Ökumenisches Heiligenlexikon

Afra von Augsburg

1 Gedenktag katholisch: 7. August
Hochfest im Bistum Augsburg
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum München und Freising
5. August
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Übertragung der Gebeine: 4. Juni
in Augsburg: Tag der Bekehrung: 26. Oktober

1 Gedenktag evangelisch: 7. August

1 Gedenktag orthodox: 3. Oktober

Name bedeutet: die Afrikanerin (latein.)

Märtyrerin
* auf Zypern (?) oder in Africa proconsularis, heute Tunesien und der Norden von Libyen (?)
um 304 auf dem Lechfeld, heute Friedberg bei Augsburg in Bayern


Historisch gesichert ist die Enthauptung einer Afra nahe Augsburg unter Kaiser Diokletian um 304, wohl an der Stelle der heutigen Kirche St. Afra im Felde in Friedberg bei Augsburg.

Wallfahrtskirche St. Afra im Felde in Friedberg
Wallfahrtskirche St. Afra im Felde in Friedberg

Legenden erzählen von Afra als der Tochter des Königs von Zypern. Dieser wurde erschlagen, seine Frau Hilaria floh mit Afra nach Rom und weihte ihre Tochter der Liebesgöttin Venus. Afra träumte, sie solle Königin von Augsburg werden und bewog die Mutter, mit ihr dorthin zu ziehen.

Altarbild: Bischof Narcissus tauft Afra, 1878, in der Kirche St. Afra im Felde in Friedberg
Altarbild: Bischof Narcissus tauft Afra, 1878, in der Kirche St. Afra im Felde in Friedberg

Mit drei Gespielinnen richtete sie in Augsburg ein Freudenhaus ein, Bischof Narcissus kehrte während seiner Flucht vor der Diokletianischen Verfolgung, Herberge suchend, unwissend in dieses Haus ein. Afra bereitete ihm ein Mahl und wurde von seinem Tischgebet so erschüttert, dass sie ihm zu Füßen fiel, sich bekehren und taufen ließ. Sie schloss das Bordell, worauf sie von mehreren enttäuschten Augsburgern als Christin angezeigt wurde. Die auch in Augsburg fortschreitende Christenverfolgung brachte sie ins Gefängnis und zur Verurteilung: an einen Baumstamm gebunden, wurde sie um 304 enthauptet - eine ältere Legende erzählt ihre Verbrennung auf dem Lechfeld. Ihre drei Gespielinnen und die Mutter waren auch bekehrt worden, überlebten aber das erste Martyrium und wurden dann zusammen dem Flammentod überantwortet.

Afras Mutter Hilaria soll eine Kapelle gebaut haben, die ab 565 als Wallfahrtsstätte bezeugt ist und an deren Stelle heute die Kirche St. Ulrich und Afra steht, an der dann ein Kanonikerstift gegründet wurde, das 1012 zum Kloster der Benediktiner wurde. 1064, im Jahr von Afras Heiligsprechung, wurde in dessen Kirche ein spätrömischer Sarkophag mit angekohlten Gebeinen entdeckt; dieser steht heute in der Gruft von St. Ulrich und Afra in Augsburg. In die damals neu erbaute Basilika wurden die Gebeine im Jahr 1500 übertragen..

Afra zugeschriebener Sarg in der Gruft der Kirche St. Ulrich und Afra in Augsburg
Afra zugeschriebener Sarg in der Gruft der Kirche St. Ulrich und Afra in Augsburg

Archäologische Untersuchungen ergaben, dass an der Stelle der heutigen Kirche St. Ulrich und Afra, ein Kilometer südlich der damaligen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum, ein spätrömisches Gräberfeld lag, in dem offenbar viele als heilig Verehrte bestattet wurden; Afras Grab oder Inschriften konnten aber nicht gefunden werden. Ihr Name kann auch als Herkunftsbezeichnung verstanden werden, dann stammte sie aus Afrika - also der römischen Provinz Africa proconsularis. Die älteste Notiz über Afra findet sich im Martyrologium des Hieronymus; Venantius Fortunatus kannte 565 die Verehrung von Afras Gebeinen in Augsburg. Eine Leidens- und eine Bekehrunsgeschichte entstand im 8. Jahrhundert in zwei Fassungen: erstere erzählt von der Prostituierten, letztere von der Bekehrung Afras und ihrer Gefährtinnen durch Bischof Narcissus, der dann Afras Onkel Dionysius zum Bischof von Augsburg weihte.

Afra-Kapelle in Affenhausen
Afra-Kapelle in Affenhausen

Über das Bistum Augsburg hinaus sind Afra zahlreiche Kirchen geweiht. Der Weiler Affenhausen - ein Ortsteil von Mieming - in Tirol, ist nach Afra benannt, die in der dortigen Afra-Kapelle verehrt wird. Eine ihr geweihte Kirche, Kirche St. Afra im Felde in Friedberg bei Augsburg, wurde der Überlieferung nach auf der Stätte ihres Todes errichtet, 955 bei einem Einfall der Ungarn zerstört und durch Bischof Ulrich von Augsburg wieder aufgebaut, aber von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg wieder zerstört. Der Nachfolgebau wurde 1712 geweiht, woraufhin die Wallfahrt großen Aufschwung nahm; nach der Säkularisation 1803 wurde die Kirche profanisiert, 1878 wieder eröffnet und neu geweiht.

Kanonisation: 1064 erfolgte Afras Heiligsprechung.
Die Russisch-Orthodoxe Kirchen führte 2023 den 3. Oktober als Gedenktag für mehr als ein Dutzend in Deutschland verehrte Heilige aus dem 2. bis 9. Jahrhundert, darunter Afra, ein.
Attribute: Fichtenzapfen, gekrönt an Baum gebunden oder auf brennendem Holzstoß
Patronin von Augsburg; der Büßerinnen, reuigen Dirnen und armen Seelen, der Heilkräuter; bei Feuersnot; zweite Patronin des Bistums Augsburg
Bauernregel: An St. Afra Regen / ist für Bauern ungelegen.

Das Martyrium der heiligen Afra - historisch gesichert?


Catholic Encyclopedia

Im Kunstverlag Josef Fink gab das Diözesanmuseum Augsburg den Katalog seiner Ausstellung heraus: (Link mit Vergütung) Hl. Afra. Eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult.

Kritisch setzt sich Dr. Franz-Dieter Sauerborn vom Theodor-Heuss-Gymnasium in Freiburg mit der Afra-Legende und anderen Überlieferungen auseinander.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 08.12.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München, 1997
• Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Tyrolia, Innsbruck, 1988
• https://www.newadvent.org/cathen/01180b.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• http://terminal.friedberg.de/staticsite/staticsite.php?menuid=33&topmenu=3 nicht mehr erreichbar
• http://www.tt.com/kultur/kunst/14636915-91/ein-kaiser-f%C3%BCr-tirols-frauen.csp nicht mehr erreichbar
• Sabine Klotz: Basilika St. Ulrich und Afra Augsburg. Wißner Verlag, Augsburg 2015
• https://de.catholicnewsagency.com/news/13974/einige-katholische-heilige-werden-jetzt-auch-in-der-russisch-orthodoxen-kirche-verehrt - abgerufen am 09.09.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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