Ökumenisches Heiligenlexikon

Thomas von Celano

italienischer Name: Tommaso

1 Gedenktag katholisch: 21. Mai

Name bedeutet: der Zwilling (hebr.)

Ordensmann
* um 1190 in Celano in Italien
1260 bei Val de Varri, Ortsteil von Pescorocchiano bei Rieti in Italien


Bild in der Franziskanerkirche in Tagliacozzo
Bild in der Franziskanerkirche in Tagliacozzo

Thomas schloss sich - wohl 1215 - Franziskus von Assisi an; wann er seine Ausbildung und Weihe zum Priester erhielt, ist ungewiss. Als Mitarbeiter von Cäsarius von Speyer wirkte er ab 1221 mit an der Ausbreitung des Franziskanerordens in Deutschland; 1223 wurde er Ordensvikar für die Niederlassung in Mainz - an der Stelle des heutigen Domus Universitatis -, sowie die Konvente in Worms, Speyer und Köln. Bei der Feier zur Heiligsprechung von Franziskus im Jahr 1228 durch Papst Gregor IX. war er in Assisi dabei. Der Papst beauftragte ihn, eine Lebensgeschichte des Franziskus zu verfassen, woraufhin er bis 1229 die Vita prima S. Francici, die Erste Lebensbeschreibung des heiligen Franziskus schrieb. Darin stellte er die gesamte Lebensgeschichte vor, die er mit theologischen Interpretationern ergänzte.

1244 beauftragte das in Genua tagende Generalkapitel des deordens Thomas, eine ergänzte Lebensgeschichte über Franziskus zu schreiben; die Vita secunda S. Francisci, die Zweite Lebensbeschreibung des heiligen Franziskus wurde 1247 fertig. Sie enthielt die Berichte aus der ersten Vita, in teilweise etwas anderer Sichtweise und sie bezieht die Schilderungen der Dreigefährtenlegende und andere Berichte der ersten Brüder, die Franziskus noch gekannt hatten, mit ein. Zwischen 1247 und 1257 verfasste er den Tractatus de miraculis S. Francisci, die Abhandlung über Franziskus' Wundertaten. Nachdem 1255 auch Klara von Assisi heilig gesprochen wurde, verfasste Thomas auch die Legenda S. Clarae Virginis, die Erzählung über die heilige Jungfrau Klara.

Giuseppe Gatto: Bronzestatue, 2002, am Pilgerzentrum in Vilotta d'Aviano
Reliquiar in der Franziskanerkirche in Celano

Thomas' Legenden und Viten waren Grundlage für die weitere Geschichtsschreibung des Ordens, sie fanden im 13. Jahrhundert zunächst weite Verbreitung. Auf dem Generalkapitel in Paris unter Ordensgeneral Johannes Bonaventura wurde 1266 aber die Vernichtung der Schriften von Thomas beschlossen, weil Bonaventura inzwischen zwei neue Franziskus-Viten verfasst hatte, die der neuen Ordenspolitik entsprachen: Auseinandersetzungen innerhalb des Ordens um die richtige Armutspraxis und die Strenge der Ordensregel sollten durch eine einheitliche und verbindliche Biographie behoben werden. 1 Thomas' Berichte gerieten für lange Zeit in Vergessenheit gerieten, erst 1768 wurde die erste Vita, erst 1880 auch die zweite neu herausgegeben.

Im Alter wirkte Thomas als KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. der Klarissen im Kloster San Giovanni in Barri / Barro, das nahe Val de Varri stand und von dem heute nur noch Ruinen übrig sind.

Liegefigur in der Franziskanerkirche in Tagliacozzo
Liegefigur in der Franziskanerkirche in Tagliacozzo

1516 wurden Thomas' Gebeine von Val de Varri in die Kirche der Franziskaner nach Tagliacozzo übertragen - gerade noch vor der Zerstörung des Klosters San Giovanni in Barri durch Landsknechte wenige Monate nach der Plünderung Roms 1527. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurden Thomas' Gebeine zusammengesetzt, bekleidet und in einem Schrein unter dem Hochaltar beigesetzt. Reliquien werden auch in der Franziskanerkirche in Celano verwahrt.

1 Der vom Priesteramt suspendierte Schriftsteller und Publizist Adolf Holl bezeichnete die Bonaventura-Biographie als historisch wertlos, denn sie habe wenig neues Material und unterschlägt so ziemlich alles, was Franz interessant macht.

Worte von Thomas von Celano

Nach Thomas von Celano war Franziskus von Assisi ein so großer Freund der Tiere, dass er sie Brüder nannte und ihnen predigte. Thomas berichtete:

Während sich inzwischen, wie erwähnt wurde, viele den Brüdern beigesellten, zog der hochselige Vater Franziskus durchs Spoleto-Tal. Er wandte sich einem in der Nähe von Bevagna gelegenen Ort zu. Dort war eine überaus große Schar von Vögeln verschiedener Arten versammelt: Tauben, kleine Krähen und andere, die im Volksmund Dohlen heißen. Als der hochselige Diener Gottes Franziskus sie erblickte, ließ er seine Gefährten auf dem Wege zurück und lief rasch auf die Vögel zu. War er doch ein Mann mit einem überschäumenden Herzen, das sogar den niederen und unvernünftigen Geschöpfen in hohem Grade innige und zärtliche Liebe entgegenbrachte. Als er schon ziemlich nahe bei den Vögeln war und sah, dass sie ihn erwarteten, grüßte er sie in gewohnter Weise. Nicht wenig aber staunte er, dass die Vögel nicht wie gewöhnlich auf- und davonflogen. Ungeheure Freude erfüllte ihn, und er bat sie demütig, sie sollten doch das Wort Gottes hören.
Und zu dem Vielen, das er zu ihnen sprach, fügte er auch folgendes bei: Meine Brüder Vögel! Gar sehr müsst ihr euren Schöpfer loben und ihn stets lieben; er hat euch Gefieder zum Gewand, Fittiche zum Fluge und was immer ihr nötig habt, gegeben. Vornehm machte euch Gott unter seinen Geschöpfen, und in der reinen Luft bereitete er euch eure Wohnung. Denn weder säet noch erntet ihr, und doch schützt und leitet er euch, ohne dass ihr euch um etwas zu kümmern braucht. Bei diesen Worten jubelten jene Vögel, wie er selbst und die bei ihm befindlichen Brüder erzählten, in ihrer Art wunderbarerweise auf und fingen an, die Hälse zu strecken, die Flügel auszubreiten, die Schnäbel zu öffnen und auf ihn hinzublicken. Er aber wandelte in ihrer Mitte auf und ab, wobei sein Habit ihnen über Kopf und Körper streifte. Schließlich segnete er sie und, nachdem er das Kreuz über sie gezeichnet hatte, gab er ihnen die Erlaubnis, irgendwo anders hinzufliegen. Der selige Vater aber wandelte mit seinen Gefährten freudigen Herzens seines Weges weiter und dankte Gott, den alle Geschöpfe mit demütigem Lobpreis verehren.
Da er schon einfältig war durch die Gnade, nicht von Natur aus, so begann er sich selbst der Nachlässigkeit zu zeihen, dass er nicht früher den Vögeln gepredigt habe, da sie mit so großer Ehrfurcht das Wort Gottes anhörten. Und so geschah es, dass er von jenem Tage an alle Lebewesen, alle Vögel und alle kriechenden Tiere sowie auch alle unbeseelten Geschöpfe eifrig ermahnte, ihren Schöpfer zu loben und zu lieben; denn Tag für Tag konnte er aus eigener Erfahrung sich über ihren Gehorsam vergewissern, sobald er nur den Namen des Erlösers angerufen hatte.

Zitat von von Thomas von Celano:

„Das sicherste Mittel gegen tausenderlei Nachstellungen und Listen des bösen Feindes ist, wie unser Heiliger zu versichern pflegte, die geistliche Freude. Er sagte nämlich: Dann hüpft der Teufel am meisten vor Freude, wenn er einem Knecht Gottes die Freude des Geistes entreißen kann. Er trägt Staub bei sich, den er nach Belieben in die kleinen Falten des Gewissens hineinwirft, um die Sauberkeit des Gewissens und die Lauterkeit des Lebens zu beschmutzen. Wenn aber, sagte er, die geistliche Freude die Herzen erfüllt, dann spritzt die Schlange vergeblich das tödliche Gift aus. Die bösen Geister können einem Knecht Christi nichts anhaben, wenn sie ihn mit heiliger Fröhlichkeit erfüllt sehen. Wenn jedoch der Geist in kläglicher Stimmung trostlos und traurig ist, wird er leicht entweder von der Traurigkeit aufgesogen oder eitlen Freuden überlassen … Der Knecht Gottes, der, wie es vorkommen kann, aus irgendeinem Grund verwirrt ist, muss sich sofort zum Gebet erheben und so lange vor dem höchsten Vater verharren, bis er ihm die Freude seines Heiles wiedergibt

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia


Die von Thomas im Auftrag von Papst Gregor IX. 1228/29 verfasste erste Lebensbeschreibung von Franziskus gibt es online in deutscher Übersetzung.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 01.06.2023

Quellen:
• Erich Wenneker. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XI, Herzberg 1996

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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