das große Zeichen, voll Licht im Sonnenglanz!
Umflutet und durchglutet von Gottes Liebe ganz!
Ich möcht' als Liebesflamme, Maria, Jungfrau rein,
im kleinen Heiligtume von Dir entzündet sein.
Du stehst als Leidensrose beim Kreuz ganz groß und still,
und sprichst Dein Ja zum Opfer, weil's Gott so haben will!
Auch heute ruft Gott wieder nach einer Heldenschar.
Drum bringe mich, o Mutter, als Liebesopfer dar.
O Königin der Welten, gebiet' dem Sturm der Zeit.
Die Satansbrut zertrete, Du Siegerin im Streit!
Apostel lass mich werden! Als Ritter steh' ich da.
Und sterbend will ich lächeln: O liebe MTA
[mater ter admirabilis: das in der Schönstattbewegung verehrte Marienbild der dreimal wunderbaren Gottesmutter].

Quelle: Wojciech Kordas: Mut zum Widerstand - Die Verweigerung des Fahneneids von P. Franz Reinisch als prophetischer Protest. Eos Verlag, St. Ottilien 2002, S. 10, 7, 114, 121

Zitate von Franz Reinisch:

Das heilige [Mess-]Opfer ist eine weltumspannende Tat, die uns fähig macht, über uns selbst hinauszuwachsen und alle Menschen aller Länder ins heilige Geheimnis hineinzuziehen.
Wir vermögen, die Welt aus der Liebe zu Gott aus den Angeln zu heben.
Das Kreuz steht, ob die Menschen es wollen oder nicht, als Zeichen der Scheidung der Geister bis ans Ende der Zeiten.
Wer freiwillig sein Kreuz trägt, den trägt das Kreuz, wer es aber flieht, den drückt das Kreuz.
Treue im Kleinen. im Alltag! Wenn wir das Gewöhnliche außergewöhnlich gut tun, sind wir wahre Jünger Christi, werktagsheilige Menschen.
Das Maß der Sehnsucht ist das Maß der Gnaden und Gaben, das Maß der Erfüllung.
Unsere Sehnsucht wächst am Vertrauen, und unser Vertrauen wächst mit der Sehnsucht

Quelle: Wojciech Kordas: Mut zum Widerstand - Die Verweigerung des Fahneneids von P. Franz Reinisch als prophetischer Protest. Eos Verlag, St. Ottilien 2002, S. 206

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die im ehemaligen Kommandantenhaus des Zuchthauses eingerichtete Gedenstätte in Brandenburg-Görden ist donnerstags und freitags von 13 Uhr bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 22.09.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.
22.09.2024llen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. VII, Herzberg 1994

Quellen:

• https://de.radiovaticana.va/news/2015/07/26/auf_den_spuren_des_nazi-m%C3%A4rtyrers_pater_franz_reinisch/1159920 nicht mehr erreichbar