Ökumenisches Heiligenlexikon

Wilhelm von Norwich

englischer Name: William

1 Gedenktag katholisch: 25. März

Name bedeutet: der willensstarke Schützer (althochdt.)

Märtyrer
* 22. Februar 1132 (?)
22. März 1144 in Norwich in England


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Giovanni Battista de’ Cavalieri: Auspeitschung (links hintern) und Kreuzigung des Wilhelm von Norwich, Kupferstich, 1584, nach Fresken von Nicholas Circinianum im Päpstlichen Englischen Kolleg in Rom

Am Karfreitag, dem 25. März 1144, wurde im Thorpe-Wald bei Norwich der Leichnam des Gerberlehrlings Wilhelm aufgefunden, der die Spuren eines gewaltsamen Todes aufwies. Am Ostermontag wurde er dann ohne Zeremonie an Ort und Stelle begraben. Wilhelms Onkel, der Priester Godwin Stuart, öffnete dann das Grab; wenige Tage später beschuldigte er bei einer DiözesansynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. die Juden des Mordes. Da die Juden in Norwich unter königlicher Herrschaft standen, wurde dem Bischof eine Verurteilung untersagt; Priester Stuart bleib nur die Übertragung des Leichnams in den Mönchsfriedhof. Diese Geschichte und auch angebliche Wunder am Grab erregten aber kein großes Aufsehen.

Als dann aber 1149 der Jude Eleazer von einem begüterten Bürger der Stadt ermordet wurde und der Bischof den Angeklagten im Prozess vor dem König vertrat, weil er sein Pächter war, brachte der Bischof den angeblichen Mord an Wilhelm als Gegenanklage vor. Thomas von Monmouth, ein Mönch im Priorat an der Kathedrale in Norwich, begann nun - nach angeblichen Visionen von Maria und Katharina von Alexandria - in sieben Bänden (!) die Legende vom jüdischen Ritualmord an Wilhelm zu verfassen, unterstützt vom Bischof und dem Prior seines Klosters. Demnach wurde Wilhelm am Dienstag der Karwoche 1144 beim Betreten eines jüdischen Hauses und von da an nie wieder lebend gesehen. Denn am Mittwoch, nach einem Gottesdienst in der Synagoge, schlitzten ihm die Juden den Kopf mit Dornen auf, kreuzigten ihn, durchbohrten seine Seite und versteckten den Leichnam im Thorpe-Wald. Zum Motiv gab Thomas von Monmouth an, dass ein konvertierter Jude ihm erzählt habe, dass in den alten Schriften seiner Väter geschrieben steht, dass die Juden ohne das Vergießen von Menschenblut weder ihre Freiheit erlangen noch jemals in ihr Vaterland zurückkehren können. Daher wurde von ihnen in alten Zeiten festgelegt, dass sie jedes Jahr in irgendeinem Teil der Welt einen Christen opfern müssen. Dies war die erste überlieferte Legende eines angeblichen jüdischen Ritualmordes.

Im Juli 1151 wurden Wilhelms Gebeine in die Kathedrale von Norwich übertragen und dort am 5. April 1154 erneut - in die Kapelle der Heiligen Märtyrer - umgebettet; nun verbreitete sich die Verehrung, begleitet von angeblichen Wundern. Um 1164 wurde Wilhelm im Thorpe-Wald eine Kapelle erbaut und vom Bischof geweiht; sie verfiel, nachdem schon im 14. Jahrhundert Verehrung und Zustrom von Pilgern abebbten.

Kanonisation: Päpste haben diese und andere Ritualmordlegenden nicht unterstützt und auch direkt - so z. B. Papst Calistus II. 1120, Papst Innocenz III. 1199 und Papst Gregor IX. 1233 - oder indirekt verurteilt, kein Papst hat eine Verehrung gebilligt. Bernhard von Clairvaux verurteilte 1147 bis 1149 in Briefen an Bischöfe die Zerrbilder angeblicher Mordlust der Juden an Christen.

Catholic Encyclopedia





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 03.11.2025

Quellen:
• https://www.newadvent.org/cathen/15635a.htm - abgerufen am 03.11.2025
• https://de.wikipedia.org/wiki/Ritualmordlegende - abgerufen am 03.11.2025

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.