Ökumenisches Heiligenlexikon

Hubertus von Lüttich

auch: Hucbert
auch: von Tongern-Maastricht

1 Gedenktag katholisch: 30. Mai
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet und in Belgien: 3. November
3. November
Fest der Übertragung der Gebeine nach Troisfontaines in der Champagne: 29. April
Übertragung der Gebeine: 30. September
Niederlegung der Gebeine: 4. November

Name bedeutet: der durch Verstand Glänzende (althochdt.)

Glaubensbote in den Ardennen, Bischof von Maastricht und Lüttich
* um 655 in Toulouse in Frankreich (?)
30. Mai 727 in Tervuren bei Brüssel in Belgien


Hubertus war nach der Überlieferung Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse und wohl auch verwandt mit Plektrudis, der Frau des ostfränkischen Hausmeiers Pippin des Mittleren. Er lebte als Pfalzgraf am Hof von Frankenkönig Theuderich III. in Paris, musste aber aus dieser Position fliehen und ging zu Pippin an den damaligen Königshof in Metz. Er heiratete die Prinzessin von Löwen und bekam den Sohn Floribert, der später sein Nachfolger als Bischof von Lüttich / Liège wurde. Nach dem Tod seiner Gattin bei der Geburt dieses ersten Sohnes zog er sich von allen Ämtern zurück, lebte ab 695 sieben Jahre lang als Einsiedler in den Ardennen und ernährte sich durch die Jagd.

In dieser Zeit festigte sich sein Glaube, er unternahm eine Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom, ließ sich dort zum Priester weihen, wirkte als Glaubensbote in Brabant und den Ardennen und gilt deshalb als Apostel der Ardennen. Um 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht. Er galt als umsichtig und milde. Bei einer Hungersnot rettete er viele Menschen vor dem Tod. Am 24. Dezember 717 (oder 718?) ließ er die Gebeine von Lambert nach Lüttich (Liège) übertragen, im Anschluss verlegte er den Bischofssitz nach Lüttich und erbaute die Kathedrale an der Stelle, an der sein Lehrer Lambert ermordet worden war.

Seit dem 11. Jahrhundert wird die Legende vom Jäger Hubertus erzählt, dem - an einem Karfreitag - ein mächtiger Hirsch mit dem Kruzifix zwischen dem Geweih erschien, was ihn bekehrte; dieses Motiv stammt aus der Eustachius / Placidus-Legende. Die Grundlage für die Zuschreibung dieses Motivs an Hubertus war seine Zeit als Einsiedler, ihr Motiv, dem damals oft unmäßigen Jagdgebaren Einhalt zu gebieten.

Buchmalerei
Buchmalerei

Hubertus' Gebeine wurden am 3. November 743 erhoben, aus diesem Anlass entstand die erste schriftliche Lebensgeschichte, die aber trotz der persönlichen Beziehungen des Verfassers zu Hubertus mehrfach durch Ungenauigkeit und Anleihe bei den Traditionen anderer Heiliger in ihrer Glaubwürdigkeit geschmälert ist. 825 kamen die Reliquien ins Kloster in Andagium - dem heutigen Saint-Hubert - in den Ardennen, seit der Französischen Revolution sind sie verschwunden.

Die Verehrung von Hubertus erfuhr seit dem 10. Jahrhundert starke Verbreitung, er zählt in Belgien und den angrenzenden Gebieten noch heute zu den populärsten Heiligen. Saint-Hubert war im Mittelalter ein bedeutender Wallfahrtsort. Im 15. Jahrhundert wurden mehrere Ritterorden nach Hubertus benannt.

Am Hubertus-Tag wird Brot, Salz und Wasser geweiht, der Verzehr soll vor Tollwut, Hunde- und Schlangenbiss schützen; um sich vor wilden Hunden zu schützen, trug man Hubertus-Riemchen im Knopfloch. Gegen Krämpfe, Mondsucht und Viehkrankheiten halfen Hubertus-Schlüssel, gegen Fieber Cornet de St-Hubert, Hubertus-Hörnchen, gegen Kopfweh der Hubertus-Ring; Hubertus-Brot oder Hubertus-Wasser schützt Haustiere vor Tollwut und Ratten, umgekehrt heißt die Tollwut in der französischen Sprache Hubertus-Krankheit. Zu einem beliebten christlichen Brauch sind vielerorts die Hubertusmessen geworden, bei denen Jäger mit Blasinstrumenten den musikalischen Teil des Gottesdienstes gestalten. In der Zeit um den Gedenktag finden traditionell auch die nach Hubertus benannten Jagden statt. Er gehört zu den vier heiligen Marschällen, in manchen Gegenden wird er auch zu den 14 Nothelfern gezählt.

Jagdschloss in Stupinigi
Jagdschloss in Stupinigi

Die Kapelle des prächtigen Jagdschlosses in Stupinigi - einem Ortsteil von Nichelino bei Turin -, das das Haus Savoyen als Könige in Italien von 1729 bis 1733 bauen ließ, ist Hubertus geweiht.

Attribute: als Jäger, mit einem Hirsch mit Kreuz im Geweih, Schlüssel
Patron der Ardennen und von Lüttich (Liège); der Jäger, Forstleute, Schützen, Kürschner, Gießer, Metallarbeiter, Drechsler, Metzger und Optiker, Fabrikanten mathematischer Geräte, Mathematiker, Schellenmacher; der Jagdhunde und Schützengilden; gegen Schlaflosigkeit, Tollwut der Hunde, Hunde- und Schlangenbiss, Fieber, Krämpfe, Wundrose, Zahnschmerzen, Kopfweh, Mondsucht und Viehkrankheiten; bei Wasserscheu
Bauernregel (für 3. November): Bringt Hubertus Schnee und Eis, / bleibt's den ganzen November weiß.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Der Deutsche Jagdblog stellt auf seiner Webseite Die Legende vom heiligen Hubertus verschiedene Versionen der Legende dar.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Web 3.0 - Leserkommentare:

Auf der Webseite Die Legende vom heiligen Hubertus kommen die verschieden Versionen der Wanderlegende (einschließlich des indisch-buddhistischen Ursprungs) zur Geltung, vor allem aber auch der jagdkritische Aspekt (Warum verfolgst du mich? bzw. Warum jagst du mich?, offensichtlich nachgebildet dem Damaskuserlebnis des Paulus), weshalb das dort am Ende mitgeteilte Fazit berechtigt ist: Von vielen wird er als der erste Jagdgegner angesehen, weil er sich nach der Hirscherscheinung gänzlich von der Jagd losgesagt hat - womit Hubertus viel eher als Patron der Tierschützer, nicht ausgerechnet der Jäger anzusehen wäre.
Mit freundlichem Gruß

Joachim Donsbach über E-Mail, 2. November 2019





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 08.11.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/november.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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