Karl Friedrich Stellbrink
Gedenktag katholisch: 10. November
Gedenktag evangelisch: 10. November
Name bedeutet: K: der Tüchtige (althochdt.)
F: der Friedensreiche (althochdt.)
Karl Friedrich Stellbrink wollte eine Kunstakademie besuchen, sein Vater drängte ihn aber zu einer Ausbildung als
Auslandsprediger, die er 1913 am Diaspora-Institut
in
Soest begann. 1914 musste er
als Soldat am 1. Weltkrieg teilnehmen, 1917 wurde er an der linken Hand schwer verwundet. Stellbrink war Nationalist, hoffte
auf eine christliche und nationale Erneuerung Deutschlands und gehörte ab 1921 der Bruderschaft Bund für deutsche Kirche
an.
Nach dem Studium am damaligen Diasporaseminar
- untergebracht im
Schloss - in Detmold und der Heirat der Lehrerin
Hildegrad geb. Dieckmeyer, mit der er dann vier Kinder bekam, von denen eines als Säugling starb, wurde Stellbrink 1921 nach
Brasilien gesandt.
1929 kehrte Stellbrink nach Deutschland zurück; von der aufsteigenden NSDAP erwartete er die politische Realisierung
nationaler Ideale. Ab 1930 war er als Pfarrer in
Steinsdorf bei Weida in Thüringen tätig, im
selben Jahr wurde er Mitglied der NSDAP. Nach der - schon nicht mehr freien - Reichstagswahl vom März 1933 mit dem
Sieg
der NSDAP kommentierte er mit den Worten: Und wenn nicht alles trügt, will sich das gute, echte, alte
Deutsche Wesen wieder zum Lichte jetzt durchringen.
Als Schriftleiter der Zeitschrift Die Deutschkirche
forderte
er 1934 die Weiterführung von Luthers Befreiungskampf
und schrieb:
Wir müssen seine Reformation fortsetzen und vollenden und an einer von römischem und jüdischem Geist völlig gesäuberten
deutschen Nationalkirche bauen.
1934 wechselte Stellbrink als Pfarrer auf die Stelle an der - damals noch im Bau befindlichen, 1937 eingeweihten -
Lutherkirche in Lübeck; die Stadt war damals eine
Hochburg der NSDAP-hörigen Deutschen Christen
. 1934 legte er seine Parteiämter nieder - wohl veranlasst durch die
antikirchlichen Strömungen in der Partei und die ständigen Konflikte zwischen Hitler-Jugend und Evangelischer Jugend. 1937
wurde er wegen parteischädigender Kritik aus der NSDAP ausgeschlossen. Seine leidvollen Erfahrungen im 1. Weltkrieg und
der Tod eines Pflegesohnes, der 1940 fiel, führten Stellbrink dann in Gegnerschaft zum NS-Regime.
Im Sommer 1941 erlangte Stellbrink Kenntnis vom NS-Euthanasie-Programm, er hielt nun freundschaftlichen Kontakt mit dem
katholische KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator.
Johannes Prassek, dem er Predigten von
Clemens August Graf von Galen zugänglich machte und mit dem er
Informationen von abgehörten Feindsendern
austauschte. Die Bombenangriffe auf
Lübeck vom 28. März 1942 wertete er am Tag
darauf in seiner Predigt als Zeichen, dass Gott in diesem Feuerhagel mit mächtiger Stimme geredet
habe. Am 7. April
1942 wurde er verhaftet, nachdem ihn seine Landeskirche bereits aus dem Dienst entlassen hatte.
Wenig später wurden auch die katholischen KapläneEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie 18 katholische Laien gefangen genommen. Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink wurden im Gefängnis Lauerhof inhaftiert, Prassek und Müller im damaligen Gefängnis im Burgkloster. Anders als die katholische distanzierte sich die evangelische Kirche von ihrem Pfarrer: er wurde zunächst vorläufig und nach der Verurteilung endgültig seines Amtes enthoben und verlor alle Versorgungsansprüche; erst 1993 wurde er voll rehabilitiert.
Die vier Geistlichen wurden im Juni 1943 vom eigens aus
Berlin angereisten Volksgerichtshof in einem
Prozess im damaligen Landgericht in Lübeck wegen
landesverräterischer Feindbegünstigung
, Wehrkraftzersetzung
, Vergehen gegen das Rundfunkgesetz
und das
Heimtückegesetz
zum Tode verurteilt und im
Gefängnis Holstenglacis in Hamburg zusammen mit
dem Fallbeil hingerichtet; die Laien wurden nach der Untersuchungshaft frei gelassen, nur zwei von ihnen bekamen
Zuchthausstrafen. Der katholische Bischof setzte sich für seine Glaubensbrüder ein, die evangelische Landeskirche sah sich
außerstande
, für Stellbrink einzutreten; dessen Frau richtete - natürlich vergeblich - einen Brief an Adolf Hitler
persönlich. Die Hinrichtungen mit dem Fallbeil unterlagen strengster Geheimhaltung, Stellbrinks Witwe wurde sogar untersagt,
Trauer zu tragen.
Nach 1945 gewährte die Kirchenleitung der Familie Stellbrinks eine Versorgungsrente und widerrief damit posthum seine
im Zusammenhang mit dem Prozess erfolgte Entlassung aus dem Dienst der Landeskirche; eine offizielle Rehabilitierung durch
den Kirchenrat erfolgte jedoch nicht. 1959 beschloss der Kirchenrat ein alljährliches Gedenken
aller vier Lübecker
Geistlichen. Zum 50. Jahrestag bemühte sich die Kirchenleitung um die förmliche Aufhebung des Todesurteils, die 1993 durch
das Landgericht in Berlin erfolgte.
An Stellbrink erinnert heute die nach ihm benannte
Straße in Hamburg-Allermöhe. Seit 1996 wird in
der Lutherkirche in Lübeck eine 2014 erneuerte -
Ausstellung über Stellbrink und die anderen drei Lübecker Märtyrer gezeigt. 2000 veröffentlichte die katholische Kirche
ein Märtyrerverzeichnis für den deutschen Sprachraum, in dem auch Stellbrink als Nichtkatholik in ökumenischen Gruppen
verzeichnet ist. Das Kloster Nütschau der
Benediktiner in Travenbrück bei Bad Oldesloe hat 2007 in der Klosterbibliothek
eine Sammlung der Schriften der Lübecker Märtyrer
eingerichtet.
Die Lutherkirche in Lübeck mit der Ausstellung über Stellbrink und die anderen drei Lübecker Märtyrer ist montags bis freitags von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. (2024)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.10.2024
Quellen:
•
• Thomas Morell: Die Lübecker Märtyrer
. Evang. Pressedienst, 9. November 2001
• http://www.eba-schwerin.de/ebhh/Lueb_maertyrer/chronik.php nicht mehr erreichbar
• https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_Stellbrink - abgerufen am 20.07.2023
• http://www.kleiner-michel.de/gemeinde/zeugen.htm nicht mehr erreichbar
• http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/24/808342.html nicht mehr erreichbar
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XIV, Herzberg 1998
• Ausstellung in der Lutherkirche in Lübeck
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.