Ökumenisches Heiligenlexikon

Johannes Paul II.

1 Gedenktag katholisch: 22. Oktober
gebotener Gedenktag in Polen und im Bistum Rom
nicht gebotener Gedenktag in Deutschland und in den USA und im Bistum Eisenstadt
Diözesankalender von Münster
Todestag: 2. April

Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
P: der Kleine (griech.)

Papst
* 18. Mai 1920 in Wadowice in Polen
2. April 2005 in Rom


Papst Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000
Papst Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000

Karol Wojtyła wuchs in einem tiefgläubigen Elternhaus auf. Mit neun Jahren verlor er seine Mutter Emilia; drei Jahre später starb auch der ältere Bruder Edmund. Um der Deportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland zu entgehen, arbeitete er ab 1940 in einem Steinbruch, gleichzeitig studierte er Theologie im Untergrund; geprägt wurde sein Leben also vom Überlebenskampf, den die polnische Kirche erst gegen die NS-Ideologie, dann gegen die kommunistische Herrschaft führen musste. Woityla wurde 1946 zum Priester geweiht, er studierte wieder, nun für zwei Jahre am Angelicum in Rom, promovierte dort 1948 und noch im selben Jahr über ein moraltheologisches Thema in Kraków; dann übernahm er dort 1948 seine erste Pfarrstelle. Ab 1953 war er Professor für Moraltheologie, 1958 wurde er Weihbischof von Krakau, 1960 erschien seine Doktorarbeit.

Nach dem Tod des Erzbischofs Eugeniusz Baziak 1962 administrierte Karol Wojtyła das Erzbistum Krakau als Kapitelvikar. 1963 nahm er zeitweise am 2. Vatikanischen Konzil teil, 1964 wurde er zum Erzbischof und 1967 zum Kardinal erhoben. Schon damals habe er intensive Verbindungen zum mächtigen und finanzstarken Opus Dei gehabt.

Als Johannes Paul II. wurde er am 16. Oktober 1978 als erster Pole überhaupt und als erster Nicht-Italiener seit 1523 zum Papst gewählt; am 22. Oktober wurde er dann als 263. Nachfolger des Petrus ins Amt eingeführt - daher sein Gedenktag. Im Mai 1981 wurde er bei einem Attentat auf dem Petersplatz lebensgefährlich verletzt; dem türkischen Attentäter Ali Agca verzieh er später, über die Auftraggeber des Anschlags kursieren bis heute allerlei Spekulationen. Johannes Paul II. selbst dankte für seine Rettung der Maria von Fátima; das lange geheimgehaltene, erst 2000 veröffentlichte, aber dem Papst bekannte dritte Geheimnis von Fátima wurde als Prophezeihung des Anschlags auf den heiligen Vater gewertet. Johannes Paul unternahm deshalb 1982, 1991 und 2000 Wallfahrten ins Marienheiligtum Fátima; dabei entging er 1982 wiederum dem Attentat eines fanatisch-konservativen Katholiken.

Johannes Paul II. mit Elio Toaff, dem Oberrabbiner der Großen Synagoge in Rom beim ersten Besuch eines Papstes in einer Synagoge am 13. April 1986
Johannes Paul II. mit Elio Toaff, dem Oberrabbiner der Großen Synagoge in Rom beim ersten Besuch eines Papstes in einer Synagoge am 13. April 1986

Johannes Paul II. unternahm in seiner Amtszeit 103 Auslandsreisen, er reiste 247.613 Kilometer, also mehr als sechs Mal um den Erdball, und besuchte 130 Staaten, davon drei Mal Deutschland in den Jahren 1980, 1987 und 1996; beim letzten Besuch in Deutschland bekannte er, dass das Verhalten der damaligen katholischen Kirche die Reformation mit verursacht habe; Hoffnungen, er werde die Exkommunikation von Martin Luther aufheben, wurden aber nicht erfüllt. Erstmals im Juni 1979 und zum neunten Mal im Jahr 2002 unternahm Johannes Paul II. Reisen in sein Heimatland Polen; zweifellos hat sein Wirken entscheidend dazu beigetragen, die kommunistische Herrschaft in Polen und im gesamten Ostblock zu beenden. Die gewichtige politische Rolle von Johannes Paul II. zeigt sich auch in der Tatsache, dass 1978, zu Beginn seines Pontifikats, der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen mit 85 Ländern hatte, im Jahr 2005 aber zu 174 Ländern.

Als erster Papst überhaupt besuchte Johannes Paul II. 1986 ein jüdisches Gotteshaus, die Große Synagoge in Rom. Mit der Umarmung des Oberrabbiners setze er ein Zeichen er Versöhnung und in seiner Rede bezeichnete er die Juden als die älteren Brüder der Christen: Ihr seid und bleibt das erstgeborene Volk des Bundes. Nachdem 1998 erstmals durch die katholische Kirche eine Mitschuld von Christen am Holocaust anerkannt wurde, unternahm Johannes Paul II. anlässlich des Heiligen Jahres 2000 eine Reise ins Heilige Land und betete an der Klagemauer in Jerusalem um Vergebung für die Judenverfolgungen durch die Christen. 2001 besuchte er das orthodoxe Griechenland, in Damaskus in Syrien besuchte er als erster Papst eine Moschee.

Johannes Paul II. gab 14 Enzykliken heraus, darunter 1980 die Sozialenzyklika Dives in Misericordia, Reich an Erbarmen, mit deulicher Kritik am Kapitalismus, 1993 die Moralenzyklika Veritatis Splendor, (Jesus Christus,) Glanz der Wahrheit, mit klaren konservativen Ansichten gegen theologische Strömungen, die die Morallehre der Kirche und den engen Zusammenhang zwischen Glaubens- und Morallehre in Frage stellen, 1995 Evangelium Vitae, Das Evangelium des Lebens, mit der erneuten Verurteilung jeglicher künstlicher Empfängnisverhütung sowie im Kapitel 56 der Kritik an der Verhängung der Todesstrafe, was Johannes Paul II. auch gerade gegenüber der nordamerikanischen Öffentlichkeit häufig wiederholt hat. 2003 folgte Ecclesia de Eucharistia, Die Kirche (lebt) aus der der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. mit der Bekräftigung des Verbotes, zusammen mit Christen anderer Konfessionen das Abendmahl zu feiern und der Erklärung, es sei Pflicht jedes Katholiken, abweichende Praxis sofort und direkt nach Vatikanstadt zu melden. Eine dem Vernehmen nach geplante Sozialenzyklika zur Nächstenliebe konnte er nicht mehr verfassen; aber immer wieder hat er deutlich gegen Reichtum und die Mächtigen Stellung genommen; sein Kampf gegen die Sirenengesänge des Marktes war oft grimmiger, als es der gegen den Kommunismus je war.

Johannes Paul II.' Wappen
Johannes Paul II.' Wappen

1994 lehnte Johannes Paul im apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis die Frauenordination für alle Zeiten ab. Auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo trat der Vatikan als einziger Staat gegen Geburtenkontrolle ein. 1999 wurde Abtreibung - selbst im Falle vorangegangener Vergewaltigung - verurteilt, nach langer Auseinandersetzung musste die deutsche katholische Kirche aus dem staatlich geförderten Beratungssystem für Schwangerschaftskonflikte aussteigen. Im Heiligen Jahr 2000 legte Johannes Paul ein Schuldbekenntnis für Verfehlungen der Kirchenmitglieder in der Geschichte ab. 2003 kritisierte er heftig die Pläne der USA zum Krieg gegen den Irak.

Johannes Paul II. sprach insgesamt 1268 Menschen selig und 483 heilig - das sind mehr Kanonisierungen als in den fast 400 Jahren seit 1588, der Einführung des heute gültigen Verfahrens. 1992 erregte die schnelle Seligsprechung von Josemaria Escrivá de Balaguer, dem Gründer des Opus Dei, Aufsehen und erntete heftige Kritik. Mit der gleichzeitigen Seligsprechung der Päpste Johannes XXIII. und Pius IX. machte er im Jahr 2000 unmissverständlich klar, dass für ihn die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils nur auf der Grundlage der Entscheidungen des 1. Vatikanischen Konzils interpretiert werden dürfen, darunter vor allem auch dessen Aussagen über die Unfehlbarkeit des Papstes.

Seit 2002 verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Johannes Paul II. sichtlich, er stellte aber wiederholt klar, dass er auch im Leiden an seiner Aufgabe festhalte, um damit ein Zeichen zu setzen, und dass ein Amtsverzicht - wie es ihn nur einmal in der Geschichte der Päpste gab durch Papst Cölestin V. - für ihn nicht in Frage komme. Er starb im Apostlischen Palast sechs Tage nach dem Osterfest, an dem er den traditionallen Segen nur noch stumm hatte erteilen können, an mehrfachem Organversagen; nach Angaben von KurienAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan.kardinal Javier Lozano Barragán, dem Gesundheitsminister des Vatikan, hatte er lebensverlängernde Maßnahmen abgelehnt.

Johannes Paul II.' Grab, seit der Seligsprechung 2011 in der Sebastian geweihten Kapelle im Petersdom
Johannes Paul II.' Grab, seit der Seligsprechung 2011 in der Sebastian geweihten Kapelle im Petersdom

Johannes Paul wurde weltweit - auch von Angehörigen anderer Religionen und Konfessionen - als Jahrhundertpapst, Friedensapostel und glaubwürdiger Zeuge des Evangeliums gewürdigt. Mit 26 Amtsjahren hat er länger regiert als alle seine Vorgänger mit Ausnahme von Pius IX. - länger auch als Petrus, dem in den traditionellen Listen 25 Amtsjahre zugeschrieben werden. Gewiss war er ein ganz großer Mensch: nicht weil er sich dazu gemacht hat, sondern weil er demütig war.

Wie ein Vermächtnis liest sich Johannes Pauls Botschaft an den Weltjugendtag in Köln, an dem er im August 2005 teilnehmen wollte - zur Jugend hatte er immer einen besonderen Draht und sie zu ihm: Stark ist der Drang, an falsche Mythen des Erfolgs und der Macht zu glauben; es ist gefährlich, verschwommenen Auffassungen des Heiligen anzuhängen, die Gott unter der Gestalt der kosmischen Energie darstellen, oder in anderen Formen, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen.

Das Geburtshaus von Johenes Paul II. in Wadowice wurde schon ein paar Jahre nach seiner Wahl zum Papst als Museum ausgebaut.

Bild von Johannes Paul II. bei der Seligsprechung auf dem Petersplatz in Rom
Bild von Johannes Paul II. bei der Seligsprechung auf dem Petersplatz in Rom

Kanonisation: Santo subito, Heiligsprechung sofort, forderten viele Teilnehmer bei der Bestattung von Johannes Paul II. am 8. April 2005. Am 13. Mai, genau fünf Wochen danach, hat sein Nachfolger, Papst Benedikt XVI., die Einleitung des Verfahrens zur Seligsprechung bekannt gegeben. Eigentlich darf ein Seligsprechungsverfahren erst fünf Jahre nach dem Tod des Betreffenden eingeleitet werden; Johannes Paul II. hatte aber diese Bestimmung auch schon bei der Seligsprechung von Mutter Teresa übergangen. Nach dem schnellsten Verfahren der jüngeren Kirchengeschichte 1 wurde Johannes Paul II. am 1. Mai 2011 bei einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz in Rom durch seinen Nachfolger, Papst Benedikt XVI., seliggesprochen und anschließend im Petersdom in die Kapelle von Sebastian umgebettet. Voraussetzung hierfür war die Anerkennung der Wunderheilung an der Nonne Marie Simon-Pierre aus Frankreich, die - wie Johannes Paul II. in den letzten Jahren seines Lebens - an Parkinson litt.
Am 27. April 2014 erfolgte die Heiligsprechung 2 durch Papst Franziskus auf dem Petersplatz vor rund einer Million Menschen und in Anwesenheit des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zusammen mit der von Papst Johannes XXIII., nachdem als Wunder anerkannt wurde, dass Floribeth Mora Díaz aus Costa Rica am Tag der Seligsprechung von einem Aneurysma im Gehirn geheilt wurde.
Patron der slowakischen Bergretter

1 Die durch Johannes Paul erfolgte, bis dahin kurzfristigste Seligsprechung von „Mutter” Teresa war 5 Jahre, 1 Monat und 14 Tage nach ihrem Tod erfolgt, die von Johannes Paul erfolgte schon nach 5 Jahre und 30 Tage nach seinem Ableben.

2 Auch die Heiligsprechung von Johannes Paul nach nur knapp 9 Jahren war damit die schnellste seit Einführung des geordneten Verfahrens.

Worte des Heiligen

Johannes Paul II. besaß bis zuletzt ein besonderes Charisma für Jugendliche. Zum Internationalen Jahr der Jugend wandte er sich am 31. März 1985 an die Jugendlichen in der Welt. Er bezeichnet sie als Hoffnung der Kirche. Nachdem er auf die vielfältigen Probleme der Welt, etwa auf Hunger, Flüchtlingsströme, Verletzung der Menschenrechte, Konzentrationslager, Terrorismus, Tötung und Folterung so vieler Menschen, hingewiesen und die Frage gestellt hatte, wie es dazu kommen konnte, fährt er fort:
Ihr Jugendlichen könnt alles das fragen, ja mehr noch, ihr müsst es! Es handelt sich nämlich um die Welt, in der ihr heute lebt und in der ihr morgen leben müsst. …
Christus antwortet, wie er schon den Jugendlichen der ersten Generation der Kirche mit den Worten des Apostels geantwortet hat: Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, dass ihr den Bösen besiegt habt. Ich schreibe euch, ihr Kinder, dass ihr den Vater erkannt habt … Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, dass ihr stark seid und dass das Wort Gottes in euch bleibt. (1. Johannesbrief 2, 13 f) …
Es brennt in euch, in euren jungen Herzen, der Wunsch nach echter Brüderlichkeit unter allen Menschen, ohne Spaltungen, Gegensätze und Diskriminierungen. … Ist dieser Wunsch nach Brüderlichkeit - der Mensch ist der Nächste des anderen Menschen! der Mensch ist Bruder für den anderen Menschen! - nicht vielleicht ein Zeugnis dafür, dass ihr den Vater erkannt habt …? Denn Brüder gibt es nur dort, wo es einen Vater gibt. Und nur dort, wo der Vater ist, sind Menschen Brüder.
Wenn ihr also in euch den Wunsch nach Brüderlichkeit tragt, dann bedeutet dies, dass das Wort Gottes in euch wohnt. Es wohnt in euch jene Lehre, die Christus gebracht hat und die, die im Evangelium Christi enthalten ist und im Gebet des Vater unser zusammengefasst wird. In der Tat, … wenn ihr den Vater erkannt habt, seid ihr stark mit der Kraft menschlicher Brüderlichkeit.
Ihr seid auch stark für den Kampf: nicht für den Kampf gegen den Menschen im Namen irgendeiner Ideologie oder Praxis, die sich von den Wurzeln des Evangeliums entfernt hat, sondern stark für den Kampf gegen das Böse, gegen das wahre Übel: gegen alles, was Gott beleidigt, gegen jede Ungerechtigkeit und jede Ausbeutung, gegen jede Falschheit und Lüge. …
Der Apostel schreibt: Ihr habt den Bösen besiegt! So ist es. Man muss stets zu den Wurzeln des Bösen und der Sünde in der Geschichte der Menschheit und des Universums vordringen, so wie Christus zu ihnen vorgedrungen ist in seinem österlichen Geheimnis von Kreuz und Auferstehung. …
Der Apostel sagt: Jugendliche, ihr seid stark: Es kommt nur darauf an, dass das Wort Gottes in euch wohnt. Ihr seid also stark: Ihr könnt so zu den verborgenen Mechanismen des Bösen, zu seinen Wurzeln vordringen; so werdet ihr allmählich die Welt erfolgreich verändern, sie verwandeln, sie menschlicher und brüderlicher machen - und sie zugleich näher zu Gott führen. Man kann nämlich nicht die Welt von Gott loslösen und sie zu Gott in Gegensatz bringen; noch kann man den Menschen von Gott loslösen und ihn zu Gott in Gegensatz bringen. Dies ist gegen die Natur der Welt und gegen die Natur des Menschen - gegen die innere Wahrheit, die die ganze Wirklichkeit bestimmt! Wahrhaftig, das Herz des Menschen ist unruhig, bis es ruht in Gott. Diese Worte des großen Augustinus verlieren nie ihre Aktualität.

Quelle: Johannes Paul II.: An die Jugendlichen in der Welt - Zum internationalen Jahr der Jugend, am 31. März 1985

Über die richtige Auslegung der Lehre vom Glück:
Der Mensch ist nicht in der Lage, das Glück nicht zu wollen. Er will es also stets und in allem, obwohl er das Objekt seiner Wünsche nicht immer beim Namen nennt. Außerdem könnte es eben deshalb scheinen, als ob der Mensch nicht das Glück selbst wolle, sondern nur all die verschiedenen Werte erstrebe, mit denen er sich in seinem Handeln beschäftigt, weil er das Glück in allem und durch alles begehrt. …
Das Glück aber ist kein Weg, sondern das Ziel aller Wege des Menschen.
Also fällt es nicht schwer zuzustimmen, dass die Ethik dem Menschen mittelbar den Weg zum Glück weist. So begriff Aristoteles ihre Rolle und so begreift sie auch das Evangelium. Doch gerade in diesem Punkt könnte der Vorwurf der Eigennützigkeit wieder auftauchen oder besser gesagt, der Vorwurf der Heteronomie [dass die Ethik fremdbestimmt ist, nämlich vom Ziel, glücklich zu werden]. Einen solchen Vorwurf erhob Kant, zwar galt er nicht der christlichen Ethik, doch wird er gern auch gegen diese verwendet. Man wirft ihr vor, das Motiv des Glücks würde darin das eigentlich moralisch Gute verdecken. Man muss zugeben, dass dieser Vorwurf dicht am Anwurf der Eigennützigkeit steht, wenn er nicht sogar damit identisch ist.
Und doch schwingt am stärksten im Evangelium die Weisung zur Vollkommenheit: Seid ihr also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. (Matthäusevangelium 5, 48). Deutlich ist darin nicht nur eine lose Weisung enthalten, sondern ein ganzes geordnetes Programm für die Vervollkommnung des Menschen.
Bestimmte Stufen der moralischen Vollkommenheit sind objektiv notwendig - diese befiehlt das Evangelium. Andere sind möglich, sie bleiben der freien Wahl des Menschen überlassen - in diesen Fällen enthält das Evangelium nur eine Empfehlung.
Die Vollkommenheit ist also nicht heteronom, sie beraubt den Menschen nicht dessen, was er ist und sein sollte. Im Gegenteil, sie liegt im Wesen dessen. Die Vollkommenheit ist immer humanistisch, innerlich, menschlich.
Das Glück aber, von dem das Evangelium häufig spricht, erreicht man durch die Vollkommenheit. Man erkauft es jedoch nicht um den Preis der Vollkommenheit, sondern man reift zu ihm heran, indem man sich vervollkommnet, indem man ein immer besserer, vollständigerer Mensch wird. Das Glück ist eigentlich bereits bei diesem Werden vorhanden - in Übereinstimmung mit der Annahme des Aristoteles. Das Evangelium geht aber viel weiter als Aristoteles, denn der Mensch reift nicht nur zur ganzen Fülle des Menschseins heran, sondern er reift zu Gott. Diese beiden Arten des Reifens und auch des Reifseins verlaufen zusammen, sie finden gleichzeitig statt, obwohl man aus der Offenbarung weiß, dass das Heranreifen des Menschen zu Gott seine Wurzel und seinen Anfang in dem übernatürlichen Keim des menschlichen Seins hat - in der Gnade. Ohne diese würde die Kraft des Menschen nicht ausreichen, er könnte nicht Dem gewissermaßen gleich werden, zu Dem er heranreifen soll, indem er gleichzeitig zur ganzen Fülle des eigenen Menschseins heranreift.

Quelle: Johannes Paul II.: Sehnsucht nach Glück: Ein spiritueller Weg, 2. Aufl.. Herder, Freiburg 2003

Zitate von Johannes Paul II.:

Die Arbeit ist für die Menschen da, nicht der Mensch für die Arbeit.
Der Mensch muss Vorrang vor dem Kapital haben.
Das Evangelium verspricht niemanden ein bequemes Leben. Es stellt Ansprüche.
Kein Mensch kann wie Kain behaupten, für das Schicksal seines Bruders nicht verantwortlich zu sein.
Freiheit besteht nicht darin, dass man tun kann, was man will. Sie gibt einem nur das Recht zu tun, was man tun sollte.
Man kann nicht nur auf Probe leben, man kann nicht nur auf Probe sterben, man kann nicht nur auf Probe lieben, nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen.
Krieg ist niemals ein unabwendbares Schicksal. Krieg bedeutet immer eine Niederlage für die Menschheit.
Nach 400 Jahren der Spaltung [durch die Reformation] ist Zeit nötig für den Prozess der Versöhnung. Nicht alles kann sofort getan werden, aber wir müssen tun, was wir heute tun können, in der Hoffnung auf das, was morgen möglich sein wird.
Israel ist das Volk Gottes, es ist der Ausdruck der Gemeinschaft Gottes mit den Menschen, es ist das auserwählte Volk. Dies ist nicht eine natürliche Tatsache oder eine kulturelle, es ist ein übernatürliches Faktum.
Die Zukunft hängt an der Liebe.
Wenn du einsam bist, suche jemanden, der noch einsamer ist. Ihr werdet einander trösten, miteinander aufbrechen und die Welt verändern.
Gott sagt Du zu uns. Wir finden ihn nur, wenn auch wir zu ihm Du sagen.
Kind Gottes sein heißt, dem Heiligen Geist Raum geben, sich von ihm führen lassen, offen bleiben für sein Wirken in der Geschichte und in der Weltgeschichte.
Das Alter bringt die Ernte ein, die Ernte aus dem Gelernten, aus dem Erlebten, die Ernte aus dem Geleisteten und Erreichten, die Ernte aus dem Erlittenen und Bestandenen.
In einer Welt, in der nichts mehr wirklich wichtig ist, in der man tun kann, was man will, besteht die Gefahr, dass Prinzipien, Wahrheiten und Werte, die in Jahrhunderten mühsam erworben wurden, auf die Müllhalde eines übertriebenen Liberalismus gekippt werden.

Quelle: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=1933_Johannes+Paul+II.

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Ausführliche Informationen über Johannes Paul II. und sein Wirken hält die Homepage des Vatikans in verschiedenen Sprachen bereit.

Alle Enzykliken von Papst Johannes Paul II. kann man in deutscher Übersetzzung lesen auf der Homepage des Vatikans.

viele Dokumente von Johannes Paul und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Der Petersdom - die Basilika Sancti Petri in Vaticano - in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr, mittwochs erst ab 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist wie in alle Kirchen Roms frei. Die Vatikanischen Grotten unter der Peterskirche mit dem Petrusgrab sind vom linken vorderen Vierungspfeiler des Petersdoms aus zugänglich und können von 8 Uhr bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Der Besuch der darunter liegenden Nekropole ist nur nach Anmeldung unter scavi@fsp.va und mit Führung möglich, diese kostet 13 €. Der Besuch des Museums in der Sakristei ist von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr möglich, der Eintritt beträgt 5 €; der Besuch des Daches des Petersdoms, von dem man auch die Kuppel besteigen kann, kostet 6 €, bei der Fahrt mit dem Aufzug 8 €. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.03.2024

Quellen:

• Deutsches Pfarrerblatt 6/2000
• http://www.zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=95853 nicht mehr erreichbar
• http://elf.scm-digital.net/show.sxp/8151_johannes_paul_ii._verweigerte_lebensverl_ngernde_ma_.html nicht mehr erreichbar
• Chronik-Kalender 2011, Harenberg, Dortmund 2010

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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