Bernhardin (Bernardino) von Feltre

B. Bernardinus Feltriensis, (28. Sept.) - wegen seiner kleinen Körpergestalt auch »der Kleine« (Parvulus, Parvulinus) genannt - wurde in der Stadt Feltre (Feltria), die im Gebiete der Republik Venedig lag, im Jahre 1439 von vornehmen Eltern geboren, weßwegen er auch den Beinamen Feltriensis führt, zum Unterschiede vom hl. Bernardin von Siena. Er hatte fünf Brüder und vier Schwestern, und erhielt in der heil. Taufe den Namen Martinus. Bei dem guten Erfolge seiner Studien schien er für eine ehrenvolle Stellung in der Welt bestimmt zu seyn, als ihn eine Predigt des hl. Jacobus aus Piceno oder von der March (28. Nov.) zu Padua, wo er die Rechte studirte, gänzlich von der Welt losriß und ihn zum Entschluß brachte, in den Orden des hl. Franciscus zu treten. Sein Beispiel zog einen seiner Brüder und drei seiner Schwestern zu derselben Lebensweise hin. Der sel. Bernardin konnte sich nicht entschließen, öffentlich das Wort Gottes zu verkünden, bis es seinem Gewissensrathe gelang, ihn auf andere Gesinnung zu bringen. Bald wirkte der sel. Ordensmann durch seine Predigten Wunderdinge; er trat vor dem Papst Innocenz VIII. und vor den Cardinälen auf; die größten Städte Italiens wollten ihn hören und überall bewunderte man seine fromme Beredsamkeit. Von heil. Liebe zum Nächsten entflammt, scheute er keine Mühe, um seine Mitbürger aus den Händen der Wucherer, die damals ganze Familien in's Verderben zogen, zu befreien, und bewährte seine Klugheit als Quardian und Provinzial, welche Stellen er nach einander bekleidete. Endlich starb er zu Pavia am 28. Sept. 1494 in seinem 56. Lebensjahre. Der hl. Stuhl hat im verflossenen Jahrhundert dem Orden erlaubt, an seinem Sterbtage sein Andenken mit einem Officium und einer eigenen Antiphon zu feiern; wie denn auch sein Name in dem Mart. Rom. für den dritten seraphischen Orden, dann für die Conventualen und Capuciner am 28. Sept. zu finden ist.