Ökumenisches Heiligenlexikon

Vatikan


Der Vatikan ist eigentlich ein Hügel im Westen von Rom; die Herkunft des Namens ist ungeklärt. Auf diesem kleinen Hügel befand sich im Altertum der Zirkus des => Nero, wo nach gesicherten Quellen Christen, Juden und andere Missliebige gemartert wurden. Nach der Überlieferung fand hier auch das Martyrium von Petrus statt. Unter Konstantin dem Großen wurde dort, wo schon um 200 eine Andachtsstätte für die Märtyrer des Neronischen Zircus gestanden hatte, ab 322 die erste fünfschiffige Basilika als Peterskirche errichtet - Papst Silvester I. weihte sie am 18. November 326. Die Peterskirche war aber nicht die Papstkirche, dies war die Basilika San Giovanni in Laterano.

Nach dem Zerfall des weströmischen Reiches und dem Zusammenbruch der byzantinischen Herrschaft im Westen bemächtigten sich nach und nach die Päpste auch der weltlichen Herrschaft über Mittelitalien, gestützt auf eine gefälschte Urkunde, die Konstantinische Schenkung, nach der Kaiser Konstantin dem Papst die Westhälfte des Römischen Reiches geschenkt habe. Die Hauptstadt des Kirchenstaates war Rom, der Sitz des Papstes der damalige Lateranspalast - von dem Reste im Sanktuarium Scala Santa gegenüber dem heutigen Lateranspalast erhalten sind. Im Kampf gegen die Langobarden gingen die Ländereien wieder verloren, unter der Schutzherrschaft von Frankenkönig Pippin dem Jünheren wurde 768 die weltliche Macht des Papstes erneuert, auch Karl der Große anerkannte die Konstantinische Schenkung. Die größte Ausdehnung erfuhr der Kirchenstaat zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als er sich über den ganzen italienischen Stiefel und nördlich bis fast nach Venedig erstreckte.

Heute ist der Vatikanpalast die Residenz des Papstes, er geht auf einen im 9. Jahrhundert gegen die Sarazeneneinfälle errichteten ummauerten Bau um die Peterskirche zurück. Erst nach dem Exil der Päpste in Avignon im 14. Jahrhundert wurde dieser befestigte Vatikan ständige Papstresidenz, Papst Gregor XI. (1370 bis 78) verlegte die Residenz hierher. Papst Sixtus IV. (1471 bis 1484) ließ dann die Sixtinische Kapelle errichten, Papst Julius II. gab den Neubau der Peterskirche in Auftrag: mit dem Neubau wurde 1506 begonnen, zunächst nach Plänen von Donato Bramante in Form eines griechischen Kreuzes mit weit gespannter Mittelkuppel; der Entwurf wurde später mehrfach abgewandelt. Nach Bramantes Tod 1514 folgten u. a. die Dombaumeister Raffael bis 1520, Michelangelo von 1546 bis 1564 - er entwarf die endgültige Kuppelform, schließlich Gian Lorenzo Bernini 1656 bis 1663, der die Fassade vollendete und den Petersplatz gestaltete. Der Petersdom ist nun bis heute die zweitgrößten Kirche der Welt mit einer inneren Höhe der Kuppel von 119 m, einer Breite des Querschiffs von 138 m und einer Länge des Kirchenschiffes von 187 m.

Haupteingang zum Quirinals-Palast in Rom
Haupteingang zum Quirinals-Palast in Rom

Papst Sixtus V. (1585 - 1590) war Bauherr des heutigen Wohnpalastes und der Bibliothek. Papst Clemens VIII. bezog als erster auch den als Sommerresidenz der Päpste und als Verwaltungsgebäude ausgebauten Quirinals-Palast. Nach der nationalen Einigung Italiens wurde der Palast enteignet und Sitz des Königs, heute des Staatspräsidenten. Im Lauf weniger Jahre schrumpfte die weltliche Herrschaft des Papstes auch sonst, zunächst auf einen schmalen Streifen um Rom herum, 1870 machte der Einmarsch der Savoyer in Rom der weltlichen Herrschaft der Päpste ein Ende. Papst Pius IX. verstand die Welt und den Heiligen Geist, der so etwas zulassen konnte, nicht mehr und zog sich in den Apostolischen Palast im Vatikan zurück.

Der schmollende Widerstand der Päpste fand erst unter unter Papst Pius XI. ein Ende, als 1929 die Lateranverträge geschlossen wurden. Damit entstand der kleinste Staat der Welt, dessen absoluter Monarch ist der Papst ist: Stato Città del Vaticano mit 0,44 km² - ein Fünftel dieser Fläche nimmt der Petersdom ein. Der Staat besteht aus der Kirche mit dem Petersplatz, den Vatikanischen Gärten und den Vatikanischen Museen, er ist fast völlig von einer großen Mauer umgeben. Weitere Gebiete des Vatikanstaates sind die Basiliken San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und San Paolo fuori le Mura, der Lateranspalast und verschiedene andere kirchliche Verwaltungsgebäude in der Stadt, außerdem die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo, die vatikanische Sendeanlage in Santa Maria di Galleria sowie die Basilika di San Francesco in Assisi und das Rosenkranz-Sanktuarium in Pompei.

Karte „Vatikan”
Erläuterungen zur Karte Vatikan:
1 Vatikanische Museen
2 Mittelalterlicher Teil des Papstpalastes, einbezogen in den Besuch der Museen
3 Sixtinische Kapelle
4 Teile des Papstpalastes, die nicht besichtigt werden können
5 Zugang zur Kuppel der Peterskirche
6 Zugang zur Sakristei und zur Schatzkammer der Peterskirche
7 Sakristei und Schatzkammer
8 Zugang zu den Vatikanischen Grotten
9 Ausgang aus den Grotten
10 Informationsbüro des Vatikans für Touristen und Pilger
11 Päpstliche Audienzhalle
12 Deutsches Kolleg mit Friedhof
13 Gerichtspalast
14 Kirche Santo Stefane degli Abissini
15 Bahnhof
16 Zivilverwaltung des Vatikans (Palazzo del Governatorate)
17 Direktion von Radio Vaticana
18 Bronzestatue von Petrus
19 Adlerbrunnen
20 Päpstliche Akademie der Wissenschaften
21 Casina Pius' IV.
22 Turm der Winde
23 Sakramentsbrunnen
24 Nördlicher Teil der Vatikanstadt mit den Dienstleistungsbetrieben
25 Kaserne der Schweizer Garde

Der Vatikan ist völkerrechtlich ein Staat mit allen Rechten, er gibt eigenes Geld und eigene Briefmarken heraus, hat ein im Jahr 2000 erneuertes Grundgesetz, eigene Gerichte und mit der Schweizergarde ein eigenes Heer: 1506 rekrutierte Papst Julius II. die erste päpstliche Schweizergarde; als 1527 deutsche Landsknechte Rom eroberten, opferte sich die Garde fast bis zum letzten Mann, um Papst Clemens VII. die Flucht in die uneinnehmbare Festung der Päpste, die Engelsburg, zu ermöglichen; seitdem ist diesen Getreuen - heute etwa 100 Mann, alles katholische Eidgenossen, die den Militärdienst in der Schweizer Armee absolviert haben - der Schutz des Papstes anvertraut. Insgesamt hat der Vatikan rund 4600 Angestellte.

Die „Engelsburg” vom linken Tiberufer aus gesehen
Die Engelsburg vom linken Tiberufer aus gesehen

Die Polizeigewalt über den Petersplatz bis zu den Pforten des Petersdoms ist den italienischen Carabinieri übertragen. Steuern erhebt der Vatikan von seinen Bürgern nicht. Einnahmen erzielt der Vatikan hauptsächlich durch den Überschuss der Vatikanischen Museen, die weltweite Kollekte des Peterspfennigs und Mieten des Immobilienbesitzes in Rom; 2016 betrugen die Ausgaben 320 Millionen €, hinzu kommen die des separat geführten Haushaltes des Vatikanstaats, der auf 150 bis 200 Millionen € geschätzt wird; das ist insgesamt weniger als ein großes deutsches Bistum ausgibt. Der Vatikanstaat zählte 1995 ganze 479 Staatsbürger; er ist der einzige Staat der Welt, dessen Bevölkerung sich nicht durch natürliche Vermehrung, sondern durch Zuwahl erhält; mit der Verleihung der Staatsbürgerschaft geht der Vatikan aber äußerst sparsam um.

Die Regierung der römisch-katholischen Kirche ist die Römische KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan. mit Kongregationen, Tribunalen, Räten, Büros, Kommissionen und Komitees, die von Kardinälen oder Erzbischöfen geleitet werden. Erster Vertreter des Papstes ist der Kardinalstaatssekretär, der an der Spitze des Staatssekretariats steht und zugleich Mitglied des Kardinalskollegiums ist. Der Vatikan betreibt einen Rundfunk- und Fernsehsender und hat seine eigene Zeitung, den Osservatore Romano.

Petersplatz mit Papstresidenz beim Weltmissionstag im Oktober 2000
Petersplatz mit Papstresidenz beim Weltmissionstag im Oktober 2000

Petersplatz und Petersdom sind frei zugänglich, die Vatikanische Museen kann man gegen Eintritt besuchen; im übrigen braucht man für den Vatikan ein Visum, das man nur mit guter Begründung erhält. Das Hochamt im Petersdom findet jeden Sonntag um 10.30 Uhr statt; es ist frei zugänglich, aber wenn man einen Sitzplatz haben will, sollte man eine Stunde früher dort zu sein. An hohen Festtagen und bei besonderen Anlässen liest der Papst selbst die Messe, dann werden kostenlose Eintrittskarten ausgegeben. Um 12 Uhr erteilt der Papst jeden Sonntag - sofern er in Rom ist - von einem Fenster des Vatikanpalastes aus den Segen für die Menschen auf dem Petersplatz. Die Generalaudienzen des Papstes in der großen, 1964 bis 1971 erbauten Audienzhalle finden in der Regel am Mittwoch um 11 Uhr statt, auch hierfür braucht es kostenlose Eintrittskarten. Privat- und Gruppenaudienzen sind nur möglich, wenn man einen Fürsprecher in höherer Position im Vatikan hat, der ein Empfehlungsschreiben ausstellt, oder wenn man der Katholischen Kirche eine außergewöhnlich hohe Spende macht.

Die Unterkirche des Petersdomes, als Vatikanische Grotten bezeichnet, ist die Begräbnisstätte der meisten Päpste. 1950 wurden bei Grabungen unterhalb der Grotten verschiedene altrömische Gräber freigelegt; in dieser Vatikanischen Nekropole wurden auch Gebeine gefunden, die nun Petrus zugeschrieben werden.

Catholic Encyclopedia

Der Vatikan ist auch in deutscher Sprache mit eigener Homepage im Internet, auch für den Staat der Vatikanstadt gibt es eine Fülle von Informationen in Deutsch sowie anderen Sprachen.

Die Urkunde der Konstantinischen Schenkung gibt es in Lateinisch und mit deutscher Übersetzung von Hans Zimmermann in Netz.

Der Petersdom - die Basilika Sancti Petri in Vaticano - in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr, mittwochs erst ab 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist wie in alle Kirchen Roms frei. Die Vatikanischen Grotten unter der Peterskirche mit dem Petrusgrab sind vom linken vorderen Vierungspfeiler des Petersdoms aus zugänglich und können von 8 Uhr bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Der Besuch der darunter liegenden Nekropole ist nur nach Anmeldung unter scavi@fsp.va und mit Führung möglich, diese kostet 13 €. Der Besuch des Museums in der Sakristei ist von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr möglich, der Eintritt beträgt 5 €; der Besuch des Daches des Petersdoms, von dem man auch die Kuppel besteigen kann, kostet 6 €, bei der Fahrt mit dem Aufzug 8 €. (2017)
Die Vatikanischen Museen sind täglich außer sonntags von 9 Uhr bis 18 Uhr - letzter Einlass 16 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 16 €. Unbedingt anzuraten ist die Online-Reservierung, um oft zweistündiges Schlangestehen zu vermeiden; diese kostet zusätzlich 4 €.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 09.05.2022

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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