Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Medien
Die Medien sind heutzutage von kaum zu überschätzender Bedeutung für die Gesellschaft, für die Staaten und die einzelnen und. Hier haben die Kirchen wohl noch einen großen Nachholbedarf. Hier sollen nur einige Stimmen zu Gehör kommen.
Mechthild von Hackeborn († 1299)
gibt indirekt auch eine Antwort
auf die Frage, ob eine Teilnahme am Gottesdienst über Radio
oder Fernsehen sinnvoll ist:
Vom Kreuzgang aus
anhörte, seufzte sie, von Gott soweit entfernt zu sein. Der Herr
erwiderte ihr sogleich:
Wo immer du bist, da bin ich auch.
Da
fragte sie, ob es von Schaden sei, wenn die Menschen die Messe aus
der Entfernung anhörten. Der Herr darauf: Gut ist es, wenn der
Mensch anwesend ist; kann er es in keiner Weise, so sei er doch so
nah, dass er wenigstens die Worte vernehmen kann; denn der Apostel
sagt ja: Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und durchdringend.
Ist aber jemand durch Krankheit oder Gehorsam oder sonst einem
vernünftigen Grund verhindert, so mag er sich aufhalten wo er
will, ich bin dort und ihm gegenwärtig.
[Mechthild von Hackeborn: Das Buch vom strömenden Lob, Auswahl, übersetzt und
Einführung von Hans Urs von Balthasar. Verlag Herder,
Freiburg i. B. 2001, S. 62f]
Die Frage von
Heinrich Seuse († 1366), wie es möglich
ist, sich angesichts der Medienflut auf das Wesentliche zu
konzentrieren, ist heutzutage mehr als aktuell:
Die Frage des Jüngers:
So kamen vom Anbeginn des Jahrhunderts viele Bücher auf
uns über und vielfältig war die Wissenschaft. Die Welt ist
angefüllt mit einem Vielerlei an Lehren. Tausendfach sind die
Arten zu leben: die eine so, die andere so. Es gibt so viele Kodizes,
welche die Laster und Tugenden behandeln, es gibt so viele Büchlein,
welche feinsinnigste Fragen und verschiedene Themen behandeln, dass
das kurze Leben zu Ende geht, bevor es gelingt, alles zu studieren
oder auch nur durchzulesen.
Wer könnte alle
logischen, naturwissenschaftlichen, historischen, moralischen und
theologischen Schriften aufzählen? Alle Skripte, alle neuen und
alten Kommentare, Einführungen, Kompilationen, einzelnen
Traktate und Summen, mit welchen die ganze Erde wie von einem
überbordenden Strom überschwemmt ist? Dies alles
durchzulesen ist zu schwierig für einen müden und schwachen
Schüler. Daher bitte ich dich, mir aus all dem eine äußerst
kurze, in vier Aussprüchen ausgedrückte Formel der
Vollkommenheit, wie sie dem ersten Einüben in den geistlichen
Soldatendienst angemessen ist, zu vermitteln.
Die Antwort der
göttlichen Weisheit:
Wenn du also wünschst, zur
ersehnten Vollkommenheit eines geistlichen Lebens zu gelangen, wenn
du dich tapfer bemühst, das in Angriff zu nehmen, musst du dich
von schädlicher Gesellschaft und Vertrautheit fernhalten und von
allen Menschen, welche dich von deinem Vorsatz abhalten - kurz: von
allen Sterblichen -, soweit es deinem Gelübde nach möglich
ist.
[Heinrich Seuse: Stundenbuch der Weisheit / Das Horologium Sapientiae, übersetzt von
S. Fenten. Würzburg 2007, S. 169 - 171]
Arnold Janssen (†
1909) hat schon zu seiner Zeit die große Bedeutung
von Druck und Presse für die Verbreitung des Glaubens erkannt:
Predigt das
Evangelium allen Geschöpfen.
Zu Seinen [Jesu] Zeiten kannte man
das gedruckte Wort noch nicht. Gegenwärtig kennt man es, übt
man es, und benutzt es der Teufel, um damit viel Böses zu tun.
Also muss der Diener Jesu es benutzen, um damit Gutes zu tun. Denn
wie mächtig ist das gedruckte Wort, welches durch die Presse in
einer Stunde tausendmal vervielfältigt wird! Aber nicht die
Vielheit des Gedruckten tut es. Es kommt darauf an, dass das Wort
auch gelesen und beherzigt werde. Dazu helfe Gott in Gnaden; dazu die
heiligen Beschützer unserer Presse und Druckerei.
[Er
säte Gottes Wort: Arnold Janssen (1837 - 1909). Bilder und
Dokumente zu seinem Leben, hrsg. von Franz-Josef Eilers und Heinz Helf.
Nettetal 21987]
Jakob Alberione
(† 1971), der
1907 die Priesterweihe empfing, gründete im Lauf seines Lebens
zehn verschiedene Einrichtungen, darunter fünf Kongregationen,
vier Säkularinstitute und eine Mitarbeitervereinigung von Laien,
die zusammen die Paulinische-Familie
bilden. Sie umfasst Ordensleute,
Priester, Ehepaare und Männer und Frauen. Hauptziel ist im Sinne
des hl. Paulus die weltweite Verbreitung des Evangeliums durch alle
Arten moderner Massenmedien. Inzwischen ist die Paulinische-Familie in 52
Nationen präsent.
Die Paulinische
Familie ist ins Leben gerufen worden vom hl. Paulus, um sein Werk
fortzusetzen: Es ist der lebendige Paulus, der heute aber aus so
vielen Gliedern zusammengesetzt ist. Nicht wir waren es, die den hl.
Paulus erwählt haben: es ist vielmehr er selbst, der uns erwählt
und berufen hat. Er will, dass wir das machen, was er selbst machen
würde, wenn er heute lebte. Was würde er nun machen, wenn
er lebte? … Er würde sich der höchsten Kanzeln bedienen,
die vom heutigen Fortschritt errichtet wurden: Presse, Kino, Radio,
Fernsehen; und der größten Erfindung der Liebes- und
Heilslehre: des Evangeliums von Jesus Christus. Der hl. Paulus ist
für uns gleichsam die
formende Kraft
geworden.Die Welt in einer
schnellen Entwicklung begriffen: Wohnzentren, Kultur und Handel
verlagern sich. Friedliche und rasche Umwälzungen ereignen sich
durch Presse, Radio, Kino, Fernsehen, Luftfahrt, politische, soziale
und industrielle Bewegungen, die Atomenergie. … Es ist nötig,
dass die Religion dabei immer präsent ist; sie bedient sich
jedes Mittels, um einen besseren Lebensstandard auf Erden und die
Ehre im Himmel zu fördern. Wer stehen bleibt oder zu langsam
ist, wird überholt; er wird in einem Feld arbeiten, wo der Feind
schon geerntet hat.
Gebet für
das Apostolat der sozialen Kommunikation:
O Gott, der Du Deinen
einzigen Sohn Jesus Christus auf die Erde gesandt hast, um den
Menschen Deine Liebe mitzuteilen, und der Du ihn eingesetzt hast als
Meister, als Weg, Wahrheit und Leben der Menschheit, gewähre,
dass die Werkzeuge der sozialen Kommunikation: Presse, Kino, Radio,
Fernsehen, Schallplatten und alle audiovisuellen Mittel, immer zu
Deiner Ehre und zum Wohl der Seelen eingesetzt werden.
Erwecke für dieses
vielfältige Apostolat Berufungen, und rege alle Menschen guten
Willens dazu an, mit Gebet, tätigen Einsatz und Opfer dazu
beizutragen, dass die Kirche mit diesen Mitteln das Evangelium allen
Völkern predigen kann. Amen.
[Giacomo
Alberione: Pensieri / Frammenti di spiritualità apostolica dai
suoi scritti e discorsi. Edizioni Pauline, Cinisello Balsamo
(Milano) 41987; eigene Übersetzung]
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 21.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.