Josef von Anchieta
spanischer Name: José
Gedenktag katholisch: 9. Juni
gebotener Gedenktag im Bistum Teneriffa
nicht gebotener Gedentag im Jesuitenorden
Name bedeutet: Gott fügt hinzu (hebr.-spanisch)
Josef kam 1548 an die Universität nach Coimbra; die Lektüre der Briefe von Franz Xaver bewog ihn 1551 zum Eintritt in den Jesuitenorden. 1553 wurde er als Missionar nach Brasilien gesandt. Dort wirkte er als Lehrer an der Schule in São Salvador da Bahia de Todos os Santos - dem heutigen Salvador in Bahia. Ab 1554 baute er die Missionsstation Piratininga mit auf, aus der die Stadt São Paulo wuchs, und leitete das von ihm gegründete Kolleg. Oft begleitete er die Missionare auf ihren Reisen, dabei geriet er zweimal auch in Lebensgefahr. Weil er die einheimischen Sprachen gelernt hatte, konnte er den Menschen nahe kommen. Nachdem 1555 die Franzosen bei Rio de Janeiro Fuß gefasst hatten, kamen auch Hugenotten zur Mission in der Gegend; Josefs Einfluss bei den Indianern des Stamme der Tamoyos war es zu verdanken, dass die Protestanten sich nicht behaupten konnten. In der Zeit der Gefangenschaft entwarf er einen Lobgesang auf Maria in 2086 Versen; zunächst in den Sand geschrieben, lernte er sein Werk auswendig und brachte es später zu Papier.
Bei einem Aufstand der Indianer gegen die portugiesischen Kolonialherren 1563 gelang es Josef, zusammen mit dem Ordensprovinzial der Jesuiten, Manuel da Nobrega, einen Frieden zu vermitteln; monatelang lebte er damals als Geißel der Einheimischen in Iperoig - dem heutigen Ubatuba bei São Paulo. 1566 wurde Josef zum Priester geweiht. 1567 begleite er den Ordensprovinzial und wirkte mit diesem am Aufbau der Missionsstation in Rio de Janeiro. Dann leitet er als Superior die Mission in São Vicente und war Rektor des dortigen Kollegs. Von hier aus wurde v. a. die Indianer des Stammes der Tapuyas missioniert. Josef wirkte in der Verbreitung des Glaubens, als Schriftsteller, Dichter und Sprachforscher. Er verfasste Dramen und Dialoge auf Lateinisch, wobei durch Zwischenspiele in der Sprache der Einheimischen der Inhalt verständlich wurde, und die erste Grammatik der Tupí-Sprache, der Sprache der an er Küste wohnenden Indianer sowie ein Wörterbuch; in dieser Sprache schrieb er dann auch einen Katechismus und ein kathechetisches Werk sowie Gedichte.
Josef unternahm über 40 Missionsreisen entlang der brasilianischen Küste. Von 1577 bis 1588 war er Ordensoberer für die brasilianische Provinz Bahia. 1591 zug er sich ausgezehrt ins Gebiet von Espírito Santo zurück, wo er dann in einem kleinen Dorf im Rufe der Heiligkeit starb.
Die indigene Bevölkerung verehrt Josef bis heute, von Legenden umwoben. Er gilt als Apostel Brasiliens
und wird
als Wundertäter und Nationalheiliger des Landes verehrt, sein Todesort wurde nach ihm umbenannt in
Anchieta. Eduardo Perié nannte ihn in seiner
brasilianischen Literaturgeschichte den wahren Gründer der brasilianischen Literatur
Barfuß, mit Kreuz und Rosenkranz um den Hals, Pilgerstab und Brevier in der Hand, die Schultern beladen mit Altargerät, drang José Anchieta in das Innere der Wälder vor, durchschwamm Ströme, stieg die wildesten Gebirgslandschaften empor, verlor sich dann in den Tiefen der Einöden, trat wilden |Tieren entgegen, und alle diese Mühen und Arbeiten, deren Zeuge Gott allein war, überwand er einzig, um Seelen zu gewinnen.
Kanonisation: Josef wurde am 22. Juni 1980 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Papst Franziskus dehnte ohne vorherigen Nachweis eines Wunders mit Dekret vom 3. April 2014 seine Verehrung auf die gesamte Weltkirche aus.
Worte des Heiligen
Anchieta versetzt uns durch seinen Bericht vom Jahre 1560 an seinen Ordensgeneral in die
Missionssituation in Brasilien:
Fast ohne Unterbrechung sind wir unterwegs zu verschiedene Ortschaften sowohl von Indios wie von Portugiesen,
ohne Rücksicht zu nehmen auf Hitze, Regen und große Überschwemmungen von Flüssen und oftmals eilen wir Kranken zu Hilfe
durch sehr dunkle Wälder hindurch, nicht ohne große Mühe, sei es wegen der Unwirtlichkeit der Wege, wie auch der Ungunst
des Wetters, besonders auch wegen de Größe der Ortschaften und ihrer so weiten Entfernung von einander. … Dazu kommt,
dass wir, die wir den Nöten der anderen zu Hilfe kommen, uns oft selbst in schlechter Verfassung befinden und ermüdet durch
die Strapazen vom Weg selbst geschwächt werden. … Aber nichts ist zu mühevoll für solche, die als Ziel nur die Ehre
Gottes und das Heil der Seelen haben, für das sie nicht zögern ihr Leben hinzugeben.
In seiner Predigt vom 20. Sonntag nach Pfingsten 1567 kritisiert er die schlechte Behandlung der Negersklaven
durch die Kolonialherren:
Dies ist der Grund, weshalb Christus davon abließ, hinzugehen, um den königlichen Sohn zu heilen [vgl.
Johannesevangelium 4, 46 ff], sich aber frei von sich aus anbot hinzugehen, um einen Sklaven zu heilen [vgl.
Matthäusevangelium 8, 5 ff]: nämlich um die Nachlässigkeit der Menschen Brasiliens zu verurteilen, für die ihre Sklaven so
unwichtig sind, dass sie sie in wilder Ehe leben und manchmal ohne Taufe und Beichte sterben lassen; und damit wir beginnen,
die Dinge nach ihrem [echten] Wert zu beurteilen und nicht mehr im Sklaven den dummen und tierischen Sklaven sehen, der mir
Geld gekostet hat, sondern dass wir in ihm das Ebenbild Christi unseres Herrn dargestellt sehen, der sich selbst zum
Sklaven machte, um diesen Sklaven [vgl. Matthäusevangelium 8, 5 ff] zu retten, und der mir 33 Jahre als Sklave gedient hat,
um mich zu retten, der ich ein Sklave des Teufels war, damit ich auch mich selbst wiederum zu seinem Sklaven mache, indem
ich in seinem Dienst arbeite, um mich selbst und die Seele meines Sklaven zu retten.
Später, wohl im Jahr 1574 wendet sich Anchieta gegen die weißen Sklavenjäger, die es sich zur Aufgabe gemacht
haben Indios gefangen zu nehmen und zu versklaven:
Ich bin ein Hund im Haus des Herrn. Ich darf nicht aufhören zu bellen. Ich beschwöre euch im Namen Gottes: lasst
aus diesem Hafen nicht die beiden Schiffe ausfahren, die die Rahe hochgestellte haben um zu den Patern [zu gelangen], den
Indios, die im Frieden mit uns leben und unsere Freunde sind, um sie, wei sie es gewohnt sind, mit ihren ungerechten
Machenschaften gefangen zu nehmen; andernfalls werden diejenigen, die aufbrechen den Zorn des Himmels über ihnen auf sich
herabziehen und sie elendiglich sterben.
Er scheut sich auch nicht, mit eindringlichen Worten den Kolonialherren ins Gewissen zu reden:
Immer wenn du auf die Frau deines Nächsten schaust und sie entehren willst, verfolgst du Christus, ihren wahren
Gatten und Gemahl: … Immer wenn du gewaltsam oder mit ihrem Einverständnis eine arme Negerin zum Sündigen verleitest
oder einwilligst, wenn sie dich aufsucht, verfolgst du Christus, ihren wahren Herrn und Vater. … Höre, du stummer
Sünder, höre die Stimme Christi, die laut ruft: Sünder, Sünder, was verfolgst du mich? … Ich bin Jesus, den du
wiederum in deinem Herzen kreuzigst, wenn du eine Todsünde begehst. Ich bin Jesus, dein Retter, den du verfolgst und
beleidigst, und doch bin ich immer noch bereit, dich zu retten, wenn du aufhörst du sündigen!
Quelle: Maria de Fatima Medeiros Barbosa: As letras e a cruz - Pedagogia da Fé e Estética Religiosa na experiência missionária de José de Anchieta S. J. Roma 2006, S.144, 238 - 240; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.12.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 1. Christiana, Stein am Rhein 1991
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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