Andreas Oxner von Rinn
auch: Anderl
Gedenktag katholisch: abgeschafft
bis 1953 / 1994: 12. Juli
Name bedeutet: der Mannhafte (griech.)
Die Legende erzählt, wie der zweieinhalbjährige Andreas aus Rinn von fremden jüdischen Händlern aus dem Ort verschleppt und auf einem großen Stein - der seitdem Judenstein genannt wird - ermordet wurde, als seine Mutter bei der Feldarbeit weilte. Die Legende gehört in den Reigen der judenfeindlichen Legenden jener Zeit.
Der antijüdische Anderl-Kult bekam großen Aufschwung durch ein Buch des Haller Damenstiftsarztes Ippolito Guarinoni,
der - angeregt vom Erfolg der Legende des Simon von Trient - 1642
den mehr als 150 Jahre zurückliegenden Märtyrertod
des
Tiroler Jungen behauptete; diese
Biografie
wurde Grundlage zahlreicher volkstümlicher Schauspiele. 1893 veröffentlichte der
Wiener Geistliche Joseph Deckert das Traktat
Vier Tiroler Kinder, Opfer des chassidischen Fanatismus
, mit welchem er die Legende weiter am Leben halten und auch
für die modernen Formen des Antisemitismus dienstbar machen wollte.
Andreas' Gebeine wurden 1475 erhoben und in der
Pfarrkirche von Rinn bestattet. 1671 wurde an der
Stelle seines angeblichen Martyriums über dem
Judenstein
bei Rinn eine neue Kirche erbaut
und seine Reliquien wurden dorthin übertragen. Oft wurde der Kult zu antisemitischen Kundgebungen missbraucht.
Kanonisation:
Papst Benedikt XIV. genehmigte am 22. Februar 1755 mit der Bulle Beatus Andreas
auf Betreiben des Abtes von Wilten, Norbert
Bußjäger, den Kult.
Der Festtag wurde 1953 vom damaligen Innsbrucker
Bischof Paulus Rusch aus dem kirchlichen Kalender gestrichen, 1961 entzog der Vatikan
die Erlaubnis zur Verehrung. Die alljährlichen offiziellen Wallfahrten fanden aber
erst 1994 nach dem definitiven Verbot des Kultes rund um den
Judenstein
durch Bischof Stecher aus dem
Jahr 1988 ein Ende. Schon 1985 hatte Bischof Stecher die Entfernung der angeblichen
Gebeine von Anderl
aus dem Altar veranlasst, danach wurde auch das Wandbild
in der Pfarrkirche in Rinn übermalt. Dennoch
pilgern bis heute im Juli rund 300 Unentwegte zum Judenstein
. Ort und Straße heißen noch immer so.
Attribute:
Messer
Die Judenstein-Sage der Brüder Grimm
Bilder aus Rinn und Judenstein
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 06.07.2021
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Dr. Florian N. Schomers und Augustinus Kühne: Wallfahrtskirche Judenstein und Pfarrkirche Rinn. Tulfes, 2. Aufl. 2009
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• https://it.wikipedia.org/wiki/Lorenzino_Sossio - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.