Spiritualität der Heiligen - Eine Quellensammlung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn
Spiritualität der Heiligen - Vorbemerkungen
Die Auferweckung Jesu
Obwohl der Glaube an
die Auferweckung Jesu Ausgangspunkt und Zentrum der christlichen
Verkündigung ist, wird die Auferweckung Jesu im Vergleich zum
Thema Kreuz Jesu
sehr viel seltener Gegenstand der
geistlichen Schriftsteller. Der Grund dürfte vor allem darin
bestehen, dass die Wirklichkeit der Auferweckung mit menschlichen
Kategorien nicht erfassbar ist, während Kreuz und Leid
Wirklichkeiten sind, mit denen jeder Mensch im Lauf seines Lebens
immer wieder selbst konfrontiert wird.
Papst Leo I. „der Große”
(† 461) fasst die Argumentation der Evangelien wie
folgt zusammen. Er führt die verschiedenen Zeichen
auf, durch welche die Wahrheit des Glaubens, der auf der
ganzen Welt verkündigt werden sollte, bestätigt wurde: Der
weggewälzte Stein, das leere Grab, die zurückgelassenen
Tücher und die Engel, die den ganzen Hergang erzählten,
bewiesen schon zur Genüge, dass der Herr wirklich auferstanden
war, Aber dennoch zeigte er sich noch öfters persönlich den
Frauen und den Aposteln, Er redete, verkehrte und aß mit ihnen.
Ja er ließ sich sogar von denen, die noch zweifelten, sorgsam
und neugierig betasten. Bei verschlossenen Türen trat er mitten
unter seine Jünger und erfüllte sie durch seinen Hauch mit
dem Heiligen Geiste, Er verlieh ihnen das Licht der Erkenntnis und
erschloss ihnen die Geheimnisse der Heiligen Schrift. Wiederholt
zeigte er ihnen die Wunde an seiner Seite, die Spuren der Nägel
und all die Beweise seines jüngst überstandenen Leidens'',
Dies alles tat er, damit wir erkennen, dass in ihm die wahre
göttliche und menschliche Natur ungetrennt bestehen bleibt,
damit wir also wissen, dass zwischen
Wort
und Fleisch
ein Unterschied vorhanden ist, und gläubig daran festhalten,
dass Wort
und Fleisch
zusammen den Einen
Sohn Gottes
bilden.
[sermo
71,3]
Ignatius von Antiochia († vor 117):
Aufgrund des
Glaubens an Jesu Auferweckung verachteten die ersten Christen "auch
den Tod und zeigten sich stärker als der Tod.
[an die Smyrnäer c. 3]
Origenes (†
um 254) widerlegt die Behauptung, Jesus habe
sich absichtlich den Blicken der Menschen entzogen und sei nur
scheinbar, aber nicht wirklich gestorben, sondern, sobald er wollte,
wieder erschienen und habe die Auferstehung von den Toten
betrügerisch vorgegeben: Die völlige Hingabe der Jünger
an seine Lehre, deren Bekenntnis bei den damaligen Zeitverhältnissen
mit den größten Gefahren verbunden war, ist nach meinem
Dafürhalten ein klarer und augenscheinlicher Beweis seiner
Auferstehung, Hätten sie die Auferweckung Jesu von den Toten nur
erdichtet, so hätten sie diese Lehre nicht so kräftig
verkündet; sie hätten auch dementsprechend weder andere
dazu vorbereitet, den Tod gering zu achten, noch wären sie
diesen selbst mit ihrem Beispiel vorangegangen.
[an
Celsus II 56]
Johannes „Chrysostomus” († 407):
Nur die Macht eines
Mannes, der wirklich auferstanden war, konnten einen solchen
Umschwung [von der Verzweiflung nach Jesu Kreuzigung zum Glauben an
ihn] bewirken.
[BKV IV
219]
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Autor: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB - zuletzt aktualisiert am 09.08.2025
korrekt zitieren: Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB: Artikel
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