Paulinus von Nola
eigentlich: Pontius Meropius Anicius Paulinus
Gedenktag katholisch: 22. Juni
nicht gebotener Gedenktag
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
gebotener Gedenktag im Erzbistum Barcelona, im Bistum Terrasa, im Erzbistum Amalfi-Cava de' Tirreni und im
Prämonstratenserorden
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Sant Feliu de Llobregat
in Nola: 26. Juni
Gedenktag evangelisch: 22. Juni
Gedenktag orthodox: 23. Januar, 22. Juni
Gedenktag armenisch: 8. September
Name bedeutet: der Kleine (griech. - latein.)
Paulinus stammte aus einer römischen Senatorenfamilie, er war der Vetter der älteren Melania von Rom. Paulinus erhielt eine umfassende wissenschaftliche Bildung und wurde 378 Vizekonsul, 381 Statthalter in der Region Kampanien. Als er 381 das Fest des Felix in Nola - genauer: in Cimitile bei Nola, wo damals die Kathedrale stand - erlebte, wurde Paulinus' Bekehrung zum Christentum angeregt. Um 385 heiratete er == Theresia (Tarasia), kurz darauf ließ er sich taufen; Ambrosius von Mailand wurde sein geistlicher Begleiter. Nach dem frühen Tod seines Sohnes 393 verkaufte er seinen Besitz und lebte mit seiner Frau zurückgezogen in den Pyrenäen. 394 wurde er in Barcelona zum Priester geweiht, 395 gründete er zusammen mit seiner Frau eine streng asketische klösterliche Gemeinschaft an Felix' Grab in Cimitile.
Um 404 wurde Paulinus unter dem Jubel des Volkes zum Bischof gewählt, er ließ dann nördlich der bestehenden die neue, Felix geweihte Kathedrale in Cimitile erbauen - die bei Überschwemmungen im 6. Jahrhundert eingestürzt ist und dann wieder aufgebaut wurde. Er sorgte für die Armen, linderte die durch den Einfall der Westgoten unter Alarich entstandene Not und ließ weitere Kirchen bauen oder erneuern. Das Amt des Bischofs gab Paulinus 415 wieder auf.
Paulinus' Gebeine wurden 1908 anlässlich der Einweihung der neuen Kathedrale in Nola durch Papst Pius X. - der Vorgängerbau war durch Brandstiftung 1861 vollständig zerstört worden - dorthin übertragen.
Traditionell wird Paulinus die Einführung von Glocken im Gottesdienst zugeschrieben, angeblich war der Glockenturm der
von ihm erbauten neuen Kathedrale San Felice
in Cimitile der erste Glockenturm in der christlichen Geschichte. Paulinus gilt deshalb als Erfinder
der
Kirchenglocken. Im Mittelalter waren Handglocken tatsächlich als Nola
bekannt und Kirchturmglocken wurden als
Campanas
, aus Kampanien stammend
,
bezeichnet. Inzwischen ist nachgewiesen, dass der liturgische Gebrauch von Glocken weder von Paulinus noch aus Nola /
Cimitile stammt.
Erhalten sind Briefe an Sulpicius Severus und Augustinus. Alles literarische Wirken solle sich um Christus drehen, sagte er, um damit für die Gabe der Rede Dankbarkeit zu erweisen, so wie überhaupt das ganze Leben auf Christus ausgerichtet sein solle, wozu das Klosterleben das Urbild sei.
Paulinus wurde unter großer Anteilnahme in Cimitile
bestattet. Reliquien - die ursprünglich für solche von
Bartholomäus gehalten wurden, sind auch in Rom in der Kirche
San Bartolomeo all'isola. Alljährlich gedenken
die Bewohner von Nola am 26. Juni oder dem darauffolgenden Sonntag mit einem fröhlichen Umzug, dem Fest der Gigli
,
der Lilien
, ihres verehrten Bischofs. Acht solcher Gigli - Holzkonstruktionen von 25 Metern Höhe, drei Metern
Durchmesser und einem Gewicht von über 2,5 Tonnen, werden dabei in der Prozession durch die Stadt getragen.
Patron von Nola und Regensburg; der Glockengießer, Glöckner und Müller
Worte des Heiligen
Es widerspricht dem christlichen Glauben, bei Naturkatastrophen u. ä. von Schicksal oder Zufall zu
sprechen, denn Gott ist der Schöpfer und Herr von alle, und alles, was geschieht soll uns zum Besten gereichen:
Wenn … Gott die ganze Welt, die er gegründet hat, auch regiert, an welchem Ort oder über welche Kreatur werden
dann
Zufall
, Schicksal
oder Glück
herrschen? … Es sind leere Namen, nicht solche von Geistern oder
körperlichen Gegenständen, die geeignet wären, Ereignisse zu vollbringen oder zu bezeichnen. Denn Glück
ist ja
die Vokabel eines unsicheren Menschen, Schicksal
ein Ausdruck eines Hellsehers, und Zufall
bezeichnet das,
was jemandem zufällt oder was vorfällt. …
Ja, vielmehr wollen wir - Vernunft und Wahrheit lehren es - alle Werke Gottes, in denen wir uns aufhalten und deren
Teil wir sind, und alle seine Gaben, durch die wir in der Unsicherheit dieses zerbrechlichen und nichtigen Lebens gelenkt
und bewahrt werden, ihm selbst zuschreiben, und in nichts wollen wir uns seiner Macht durch unseren Irrtum entziehen,
denn, ob wir wollen oder nicht, er selbst ist unser und aller Dinge Schöpfer und Gott. Und weil er, insofern er Güte,
Weisheit und Ursprung der Vernunft ist, nichts ohne Vernunft festgesetzt und als Gegenstand seiner Güte geschaffen hat,
wollen wir gerade alles, was wir sind, für ihn verwenden; und wir wollen uns bemühen, zu lernen, und dafür sorgen, zu tun,
was ihm gefällt. Dann werden wir geläuterten Sinnes klarer sehen und begreifen:
Es ist die Wahrheit, dass alles, was ist, von Gott stammt und dass daraus folgt, dass alle Taten Gottes sehr schön
sind und dass nicht schlecht sein kann, was einen guten Urheber hat. Er bereitet alles in der Welt für unseren Nutzen vor
und vollbringt es zu unserem Vorteil; und so hat er das Werk dieses Universums eingerichtet, dass er das eine zum Dienst,
das andere zur Beunruhigung und wieder anderes zur Herrschaft geschaffen hat. Deshalb herrschen wir Menschen über die
körperlichen und tierischen Naturgebilde durch den Verstand. Aber damit wir uns nicht gerade durch die Ungebundenheit
unserer Macht vernichten, werden wir zu unserem Vorteil durch feindliche Geister von Dämonen oder Schwierigkeiten unserer
Aufgaben oder oft Bewegungen der Elemente selbst in Unruhe versetzt, offensichtlich um, aufgerüttelt von Sorgen, zu Klugheit
und Gottesfurcht (Psalm 111, 10; Jesus Sirach 1, 16) angetrieben zu werden. Ihr gegenüber macht uns die Sicherheit
nachlässig, die uns gegenüber dem ewigen Herrn dankbarer machen müsste.
Quelle: Paulinus von Nola: Brief Nr. 16 an Iovius. In: ders.: Epistulae - Briefe, übersetzt von M. Skeb. = Fontes christiani, Bd. 25/I. Herder, Freiburg 1998, S. 375 - 385
Der wahre Kirchenschatz:
Wir müssen uns davor hüten, Schaden an der Seele und den Verlust des Heiles zu erleiden, wenn wir in der Kirche
den Tisch vernachlässigen, den der Herr für die Bedürftigen aufgestellt hat, wenn wir ihn mit verächtlichen Augen betrachten
oder mit unseren verdorrten Händen an ihm vorbeigehen. Eine solche Seuche sei, so bitte ich, von unseren Seelen ferne. Denn
leicht kriecht der Krebs des Geizes in unser Inneres, das nicht durch einen barmherzigen Kern geschützt ist, und fesselt die
gefangene Seele mit Fesseln aus Vipern, wenn die feindliche Schlange jemanden findet, der ohne gute Werke ist. …
Wir wollen auch bei uns überlegen, warum dieser Tisch und auf wessen Veranlassung er in den Hallen des Hauses des
Herrn aufgestellt worden ist im Anblick seines ganzen Volkes und, was besonders zu erwägen ist, wem zum Nutzen, durch
welche Gnade und zu welchem Lohn er nach seiner Aufstellung hervorstrahlt und zugänglich ist. Befrage gerade die
Weissagungen der Wahrheit, und der Prophet wird dir antworten: Wer sich eines Armen erbarmt, macht sich den Herrn zum
Schuldner
(Sprüche 19, 17). Einem himmlischen Bankier gehört also dieser Tisch, der den Schatz des Lebens aufhäuft
und mit Gott Zinsgeschäfte macht, um die Perle zu kaufen (Matthäusevangelium 13, 44 - 46). Denn wer an die Armen des Herrn
ausleiht, erwartet vom Herrn die Vergeltung durch den ewigen Lohn. …
Wir wollen also den Herrn zum Schuldner machen durch die Gaben des Herrn. Wir besitzen seine Zustimmung. Und wir vor
allem - was könnten wir für unser Eigentum halten, die wir durch eine größere und besondere Schuld nicht uns gehören: und
zwar nicht nur, weil wir von Gott geschaffen, sondern weil wir auch erkauft sind. Wir wollen aber freudig danken, weil wir
teuer erkauft sind (1. Korintherbrief 6, 20), natürlich durch das Blut des Herrn selbst. … Eile also, Bruder, dir den so
reichen Schuldner zu verpflichten, damit er dich von einem Sklaven zu einem Freund beruft (Johannesevangelium 15, 15) und
dich mit seinen himmlischen Schätzen reich macht, nachdem er erfahren hat, dass du mit deinen irdischen Münzen zuverlässig
bist. Zittere nicht, zögere nicht, sei nicht sparsam! Sei gewalttätig gegenüber Gott, raube die Reiche der Himmel!
(Matthäusevangelium 11, 12). Er, der es verbietet, Fremdes anzurühren, freut sich darüber, dass man in sein Eigentum
eindringt, und der die Raubsucht des Geizes verurteilt, lobt den Raubzug des Glaubens. Deine Gäste stehen lange vor
deinen Türen und erwarten den Herrn der Tafel. Du hältst die Tischgenossen hin. Eile besorgt, damit sie nicht länger
Hungernde bleiben und durch das Unrecht an ihnen der aufgeschreckt wird, der sie geschaffen hat und der die Armen zu
deinem Vorteil geschaffen hat (vgl. Sprüche 14, 31). Denn, überaus geliebte Christen, der allmächtige Herr hätte in
gleicher Weise alle reich machen können, so dass niemand des anderen bedürfte. Aber nach dem Plan seiner unendlichen
Güte hat der barmherzige und erbarmende Gott es so eingerichtet, dass er deine Gesinnung ihnen (den Armen) gegenüber
prüft. Er hat den Unglücklichen erschaffen, um den Barmherzigen zu erkennen. Er hat den Armen geschaffen, um den Reichen
in Bewegung zu bringen. Der Grund des Reichtums ist für dich die Armut des Bruders, wenn du etwa an den Bedürftigen und
Armen denkst und nicht nur für dich behältst, was du empfangen hast (vgl. Psalm 41, 2). Denn Gott hat dir in dieser Welt
deswegen auch dessen Los übertragen, damit er dir schulde, was du von seinen Gaben durch deine freiwillige Zuwendung den
Bedürftigen angeboten hast, und dich umgekehrt am ewigen Tage mit ihrem Los reich macht. Denn jetzt ist Christus gerade
durch sie (die Armen) der Empfänger (der Almosen), und alsdann wird er ihretwegen die Vergeltung verschaffen.
Quelle: Paulinus von Nola: Brief Nr. 34 über den Kirchenschatz. In: ders.: Epistulae - Briefe, übersetzt von M. Skeb. = Fontes christiani, Bd. 25/III. Herder, Freiburg 1998, S. 809 - 819
Zitate von Paulinus von Nola:
Der Mensch ohne Christus ist Staub und Schatten.
Für mich ist der Glaube die einzige Kunst, und Christus ist meine Dichtung.
Der Verzicht auf weltliche Güter, die in dieser Welt besessen werden, oder ihr Verkauf stellt nicht das Ende,
sondern erst den Beginn des Laufs im Stadion dar; er ist, um es einmal so zu sagen, nicht das Ziel, sondern der Start.
Der Athlet gewinnt nicht, wenn er sich entkleidet, denn er legt seine Kleider ja gerade deswegen ab, um mit dem Kampf zu
beginnen, während er erst dann würdig ist, als Sieger gekrönt zu werden, wenn er gebührend gekämpft hat.
Im Brief an Augustinus: Es ist nicht verwunderlich, dass wir,
auch wenn wir weit voneinander entfernt sind, einander nahe sind und uns kennen, ohne einander je kennengelernt zu haben,
denn wir sind Glieder eines einzigen Leibes, wir haben ein einziges Haupt, wir sind von einer einzigen Gnade überflutet,
wir leben von einem Brot, wir folgen einem Weg, wir wohnen im selben Haus.
Quelle: Papst Benedikt XVI., Generalaudienz am 12. Dezember 2007
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die Schilderungen von Papst Gregor „dem Großen” über Paulinus, Bischof von Nola gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.
Schriften von Paulinus und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Der Komplex der erhaltenen bzw. archäologisch erschlossenen frühchristlichen Kirchen in Cimitile ist werktags von 9 Uhr bis 13 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr - im Winter nur bis 17 Uhr -, sonntags nur vormittags, geöffnet, der Eintritt beträgt 4 €. (2023)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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- zuletzt aktualisiert am 13.11.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://ocafs.oca.org/FeastSaintsViewer.asp?FSID=100283 - abgerufen am 25.05.2022
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• https://it.wikipedia.org/wiki/Festa_dei_Gigli - abgerufen am 25.05.2022
• Emil Michael: Über Glocken, namentlich deutsche, im Wittelalter. Zeitschrift für katholische Theologie 1/35 (1911),
S. 1 - 20
• Gedenktafel in der Kathedrale in Nola
• https://www.ecoturismocampania.it/basiliche-paleocristiane-cimitile-arte-storia-misteri - abgerufen am 10.05.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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