Ökumenisches Heiligenlexikon

Franziska von Rom

italienischer Name: Francesca Romana
Beiname: Coecolella


Franziska war die Tochter der Adelsfamilie Bussa de' Buxis de' Leoni, die zu den Grundbesitzern und Kaufleuten gehörte, die im 14. Jahrhundert in Rom Einfluss gewonnen hatten, jedoch durch die Rückkehr des Papstes aus Avignon 1377 an Gewicht verloren. Von Kindesbeinen an zog es Franziska zum Ordensleben, oft spielte sie Märtyrerin. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie aber mit Lorenzo de' Ponziani verheiratet und war dann 40 Jahre lang Ehefrau und wurde Mutter von sechs Kindern; zwei davon starben in jungen Jahren an der Pest.

Franziskas und ihre Schwägerin Vannozza widmeten sich intensiv der Krankenpflege, besuchten häufig die Hauptkirchen der Stadt und strebten danach, in ihrem eigenen Haus eine Form der Laienaskese nach dem Vorbild der Paula von Rom aus den Anfängen des Christentums zu verwirklichen. Die beiden Frauen hatten verständnisvolle Männer, die sie gegen Anfeindungen aus der Familie und der Stadt in Schutz nahmen, denn eine fromme Frau passte nicht so recht in das Rom jener Zeit: die Kirche befand sich in jämmerlichem Zustand, es war die Zeit des Abendländischen Schismas mit zwei, zeitweise drei Päpsten; Rom war zerstört, Schafe weideten im Petersdom, Wölfe streunten durch die Stadt, die Pest suchte ihre Opfer.

Franziska verbrachte den Tag mit Gebet, im Dienst an Armen und Kranken und als Hausfrau, sie soll täglich nicht mehr als zwei Stunden geschlafen haben. Ab 1415 wurden ihr mehrere Marienerscheinungen zuteil. Aus einem Teil ihres Palastes nahe der Basilika Santa Cecilia in Trastevere in Rom machte sie 1417 ein Krankenhaus und kümmerte sich um die Pestkranken. Durch ihre Gabe, Krankheiten und v. a. Frauenleiden zu heilen, galt sie bereits zu Lebzeiten als Wundertäterin.

Giovanni Domenico Cappellino: Franziska heilt einen kleinen Jungen, um 1625,, in der Kirche Santo Stefano in Genua
Giovanni Domenico Cappellino: Franziska heilt einen kleinen Jungen, um 1625, in der Kirche Santo Stefano in Genua

1425 gründete Franziska die Compania delle Oblate del Monastero Olivetano di Santa Maria Nuova, die Gemeinschaft der Oblatinnen des Olivetanerklosters an (der Kirche) Santa Maria Nuova - der heute nach Franziska benannten Kirche Santa Francesca Romana - nach der Regel der Benediktiner; deren Mitglieder schlossen sich 1433 zusammen zum gemeinsamen Leben in einem von Franziska gekauften, heute noch bestehenden Haus in der Vorstadt Tor de' Specchi, um ihre caritative Tätigkeit auszubauen; diese Gemeinschaft wurde noch 1433 vom Papst bestätigt. 1436 starb Franziskas Mann an den Folgen der Verletzungen, die er während der Besetzung Roms durch neapolitanische Truppen Anfang des 15. Jahrhunderts erlitten hatte; als ihre Schwiegertochter sie aus dem Haushalt vertrieb, wurde Franziska Nonne, alsbald Oberin ihrer nun Nobili Oblati di Tor de' Specchi, Vornehme Oblaten am Tor de' Specchi genannten Gemeinschaft, des weiblichen Zweigs des == Olivetanerordens.

Franziska war mystisch begabt: Ihre von ihrem Beichtvater Giovanni Mattiotti gesammelten Visionen enthalten viele lehrhafte Elemente und stehen vorwiegend mit den Hauptfesten des Kirchenjahres in Zusammenhang; oft wurde sie von teuflischen Visionen gequält, die sie zeitlebens erzittern ließen, aber die letzten Jahre ihres Lebens sah sie ständig einen Engel an ihrer Seite, in dessen Licht sie auch dunkle Gassen nicht fürchten musste und sogar auch nachts lesen und schreiben konnte.

Glasschrein mit den Gebeinen der bekleideten Franziska Romana in der nach ihr benannten Kirche Santa Francesca Romana in Rom
Glasschrein mit den Gebeinen der bekleideten Franziska Romana in der nach ihr benannten Kirche Santa Francesca Romana in Rom

Franz von Sales bezeichnete Franziska als eine der größten Heiligen. Nachdem man ihre Gebeine 1638 wieder aufgefunden hatte, wurde Franziska in der damaligen Kirche Santa Maria Nuova in Rom bestattet, die später nach ihr benannt wurde. Am Sonntag nach ihrem Gedenktag wird unweit davon eine Autosegnung vollzogen. Ihr Patronat für Autofahrer beruht wohl auf ihrer Fähigkeit zur Bilokation - an mehreren Orten gleichzeitig zu sein -, was an ein schnelles Auto erinnert, oder darauf, dass sie stets einen Schutzengel hatte, oder darauf, dass ihre Schwiegertochter Mobilia hieß.

Kanonisation: Die drei Prozesse 1440, 1443 und 1451 - 53 führten nicht zur Heiligsprechung. Erst Papst Paul V. sprach Franziska am 29. Mai 1608 heilig, Papst Pius XI. ernannte sie - neben Christophorus und Elija - 1925 zur Schutzheiligen der Autofahrer.
Attribute: Brotkorb und Brennholz-Bündel
Patronin von Rom; der Frauen und Autofahrer
Bauernregel: Franziska sich Sonne einstellt / soll der Bauer bald auf sein Feld.

Vita der Franziska, verfasst in der Landessprache von ihrem Beichtvater Giovanni Mattiotti, 1469, im Geheimarchiv des Vatikan
Vita der Franziska, verfasst in der Landessprache von ihrem Beichtvater Giovanni Mattiotti, 1469, im Geheimarchiv des Vatikan

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Die Kirche des Klosters Tor de' Specchi in Rom, Santa Maria Annunziata a Tor de' Specchi, ist nur an Franziskas Gedenktag, dem 9. März, geöffnet. (2017)
Die Kirche Santa Francesca Romana liegt innerhalb des Ausgrabungsgeländes Forum Romanum; es gibt eine Straße rechts neben dem Ticketschaltet, über die man ohne Eintritt zu bezahlen zur Kirche kommt. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.04.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München, 1997
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 2. Band: E-H. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1861
• http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3957779,00.html nicht mehr erreichbar
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/heilige-franziska-bitte-fur-uns-autofahrer - abgerufen am 29.04.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.