Johanna von Orléans
französischer Name: Jeanne d'Arc
auch: Jeanne la Pucelle
Gedenktag katholisch: 30. Mai
gebotener Gedenktag in Frankreich
Messe an einigen Orten
Gedenktag anglikanisch: 30. Mai
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Johanna, Tochter des wohlhabenden Bauern und Bürgermeisters Jacques Tarc und von Isabelle Romée, hörte im Alter von 13
Jahren im nahen Wald, dem Bois Chenu
,
Stimmen
die sie beauftragten, ein gutes Leben zu führen und Gott zu gehorchen. Mehrere Erscheinungen des Erzengels
Michael, der Katharina
und der Margareta, beauftragten sie, ins benachbarte
Frankreich zu gehen und das Land vor den Engländern zu retten.
Im Hundertjährigen Krieg versuchte England, die Oberherrschaft über Frankreich zu erringen. König Karl VI., der weithin
als schwachsinnig
galt, hatte seinen Sohn Karl VII., den Dauphin
, enterbt und den Thron dem Engländer Heinrich VI.
zugesagt. Englische Truppen hatten schon weite Landesteile besetzt,
Orléans war eingekesselt, da folgte Johanna im Februar
1429 den inneren Stimmen
. Durch Vermittlung eines Verwandten wurde sie vom Ritter Robert de Baudricourt in
Vaucouleurs empfangen, der ihr eine kleine
Begleitmannschaft gab, mit der sie in Männerkleidung mitten durch Feindesland ritt, den Dauphin in der Stadt
Chinon erreichte und ihm - im Namen des Himmels -
die Rettung Frankreichs und seine Krönung in Reims
zusagte. Johanna überzeugte ihn durch ein geheimnisvolles Zeichen
; drei Wochen lang ließ Karl VII. durch Kirchenmänner
ihre Glaubwürdigkeit prüfen,, schließlich gab er ihr - wohl mehr aus Verzweiflung und Alternativlosigkeit denn aus Überzeugung,
eine kleine militärische Einheit und den Auftrag, einen Proviantzug nach Orléans durchzubringen.

Mit Kühnheit - oft gegen den Rat der Militärs - erkämpfte sie den Zugang nach Orléans und konnte am 29. April 1429 dort einziehen. Die Eingeschlossenen wurden von diesem Erfolg motiviert, wagten den Ausfall und konnten am 8. Mai den Belagerungsring sprengen. Dies war die Wende im Krieg; Johanna säuberte die demoralisierte Truppe, die Franzosen konnten die Engländer zurücktreiben. Beflügelt von dem plötzlich erwachten Enthusiasmus eines Teils seines Adels zog der Dauphin nach Reims und konnte am 17. Juli 1429 wie verheißen in der Kathedrale von Reims als Karl VII. gekrönt werden; Johanna nahm, mit der Siegesfahne neben dem Altar stehend, an der Feier teil.
Der Feldzug wurde fortgesetzt, aber der neue König distanzierte sich alsbald von Johanna, er wollte Frieden schließen, entließ Teile der Armee und versagte Johanna die Unterstützung in ihrem Bemühen, die Engländer restlos vom Festland zu vertreiben. Im Dezember 1429 erhob er zu ihrer Beruhigung Johanna und ihre Familie in den Adelsstand. Sie betrieb aber weiterhin die Befreiung der Stadt Paris von den Engländern und den mit diesen verbündeten Burgundern und rückte kämpfend in die Nähe der Hauptstadt vor, die aber mit Unterstützung des größeren Teils der Pariser Bevölkerung erfolgreich verteidigt wurde; Johanna selbst wurde verwundet. Karl VII. bemühte sich nun erneut - vergeblich - um Versöhnung mit Burgund. Auch der Versuch, mehrere strategisch wichtige Orte am Grenzsaum des Berry zu erobern, war nicht erfolgreich.

Les Vigiles de Charles VII
Ende März 1430 zog Johanna erneut gegen Engländer und Burgunder in den Kampf, rückte am 6. Mai in das bedrohte Compiègne ein, wurde aber am 23. Mai bei einem Ausfall des Grafen von Ligny, einem Anhänger der Engländer, gefangen genommen. Der verkaufte sie an die Engländer, diese lieferten Johanna einem Inquisitionstribunal aus, das sie entsprechend den Forderungen der Pariser Universität vor das geistliche Gericht stellte. Im Januar 1431 begann der Prozess im Schloss in Rouen, den Johanna ohne Beistand führen musste. Die Anklageschrift der Universität warf ihr vor, sie habe auf Stimmen dämonischen Ursprungs gehört, anstößig Männerkleider getragen und sich der kämpfenden Kirche widersetzt, insgesamt 70 schwere Vergehen und Sünden wie Zauberei und Hexerei, Blasphemie, falsche Weissagung, Grausamkeit, Schamlosigkeit, Hochmut und kirchenspalterisches Verhalten begangen.

Ermahnungen
, Johanna zum Eingeständnis ihrer Schuld zu bewegen, blieben erfolglos; erst am 24. Mai, als man sie
öffentlich auf einem Schafott dem Henker überantwortete, beugte sie sich und unterzeichnete einen Widerruf - nicht zuletzt
wohl aus Enttäuschung, dass die von ihren Stimmen
versprochene Rettung nicht erfolgt war. Sie wurde zu immerwährender
Haft verurteilt, doch sie hielt ihren Widerruf nicht aufrecht, zog nach zwei Tagen ihre Männerkleidung wieder an, widerrief
am 28. Mai ihr erpresstes Geständnis und wurde deshalb am 30. Mai als notorisch rückfällige Ketzerin
auf dem
Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen
verbrannt, ihre Asche wurde in die Seine gestreut.
Eine Woche später verbreitete der Vorsitzende des Tribunals, Pierre Cauchon - später Bischof von Beauvais - die Mitteilung, dass Johanna am Morgen ihrer Hinrichtung erneut abgeschworen und ihre Feinde um Verzeihung gebeten habe.

Da König Karl VII. nicht zulassen konnte, dass er seine Herrschaft einer Ketzerin und Hexe verdankte, ließ er bald nach
der 1449 erfolgten Wiedereroberung von Rouen an
Ort und Stelle Verhöre durchführen, um die Parteilichkeit der Richter festzustellen. 1452 führten ein päpstlicher Legat
und der Inquisitor Jean Bréhal Befragungen durch, die zu einem Gesuch zur
Annullierung des Urteils durch den Vatikan führten. 1455 ließ Papst Calistus III.
den Prozess wieder aufnehmen; es wurden Formfehler im ersten Prozess festgestellt und im Urteil vom 7. Juli 1456 die
Verurteilung aufgehoben. Nachdem der politische Katholizismus in Frankreich im 19. Jahrhundert ein Kanonisierungsverfahren
einleitete, wurde Johanna 1894 als verehrungswürdig
eingestuft.
Ab dem 19. Jahrhundert verbreitete sich Johannas Ruf und die Verehrung in ganz Frankreich, Johanna wurde zum Stoff von
Romanen, Theaterstücken und Gesängen, die teilweise in die Weltliteratur eingingen
(=> Literatur). Voltaire hatte schon 1739 sein Komisches Epos La
Pucelle
mit aufgeklärter Ironie verfasst. Friedrich Schiller schrieb 1802 seine Tragödie über die Jungfrau von
Orléans
, in der er sie als Heldin der nationalen Idee und Verkörperung reiner Humanität zeichnete. Bertolt Brecht nahm
das Motiv der Kämpferin für Recht und Freiheit 1932 auf in seinem Drama Die heilige Johanna der Schlachthöfe
.
Giuseppe Verdi schuf die 1845 uraufgeführte Oper Giovanna d'Arco
, Peter Tschaikowski die 1881 in
St. Petersburg erstmals gespielte Oper
Orleanskaja Deva
.
Johanna nannte sich selbst la Pucelle
, die Jungfrau
, ihr Heimatort nennt sich heute danach
Domrémy-la-Pucelle; ihr Geburtshaus ist erhalten,
daneben ist ihr ein Museum gewidmet. An ihrer Hinrichtungsstätte in
Rouen steht seit 1928 ein kleines Denkmal,
daneben die 1979 eingeweihte und nach ihr benannte Kirche, 2015 wurde in Rouen ein Museum im mittelalterlichen
Bischofspalast eröffnet - also dort, wo sie 25 Jahre nach ihrer Verbrennung posthum rehabilitiert wurde. An der Stelle im
Bois Chenu
nahe ihres Heimatortes, wo sie
die Stimmen hörte, wurde 1881 bis 1896 eine Kirche erbaut, die 1936 zur Basilika
erhoben wurde.
1867 wurden vermeintliche Reliquien von Johanna auf dem Dachboden einer Apotheke
in Paris entdeckt, sie trugen die Aufschrift:
Überreste, die unter dem Scheiterhaufen von Jeanne d'Arc, Jungfrau von Orléans, gefunden wurden.
Sie wurden dann in
Chinon aufbewahrt; eine Untersuchung zeigte im
Jahr 2007, dass die vermeintliche Rippe der Johanna tatsächlich von einer ägyptischen Mumie aus vorchristlicher Zeit stammt.
Die Wissenschaftler vermuten nun, dass mit dem angeblichen Reliquienfund die Seligsprechung Johannas vorangetrieben werden
sollte.

Kanonisation:
Johannas Seligsprechung erfolgte erst am 18. April 1909 durch Papst
Pius X., die Heiligsprechung am 16. Mai 1920
durch Papst Benedikt XV.
Attribute:
Banner
Patronin
von Frankreich, Rouen und
Orléans; der Telegrafie und des Rundfunks
Johanna, die heilige Kriegerin - Vortrag über Johanna und die
Inquisition.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 05.03.2018
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://catreims.free.fr/art006.html
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,475806,00.html
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl. Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• http://www.kleinezeitung.at/s/kultur/4690443/Wiedergutmachung_Rouen-bekommt-JeannedArcMuseum
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.