Ökumenisches Heiligenlexikon

Gregor IX.

Taufname: Hugolinus - Ugolino dei Conti di Segni

1 Gedenktag katholisch: 22. März
Niederlegung der Gebeine: 23. August

Name bedeutet: der Wachsame (griech. - latein.)

Papst
* um 1167 in Anagni bei Frosinone in Italien
† 21./22. August 1241 in Rom


Giorgio Vasari: Die Exkommunikation Friedrichs II. durch Gregor IX., Fresko, 1573, in der Kathedrale in Anagni
Giorgio Vasari: Die Exkommunikation Friedrichs II. durch Gregor IX., Fresko, 1573, in der Kathedrale in Anagni Foto: Sailko

Hugolinus aus dem Haus der Grafen von Segni war ein Neffe von Papst Innozenz III. Er studierte Theologie an der Schule an der Kathedrale Notre-Dame in Paris und Rechtswissenschaften, vermutlich in Bologna an der ersten Universität Europas; deren Ort ist unbekannt, aber von ihr zeugen noch heute die Gräber der Glossatoren. 1 Hugolinus wurde dann 1198 Subdiakon und KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. an der päpstlichen Kurie in Rom und stieg auf zum Kardinaldiakon. 1206 wurde er Kardinalbischof von Ostia und war damit Dekan des Kardinalskollegiums. Von 1207 bis 1209 wurde er als päpstlicher Gesandter in den deutschen Reichsteil geschickt. Nachdem Papst Honorius III. am 18. März 1227 gestorben war, wurde Hugolinus schon am Folgetag zum Papst gewählt und nahm den Papstnamen Gregor IX. an.

Der fromme und gelehrte Gregor übte sein Amt mit jugendlicher Kraft, festem Willen und großer Entschiedenheit aus. Gleich nach seiner Erhebung zum Papst rief er zum 5. Kreuzzug auf und drängte besonders Kaiser Friedrich II., sein schon 1215 abgelegtes Gelübbe einzulösen; Gregor setzte dafür auch das Mittel des Kirchenbanns gegen den Kaiser ein. Wert legte er auf die Einhaltung der päpstlichen Anordnungen in der ganzen Kirche: Raimund von Peñafort sammelte in Gregors Auftrag im Liber Extra alle kirchlichen Rechtstexte; als die Nova Compilatio Decretalium, die Neue Zusammenstellung der Verordnungen, auch Dekretalen Gregors IX. genannt, setzte Gregor diese 1234 in Kraft als einheitliches Gesetzbuch, das zum universalen und in seinen Grundzügen bis heute gültigen kanonischen Recht der katholischen Kirche wurde und dann maßgebliche Quelle für den Codex Iuris Canonici von 1917 und dessen Überarbeitung 1983. 1234 erneuerte Gregor in einem Dekret die Regel, dass nur der Papst heiligsprechen darf. Fortan wurden alle vom Papst kanonisierten Heiligen in ein amtliches Verzeichnis, das Martyrologium Romanum, kurz Kanon genannt, eingetragen. Damit kam die immer noch geübte Praxis von Heiligsprechungen durch Bischöfe tatsächlich ans Ende; bischöfliche Kanonisation bewertete man nun als Seligsprechung, die nur regional gültig ist, in der gesamten Kirche gültig ist nun nur die päpstliche Heiligsprechung.

Gregor förderte die neuen Bettelorden, wenn sie sich an die kirchlichen Lehren hielten, v. a. den Franziskanerorden: Franziskus von Assisi kannte er noch persönlich, 1228 sprach er ihn heilig und beauftragte Thomas von Celano mit der ersten Lebensbeschreibung. Auch die Heiligsprechungen von Antonius von Padua - den er ebenfalls persönlich empfangen hatte - 1232, Dominikus 1234 und Elisabeth von Thüringen 1235 zeigen dies. Ebenfalls 1235 weihte er die neue Basilika di San Francesco in Assisi und bestätigte die Regel des Mercedarierordens.

In den Auseiandersetzungen mit den Orthodoxen Kirchen sandte er Gesandte nach Konstantinopel - das heutige Ístanbul - und ließ Denkschriften und Abhandlungen über die katholische Position zum „Filioque” verfassen. Unnachsichtig ließ er die Katharer und die Waldenser verfolgen, führte dazu 1231 in Rom selbst eine Inquisition durch, wobei er Kerkerstrafen und Todesurteile verfügte. Er führte das Amt des Inquisitors als eines von den lokalen Bischofsgerichten unabhängigen Sonderbeauftragten ein und übertrug diese Aufgabe besonders eifrigen Männern.

Gregor IX. wurde im Petersdom in Rom bestattet. Sein Gedenktag ist der - angebliche - Tag seiner Einsetzung ins Papstamt.

Kanonisation: Ein Verfahren zur Kanonisierung von Gregor hat nie stattgefunden, dennoch wird er manchmal als selig betrachtet.

1 Glossator, Kommentator nannte man die Gelehrten, die die antiken römischen (Rechts-)texte interpretierten.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.12.2025

Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 2. Band: E-H. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1861
• https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_IX. - abgerufen am 07.12.2025

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.