Ökumenisches Heiligenlexikon

Balduin von Exeter

auch: von Forde, von Canterbury
englischer Name: Baldwin

1 Gedenktag katholisch: 17. Oktober

Name bedeutet: der mutige Freund (althochdt.)

Mönch, Bischof von Worcester, Erzbischof von Canterbury
* um 1125 in Totnes bei Exeter in England
19. November 1190 vor Akko in Israel


Glasfenster in der Kathedrale in Canterbury
Glasfenster in der Kathedrale in Canterbury Foto: Nilfanion

Balduin war wohl ein Sohn von Hugh d'Eu, der Archidiakon in Totnes war, und einer unbekannten Mutter, die nach seiner Geburt als Nonne in ein Kloster eintrat. Nach der Schule studierte Balduin Recht in Bologna an der ersten Universität Europas; ihr Ort ist unbekannt, aber von ihr zeugen noch heute die Gräber der Glossatoren. 1 Balduin studierte dann wohl auch Theologie, vermutlich an der Schule der Kathedrale in Laon. Vor 1155 kehrte er nach England zurück und trat in den Dienst von Robert von Chichester, dem Bischof von Exeter. 1162 wurde er Nachfolger seines Vaters als Archidiakon von Totnes. Im Konflikt zwischen König Heinrich II. und Erzbischof Thomas Becket sympathisierte er mit dem ins Exil geflohenen; er legte sein Amt als Archidiakon nieder und trat in das damalige Kloster Forde der Zisterzienser bei Chard in Dorset ein, wo er schnell Abt wurde. 1173 nahm er teil am Generalkapitel des Ordens im Kloster Clairvaux - heute ein Ortsteil von Ville-sous-la-Ferté bei Troyes. In England diente er wiederholt im Auftrag des Papstes als Richter in kirchlichen Streitfällen.

1180 wurde Balduin zum Bischof von Worcester ernannt, 1184 zum Erzbischof von Canterbury gewählt und 1185 inthronisiert. Noch im selben Jahr begann die Auseinandersetzung mit den Mönchen des Priorats der Benediktiner an der Kathedrale, zunächst um Besitzungen und Einkünfte. Ebenfalls 1185 legte Balduin das Gelübde ab, am 3. Kreuzzug teilzunehmen, und er wurde von Papst Urban III. zum Legaten für Wales und damit zum Metropoliten über die walisischen Diözesen ernannt. In den Folgejahren gewann er 3000 Waliser für die Teilnahme am Kreuzzug. Schließlich beendete er die Auseinandersetzungen mit den Mönchen und begab sich 1190 mit 20 Rittern und 50 berittene Kriegsknechten nach Marseille, von wo sie nach Tyrus - dem heutigen Sur im Libanon - aufbrachen. Er schloss sich dem christlichen Heer an, das das muslimisch besetzte Akko belagerte, und traf dort im Oktober ein. Die katastrophalen hygienischen Verhältnisse führten zu Krankheiten und Seuchen unter den Belagerern, nach fünf Wochen starb Balduin, wahrscheinlich an einer dieser Seuchen.

Balduin, der von den Lehren des Augustinus von Hippo beeinflusst war, verfasste mehrere theologische Werke, darunter De sacramento altaris, Von der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23., von denen die meisten verloren sind. Erhalten sind 22 Predigten.

1 Glossator, Kommentator nannte man die Gelehrten, die die antiken römischen (Rechts-)texte interpretierten.

Worte des Heiligen

Der Grund des gemeinsamen Lebens:
Das gemeinsame Leben kann sich auf eine nicht geringe Autorität berufen: Die Urkirche verwirklichte sich im gemeinsamen Leben; damit begann die Kindheit der anfangenden Kirche. Von den Aposteln empfing das gemeinsame Leben seine Profess: Ehrenstellung, ausgezeichnete Würde und Autorität. Im Blick auf sie lässt sich das gemeinsame Leben verteidigen; sie bestärken seine Hoffnung …
Ausgestattet mit der Kraft aus der Höhe (Lukasevangelium 24, 49), haben die Apostel auf Antrieb des Heiligen Geistes das gemeinsame Leben ergriffen, durch ihr Beispiel bestätigt und uns zur Nachahmung hinterlassen. Während unseres irdischen Lebens sollen wir durch die Verwirklichung des gemeinsamen Lebens anfanghaft den Engeln gleich werden, mit denen wir im ewigen Leben vereint sein werden, ihnen gleich gestaltet und ähnlich. Das gemeinsame Leben ist nach dem Beispiel der himmlischen Mächte eingerichtet, vom Himmel übernommen, von der himmlischen Gemeinsamkeit der heiligen Engel zu uns übertragen. Sollte es aber zur Empfehlung des gemeinsamen Lebens noch nicht genügen, dass es zu uns von den Aposteln und zu den Aposteln von den Engeln gelangt ist, so kann noch ein weiteres Motiv angeführt werden, das über jedes Lob erhaben ist: Das gemeinsame Leben strömt aus dem Quell des Lebens selbst. Ich spreche von jenem Quell, von dem es heißt: Bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht werden wir das Licht schauen (Psalm 36, 10). Das gemeinsame Leben ist gleichsam ein Strahl des ewigen Lichtes, eine Ausstrahlung des ewigen Lebens, ein Ausfluss aus dem immerwährenden Quell, von dem die lebendigen Wasser ausgehen, die ins ewige Leben strömen (vgl. Johannesevangelium 4, 14).

Balduin bezeichnet die trinitarische Gemeinschaft als Vorbild für die menschliche. Er schreibt dazu:
Gott ist das Leben. Dieses Leben der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit aber ist ein Leben. Der Vater hat kein anderes Leben als der Sohn und der Heilige Geist; vielmehr sind diese drei ein Leben. Und wie ihre gemeinsame Wesenheit und Natur eine ist, so ist auch ihr gemeinsames Leben eines. Gott ist nicht ein vereinzelter Einsiedler, denn Gott ist dreifaltig und einer zugleich. So ist das Leben Gottes ein gemeinsames, weil es eines in drei Personen ist, unteilbar und ungeschieden.
Gott aber ist die Liebe. Und – wie der Apostel sagt – seine Liebe ist in unseren Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Römerbrief 5, 5). Die Liebe aber, die gnadenhaft in uns ist, bringt uns auch gewissermaßen nahe, wie jene unbegreifliche Liebe – Gott – ist. Gottes Natur ist ja Liebe und Güte. Es gehört zur Natur der Liebe, dass wir durch ein inneres Empfinden angeregt werden, zu lieben und geliebt zu werden. Wie das Feuer nicht nicht brennen kann, so kann auch die Liebe nicht nicht lieben. Denn die Liebe ist ein Feuer, und lieben bedeutet brennen. Und wie das Feuer nicht auf sich beschränkt bleibt, sondern immer darauf ausgerichtet ist, etwas zu erreichen, was es zu entzünden vermag, damit es nicht in sich allein bleibt, sondern seine Wärme anderen mitteilt, so sucht auch die Liebe, sich in sinnenfälliger Weise mitzuteilen und das Gute, das sie hat, dem geliebten Anderen zu übermitteln. So wird dieses Gute zum gemeinsamen Besitz von beiden.
Die Liebe liebt die Gemeinschaft. Sie besitzt das Gute lieber mit dem Geliebten gemeinsam als allein, wenn das Gute für beide ausreicht. Wo dies aber nicht der Fall ist, zieht es die Liebe oft vor, etwas nicht zu haben, damit der Freund nicht etwas entbehren muss, von dem sie weiß, dass er dieses Gutes bedarf. Im Erweis von Wohltaten handelt die Liebe immer so, dass der, der geliebt wird, wieder lieben kann und nicht nur geliebt wird. Denn immer strebt die Liebe danach, geliebt zu werden: Dem Liebenden genügt nicht die Liebe der Gemeinschaft, wenn keine Gemeinschaft der Liebe vorhanden ist.
Die Liebe lehnt es ab, allein zu sein. In der übergroßen Hingabe sucht sie, durch die Liebe zur Gemeinschaft die Gemeinschaft der Liebe zu erreichen. Was wäre das für eine Hingabe der Liebe, wenn sie ihre Güter für sich allein behalten wollte und nicht bereit wäre, daran Anteil zu geben? Oder was wäre das für ein Trost für den Liebenden, wenn er nur liebte und nicht geliebt würde?
Das Verlangen der Liebe, das wir in uns tragen, schließt ein Zweifaches in sich: die Liebe zur Gemeinschaft und die Gemeinschaft der Liebe. Wenn eines von beiden fehlt, dann ist es noch nicht die selige Liebe, die ihre selige Erfüllung findet in der Gemeinschaft des Guten und in der Gemeinschaft ihrer selbst.

Über die Gemeinschaft der Gnade:
Es gibt eine Gemeinschaft der Gnade, die alle umfasst, die sich zu Christus bekennen, die eins sind im Bekenntnis des einen Glaubens und der Gemeinschaft der Sakramente. Dies ist der Acker, auf dem Unkraut und Weizen wachsen (vgl. Matthäusevangelium 13, 24 - 30). Das ist die Tenne, auf der die Getreidekörner mit Spreu vermischt sind (vgl. Matthäusevangelium 3, 12). Das ist das Netz, in dem gute Fische sind, die in Gefäße ausgesondert, und schlechte Fische, die weggeworfen werden sollen (vgl. Matthäusevangelium 13, 47f). Das ist die Arche Noach, in der sich reine und unreine Tiere befinden, der Rabe und die Taube. Glauben haben nämlich auch jene, die keine dem Glauben entsprechenden Werke haben (vgl. Jakobusbrief 2, 14 - 26). An den Sakramenten der Kirche nehmen auch die teil, welche die Kraft der Sakramente durch unwürdiges Veralten in sich zunichte machen. So sind jene, die in der Gemeinschaft des Glaubens an den Sakramenten teilhaben, sehr verschieden, so wie die Guten und die Bösen voneinander geschieden sind …
Für alle Gerechten, die gläubig an den kirchlichen Sakramenten teilhaben, gibt es eine besondere Gemeinschaft, von welcher der Fremde ausgeschlossen ist. Diese Gemeinschaft der Gerechten ist die Einheit der Kirche, die in allen Gliedern Christi die Einheit des Geistes wahrt im Bandh des Friedens (vgl. Epheserbrief 4, 3). Das ist der am Stück gewebte Rock Cristi, der nicht geteilt ist, von dem Christus sagt: Meine Kleider haben sie unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen (vgl. Johannesevangelium 19, 23f). Hingegen sind beim bloßen Bekenntnis des einen Glaubens und bei der äußeren Teilhabe an den Sakramenten - wie schon erwähnt - die einen von den anderen getrennt: Sie zerstückeln gleichsam das Gewand Christi. Denn die Sakramente der Kirche empfangen die einen würdig und die anderen unwürdig, weil ihr Glaube ohne Werke tot ist (vgl. Jakobusbrief 2, 17), der Gerechte aber durch den Geist Gottes, von dem sie geführt werden, damit sie Söhne Gottes sind (vgl. Römerbrief 8, 14). Dieser Geist Gottes ist die Liebe, die Klammer ihrer Gemeinschaft; je größer die Liebe ist, desto fester ist der Zusammenhalt und desto vollendeter ist die Gemeinschaft. Und umgekehrt: Je größer die Gemeinschaft ist, desto fester ist die Verbindung, desto größer ist die Liebe. Unter Liebe verstehe ich aber jene Haltung, mit der Gott vor allem und über alles geliebt wird. Diese Liebe durchformt das gute Leben aller, ob sie nun allein oder gemeinsam leben. Ein Leben, das die Liebe Gottes nicht gut macht, ist nicht als gutes Leben zu bezeichnen. Man kann es auch nicht als Leben, sondern man muss es eher als Bild des Todes bezeichnen. Denn die Menschen, die sich selbst lieben und ihren Sehnsüchten dienen, sind lebendig tot, wie der Apostel von der Witwe schreibt, die ausschweifend lebt (vgl. 1. Timotheusbrief 5, 6). Nur jener lebt in Wahrheit, der mit dem Willen Gottes übereinstimmt, weil ja das Leben in diesem Willen beschlossen liegt. Jener liebt Gott wahrhaft, der seinem Willen zustimmt. Denn Gott will so geliebt werden, dass sein Wille Zustimmung findet. So wollen im Übrigen auch wir geliebt werden — durch Übereinstimmung mit unserem Willen. Wer mehr mit uns übereinstimmt, der ist der bessere Freund. Die Liebe schätzt immer die Übereinstimmung, denn sie liebt die Gemeinsamkeit, zu der auch der Konsens gehört. …
Im Bekenntnis zum gemeinsamen Leben wollen wir uns bemühen, die Einheit des Geistes zu wahren im Band des Friedens (vgl. Epheserbrief 4, 3) durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, durch die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes (vgl. 2. Korintherbrief 13, 13). Aus der Liebe Gottes geht die Einheit des Geistes hervor; aus der Gnade unseres Herrn Jesus Christus das Band des Friedens und aus der Gemeinschaft des Heiligen Geistes jene Gemeinschaft, die für die gemeinsam Lebenden notwendig ist …

Zitat von Balduin von Exeter:

Auch Gott liebt den, der ihm wesensgleich ist, teilhaftig der göttlichen Natur (vgl. 2. Petrusbrief 1, 4). Deshalb kann er dem Menschen antworten: Handle du genauso! (Lukasevangelium 10, 37). Liebe den, der an deiner Natur teilhat, den künftigen Gefährten der dir verheißenen Herrlichkeit! Liebe deine Natur, liebe das, was genau so wie du geboren ist! Wenn du im Anderen die menschliche Natur nicht liebst, die doch auch in dir ist, dann liebst du dich nicht! Den zu lieben, der unsere Natur teilt, wird uns daher durch das Beispiel Gottes selbst nahegelegt und durch seine Autorität gefordert. Es ist die Gemeinsamkeit der Natur, die dieser Forderung zugrunde liegt.

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Kathedrale in Laon ist täglich von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. (2022)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.12.2023

Quellen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Balduin_von_Exeter - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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