Wilhelm von Dijon
französischer Name: Guillaume
italienischer Name: Guglielmo
auch: von Orta
Gedenktag katholisch: 1. Januar
Niederlegung der Gebeine: 7. Juni
Name bedeutet: der willensstarke Schützer (althochdt.)
Wilhelm wurde als Sohn des Grafen Robert von Volpiano aus einem alemannischen Adelsgeschlecht und der mit dem langobardischen Königshaus verwandten Perinza geboren, sein Taufpate war der deutsche Kaiser Otto I.. Wilhelm kam im Alter von sieben Jahren als Oblate der Benediktiner ins Kloster San Michele Arcangelo di Lucedio in San Genuario - heute ein Ortsteil von Crescentino - bei Vercelli.
Wilhelm studierte dann Grammatik an der Domschule in Vercelli - die Kathedrale der Stadt stand damals an der Stelle der heutigen Kirche Santa Maria Maggiore - und an der Schule der Kathedrale in Pavia und wurde Scholastikus in Vercelli. Nach Auseinandersetzungen mit seinem Bischof folgte er 987 einem Ruf von Majolus von Cluny und trat als Mönch in dessen Kloster Cluny ein.
988 wurde Wilhelm Prior im Kloster St-Saturnin in Pont-St-Esprit bei Orange. 989 holte ihn Bischof Brun von Langres zur Reform des Klosters St-Bénigne in Dijon; nach Auszug des alten Konvents wurde es mit Mönchen aus Cluny neu besiedelt; Wilhelm wurde 990 zum Priester und Abt geweiht.
Durch Wilhelm wurde St-Bénigne in Dijon zu einem im ganzen Abendland bekannten Zentrum klösterkichen Lebens und erlebte eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Wilhelm errichtete das Skriptorium und um 1000 die architektonisch bedeutsame Kathedrale als Rundbau. Seine Verbindungen zum italienischen und burgundischen Hochadel und sein Festhalten an den Eigenkirchenrechten der jeweiligen Klosterherren machten ihn zum begehrten Ratgeber vieler Herrscher, die ihm ihre Klöster zur Reform antrugen. Wilhelm wirkte als Reformer von Klöstern in Burgund, Lothringen, in der Normandie und in Paris; Wilhelm übernahm jeweils selbst das Amt des Abtes, setzte Priore aus St-Bénigne ein und kontrollierte die Durchführung der Reformen durch Visitationsreisen. Geistliche und Weltliche aus allen Ständen traten in das Kloster St-Bénigne ein, um 1020 gab es 79 Mönche.
1000/1001 gründete Wilhelm auf Familienbesitz im Bistum Ivrea sein eigenes Kloster, die
Abtei Fruttuaria im heutigen San Benigno Canavese
bei Turin. Die Strenge auch seines persönlichen Lebenswandels brachte ihm den Titel Abbas supra regulam
, Abt über
die Regel hinaus
, ein. Ohne die Reformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden.
nachzuvollziehen, pflegte er enge Beziehungen zu Abt Odilo.
Zur Unterstützung der Zirkusleute, Schausteller und Menschen, die auf Jahrmärkten arbeiteten, gründete er eine
Bruderschaft der Jongleure
.
Nach Wilhelms Tod zerfiel der Verband der ihm unterstellten Klöster. Seine Lebensgeschichte verfasste kurz nach seinem Tod sein Schüler Radulfus Glaber in Cluny, wobei er das Wirken von Majolus zum Vorbild seiner Darstellung von Wilhelm verwandte.
Die ehemalige Abtei Cluny wurde 910 gegründet, 1088 bis 1130 wurde die dritte Kirche gebaut - bis zur Fertigstellung des Petersdomes in Rom die größte Kirche der Welt. In der Französischen Revolution wurde das Kloster 1789 aufgelöst, die Gebäude wurden verkauft und bis auf einen kleinen Rest mit zwei Kapellen und einem Turm abgerissen, 1928 wurden Fundamente ausgegraben, 1891 dort eine Hochschule für Ingenieurwissenschaften errichtet.
Kanonisation: Papst Pius XII. sprach Wilhelm 1950 heilig.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die - spärlichen - Reste des
Klosters in Cluny sind täglich von 9.30 Uhr
bis 18 Uhr - im Winter nur bis 17 Uhr, im Juli und August bis 19 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 11 €. (2024)
Die Kirche der ehemaligen Abtei Fruttuaria
in San Benigno Canavese ist jeweils am ersten und dritten Sonntag eines Monats von 15 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung
geöffnet. (2021)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 10.08.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• https://it.wikipedia.org/wiki/San_Genuario - abgerufen am 24.09.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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