Ökumenisches Heiligenlexikon

Ado von Vienne

1 Gedenktag katholisch: 16. Dezember

Name bedeutet: der Edle (althochdt.)

Erzbischof von Vienne
* nach 800 (?) in der Gegend von Sens in Frankreich
16. Dezember 875


Kathedrale in Vienne heute
Kathedrale in Vienne heute

Ado, Sohn einer angesehenen fränkischen Familie, erhielt seine Ausbildung in der Benediktinerabtei Ferrières, wo einer der berühmtesten Humanisten seiner Zeit, Abt Lupus Servatus, lehrte, sowie in der damaligen Abtei Prüm in der Eifel. Durch adlige Herkunft und seine Intelligenz wäre ihm danach eine glänzende weltliche Karriere offen gestanden, er schloss sich aber dem Benediktinerorden an. Als einer seiner Mitbrüder Abt in Prüm wurde, berief dieser Ado zum Lehrer an der dortigen Klosterschule. Nach dem Tod seines Gönners von missliebigen Mitbrüdern vertrieben, pilgerte Ado nach Rom und blieb dort für fünf Jahre. In Ravenna publizierte er 858 ein erneuertes Märtyrerverzeichnis, das nach dem Urteil von Historikern reich an Entstellungen und Erfindungen ist, aber das römische Martyrologium stark beeinflusste. 860 wurde Ado als Erzbischof nach Vienne berufen, wo er zu einer verlässlichen Stütze der Päpste wurde. Er rief seine Priester zu der Strenge, die er auch an sich selbst praktizierte.

Als der lothringische König Lothar II. sich von seiner Frau Theutberga trennte und mit Genehmigung der SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. von Metz - die er durch Bestechung erhielt - Waldrada heiratete, ging Ado nach Rom zu Papst Nikolaus I., der daraufhin den Synodenbeschluss annulierte. Ado verfasste eine Weltgeschichte von den Anfängen bis ins Jahr 874, die Legenden der Merowingerheiligen und Biografien über Desiderius und Theudarius.

Worte des Heiligen

Ado wendet sich zu Beginn seiner Passio des heiligen Desiderius von Vienne, eines seiner Vorgänger im bischöflichen Amt von Vienne, an die Leser und erläutert ihnen den Sinn solcher Berichte. Er schreibt:
Ein nicht geringer Trost kann euch zuteil werden, wenn ihr seht, dass die wahre Kirche vom überaus herrlichen Glanz der Bekenner und Märtyrer erleuchtet wird. Durch deren hellen Glanz vermögt ihr unter dem Schutz unseres Herrn und Gottes der Finsternis jedes Irrtums freien Fußes zu entkommen.
Euch, die ihr deren Freude und Bekrönung seid, beschwöre ich, euer niederster Diener, steht fest im Herrn, Liebste, die ihr durch die Lehre, das Beispiel und die Fürsprache so großer Heiliger Schutz erfahrt.


Mit einem ganz ähnlichen Appell an seine Leser beendet Ado diese Passio mit geradezu überschwenglichen Worten:
Dies [was ich über Desiderius geschrieben habe] habe ich für euch, liebste Brüder und Söhne, in voller Wahrheit, sowie ich es in älteren Pergamenten vorgefunden habe, zu eurer Ermahnung und Erinnerung niedergeschrieben. Ich bitte und ermahne euch, ihr Heiligen, mit der Liebe, die ich euch entgegenbringe, dass ihre euch mit allen Kräften müht, euch aufgrund der Verdienste dieses [Desiderius] und eurer anderen Schutzpatrone aufzurichten: In eurem Geiste wohne eine glühende Gottesfurcht, eine lautere Liebe, eine beständige und ungeteilte edle Gesinnung, eine bei aller Wechselhaftigkeit der Zeit unverbrüchliche Geduld, eine bescheidene und rechter christlicher Gesinnung angemessene, ehrbare und sittsame Güte, die in jeder Situation Bestand hat, eine Gott teure und liebenswerte innere Einigkeit, auf dass ihr nach Vollendung eures Lebenslaufs auf dem Weg eurer Väter zugleich mit ihnen und auf ihre Fürsprache hin ewige Freude zu genießen verdient.
Die Fülle eurer Gerechtigkeit, der Fortschritt eures Lebens und die beständige Freude kröne euch im Zustand der Verherrlichung.

Quelle: Passio sancti Desiderii episcopi Viennensis, auctore sancto Adone eiusdem sedis episcopo. In: Migne Patrologia Latina, t. 123, Sp. 436, 442, eigene. Übersetzung

Zitat von Ado von Vienne:

Ado verfasste im Versmaß von Distichen (Wechsel von Sechs- und Fünffüßen) folgendes Gebet:
Christus, ich bitte dich, gewähre deinem säumigen Schüler gnädig Verzeihung: Träge bin ich, doch in Trägheit kommt keiner zu dir. In vergangenen Jahren war ich in lang dauerndem Irrtum befangen. Möge diese Strafe hinreichend sein, und schau auf meine Verdienste! Nur noch ein kurzes Leben steht mir bevor, mein Lebensalter neigt sich schon dem Tode zu. Als Greis bin ich der deine und kann und will nicht mehr sündigen. Gewähre Verzeihung, allmächtiger Vater, den herausragenden Verdiensten der Heiligen, den Bitten der Seligen, deren immerwährenden Triumph dies Buch besingt; Christus, schenke Heilung denen, die mit flehentlichen Bitten und gläubigem Sinn sich diesen großen, in Ewigkeit fortlebenden Patronen anvertrauen, die den Teufel besiegten und mit goldglänzenden Kronen über der Sternenwelt erstrahlen und vor dir, das was sie erbitten, [zu erhalten] verdienen!

Quelle: Precatio Adonis. In: Migne Patrologia Latina, t. 123, Sp. 419f, eigene. Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Schriften von Ado gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Die Kathedrale in Vienne ist täglich von 8.30 Uhr bis 17 Uhr (im Sommer bis 18 Uhr) geöffnet. (2014)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.03.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
• Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Tyrolia, Innsbruck, 1988
• https://www.newadvent.org/cathen/01145b.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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