Ökumenisches Heiligenlexikon

Ludwig IV. von Thüringen

Beiname: der Heilige

1 Gedenktag katholisch: 11. September

Name bedeutet: berühmter Krieger (althochdt.)

Landgraf von Thüringen
* 28. Oktober 1200 in Thüringen
11. September 1227 in Otranto in Italien


Ludwig wurde 1217 als Nachfolger seines Vaters Hermann I. Landgraf von Thüringen, Pfalzgraf von Sachsen und Herrscher in Hessen, damit der mächtigste der weltlichen Fürsten in Deutschland. Er stand Kaiser Friedrich II. nahe, verfolgte mit diesem eine ausgreifende Territorialpolitik und hatte deshalb schwere Konflikte mit dem Erzbischof von Mainz. Er dehnte seine Herrschaft aus bis in die Markgrafschaft Meißen und die auch von Polen beanspruchte Mark Niederlausitz zudem erlaubte der Kaiser ihm - wie zugleich dem Deutschen Orden - die Eroberung des preußischen Landes. Häufige Anwesenheit bei den Hoftagen erwies seine Kaisertreue, die Errichtung eines großen Territoriums rückte 40 Jahre nach der Zerschlagung der Welfenherrschaft in Sachsen und Bayern wieder in greifbare Nähe, wovon auch seine aufwendige Hofhaltung zeugte.

Johann von der Leyten: Ludwig bricht zum Kreuzzug auf und verabschiedet sich von Frau und Kindern, 1511, Detail aus dem rechten Flügel des Elisabethaltars in der Elisabethkirche in Marburg
Johann von der Leyten: Ludwig bricht zum Kreuzzug auf und verabschiedet sich von Frau und Kindern, um 1511, Detail aus dem rechten Flügel des Elisabethaltars in der Elisabethkirche in Marburg

1221 heiratete Ludwig die aus Ungarn stammende Elisabeth und residierte mit ihr auf der Wartburg bei Eisenach; er zeigte sich aufgeschlossen gegenüber ihrer Frömmigkeit und förderte ihre Freigiebigkeit gegenüber Bedürftigen. 1227 wollte er nach Aufforderung durch den Kaiser und aufgrund des Werbens von Konrad von Marburg am 5. Kreuzzug teilnehmen, erkrankte aber noch auf der Anreise und starb in Otranto in Apulien.

Ludwigs Körper wurde in Otranto bestattet, seine Gebeine wurden in die Heimat geholt und im Hauskloster der Landgrafen von Thüringen, dem damaligen Kloster Reinhardsbrunn der Benediktiner bei Friedrichroda beigesetzt. An seinem Grab ereigneten sich der Überlieferung zufolge Wunder, was Ludwigs Verehrung als Heiligem bewirkte. Die Verehrung in Thüringen folgte anfangs der der Elisabeth von Thüringen; Anfang des 14. Jahrhunderts kam sie weitestgehend zum Erliegen. 1952 wurde Ludwigs Grabstein - ebenso wie alle zwischenzeitlich andernorts aufgestellten Grabsteine der Landgrafen - in die Georgenkirche nach Eisenach gebracht; die Grabplatte ist aber eine Reproduktionen der ursprünglichen, die vermutlich bei einem Brand 1292 zerstört wurde. In Otranto wird bis heute Ludwigs Mantel gezeigt.

Das Kloster Reinhardsbrunn wurde 1525 im Bauernkrieg geplündert und zerstört, die Klostergebäude verfielen danach. 1826/1827 entstand dort ein Lustschloss im Stil der Neugotik; dieses wurde 1945 enteignet, 1953 wurde das Schloss ein Hotel mit Intershop. Anfang der 1990-er Jahre verkaufte die Treuhandanstalt das Hotel an zwei westliche Hotelgruppen, die es 2008 an russische Investoren weiterverkauften; weil in all diesen Jahren das Anwesen aber nicht genutzt und immer weiterem Verfall preisgegeben wurde, wurde es 2018 enteignet und an den Freistaat Thüringen übertragen; diese Enteignung ist die bislang einzige in Deutschland, bei der eine Denkmalenteignung erfolgreich durchgeführt wurde.

Kanonisation: Ludwig wurde vom Volk schon bald wie ein Heiliger verehrt, aber nie offiziell kanonisiert.

Die Wartburg bei Eisenach ist von April bis Oktober täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr - im Winter nur von 8.30 Uhr bis 17 Uhr - geöffnet, der Eintritt ist frei. Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besuchen, von April bis Oktober täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr - im Winter nur von 9Uhr bis 15.30 Uhr; dafür beträgt die Gebühr 12 €. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 27.10.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Christian Lohmer. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. V, Herzberg 1993

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.