Ökumenisches Heiligenlexikon

Nikolaus II. Alexandrowitsch und Familie

7 Gedenktag orthodox: 25. Januar oder Sonntag, der diesem am nächsten liegt, 4. Juli
Geburtstag: 6. Mai
Namenstag: 6. Dezember

Name bedeutet: der Sieger über das / aus dem Volk (griech.)

russischer Zar
* 18. Mai 1868 (6. Mai nach julianischem Kalender) in Zarskoe Selo, heute Puškin in Russland
17. Juli 1918 (4. Juli nach julianischem Kalender) in Jekaterinburg in Russland


Nikolaus mit seiner Frau, den vier Töchtern und dem einzigen, kranken Sohn
Nikolaus mit seiner Frau, den vier Töchtern und dem einzigen, kranken Sohn

Nikolaus wurde am orthodoxen Gedenktag für Ijob geboren - was er später als unheilvolle Prophezeiung für sein künftiges Schicksal deutete. Er studierte Jura an der Universität in St. Petersburg, zugleich erhielt er eine militärische Ausbildung an der Akademie des Generalstabs. 1894 wurde er nach dem unerwartenen Tod seines ihm gegenüber strengen Vaters als Nikolaus II. Zar von Russland, im selben Jahr heiratete er Prinzessin Alexandra von Hessen-Darmstadt. Seine kompromisslose Politik gegen die Selbstverwaltungsrechte der nationalen Minderheiten im Reich führte 1896 zu Unruhen und Streiks in Finnland, Polen, dem Baltikum und in der Ukraine. Nikolaus stand unter dem Einfluss einer starken Hofkamarilla und religiöser Frömmler, darunter Rasputin; der hatte ab 1903 am Kaiserhof die Stellung eines Lampenwärters für Ikonen inne und gewann, da er durch seine hypnotischen Fähigkeiten dem an der unheilbaren Bluterkrankheit leidenden Thronfolger Alexei helfen zu können schien, alsbald großen Einfluss vor allem auf Zarin Alexandra.

1899 wurde auf Nikolaus' Anregung die Haager Friedenskonferenz einberufen, auf der 26 Staaten ein Abkommen zur Schlichtung internationaler Konflikte und zur Einführung von Kriegskonventionen zum Schutz der Soldaten abschlossen. Nach der Niederlage im Russisch-japanischen Krieg von 1904/05 und einer Protestwelle gegen seine Politik kam es im Januar 1905 zum Blutsonntag vor dem Winterpalast in St. Petersburg, als Soldaten das Feuer auf eine friedliche Menge von Demonstranten eröffneten. Die revolutionäre Bewegung erzwang mit einem Generalstreik der sozialistisch organisierten Arbeiter im Oktobermanifest von 1905 Rede-, Versammlungs- und Religionsfreiheit und die Einführung einer konstitutionelle Monarchie mit Eröffnung der Duma, des Parlaments.

Noch vor dem Zusammentritt der ersten gewählten gesetzgebenden Volksvertretung, der Duma, schränkte Nikolaus 1906 deren Rechte wieder drastisch ein, 1907 löste er die neugewählte Duma mit ihrer Mehrheit der Linken auf. Die letzten zehn Jahre ihres Lebens verbrachte die Zarenfamilie nun zunehmend isoliert. Eine verhängnisvolle Rolle am Hof spielte der mit der Fähigkeit zur Hypnose ausgestattete Grigorij Rasputin. 1912 lähmte eine erneute Streikbewegung das ganze Land. Nach dem Kriegseintritt 1914 kam es 1917 aufgrund der militärischen Niederlagen und der Versorgungsnot im Land zu Aufständen der Arbeiter und Meutereien der Soldaten. Als die bürgerlichen Parteien der Duma eine provisorische Regierung unter dem liberalen Georgi Fürst Lwow bildeten, verfügte Nikolaus im März wiederum die Auflösung der Duma und einen Schießbefehl gegen die Aufständischen. Die Soldaten weigerten sich aber, der Anordnung Folge zu leisten. Auf Druck der Generalität dankte Nikolaus II. am 15. März 1917 zugunsten seines Bruders, des Großfürsten Michail, ab, er wurde verhaftet und mit seiner Familie nach Sibirien verbannt. So konnte noch eine Niederlage im 1. Weltkrieg, nicht aber die Oktoberrevolution der Bolschewisten verhindert werden. Ein gutes Jahr später wurde Nikolaus zusammen mit seiner Familie in Jekaterinburg von bolschewistischen Truppen ermordet; Nikolaus wurde erschossen und starb sofort, seine Frau und seine Töchter wurden mit Bajonetten erstochen, weil die Kugeln in ihren Miedern stecken geblieben waren. Die Toten wurden ihres Schmuckes beraubt, in einer Grube im Wald verscharrt und ihre Gesichter mit Salzsäure unkenntlich gemacht.

Schon zu Lebzeiten wurde Nikolaus von der Landbevölkerung verehrt. Ikonen von ihm sollen wohlriechende Tränen geweint haben.

1979 wurden die Gebeine der Zarenfamilie aufgefunden, nach Ende des Kommunismus 1991 exhumiert und 1998 nach wissenschaftlicher Untersuchung und Idenditifizierung im Beisein des russischen Präsidenten Jelzin in St. Petersburg feierlich beigesetzt. Weil es Zweifel an der Echtheit der Reliquien gab, forderte die orthodoxe Kirche in Russland eine Wiederaufnahme der Ermittlungen; genetische Tests begannen im November 2015; 2018, genau hundert Jahre nach dem Mord, haben russische Behörden bestätigt: die Gebeine gehören zu Nikolaus II. und seiner Familie.

Patriarch Alexei II. bei der Seligsprechung von Nikolaus und seiner Familie
Patriarch Alexei II. bei der Seligsprechung von Nikolaus und seiner Familie

Kanonisation: Die russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland sprach die Zarenfamilie bereits 1981 heilig. Im August 2000 wurde Nikolaus auch von der Russisch-Orthodoxen Kirche zusammen mit seiner Frau Alexandra, Kronprinz Alexis und seinen Töchtern Großfürstin Olga, Großfürstin Tatiana, Großfürstin Maria und Großfürstin Anastasia und ihren Gefährten sowie zusammen mit 855 weiteren Märtyrern des 20. Jahrhunderts heiliggesprochen - nicht wegen seiner katastrophalen Politik, sondern ausdrücklich wegen seines Lebenswandels und seines Martyriums. Noch 1996 hatte die Bischofssynode diese Heiligsprechung abgelehnt.

Leo Trotzki beschreibt aus der Sicht des Revolutionärs den Zar und die Zarin in seinem Buch Geschichte der russischen Revolution - Band 1: Februarrevolution, in deutscher Sprache online im Marxists' Internet Archive.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.07.2018

Quellen:

• Elke Windisch: Die toten Romanows geben keine Ruhe. Stuttgarter Zeitung, ?
• Chronik-Kalender 2008, Harenberg, Dortmund 2007
• http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/gruenberg/8362501.htm
• http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/zar-alexander-iii-soll-exhumiert-werden-a-1059678.html

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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