Theodor Studites
Gedenktag katholisch: 11. November
nicht gebotener Gedenktag im Benediktiner-, Trappisten- und Zisterzienserorden:
12. November
Gedenktag orthodox: 11. November
Überführung der Gebeine: 26. Januar
Name bedeutet: Gottes Geschenk (griech.)
Theodor wurde 780 Mönch in dem von seinem Onkel geleiteten Kloster Symbolon in Bithynien und ging zusammen mit diesem 782 ins neu gegründete Kloster auf dem Landgut Sakkudion am Fuß des bithynischen Olymps. Dort wurde er 787/788 Priester und 794 Abt. Weil auch er sich gegen die kirchenrechtlich unzulässige zweite Ehe von Kaiser Konstantin VI. aussprach, wurde er 795/796 nach Thessaloniki verbannt. Nach dem Sturz des Kaisers 797 konnte er zurückkehren. 798 ging er - vielleicht wegen der Invasion durch die Araber - nach Konstantinopel zurück und wurde Abt im Kloster Studion, wo er auch seinen Verwandten Nikolaus zu seinen Schülern zählte.
Dort gelang es Theodor, das asketische Ideal des alten orientalischen Mönchtums wieder durchzusetzten; seine Reformen - oft als Regel bezeichnet, weil sie das Klosterleben umfassend erneuerten - erfassten fast alle Klöster im Osten, Theodor gilt deshalb auch als zweiter Gründer des Studion-Klosters.
Theodors anderes großes Anliegen war die Verehrung der Ikonen. Als führender
Vertreter der bilderfreundlichen Mönche hatte er großen politischen Einfluss. 806 geriet er in Konflikt mit Kaiser
Konstantin VI. weil er kristisierte, dass der Kaiser seine 788 geheiratet Frau Maria - eine Tochter von == Philaret
dem Mildtätigen
- verstoßen und stattdessen eine Verbindung mit Theodota - einer Hofdame seiner Mutter
Eirene - eingegangen war. 809 wurde Theodor deshalb auf die Prinzeninsel
Chalki - die heutige Insel Heybeliada -verbannt.
Kaiser Michael I. setzte ihn 811 wieder als Abt in seinem Kloster ein, dessen bilderfeindlicher Nachfolger Leon V. verbannte
ihn wieder, diesmal nach Kleinasien, zuletzt nach Smyrna - dem heutigen
Ízmir. Kaiser Michael II. ließ ihn 821 zwar frei,
er konnte aber nicht in sein Kloster zurückkehren, lebte in verschiedenen Klöstern in
Bithynien, so im Kloster
Akritas - im heutigen Tuzla bei Istanbul -,
zuletzt auf der Prinzeninsel
Prinkipo.
Erhalten sind über 600 Briefe von Theodor mit großer historischer Bedeutung, über 300 Bibelauslegungen, dazu Festreden, Biografien, Gedichte und anderes. Nach der endgültigen Beilegung des Streites um die Ikonen wurden Theodors Gebeine 845 nach Konstantinopel in das Kloster Studion überführt.
Worte des Heiligen
Auf eine konkrete Anfrage hin skizziert Theodor Grundzüge christlichen Lebens:
Ein echter Christ ist nichts anderes als ein Nachahmer und Siegel Christi: Ihm muss man sich so anpassen wie jedes
einzelne Glied dem Haupt und der Rebzweig dem Weinstock. Der Herr sagt ja selbst:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Rebzweige
. Und wiederum sagt der Apostel: Ihr seid der Leib Christi und
Teil seiner Glieder
. Lasst uns also als Frucht die Trauben der Tugenden bringen, Herr, und nicht ohne Frucht bleiben!
Es sagt nämlich der Herr: Jeder Rebzweig, der nicht gute Frucht bringt, wird ausgeschnitten und ins Feuer geworfen
,
nämlich in das der Hölle. Erschaudern wir vor den furchtbaren Drohungen; verherrlichen wir Gott in unserem Leib und
unserem Geist! Denn wiederum befiehlt uns der Apostel: Soll ich also die Glieder Christi zu Gliedern eine Dirne machen?
Das sei ferne!
So wollen wir es halten: Wir wollen unsere Frauen lieben wie unseren eigenen Körper; schamlose Körper
aber wollen wir nicht lieben. Die Frau
, sagt er soll den Mann achten!
Furcht mir Liebe verbindend soll sie
ein rechtes Leben führen!
Ihr Söhne, gehorcht euren Eltern
, wie der Apostel wiederum sagt. Es ist nämlich gerecht, dass die Eltern geehrt
werden und im Alter von den Söhnen unterhalten werden. Denn sie sind nach Gott die Urheber des Lebens. … Sache der
Eltern ist es, die Söhne in Frieden zu halten und ihren Charakter in Frömmigkeit zu unterweisen und zu bilden. …
Deshalb soll, wer gerettet werden will, wachsam sein und gemäß dem Gebot leben: Er soll nicht schwören, sich nicht
erheben, nicht [jemand ver-] lachen, kein ausschweifendes Leben führen, kein Spieler sein, nicht im Zorn entbrennen,
nicht Unzucht treiben, sich nicht berauschen, nicht Gold aufhäufen: Was dann? Er soll beten, trauern, Hymnen singen, die
Gebote nach Kräften einhalten, mit Wenigem zufrieden sein, demütig gesinnt sein, den Nächsten lieben, nicht gegen seinen
Bruder sprechen, nicht neidisch sein, nicht zornig, immer bereit, für das Gute Risiken einzugehen. Er soll außer dem
guten Gott niemanden auf Erden fürchten; dem König soll er sich unterwerfen bei all dem, worin nicht das Gebot Gottes
verletzt wird; er soll die Beamten als Diener der Ordnung ehren; er soll sich immer im Herrn freuen; und wenn ihm etwas
Unangenehmes geschieht, soll er dem Herrn danken, wie er seine Angelegenheiten regelt. …
Wenn wir noch einen Rat geben sollen, dann den, Gott über alles zu lieben. Was wird es nämlich einem Menschen nützen,
die ganze Welt zu gewinnen, wenn er aber an seiner Seele Schaden erleidet? Das wollen wir fliehen: um am Tag des Gerichts
Barmherzigkeit zu finden und bei Gott zu sein in unaussprechlicher Freude in Ewigkeit.
Lob des Kreuzes:
Das Kreuz ist ein kostbareres Geld als alle Geldmittel. Das Kreuz ist die sicherste Zuflucht der Christen. Das
Kreuz der Jünger Christi ist die leichteste Last, die auf die Schultern gelegt wird. Das Kreuz ist der süßeste Trost
betrübter Seelen. Das Kreuz ist der Weggeleiter zum Himmel, dem kein Hindernis entgegengestellt werden kann. … Des
Kreuzes Kraft und Macht ist das Ende jeder gegnerischen Macht. … Das Kreuz stiftet Frieden und versöhnt Himmel und
Erde. Der Name des Kreuzes ist Heiligung, besonders wenn er mit der Zunge ausgesprochen und mit den Ohren vernommen wird.
Durch das Kreuz wurde der Tod getötet und Adam das Leben wiedergegeben. Des
Kreuzes rühmte sich jeder Apostel, und damit wurde jeder Martyrer gekrönt und jeder Heilige geheiligt. Durch das Kreuz
haben wir Christus an- und den alten Menschen ausgezogen. Durch das Kreuz wurden wir, die Schafe Christi, in einem
Schafstall versammelt und für die überirdischen Pferche bestimmt. Durch das Kreuz werden wir unsere Feinde wegstoßen und
das Horn des Heils aufrichten. Durch das Kreuz vertreiben wir die Begierden und wählen wir das überirdische Leben. Wer
das Kreuz auf seinen Schultern trägt, wird Nachahmer Christi und erlangt zusammen mit Christus vor aller Augen Ruhm. …
Wer ein Kreuz macht, löst die Furch auf und erlangt Frieden. … Wer das Kreuz liebt, der hasst die Welt und wird ein
Liebhaber Christi. Kreuz Christi, du höchster Ruhm der Christen, Kreuz Christi, du besonderer Gegenstand der Predigt der
Apostel. Kreuz Christi, du königliches Diadem der Martyrer. Kreuz Christi du wertvollster Schmuck der Propheten. Kreuz
Christi du hellster Glanz bis an die Enden der Erde.
Quelle: Theodoro hospitalario: Epistolarum, lib 2, ep. 122. In: Patrologia Graeca, Sp. 1399 - 1402;
eigene Übersetzung
Theodoro: Oratio 2. In: Adorationem crucis. In: Patrologia Graeca 99, Sp. 697 - 700; eigene Übersetzung
In seiner Ansprache am Sonntag nach Pfingsten weitet Theodor
Studites den Begriff des Martyriums auf alle Christen aus, die ihre sündhaften Neigungen bekämpfen und ein gottgemäßes
Leben führen, und lädt Hörer und Leser ein, in diesem Sinne das Martyrium auf sich zu nehmen:
Brüder und Väter, das höchste Fest ist das heilige Pfingstfest, das wir gefeiert haben; aber ein Fest ist auch
das feierliche Gedächtnis aller Heiligen, das wir jetzt begehen. Und da es zu einem Fest gehört, etwas von seinen
Vorzügen hervorzuheben und zu bedenken, so erwägt, wenn es euch angebracht erscheint, wie vieler und wie bedeutender
Heiliger gedacht wird. Und wer könnte die Sterne des Himmels zählen und den Sand an der Meeresküste? So viele Martyrer
gibt es auf dem Erdkreis, die sich kampfbereit den Tyrannen, dem Feuer, dem Schwert, den wilden Tieren, allen Arten von
Schrecknissen stellten, die die Hinrichtung für etwas Erfreuliches, die Enthauptung für etwas Lustvolles hielten. Ja
sie traten auf glühende Kohlen, löschten mit ihrem Blut brennende Scheiterhaufen und erregten das Erstaunen von Tyrannen
und Königen, da sie in der Natur Größeres als die Natur vollbrachten. Wofür haben sie Zeugnis abgelegt? Dass Jesus sowohl
der Christus, als auch vor allem der Sohn Gottes sei, dessen Namen ewiges Leben in sich berge, wie die Schriften es
bezeugen.
Sind etwa also nur die Martyrer, die ihr Blut vergießen? Keineswegs, sondern auch die, die ein gottgefälliges Leben
führen. Es sagt nämlich der Apostel: Sie zogen in Schafspelzen und Ziegenfellen umher, notleidend, bedrängt,
misshandelt. Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in den Höhlen und Schluchten des
Landes.
(Hebräerbrief 11, 37f). Und wenig später: Darum wollen auch wir, die wir eine solche Wolke von Zeugen um
uns haben, alle Last und die Sünde abwerfen, die uns so leicht umstrickt. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen,
der vor uns liegt, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens.
(Hebräerbrief 12,1f)
Darum, Brüder, zählen auch wir zu diesen Martyrern; denn wenn wir geduldig die Mühseligkeiten eines vom Kreuz
geprägten Lebens annehmen, wenn wir das Gelübde der Jungfräulichkeit einhalten und dabei bereitwilligen Gehorsam, der
gewissermaßen einem (inneren) Kampf gleichkommt, nicht verweigern, dann bezeugen wird, dass Jesus sowohl der Christus
als auch Gottes Sohn ist, dann bezeugen wir zukünftiges Gericht und Vergeltung, dann bezeugen wir, dass wir vor dem
furchterregenden Richterstuhl Christi für das vergangene Leben Rechenschaft ablegen werden; dabei widerstehen wir dem
Teufel, dem Feind Christi, der uns quält und, indem er uns todbringende Gedanken und Lüste vorgaukelt, uns zur Leugnung
der Existenz Gottes drängt. … Welch elende Täuschung, welch trauriges und schlimmes Ende dieser Täuschung!
Doch wir Brüder oder auch wir Martyrer Christi wollen doch das überaus glänzende Martyrium auf uns nehmen und das
überaus herrliche Bekenntnis ablegen und uns mit allen Martyrern freuen; denn wir haben doch verdienstvoller Weise für
Christus das Martyrium auf uns genommen, da wir nicht dem Baal, d. h. der Begierde des Fleisches und den übrigen Lüsten
des Lebens, unser Knie gebeugt haben. Lasst uns also nicht dem glauben, der uns Trugbilder vor Augen stellt, damit wir
den Gehorsam verweigern und sündigen, vielmehr wollen wir täglich gleichsam wie im Stadium gegen ihn kämpfen, getroffen,
aber nicht zerschlagen, voll Leidenschaft, aber ohne Erschütterung.
Welcher Gewinn ist doch das Martyrium! Ihr wisst, dass diejenigen, die im Laufe ihres Lebens das Martyrium erlitten
haben, Genossen der Freude der Martyrer sind und auch Teilhaber an dem, wofür sie das Martyrium erlitten haben. Hieraus
folgt, dass die Martyrer Christi, da sie ihn in allem durch das Martyrium bezeugt haben und für das wahre Zeugnis
unerträgliche Pein erduldet haben, im künftigen Äon mit ihm als Erben ausgewiesen werden; denn der Apostel sagt: Wenn
Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
(Kolosserbrief 3, 4)
Und zusammen mit diesen mögen auch wir es verdienen, nachdem wir unser Martyrium vollendet haben - es handelt sich
wahrhaft um ein lang dauerndes Martyrium, das sich über das ganze Leben hin erstreckt -, in Ewigkeit mit Christus zu
triumphieren!
Quelle: S. Theodori Studitae sermo X. in omnes sanctos. In: Patrologia Graeca 99, Sermones catechetici, Sp. 522f; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
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- zuletzt aktualisiert am 06.03.2022
Quellen:
•
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• https://katholisches.info/2015/08/26/der-heilige-theodor-studites-und-die-ehebrechersynode - abgerufen am 05.03.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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