Ökumenisches Heiligenlexikon

Josefina Bakhita

auch: Bakita
Taufname: Josefa Margarita Fortunata Maria

1 Gedenktag katholisch: 8. Februar
gebotener Gedenktag bei den Combonimissionaren
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Mailand und im Ambrosianischen      Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet. Teil des Bistums Lugano: 9. Februar

Name bedeutet: J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
M: die Perle (griech.)
B und F: die Beglückte (latein.)

Nonne
* um 1870 nahe Jebel Aligere bei Nyala in der Provinz Darfur im Sudan
8. Februar 1947 in Schio bei Vicenza in Italien


Josefina Bakhita
Josefina Bakhita

Bakhitas Vater war der Bruder des Stammesfürsten der Dagiu; sie hatte drei Brüder, drei Schwestern und eine Zwillingsschwester. Als Siebenjährige wurde sie von Räubern verschleppt und an arabische Sklavenhändler verkauft; die Sklavenhändler nannten sie - zynisch - Bakhita, du hast Glück gehabt. Als sie mit einem anderen Mädchen fliehen konnte, wurde sie von einem Einheimischen freundlich eingeladen, aber dann von ihm wieder an einen Sklavenhändler verkauft, der sie auf dem Markt in El Obeid / Al Ubayyid einer arabischen Familie feilbot. Diese behielt sie zunächst im eigenen Haushalt, verkaufte sie dann einem türkischen Offizier, der dort stationiert war; bei ihm erlebte sie alle nur denkbaren Grausamkeiten. Der Offizier verkaute sie schließlich auf dem Markt in der Hauptstadt Al Khartum dem dortigen italienischen Vizekonsul Legnani Callisto; der sei wie ein Vater für sie gewesen, sagte sie.

Haus an der Stelle des früheren Gutshauses der Familie Michieli in Zianigo
Haus an der Stelle des früheren Gutshauses der Familie Michieli in Zianigo

Als der italienische Vizekonsul zwei Jahre später 1885 nach Italien zurückkehren musste, weil im Sudan der Mahdi-Aufstand gegen die ägyptischen Besatzer stattfand - der erste erfolgreiche Aufstand eines afrikanischen Landes gegen Kolonialismus -, lernte er in Genua Frau Michieli und deren kleine Tochter Mimmina kennen, die sich so sehr mit der inzwischen 16 Jahre alten Bakhita anfreundete, dass Bakhita in der in Zianigo - einem Ortsteil von Mirano bei Venedig - lebenden und wohlhabenden Familie als Kindermädchen für die neu geborene Mimmina eingestellt, aber dennoch weiterhin wie eine Sklavin behandelt wurde. Kurz darauf wollte Bakhita in die örtliche Kirche eintreten, was ihr jedoch untersagt wurde mit der Begründung, dass sie orthodox sei. Der Verwalter der Familie Michieli, der wusste, dass Bakhita tatsächlich keine Christin war, schenkte ihr dann ein kleines silbernes Kreuz, welches sie fortan mit sich führte.

Markusdom in Venedig, seit 1807 - nach dem Ende der Republik Venedig - Sitz des Patriarchen
Markusdom in Venedig, seit 1807 - nach dem Ende der Republik Venedig - Sitz des Patriarchen

Als die Familie Michaeli 1888/1889 nach Afrika zog, um ihr Hotel am Roten Meer auszubauen, wurde Bakhita im Alter von 19 Jahren zusammen mit ihrem Schützling Mimmina vorübergehend im Kloster Sant'Alvise der Canossianerinnen - dem von Magdalena von Canossa gegründeten Orden der Töchter der Liebe - in Venedig untergebracht. Nach neun Monaten kam das Ehepaar wieder in die Heimat und forderte Bakhita von der Ordensgemeinschaft zurück, denn es sei ihre Besitzerin; die Oberin war mutig und weigerte sich, Bakhita - die schon auf die Taufe vorbereitet wurde - herauszugeben. Der Fall des Sklavenmädchens wurde Stadtgespräch. Am 9. Januar 1890 wurde Bakhita unter großer Anteilnahme der Bevölkerung vom Kardinal und Patriarchen von Venedig, Domenico Agostini, im Gebäude des Katechumenats des Klosters getauft.

Josefinas Wunsch, Ordensschwester zu werden, wurde wegen ihrer Hautfarbe abgelehnt. Aber der Kardinal Agostini setzte sich ein, so dass Josefina 1893 bei den Canossianerinnen in Venedig als Ordensschwester eintreten konnte; 1896 legte sie im Mutterhaus in Verona ihre Gelübde ab und kam dann zurück nach Venedig.

Josefina lebte dort im damaligen Katechumenat 1, wo sie lesen und schreiben lernte sowie die Anfertigung von Handarbeiten. Nach sechs Jahren wurde sie in die Niederlassung der Canossianerinnen nach Schio versetzt, arbeitete 21 Jahre lang als erste Köchin und hatte dabei mehr als 100 Waisenkinder, 40 Schwestern und viele Studentinnen zu versorgen; danach wurde sie Pförtnerin und Mesnerin.

Kirche Sacra Famiglia der Canossianerinnen in Schio, heute Sanktuarium Santa Bakhita
Kirche Sacra Famiglia der Canossianerinnen in Schio, heute Sanktuarium Santa Bakhita

Bakhita besaß die Gabe der Vorsehung; als während des 2. Weltkriegs die Leute Angst hatten, von Bomben getroffen zu werden, versicherte sie diesen, dass ihre Häuser verschont bleiben, was dann auch eintraf. Die schwarze Ordensschwester wurde zur Sensation in der damaligen Kirche, ihr Schicksal bewegte viele Menschen in Europa; sie reiste durch Italien, um vom Weg ihrer Befreiung Zeugnis zu geben, Kirchen und Versammlungssäle waren überfüllt. Dieses sich-zur-Schau-stellen-Müssen war aber auch Josefinas Leiden: Die Leute schauen mich an, als ob ich ein ungewöhnliches Tier wäre.. In den letzten Jahren ihres Lebens litt sie zudem an Herzkrankheit und Asthma.

Relief in der Kathedrale in Vicenza
Relief in der Kathedrale in Vicenza

Nachdem Josefina an einer Lungenentzündung gestorben war, zog die halbe Stadt Schio an ihrem Totenbett vorbei; das schwere Schicksal der Santa Madre Moretta, der heiligen braunen Mutter hat viele Menschen aufgerichtet. Ihre Gebeine werden im Kloster der Canossianerinnen in Schio bewahrt, dessen Kirche zu ihrem Sanktuarium eingerichtet wurde.

Papst Franziskus erklärte den Gedenktag von Josefine Bakhita zum Internationalen Tag des Gebets für die Opfer von Menschenhandel, er wird in der römisch-katholischen Kirche seit 2015 begangen.

Liegefigur im Sanktuarium Santa Bakhita in Schio
Liegefigur im Sanktuarium Santa Bakhita in Schio

Kanonisation: Josefina Bakhita wurde am 17. Mai 1992 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen, am 1. Oktober 2000 erfolgte durch ihn ihre Heiligsprechung.
Patronin des Sudan

1 1557 genehmigte die Regierung der Republik Venedig die Einrichtung einer Unterkunft für alle Kriegsgefangenen oder Sklaven nichtchristlichen Glaubens, die sich aus ihrer Lage befreien wollten, indem sie zum Katholizismus konvertierten. Nach der Schlacht von Lepanto / Nafpaktos 1571 nahm die Zahl solcher Gefangenen erheblich zu und es wurde das heutige Gebäude errichtet mit einem Johannes dem Täufer geweihten Oratorium.

Die Kirche Sant'Alvise in Venedig ist täglich von 10.30 Uhr bis 13.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2020)
Die Kirche Sacra Famiglia / das Sanktuarium Santa Bakhita in Schio ist täglich außer montags von 6.30 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2021)
Die Ausstellung im Kloster in Schio ist täglich außer montags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr und von 15.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2021)



Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 03.12.2025

Quellen:
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XVI, Herzberg 1999
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 4. Christiana, Stein am Rhein 2000
• http://de.catholicnewsagency.com/story/wie-diese-frau-aus-ihrem-schicksal-als-sklavin-das-leben-einer-heiligen-machte-1581 nicht mehr erreichbar
• https://www.missio.at/bakhita nicht mehr erreichbar
• https://www.fondoambiente.it/luoghi/convento-di-sant-alvise - abgerufen am 26.11.2025
• https://nuovavenezia.gelocal.it/venezia/cronaca/2013/05/04/news/verra-venduta-la-casa-di-bakhita-la-santa-nera-1.7002797 - abgerufen am 26.11.2025
• https://www.venediginformationen.eu/kirchen/kirchen.htm - abgerufen am 26.11.2025
• Laura Maier von den Figlia della Carità Canossiana im Santurario Santa Bakhita, E-Mail vom 20. November 2025

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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