Ökumenisches Heiligenlexikon

Bernhard von Clairvaux

1 Gedenktag katholisch: 20. August
gebotener Gedenktag Hochfest in der Stadt Pelplin und im Trappisten- und Zisterzienserorden
Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet
Diözesankalender von Pelplin, Ordenskalender der Arnsteiner Patres
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.

Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon 1588: 25. Januar
Umarmung des Bildes des gekreuzigten Jesus: 23. März
Nährung durch Marias Milch: 13. Mai
Übertragung der Gebeine nach Avignon: 17. Mai
Übertragung der Gebeine: 9. Juli

1 Gedenktag evangelisch: 20. August (EKD, ELCA), 19. August (LCMS)

1 Gedenktag anglikanisch: 20. August

Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)

Abt in Clairvaux, Priester, Kirchenlehrer
* um 1090 in Fontaine-lès-Dijon, dem heutigen Stadtteil von Dijon in Frankreich
20. August 1153 in Clairvaux, heute Ortsteil von Ville-sous-la-Ferté bei Troyes in Frankreich


Gemälde aus dem 16. Jahrhundert, in der Kathedrale von Troyes
Gemälde aus dem 16. Jahrhundert, in der Kathedrale in Troyes

Bernhard stammte aus einer adligen, begüterten und frommen Familie. Sein Vater Tezelin le Saur stand in Diensten des Herzogs von Burgund. Bernhards Mutter Aleth sah vor seiner Geburt im Traum ein weißes Hündlein mit rotem Rücken und hörte es laut bellen. Der Traum wurde ihr so gedeutet, dass der Sohn, den sie bekommen werde, als großer Prediger Gottes Haus bewachen und seine Stimme laut gegen die Feinde der Kirche erheben werde.

Bernhard besuchte die Schule im Kloster St-Vorles in Châtillon-sur-Seine. Der Tod seiner Mutter um 1105 beschäftigte ihn stark. 1113 trat er zusammen mit 30 wissenschaftlich gebildeten, adligen und idealistischen jungen Leuten, darunter vier seiner fünf leiblichen Brüder, auch sein jüngster Bruder Nivard, in das Reformkloster Cîteaux - dem heutigen St-Nicolas-lès-Cîteaux - ein. Dieses 1098 von Robert von Molesme, Alberich und Stephan Harding gegründete Reformkloster drohte zu seiner Zeit an den strengen Regeln des neuen Zisterzienserordens zugrunde zu gehen. Mit Bernhard und seinen Gefährten kam neues Leben in das Kloster, die Gründung der neuen Klöster La Ferté - heute La Ferté-sur-Grosne -, Pontigny und Morimond - im heutigen Fresnoy-en-Bassigny - wurde möglich. 1114 legte Bernhard seine Profess ab, 1115 sandte ihn Abt Stephan mit zwölf Mönchen aus, um das Kloster Clairvaux - im heutigen Longchamp-sur-Aujon - zu gründen, das sich unter seiner Führung zur bedeutendsten Zisterzienserabtei entwickelte; Wilhelm von Champeaux bestätigte ihn als Abt und weihte ihn 1115 in Châlons-sur-Marne - dem heutigen Châlons-en-Champagne - zum Priester. 1118 gründete Bernhard das erste Tochterkloster Troisfontaines - im heutigen Trois-Fontaines-l'Abbaye.

Bernhard war ein Mann von großer Faszination. Sein Ordensbruder Abt Isaak von Stella schrieb: Allen war er schrecklich aus Liebe und lieb aus Schrecken. Bernhard zog Novizen in einem Maße an, dass fast jedes Jahr zwei neue Klöster von Clairvaux aus errichtet werden mussten; insgesamt gründete er 68 Klöster, weitere waren ihm unterstellt, so dass 164 Abteien seiner geistlichen Führung unterstanden; bis zu Bernhards Tod wurden schon 343 neue Gründungen gezählt. 1135 bestimmte Bernhard Himmerod im Salmtal bei seinem Besuch vor Ort als Standort für das 14. Zisterzienserkloster und das erste deutsche Kloster, das direkt von Bernhard von Clairvaux gegründet wurde. Den Mönch Achard von Clairvaux entsandte Bernhard als Baumeister der Klosteranlage nach Himmerod.

Statue in der Kirche San Paolo fuori le Mura in Rom
Statue in der Kirche San Paolo fuori le Mura in Rom

Denken und Methodik der Scholastik prägten Bernhard, seine große persönliche Ausstrahlung und seine eindrücklichen Predigten kamen bei den Reisen durch alle Teile Europas zur Geltung. 1118 wurde er zum Leiter des Zisterzienserordens. Er erneuerte die Ordensregeln, so dass er zu Recht als zweiter Gründer des Ordens gelten kann. Seine Consuetudines stehen in gewissem Gegensatz zur Regula des Benedikt von Nursia: die Benediktiner gründeten ihre Niederlassungen auf Höhen, Bernhard ordnete sumpfige Täler an mit Wäldern, die gerodet werden mussten. Er betonte den Wert der körperlichen gegenüber der geistigen Arbeit. Ganz besonders wandte er sich in Briefen und Kapitelsbeschlüssen gegen jede figürliche Ausgestaltung der Portale, Kapitelle und Kreuzgänge, weil das den Betrachter vom Gebet ablenke.

Seine Treue zum Papsttum gab Bernhard auch die Kraft und den Mut zu sehr scharfer Kritik an den Päpsten. Er geißelte ihre weltliche Macht und ihr profanes Gehabe, mit dem sie sich eher als Nachfolger Konstantins erwiesen denn als Nachfolger Christi. Im Kampf um die Rechtmäßigkeit des Papsttums zwischen Papst Innozenz II. und Gegenpapst Anaklet II. nach dem Schisma von 1130 trug Bernhard maßgeblich zum Erfolg des ersteren bei, für den er in ganz Europas Werbung gemacht und Unterstützung organisiert hatte. 1135 nahm er am Konzil in Pisa teil, 1137/1138 reiste er durch Italien; dabei bewog er Gegenpapst Viktor IV., sich Papst Innozenz II. zu unterwerfen - was allerdings nur bis 1159 anhielt.

W. de Vattor: Bernhards Vision der Himmelsleiter, 1989, in der Kirche Santa Maria Scala Coeli in Rom
W. de Vattor: Bernhards Vision der Himmelsleiter, 1989, in der Kirche Santa Maria Scala Coeli in Rom

1138 hielt Bernhard nahe der Kirche San Paolo alle Tre Fontane in Rom - der Stelle des angeblichen Martyriums von Paulus, und des um 300 gestorbenen Zeno und seiner 10.203 Gefährten - eine Totenmesse und empfing die Vision einer Leiter, über die die Seelen vom Fegefeuer aus den Himmel erreichen können; an dieser Stelle wurde deshalb 1582 bis 1584 die Kirche Santa Maria Scala Coeli, heilige Maria - Himmelsleiter errichtet. 1144 und 1145 rief er die aufständischen Römer auf zum Gehorsam gegenüber den Päpsten Lucius und Eugen III. - einem ehemaligen Schüler in Clairvaux. Eugen III. widmete er 1148 sein Werk De consideratione, Betrachtungen. 1146 gründete er das Kloster in Villers - dem heutigen Villers-la-Ville in Brabant.

In den Ordensrivalitäten zwischen den Zisterziensern und den Anhängern der Reformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden. verfasste Bernhard 1124 die Apologie. Regularkanoniker, Prämonstratenser, Gilbertiner und Kartäuser wandten sich an ihn, um für ihre Orden Ratschläge zu erbitten; er wirkte klärend über die Frage des Übertritts von einem Orden in einen anderen. Nach dem Konzil von Troyes verfasste er 1128 eine kleine Schrift zum Lob des Templerordens: Ad milites Templi de laude nove militie; sie umreißt die theologischen Grundsätze des gerechten Krieges und rechtfertigt das Handeln des Ordens, dessen kirchliche Anerkennung nun erfolgte, weshalb Bernhard auch die Gründung dieses Ordens zugeschrieben wird.

Brevier des Martin von Aragon, 14. Jahrhundert, in der Bibliothèque Nationale de France in Paris
Brevier des Martin von Aragon, 14. Jahrhundert, in der Bibliothèque Nationale de France in Paris

Frucht seiner Ideen sind zwei noch heute aktuelle Werke Bernhards: De gradibus humilitatis et superbiae, Von Niedrigkeit und Hochmut und De diligendo Deo, Von der Liebe zu Gott, erschienen 1127. In ihnen zeigen sich Bernhards Wesenszüge: sanft und radikal, zerbrechlich und stark, aktiv und kontemplativ zugleich, mystisch begabt und mit hohen spirituellen Gaben der Prophetie und Wundertaten ausgestattet, oft auch unversöhnlich, aber empfänglich für Freundschaft. Er verfasste Kommentare zur Bibel, so der unvollendete Kommentar zum Hohelied, und Hymnen, die zum Teil noch heute gesungen werden.

Johann von Schraudolph: Bernhard heilt einen Knaben und seine Abreise aus Speyer, Fresko, um 1850, ursprünglich im Dom in Speyer, seit 2012 im Kaisersaal
Johann von Schraudolph: Bernhard heilt einen Knaben und seine Abreise aus Speyer, Fresko, um 1850, ursprünglich im Dom in Speyer, seit 2012 im Kaisersaal

Bernhard war berühmt für seine große Predigtbegabung, die er - im Auftrag von Papst Eugen III. - nicht zuletzt in den Dienst der Anwerbung für die Kreuzzüge einsetzte; er entfachte in ganz Europa einen Rausch der Begeisterung für die Kreuzzüge. Bernhard reiste nach Nordfrankreich, Flandern und ins Rheinland, überall zogen Bernhards Wundertaten und die redegewandten Predigten zahlreiche Zuhörer und Pilger an. 1146 rief er in Vézelay zum 2. Kreuzzug auf, diese Predigt von Vézelay löste in ganz Frankreich Begeisterung aus; selbst König Ludwig VII. zeigte sich - neben Mitstreitern aus Frankreich, Flandern und Deutschland - zum Aufbruch entschlossen. Im selben Jahr warb er dafür auch im Dom in Speyer und gewann Stauferkönig Konrad III. für das Vorhaben. Das ritterliche Ideal der Kreuzzüge sah das Sterben für den himmlischen Herrn als besonderen Verdienst; so formulierte Bernhard: Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus. Die schrecklichen Folgen solcher Worte betrafen nicht nur die Menschen im Nahen Osten, sondern auch die mittelalterlichen jüdischen Gemeinden. Der Misserfolg des Kreuzzugs traf Bernhard schwer; seine erneute Kreuzzugsinitiative 1150 blieb erfolglos.

Kompromisslos bekämpfte Bernhard die Katharer, 1145 unternahm er mit einem Kardinallegaten eine Predigtreise, um ihnen im Languedoc entgegenzutreten; ebenso bekämpfte er die Reformationsideen des Petrus Waldus sowie die von Petrus Abaelard - einem französischen Denker - vertretene rationalistische Philosophie, dessen Lehrsätze Bernhard 1140 durch das Konzil von Sens verurteilen ließ. Sein entschiedenes Eingreifen in die großen Kontroversen in der Kirche - so in der Frage der Gültigkeit von Papst- und Bischofswahlen oder den Fragen der Bekämpfung von Häresien - machten ihn bei den Zeitgenossen und in der Tradition zum führenden Verteidiger der Kirche und des päpstlichen Vorranges. Bernhard beharrte auf dem Vorrang des Glaubens im Umgang mit dem Dogma, dabei zeigt sich ein gewisses Misstrauen gegenüber intellektuellem Erkenntnisstreben; er billigte intellektuelles Denken nur, soweit es zu Gebet und Kontemplation hinführt. Die um 1151 verfasste Vita S. Malachie ist die Biographie von Malachias von Armagh, der 1148 in Clairvaux starb.

Sein ganzes Leben lang begleitete Bernhard die Sehnsucht nach seinem klösterlichen Ideal, seine Biografie führte ihn selbst aber auf andere Wege. Seine Erfahrungen als Abt haben auch seinen Traktat De precepto et dispensatione, Von Führung und Verteilung geprägt. Aus der großen Fülle der Legenden strahlt das Bild seiner nicht nachlassenden asketischen Bemühung um Geduld, Überwindung von Versuchungen, innerlichster Gebetsübung. Er selbst beschrieb sich als Chimäre, die dauernd mit weltlichen Dingen beschäftigt war, ohne Laie zu sein, und ständig entscheidend in die Geschicke der Kirche verwickelt war, ohne je Kirchenlenker gewesen zu sein. Als ungekrönter Papst und Kaiser des Jahrhunderts lenkte er die Geschichte, seine Zeit nennt man deshalb auch das Bernhardinische Zeitalter. Erzvater des europäischen Gefühls nannte ihn der Historiker Friedrich Heer ob seines weiten Horizonts, ein religiöses Genie der protestantische Kirchengeschichtler Adolf von Harnack. Als Doctor mellifluus, honigfließenden Lehrer bezeichneten ihn Zeitgenossen ob seiner herausragenden Begabung zur Predigt. Dreimal lehnte er die ihm angetragene Bischofswürde ab.

Statue, um 1650, in der Klosterkirche Altenberg
Statue, um 1650, in der Klosterkirche Altenberg

In seinen theologischen Schriften behandelte Bernhard die wichtigsten Themen der Dogmatik und entfaltete seine asketischen Lehren. Ausgangspunkt ist für ihn der sündige, Gott suchende Mensch, dessen Bekehrung ihm zum Heil dient. Bernhards Denken beeinflusste Bonaventura, den italienischen Dichter Dante Alighieri und die Devotia moderna. Unter seinem Namen wurden eine Vielzahl unechter Schriften anderer Zisterzienser publiziert.

Bernhard starb in Clairvaux und wurde in Cluny begraben. Bei seinem Tod gehörten 344 Klöster in ganz Europa zum Zisterzienserorden, darunter 166, die Clairvaux unterstanden.

Das Kloster Clairvaux wurde in der Französischen Revolution aufgehoben und dient seitdem als Gefängnis, heute können die übrig gebliebenen Reste besucht werden. Im Domschatz der Kathedrale in Troyes wird seit 1813 die Kopfreliquie von Bernhard aufbewahrt.

Bernhard gilt als Marienverehrer. Der gegenseitigen Begrüßung des Bernhard und der Gottesmutter, wovon es mehrere Legenden gibt, ist ein eigener Gedenktag am 18. Oktober gewidmet. Deshab wird Bernhard oft dargestellt mit Maria, die Jesus die Brust gibt; oder die Madonna erscheint ihm mit Engeln, die seine ergänzenden Worte zum Hymnus Salve Regina singen oder ihm aus ihrer Brust Milch zuspritzen. Alle Zisterzienserkirchen sind deshalb der Gottesmutter geweiht. Der Bienenkorb symbolisiert seine überzeugende Beredsamkeit. Noch heute bekannt sind seine Hymnen; auch die lateinische Urfassung des später von Paul Gerhard deutsch bearbeiteten Liedes O Haupt voll Blut und Wunden (GL 179 / EG 85) wurde lange Bernhard zugeschrieben.

Kirche Nuestra Señora de Europa in Algeciras
Kirche Nuestra Señora de Europa in Algeciras

Bernhard ist Stadtpatron von Algeciras, dort ist ihm die kleine Kirche Nuestra Señora de Europa am Hauptplatz der Stadt geweiht.

Kanonisation: Bald nach Bernhards Tod setzten die Bemühungen um seine Kanonisation ein. Am 17. Januar 1174 wurde er von Papst Alexander III. heiliggesprochen. 1830 erfolgte die Ernennung zum Kirchenlehrer durch Papst Pius VIII.
Attribute: mit Totenschädel und Hund, mit Maria mit (gefesseltem) Teufel, Regelbuch, Bienenkorb
Patron von Burgund, Ligurien, Genua, Algeciras, Gibralatar, Pelplin und Stein am Kocher; der Imker, Wachszieher und Barkeeper; der Bienen; gegen Besessenheit, Kinderkrankheiten, Besessenheit (Dämonie) und Tierseuchen; bei Gewitter und Unwetter; in der Todesstunde
Bauernregel: Wie der St. Bernhard ist, / man auch den September misst.

Worte des Heiligen

Bernhard hat eine berühmte Schrift über das Gebet verfasst. Darin unterscheidet er vier Stufen:

Es gibt vier Stufen des Gebets, je nach der Gesinnung des Menschen. Zuerst betet der Anfänger, aus der Schlinge böser Gewohnheiten befreit zu werden. Dann wird er mutig und bittet um die Vergebung der Sünden. Nach der Vergebung gewinnt er neue Zuversicht und erbittet von Gott die Kraft zu einem guten Leben. Jetzt betet er auch für die anderen. Schließlich wird er so vertraut mit Gott, dass er bei jedem Gebetsanliegen eher danksagt als bittet.
Das erste Gebet wird in der Gesinnung der Scham dargebracht. Solange einer nämlich an seine schlechte Gewohnheit gebunden ist und oft in die früheren Sünden zurückfällt, schämt er sich und wagt es nicht, vor Gottes Augen zu treten. Er tritt lieber mit der Frau des Evangeliums von hinten heran und berührt den Saum des Gewandes Jesu (vgl. Matthäusevangelium 9, 20).
Das zweite Gebet wird in der Gesinnung der Lauterkeit dargebracht. Gereinigt von der schlechten Gewohnheit, ist im Geist des Betenden keine Unaufrichtigkeit mehr. Er legt ein Bekenntnis ab und entblößt die ganze Wunde vor dem Arzt, um geheilt zu werden.
Das dritte Gebet wird in der Gesinnung der Weite dargebracht. Im Lauf der Zeit weitet sich nämlich das Beten, und der Mensch betet für sich und die anderen.
Das vierte Gebet wird in der Gesinnung der Hingabe dargebracht. Nun vertraut der Mensch in seiner großen Liebe zu Gott, dass ihm das gehört, worum er früher gebetet hat. Darum beginnt er mit der Danksagung, wie auch Jesus, der Herr, sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich immer erhörst! (Johannesevangelium 11, 41 f).


Warum, fragt Bernhard, erscheint uns unser Beten aber oft so wirkungslos? Wie kommt es denn, dass kaum einmal einer von uns, selbst wenn wir niemals aufhören zu beten, erfahren zu haben scheint, dass sein Gebet etwas bringt?
Wie wir an das Gebet herangehen, so gehen wir wieder weg, wie uns scheint; niemand erwidert uns ein Wort, niemand schenkt uns etwas, sondern wir scheinen uns vergeblich bemüht zu haben. Doch was sagt der Herr im Evangelium? Urteilt nicht nach dem Augenschein, sondern urteilt gerecht! (Johannesevangelium 7, 24). Was ist aber ein gerechtes Urteil, wenn nicht das Urteil des Glaubens? Denn der Gerechte lebt aus dem Glauben. Folge darum dem Urteil des Glaubens und nicht deiner Erfahrung, denn der Glaube ist wahrhaft, die Erfahrung aber trügerisch. Der Gottessohn selbst verheißt uns ja: Glaubt, alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr empfangen, und es wird euch zuteil werden (Markusevangelium 11, 24). Niemand von euch, Brüder, achte das Gebet für gering, denn ich sage euch, auch der, zu dem wir beten, achtet es nicht für gering. Ehe es noch aus unserem Mund gekommen ist, lässt er es in seinem Buch aufschreiben. Eine von zwei Gaben können wir unzweifelhaft erhoff en: Entweder wird er uns das geben, worum wir bitten, oder das, was uns nach seiner Erkenntnis noch nützlicher ist. Wir wissen ja nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen. Gott aber erbarmt sich unserer Unwissenheit und nimmt unser Gebet immer gütig an. Allerdings gibt er uns nicht, was uns schädlich ist oder was er uns erst später schenken will. Dennoch wird unser Gebet niemals fruchtlos sein.

Quelle: Bernhard von Clairvaux: Über das Beten. Zisterziensische Spiritualität für den Alltag. H. 3. Regensburg 2003, S. 12 - 14, 7f

Zitate von Bernhard von Clairvaux:

Gönne dich dir selbst! Ich sage nicht: Tu das immer. Aber ich sage: Tu es wieder einmal. Sei wie für alle anderen Menschen auch für dich selbst da.
Wahre Liebe ist nicht ohne Lohn, doch sie liebt nicht für Lohn.
Aus welchem Grund und mit welchem Maß soll man Gott lieben? Ich sage: Der Grund, weshalb wir Gott lieben sollen, ist ganz einfach Gott, und das Maß ist die Maßlosigkeit.
Gott wird so viel verstanden, wie er geliebt wird.
Der Liebe Lohn ist: was sie liebt, und dass sie liebt.
Gott bringt das Öl seines Erbarmens nur in dem Krüglein Gottvertrauen.
Es wäre eine Schande, ein wehleidiges Glied zu sein unter einem dornengekrönten Haupt.
Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen.

Quelle: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=634_Bernhard+von+Clairvaux, abgeufen am 7. Oktober 2019

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Szenen aus dem Leben von Bernhard von Clairvaux


Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen III.: Betrachtungen

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Die Website über Petrus Abaelard informiert ausführlich über Bernhard und stellt eine ganze Reihe von Dokumenten von Bernhard zur Verfügung.

Schriften von Bernhard und seine Lebensgeschichten gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kathedrale in Troyes ist von 1. April bis 31. Oktober täglich von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr - im Winter nur bis 17 Uhr, sonntags nur nachmittags - geöffnet. (2021)
Die Gebäude des Klosters Troisfontaines sind in Privatbesitz, der Park mit der Ruine der Kirche wird durch einen Verein gepflegt und ist zur Besichtigung geöffnet. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.07.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/august.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Martin Bräuer: Zisterzienserorden. In: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 6/2008
• http://www.eifelzeitung.de/?artikel=57491 nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• http://mais.scml.pt/museu-saoroque/igreja - abgerufen am 16.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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