Wilhelm von Hirsau
Gedenktag katholisch: 5. Juli
Name bedeutet: Wille und Schutz (althochdt.)

Wilhelm wurde schon als Junge von seinen Eltern den Benediktinern von St. Emmeram in Regensburg zur Erziehung übergeben, in seiner Jugend trat er in den Orden ein und wurde zum Priester geweiht. Zunächst arbeitete er als Lehrer für Mathematik, Astronomie und Musik, wurde dann auch Prior seines Klosters. Er verfasste die ersten naturwissenschaftlichen Schriften in Bayern, zunächst eine zur Astronomie, dann eine zur Musik, und war ein mittelalterliches Universalgenie.
1069 wurde Wilhelm als Nachfolger von Friedrich Abt im
Aureliuskloster in Hirsau. Sein Eintreten für die
Reformen von GorzeDie Reformen von Gorze gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Gorze in Lothringen. Sie standen im Gegensatz zur den Reformen von Cluny; ihr Ziel war ein Mönchtum unter weltlicher Herrschaft, befreit von der Einflussnahme des Papstes.
Die Reformen von Gorze kamen v. a. in Lothringen zum Tragen; entsprechende Reformen in Deutschland gingen aus vom reformierten Kloster St. Maximin in Trier.,
dann für die Reformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden.,
nach dem Vorbild seines Heimatklosters St. Emmeram wurde unterstützt von seinem Studienfreund
Ulrich von Zell. Sie gaben dem Kloster Hirsau einen herausragenden und
zugleich eigenständigen Platz unter den Reformbewegungen des Mittelalters. Im Hirsauer Formular
von 1075 erreichte
Wilhelm zunächst die Sicherung der Freiheit seines Klosters gegenüber allen Rechten und Ansprüchen seines Stifters, auch
die freie Wahl des Abtes. Im Investiturstreit stellte er sich eindeutig an
die Seite des Papstes Gregor VII., den er 1075 in
Rom aufsuchte.

Sphaera, einer Karte der sich drehenden Himmelskörper zur Bestimmung von Uhrzeit oder Himmelsrichtungen aus der Stellung der Sterne, im Klostermuseum in Hirsau
Nach der Exkommunikation von Kaiser Heinrich IV. durch Gregor VII.
unterstützte Wilhelm Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden, 1081 die Wahl des Gegenkönigs Hermann von Salm und 1084 die Wahl
seines Mönches Gebhard als Bischof von Konstanz,
obwohl der Kaiser zuvor das Kloster reich bedacht hatte, so mit einer um 1070 in Italien hergestellten großen Bibel. Das
Aureliuskloster in Hirsau wurde das Zentrum der
gegen den Kaiser und für den Papst agierenden Strömungen; die Kaisertreuen warfen Wilhelm deshalb vor, die Einheit von
Reich und Kirche zu zerstören. Dreimal sandte Wilhelm Mönche nach
Cluny, um aus deren Erfahrungen Lehren zu ziehen,
und studierte die von Bernhard aufgeschriebenen Regel der
Reformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden..
Ulrich von Zell formulierte in Wilhelms Auftrag dann die Consuetudines
von Cluny
für Hirsau. Zusammen mit Ulrich
verfasste Wilhelm zwischen 1081 und 1090 schließlich die Consuetudines Hirsaugienses
; ein wesentliches Element war
die Einführung von Laienbrüdern, die die Mönche von körperlicher Arbeit entlasteten.

Hirsau wurde mit den Reformen von Hirsau
Die Reformen von Hirsau gingen im 11./12. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Hirsau im Schwarzwald. Sie nahmen die Reformen von Cluny auf, ohne aber deren Orientierung auf das zentrale Mutterkloster zu übernehmen. Das Ziel der von Abt Wilhelm verfassten „Consuetudines Hirsaugienses” war die strenge Lebensweise der Mönche wie in Cluny im Hinlick auf Tagesablauf und Liturgie sowie die Organisation der Klostergemeinschaft. Die Rechte der Bischöfe und Vögte wurden - entgegen den ursprünglichen Zielen - nicht eingeschränkt.
zum Vorbild für viele andere Ordensniederlassungen - auch Frauenklöster - vom
Elsass bis
Niederösterreich und von
Braunschweig bis
Rosazzo im Friaul; zeitweise wirkten in 33
Klöstern Äbte aus Hirsau, die Reformen wurden in weit über 100 Klöstern eingeführt. Anders als
Bernhard in Cluny legte Wilhelm aber keinen Wert auf direkte
Abhängigkeit der Klöster von Hirsau, lediglich sechs Priorate - und für kurze Zeit zwei Töchterklöster - waren Hirsau
unterstellt. Auch beim Bau der Kirchen wirkte Hirsau beispeilgebend mit der Trennung der Kirche in den Chorbereich für die
Mönche und das hintere Schiff sowie der Vorkirche für die Laienbrüder.

Eulenturm, 37 Meter hoch, der verbliebene Rest der Petrus- und Pauluskirche in Hirsau
Hirsauer Konstitutionen:
Die Orte, an denen im Kloster ein immerwährendes Stillschweigen zu beobachten ist, sind diese: Kirche, Schlafsaal, Speisesaal, Klosterküche. Wird an einem dieser Orte, sei es bei Tage oder Nacht, nur ein Wort gesprochen und gehört, so muss man freiwillig um Verzeihung bitten.
Die Brüder waschen sich die Hände und wenn sie wollen auch das Gesicht. Handtücher sind aufgehängt, jeder trockne sich nur an dem ab, an welchem es die seiner Klasse tun. Eines ist für die Priester, eines für die Diakone, eines für die Subdiakone und die ungebildeten Nichtpriester, das vierte für jene bestimmt, welche keine gesunden Hände haben.
Sonst pflegen sich die Menschen, wenn sie sich rasiert haben, zu baden. Von unseren Bädern brauchen wir nicht viel zu sagen: Nur zweimal im Jahre, dann freilich ohne Erlaubnis, kann baden, wer will: Vor Weihnachten und vor Ostern. Sonst darf man mit Erlaubnis baden, wenn es die Gesundheit erfordert.
Mit ihren Predigten warben die Mönche auch bei Laien für Weltverachtung und Verzicht nach dem Vorbild des Klosters, was umfangreiche Stiftungen und zahlreiche Eintritte in die Abtei zur Folge hatte. Besitzungen hatte das Kloster im 12. Jahrhundert vom Elsass bis östlich des Lechs und vom Main bis südlich der Donau. Das Aureliuskloster wurde das größte Kloster Deutschlands: von 30 Mönchen und ebensovielen Laienbrüdern im Jahr 1079 wuchs die Abtei in kurzer Zeit auf über 150 Mönche und mindestens ebensoviele Laienbrüder. Wegen des enormen Anstiegs der Zahl der Mönche ließ Wilhelm ab 1082 auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Nagold hochwassergeschützt einen groß angelegten Klosterneubau, das Petrus- und Pauluskloster, errichten. Kurz vor seinem Tod weihte er noch die neue Kirche, der eigentliche Umzug fand kurz nach seinem Tod statt, das alte Aureliuskloster wurde ein abhängiges Priorat.

Das Hirsau angegliederte Frauenkloster verlegte Wilhelm vor 1079 nach Kentheim bei Calw, wo es schon seit dem 9. Jahrhundert eine Einsiedelei gab; zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde das Nonnenkloster aufgehoben, die Kirche - eine der ältesten in Süddeutschland - ist seitdem Pfarrkirche.

Der Mönch Haimo von Hirsau verfasste Wilhelms Lebensbeschreibung. Ab dem Ende 12. Jahrhundert erfolgte ein Niedergang des großen und blühenden Klosters, der erst umgekehrt wurde, nachdem sich das Kloster 1458 den Reformen von Bursfelde unterzog; nun erfolgten auch wieder Aus- und Neubauten. Mit Einführung der Reformation 1535 erlosch das Klosterleben, 1556 wurde eine evangelische Schule eingerichtet, ab 1586 ein Jagdschloss für den Herzog von Württemberg angebaut, das alte Aureliuskloster wurde Sitz des Försters. Nach der Brandschatzung des Komplexes durch französische Truppen 1692 wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Konventsgebäude und Kirche abgebrochen, die verschonte, bis 1516 gebaute Marienkapelle wurde evangelische Pfarrkirche, die Klosterschule wurde nach Denkendorf verlegt, 1779 das heutige evangelische Pfarrhaus neu errichtet. Im 20. Jahrhundert wurden umfangreiche Ausgrabungen und Renovierungen der noch bestehenden Ökonomiegebäude vorgenommen. 1955 wurden die überkommenenen Reste der alten Aureliuskirche renoviert und nun als katholische Pfarrkirche verwendet, das alte Probsteigebäude wird seit 1991 als Klostermuseum genutzt.
Das
Klostermuseum in Hirsau ist untergebracht im
ehemaligen Probsteigebäude des Aureliusklosters, es dokumentiert die Entwicklung der beiden Klöster und Wilhelms Wirken.
Es ist von April bis Oktober dienstags bis freitags von 13 Uhr bis 16 Uhr und am Wochenende von 12 Uhr bis 17 Uhr geöffnet,
der Eintritt beträgt 2,50 €, ermäßigt 1,50 €. (2014)
Die Candidus-Kirche in Kentheim bei Calw
ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, vom 1. November bis Karsamstag nur bis 16 Uhr.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Schriften von Wilhelm und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Heiligenlexikon
als USB-Stick oder als DVD
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Wilhelm von Hirsau
Wikipedia: Artikel über Wilhelm von Hirsau
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Sintram
Quiricus von Toledo
Dubhtach von Armagh
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 13.05.2018
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.