Ökumenisches Heiligenlexikon

Ratpero von Rötsee

auch: Ratperonius

1 Gedenktag katholisch: 26. Juli

Name bedeutet: ?

Einsiedler
* in Sachsen-Anhalt (?)
nach 1034 1 in Rötsee bei Kißlegg in Baden-Württemberg


Bild in der Kirche in Rötsee
Bild in der Kirche in Rötsee

Ratpero - nach späterer Überlieferung ein Adliger aus dem Geschlecht der Grafen von Rappenberg - heute ein Hügel bei Benneckenstein im Harz - war ein Gefährte von Ulrich von Augsburg. Auf einer Reise mit seinem Bischof gelangten sie ins Allgäu; am rothen See überfiel Ratpero der Schlaf, was Ulrich als Zeichen deutete, Ratpero anzuweisen, sich dort als Einsiedler niederzulassen. Von den adligen Landbesitzern wurde er aber abgewiesen; Berengar von Arnach überließ ihm schließlich um 950 einen öden Landstrich an der Stelle des heutigen Weilers Rötsee, wo ein wilder und grausamer Räuber hauste. Ratpero machte das Land urbar und erbaute eigenhändig eine Kapelle. Die Legende berichtet, dass übelwollende Menschen ihm wiederholt seine Gehölze verwüsteten; deshalb bat er den Herrn, dass er ihn mit Wasserströmen schützen und seine Pflanzung rings umgeben möchte; alsbald stieg das Gewässer. Noch heute gibt es unweit der Kirche den Rötsee, der ehedem weit ausgedehnter war und den Ort umgab, so dass der Weiler sich auf einer Insel befand, wie alte Urkunden bezeugen.

Nach seinem Ableben wurde Ratpero in seiner Kapelle in Rötsee bestattet, sein Grab wurde Ziel von Wallfahrern. Die Berührung des Leichnams im damals noch offenen Sarg, später die Berührung einer Steinplatte, die von seinem Fußabdruck gekennzeichnet war, habe Fußkranken geholfen. Eine 1710 gegründete Bruderschaft förderte die Wallfahrt und die Marienverehrung, in der seit dem 16. Jahrhundert Maria, Königin der Engel geweihten Kirche, die 1449 nach einem Brand und 1580 zur Basilika ausgebaut worden war und 1748 ihre heutige Gestalt erhielt. 1953 wurde Ratperos Grab in der Kirche wieder entdeckt, seine Gebeine wurden im Beisein des Bischofs von Rottenburg erhoben und in einem Steinsarkophag neu beigesetzt.

1 Die Überlieferung erzählt auch, dass Ratpero nach Errichtung seiner Kapelle aus Eifersucht von benachbarten Klerikern bei Bischof Warmann von Konstanz verleumdet und von diesem aus seiner Gründung vertrieben wurde. Erst Bischof Eberhard, Warmanns Nachfolger, habe ihn zurückberufen; Eberhard amtierte ab 1035. Die Errichtung der Kapelle um 950 passt mit dieser Jahreszahl nicht zusammen.

Kirche „Maria, Königin der Engel” in Rötsee
Kirche Maria, Königin der Engel in Rötsee




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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 18.12.2016

Quellen:
• Faltblatt Maria Königin der Engel in Rötsee, hg. von der Stadt Kißlegg, o.J. (2010)
• August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Wangen, J. G. Cotta Stuttgart und Tübingen 1841
• http://www.harztourist.de/wandern_uebersicht.asp?id=9

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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