Leonhard von Porto Maurizio
Taufname: Paolo Girolamo Casanuova
Gedenktag katholisch: 26. November
gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten und im Kapuzinerorden
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Bologna und bei den Franziskaner-Tertiaren
Messe an einigen Orten: 25. November, Todestag: 26. November
Name bedeutet: L: der wie ein Löwe Starke (latein. - althochdt.)
oder: der für das Volk Starke (althochdt.)
Paul Hieronymus Casanuova wurde von seinem Vater, einem Seemann, zum Studium nach Rom gesandt, wo er bei einem Onkel unterkommen und Literatur und Philosophie bei den Jesuiten am Collegio Romano studieren sollte. Sein Onkel wollte aber, dass er Arzt werde; es kam zu Auseinandersetzungen und zum Bruch. Paolo zog zu einem anderen Verwandten, der erlaubte ihm das Studium der Medizin und Philosophie bei den Franziskanern im Konvent an San Bonaventura auf dem Palatin in Rom.
1697 wurde Paul Hieronymus Mitglied des Reformzweiges der Riformella
im Franziskanerorden mit dem Ordensnamen
Leonardo; 1702 wurde er zum Priester geweiht. Er wollte Missionar in Übersee werden, aber ein Lungenleiden machte dies
zunichte. So wirkte er zunächst als Priester in seiner Heimatregion um
Genua; in seiner Heimatstadt richtete er im
damaligen Franziskanerkloster - es stand an der
Stelle der heutigen Piazza Roma - die weltweit ersten
Kreuzwegstationen ein. Von seiner Lungenkrankheit geheilt
zog er ab 1708 fast 40 Jahre lang als Volksmissionar durch Norditalien, v. a. durch die
Toskana, und auch durch die von Genua beherrschte Insel Korsika,
wo er u. a. in Moïta bei Corte auftrat. Er predigte
täglich, in für jedermann verständlichen Worten und mit barocker Bildsprache, mit Prozessionen und Leidenswerkzeugen, mit
Geißelungen und Predigten über die letzten Dinge.
1709 kam Leonhard nach Florenz ins Kloster an San Salvatore al Monte, wo er Vorsteher wurde und den letzten Medici-Großherzögen als Ratgeber diente. 1716 wandelte er auf Einladung des Großherzogs Cosimo III. de' Medici die schon seit dem 8. Jahrhundert bestehende, Makarius dem Ägypter geweihte Einsiedelei im Wald bei Bagno a Ripoli nahe Florenz in das Kloster Santa Maria all'Incontro um, das nun als Hospiz für Ordensmitglieder diente und in das Leonhard immer wieder zurückkehrte für Exerzitien.
1736 kehrte Leonhard nach Rom ins Kloster San Bonaventura zurück und wirkte als Prediger im Hafen von Civitavecchia. Seine Hörer waren Soldaten, Seeleute, Gefangene. Weiter ging es nach Umbrien, nach Genua, wo er im Kloster an der Kirche Madonna del Monte wohnte, und in die Marken. Es kamen so viele Leute zu seinen Predigten, dass er im Freien auftreten musste. Besonders am Herzen lag ihm die Marienverehrung und die Verbreitung des Gedankens von deren Unbefleckter Empfängnis. Sein anderer Schwerpunkt war das Bedenken des Leidensweges Christi; er predigte über die Kreuzwegstationen, machte die Kreuzweg-Andacht in ihrer heutigen Form mit der Andacht an 14 Stationen im Volk beliebt und richtete 576 Kreuzwege in Italien ein. Auch die Verbreitung der Verehrung des Namens Jesu und des Herzens Jesu war ihm wichtig. Im Beichtstuhl und in seinen Briefen forderte er präzise praktische Exerzitien und völlige Hingabe an Gott.
Trotz aller Arbeit fand Leonhard Zeit für die geistliche Begleitung von Persönlichkeiten wie der Clementina Sobieska,
der Gattin des späteren Königs Jakob III. von England. 1744 schickte Papst Benedikt XIV. - der auch bei ihm beichtete -
den Volksmissionar nach Korsika. Dort fehlte es
an Glauben und Ordnung, die Blutrache zerrüttete die Insel. Leonhard wurde angefeindet, harrte aber trotz aller
Widerstände und Misserfolge aus. Nach sechs Monaten, müde und krank, kehrte er nach
Rom zurück. Dort erholte er sich. Eine große
Freude war es ihm, als Papst Benedikt XIV. 1750 die Errichtung von
Kreuzwegstationen im
Kolosseum in Rom erlaubte, diese selbst segnete
und mit Ablässen bedachte. Insgesamt hielt Leonhard 343 Volksmissionen ab und wird ob seines erfolgreichen Wirkens auch
als Apostel Italiens
bezeichnet.
Leonhards Gebeine liegen in der Kirche San Bonaventura al Palatino. An der Stelle seines Geburtshauses in Porto Maurizio / Imperia wurde eine Kirche errichtet.
Kanonisation:
Leonhard wurde am 19. Juni 1796 durch Papst Pius VI. selig- und am
29. Juni 1867 durch Papst Pius IX.
heiliggesprochen; 1927 wurde er von Papst Pius XI. zum Patron der Volksmissionare ernannt.
Patron
von Imperia; der Volksmissionare
1 ▲ Das
Kolosseum wurde durch Papst Benedikt XIV.
allen
Märtyrern geweiht, da man dachte, dass bei den Schaukämpfen hier auch Christen getötet wurden, das Kolosseum
wurde Wallfahrtsort; inzwischen hat sich diese Annahme als legendär herausgestellt,
gleichwohl behielt der Ort seinen symbolische Bedeutung; am Karfreitag
besucht der Papst bis heute das Kolosseum.
Worte des Heiligen
Leonhard nennt mehrere Quellen für die innere Unruhe des Menschen:
Die erste Quelle ist: die Neugierde, zu wissen, was euch in keiner Weise angeht, und euch in das Leben und die
Taten des Nächsten zu mischen, sowie die Sucht zu kritisieren, was gut oder böse ist. Macht euch frei von dieser Sorge und
sagt: Was geht das mich an? Bin ich als Richter über die Handlungen anderer gesetzt. Habe ich etwa darüber Rechenschaft
zu geben?
Die zweite Quelle ist: zu viel zu sprechen, besonders über die Vorgesetzten und diejenigen, die über euch stehen,
oder gar Hass und Parteilichkeit gegen sie zu nähren. …
Die dritte Ursache ist: sich für mehr zu halten als andere und zumal hochmütig und anmaßend zu sein. Haltet euch
vielmehr für den Letzten von allen, für den Unfähigsten und Ungeschicktesten! … Durch die Demut erlangt man alles
von Gott und von den Menschen. … Wenn ihr euer Verhalten so einrichtet, dann wird euer Herz immer ruhig und zufrieden
sein; ihr werdet gegen Sturm und Wetter geschützt sein. …
Eine andere Klippe, an welcher eine Seele scheitern kann, und zwar sogar die schlimmste von allen, weil sie ihr nicht
bloß die Freude und den inneren Frieden raubt, sondern auch von der Art ist, dass sie dieselbe ganz verwirrt und immer in
Unruhe hält, ist die Sünde. … Wer folglich nach dem wahren Frieden mit sich selbst und mit Gott strebt und seine
reichen und kostbaren Früchte ernten will, der muss sich von der Sünde fernhalten.
Als Mittel, die innere Ruhe und den Frieden des Herzens zu bewahren, nennt Leonhard folgende:
Das erste und Hauptmittel besteht darin, dass man sich eine richtige und vernünftige Vorstellung von unserem
gebrechlichen Zustand macht; wir sind jeder Art von Zufällen des Unglücks und Elends ausgesetzt, welche kraft der
Anordnung der göttlichen Vorsehung die Hinfälligkeit unseres Wesens vom ersten Augenblick seines Daseins an mit sich bringt.
…
Das zweite Mittel, das sehr dazu geeignet ist, euch den inneren Frieden erwerben zu helfen, besteht darin: die
zeitlichen und irdischen Dinge gering zu achten, sie neben den Gütern und Übeln des anderen Lebens für nichts zu halten,
die Reichtümer als eine Sache anzusehen, die eurer Sorgen nicht würdig sind, und gleichmütig zu bleiben, wenn ihr ein
Ereignis statt eines anderen euch mehr erwünschten eintreten seht. Es ist unleugbar, dass, wenn ihr euch daran gewöhnt,
die Dinge so anzusehen, nichts, was auch immer euch treffen mag, Gutes oder Übles, die Heiterkeit eurer Seel zu trüben
vermag. …
Eine dritte Regel, welche euch den inneren Frieden wird erwerben helfen können: Ihr müsst es euch zum unwandelbaren
Grundsatz in all euren Plänen und Unternehmungen machen, nie vorauszusetzen, dass euch alles leicht und nach euren
Wünschen gelingen wird, sondern vielmehr gefasst zu sein, die Dinge die schlimmste Wendung nehmen zu sehen. In dieser
Voraussicht bereitet euer Herz auf alle Schwierigkeiten und alle die Hindernisse vor, welche eure Absichten auf tausend
Arten durchkreuzen können, und bestärkt euch in einem solchen Zustand der Gleichgültigkeit, dass, wie auch der Ausgang
sein mag, glücklich oder unglücklich, nichts die Heiterkeit eurer Seele, weder innerlich noch äußerlich, zu trüben vermag.
Quelle: Leonard da Porto Maurizio: Geistliche Übungen, 1. Teil, Regensburg 1890, S. 268 - 275
Zitate von Leonhard von Porto Maurizio:
Sehr hier einen Gott, der seine Lehrkanzel an einem Kreuz errichtet, und mit all seinen Wunden wie mit
ebenso vielen Zungen heute ein Gesetz der Liebe verkündet und laut ausruft: Ich aber sage euch, liebt [einander]!
Wenn wir uns das bitterste Leiden Christi lebendig vor die Augen unseres Geistes halten, so als wäre es in
Tafeln eingraviert, können wir, kraft der Erleuchtung durch ein so intensives Licht, nicht umhin, die Armseligkeiten und
Schwächen unseres Lebens zu verabscheuen; aber noch vielmehr werden wir uns hingerissen fühlen, mit großer Liebe auf die
Liebe Christi zu antworten, und freudig die unvermeidlichen Widrigkeiten ds Lebens hinzunehmen.
Bei allen, deren Gedanken sich beim Beten des Kreuzweges fromm mit dem Leiden und der Liebe Christi befassen,
vermehrt es die Früchte der Tugend. Welch heilsame Erleuchtungen des Geistes, welch aufrichtige Betrübnis des Herzens!
Welch unerschütterliche Festigkeit erweckt die unablässige Erwägung des Leidens Christi! Täglich mache ich die Erfahrung,
dass durch diese Gebetsform die Sitten der Menschen sich in kürzester Zeit zum Bessern wandeln. Der Kreuzweg ist ein
Gegengift gegen die Laster, Heilung von den unbändigen Lüsten, ein unwiderstehlicher Anreiz zur Tugend und zu einem
heiligen Leben.
Erbitte ständig die [Hilfe der] heiligsten Jungfrau für die Seelen im
Fegfeuer. Die Madonna erhört dein Gebet, [in dem du sie bittest] sie zum Thron Gottes zu tragen und die Seelen, für die
du bittest, unverzüglich zu befreien.
Quelle: Leonard da Porto Maurizio: Geistliche Übungen, 1. Teil, Regensburg 1890, S. 252 - 259
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Das Kolosseum kann täglich ab 8.30 Uhr besucht werden, die Schließung erfolgt von April bis September um 19 Uhr, sonst früher je nach Einbruch der Dunkelheit, der Eintritt beträgt - einschließlich Besuch des Ausgrabungsgeländes, das seinen Namen nach dem Forum Romanum hat - 12 € und kann teilweise nur mit Bank- oder Kreditkarte bezahlt werden. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 19.04.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Kapuzinerbuder Martin Steger, Antoniusblatt 11/2009, Meran
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Paul Duclos. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. IV, Herzberg 1992
• http://www.obiettivofrancesco.org/incontrostoria.html - abgerufen am 17.12.2023
• http://www.obiettivofrancesco.org/sanleonardo.html - abgerufen am 17.12.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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