Wilhelm von Norwich
englischer Name: William
Gedenktag katholisch: 25. März
Name bedeutet: der willensstarke Schützer (althochdt.)
Am Karfreitag, dem 25. März 1144, wurde im Thorpe-Wald bei Norwich der Leichnam des Gerberlehrlings Wilhelm aufgefunden, der die Spuren eines gewaltsamen Todes aufwies. Am Ostermontag wurde er dann ohne Zeremonie an Ort und Stelle begraben. Wilhelms Onkel, der Priester Godwin Stuart, öffnete dann das Grab; wenige Tage später beschuldigte er bei einer DiözesansynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. die Juden des Mordes. Da die Juden in Norwich unter königlicher Herrschaft standen, wurde dem Bischof eine Verurteilung untersagt; Priester Stuart bleib nur die Übertragung des Leichnams in den Mönchsfriedhof. Diese Geschichte und auch angebliche Wunder am Grab erregten aber kein großes Aufsehen.
Als dann aber 1149 der Jude Eleazer von einem begüterten Bürger der Stadt ermordet wurde und der Bischof den Angeklagten
im Prozess vor dem König vertrat, weil er sein Pächter war, brachte der Bischof den angeblichen Mord an Wilhelm als
Gegenanklage vor. Thomas von Monmouth, ein Mönch im Priorat an der
Kathedrale in Norwich, begann nun - nach
angeblichen Visionen von Maria und
Katharina von Alexandria - in sieben Bänden (!) die Legende vom
jüdischen Ritualmord an Wilhelm zu verfassen, unterstützt vom Bischof und dem Prior seines Klosters. Demnach wurde Wilhelm
am Dienstag der Karwoche 1144 beim Betreten eines jüdischen Hauses und von da an nie wieder lebend gesehen. Denn am Mittwoch,
nach einem Gottesdienst in der Synagoge, schlitzten ihm die Juden den Kopf mit Dornen auf, kreuzigten ihn, durchbohrten seine
Seite und versteckten den Leichnam im Thorpe-Wald.
Zum Motiv gab Thomas von Monmouth an, dass ein konvertierter Jude ihm erzählt habe, dass in den alten Schriften seiner
Väter geschrieben steht, dass die Juden ohne das Vergießen von Menschenblut weder ihre Freiheit erlangen noch jemals in
ihr Vaterland zurückkehren können. Daher wurde von ihnen in alten Zeiten festgelegt, dass sie jedes Jahr in irgendeinem Teil
der Welt einen Christen opfern müssen.
Dies war die erste überlieferte Legende eines angeblichen
jüdischen Ritualmordes.
Im Juli 1151 wurden Wilhelms Gebeine in die
Kathedrale von Norwich übertragen und dort am
5. April 1154 erneut - in die Kapelle der Heiligen Märtyrer
- umgebettet; nun verbreitete sich die Verehrung, begleitet
von angeblichen Wundern. Um 1164 wurde Wilhelm im
Thorpe-Wald eine Kapelle erbaut und vom Bischof
geweiht; sie verfiel, nachdem schon im 14. Jahrhundert Verehrung und Zustrom von Pilgern abebbten.
Kanonisation:
Päpste haben diese und andere
Ritualmordlegenden nicht unterstützt und auch direkt - so z. B. Papst
Calistus II. 1120, Papst Innocenz III. 1199 und Papst Gregor IX. 1233 - oder indirekt verurteilt, kein Papst hat eine
Verehrung gebilligt. Bernhard von Clairvaux verurteilte 1147 bis 1149
in Briefen an Bischöfe die Zerrbilder angeblicher Mordlust der Juden an Christen.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 03.11.2025
Quellen:
• https://www.newadvent.org/cathen/15635a.htm - abgerufen am 03.11.2025
• https://de.wikipedia.org/wiki/Ritualmordlegende - abgerufen am 03.11.2025
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.