Sebastian
Gedenktag katholisch: 20. Januar
nicht gebotener Gedenktag
Hochfest in der Stadt Palma, nicht gebotener Gedenktag im übrigen Bistum Mallorca
Hochfest in der Stadt Ciudad Rodrigo, gebotener Gedenktag im übrigen Bistum Cuidad Rodrigo
Hochfest in der Stadt San Sebastián
gebotener Gedenktag in Malta, im Erzbistum Mailand und in der Stadt Huelva
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
gebotener Gedenktag im mozarabischen Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird.
Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten.
Ritus: 19. Januar
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Erscheinung in Frascati: 18. Juni
in Soissons: Übertragung der Gebeine: 15. Oktober, 9. Dezember
Gedenktag evangelisch: 20. Januar
Gedenktag orthodox: 24. Oktober, 18. Dezember
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 20. Januar
Name bedeutet: der Verehrungswürdige (griech. - latein.)
Sebastian war nach dem Zeugnis des Ambrosius Mailänder, möglicherweise aber auch in Narbonne geboren, so eine Legende im Umfeld des Sebastiangrabes an der Kirche San Sebastiano fuori le mura in Rom.
Die Legende schildert Sebastian - über den man nichts wusste, sondern nur sein Grab kannte - ausgehend von der
Bedeutung seines Namens: Demnach war er zur Zeit von Papst Gaius und der
Verfolgungen unter Kaiser Diokletian Hauptmann der
Prätorianergarde am kaiserlichen Hof. Er verheimlichte am Hof seinen christlichen Glauben, aber seine Stellung erlaubte ihm,
seinen christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen Roms beizustehen - so Marcus
und Marcellianus, Tiburtius und
den vier Gekrönten
Claudius,
Castorius, Nicostratus und
Symphorianus. Er sprach ihnen Mut zu, konnte auch immer weitere Römer
bekehren, wirkte Wunder, bekehrte auch römische Adlige und sorgte für die Bestattung der Märtyrer.
Dieser Legende nach ließ Kaiser Diokletian, als er von Sebastians Glauben erfuhr, diesen an einen Baum binden und von
numidischen Bogenschützen erschießen. Sebastian wurde für tot gehalten und am Hinrichtungsort liegen gelassen; aber er
war von den Pfeilen nicht getötet worden. Die Witwe des Märtyrers Castulus
namens Irene nahm sich seiner an und pflegte seine Wunden. Als er sich
wieder erholt hatte, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich entgegen, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seiner
Verfolgungen vorzuhalten. Diokletian ließ Sebastian daraufhin im Hippodrom auf dem Palatin, dem
Stadion des Palastes Domus Augustana
in
Rom, zu Tode peitschen.
Sebastians Leichnam wurde in die am Stadion
des Palastes vorbeiführene Cloaca maxima
, den größten Abwasserkanal
, geworfen, der vom Palatin zum Tiber führte.
Sebastian erschien dann der Christin Lucina im Traum und wies ihr den Ort;
sie holte den Leichnam heraus und bestattete ihn im Coemeterium ad Catacumbas
an der Via Appia - heute die
Katakomben des Sebastian - wo eine Zeit lang
auch Petrus und Paulus verehrt wurden.
Das Martyrium von Sebastian in Rom wurde erstmals 354 bezeugt.
Im 4. Jahrhundert wurde bei diesem Friedhof die Apostelkirche errichtet, diese gehörte zu den sieben frühchristlichen
Pilgerkirchen Roms. Anfang des 5. Jahrhunderts wurde diese Grabstätte so umgebaut, dass die vielen Pilger besseren Zugang
bekamen. Im 9. Jahrhundert wurde die Apostelkirche in
San Sebastiano fuori le mura oder auch ad
Catacumbas
umbenannt.
Die Leidensgeschichte Sebastians hat den Charakter eines epischen Romans, nur geringen historischen Wert und fasst verschiedene römische Märtyrergeschichten in einer Handlung zusammen. Gelegentlich wird sie Ambrosius zugeschrieben, tatsächlich entstand sie wohl Mitte des 5. Jahrhunderts.
Sebastians Verehrung findet sich im 6. Jahrhundert in Ravenna mit Mosaiken, in Spanien und Nordafrika. Eine Pestepidemie sei in Pavia im Jahr 680 erloschen, nachdem man seine Reliquien hierher brachte und durch die Straßen trug. 836 wurden Reliquien ins damalige Kloster Saint-Médard in Soissons - der traditionellen Hauptstadt der französischen Könige - gebracht, heute liegen sie in der dortigen Kathedrale. Papst Gregor IV. errichtete um 840 ein Oratorium mit Sebastians-Reliquien nahe der Peterskirche in Rom, Papst Leo IV. ließ wenig später Reliquien in die Kirche der Santi Quattro Coronati bringen. Ein Reliquiar ist heute in der vatikanischen Bibliothek, ein weiteres im Dom in Aversa bei Caserta.
Eine Armreliquie kam 1250 ins damalige Franziskanerkloster in Haguenau, weitere sollen in der Kirche des ehemaligen Klosters in Andlau im Elsass, in St. Sebastian in Ebersberg bei München sowie an anderen Orten Italiens und Europas sein. 1464 erhielt das Kloster Bebenhausen in Württemberg von Papst Pius II. einen - tatsächlich ins Spätmittelalter zu datierenden - Pfeil, der schnell als Sebastians-Pfeil verehrt wurde; er kam im 17. Jahrhundert in die Martinskirche nach Hirrlingen bei Tübingen. Eine Reliquie gab es auch in der Stephanus-Kirche in Beckum bei Münster in Westfalen.
Sebastianspfeile
trug man früher als Schutz gegen die Pest - die anfliegende Krankheit
, die der Volksmeinung
zufolge von Dämonen durch geheimnisvolle Pfeile hervorgerufen wurde. Das erste Martyrium des heiligen Sebastian wurde zum
beliebten Thema in der Kunst der Renaissance, der unbekleidet am Baum stehende Märtyrer beliebtes Thema der Aktmalerei.
Heute findet er das Interesse von Homosexuellen und er gilt ihnen als Patron gegen Aids
. Seit dem Mittelalter ist das
Trinken des ersten neuen Weines an diesem Tag üblich, dieser Wein wird als Sebastians-Pfeil
bezeichnet.
Sein Aussehen nach der Marter mit so vielen Pfeilen machte Sebastian zum Patron der Bürstenmacher. Die
Sebastianikälte
bezeichnet traditionell die Zeit vom 16. bis 26. Januar, in der in Mitteleuropa meist
niederschlagsarmes, frostiges Hochdruckwetter mit den niedrigsten Temperaturen des Jahres vorherrscht. Weil am Sebastianstag
der Saft in den Bäumen zu steigen beginnt, durften nach dem Sebastianstag, an dem die jungen Burschen sich Weidenpfeifchen
fertigten, keine Bäume mehr gefällt werden.
An der Stelle des angeblichen Geburtshauses in Narbonne wurde 1451 eine Kirche errichtet, die Sitz des Domkapitels wurde und 1620 Karmeliterkloster; dieses wurde in der Französischen Revolution 1794 aufgelöst, es ist seit 1986 Seniorenresidenz, die Kirche Pfarrkirche.
Während einer Pestepidemie entstand 1541 in
Rheinfelden in der Schweiz die bis heute aktive
Sebastiani-Bruderschaft. In den Pfeilen seines Martyriums sah man ansteckende Krankheiten, welche plötzlich und unerwartet
auftraten wie der schwarze Tod
, so entstanden die Sebastian-Patronate auch in
Haslach im Kinzigtal,
Dürrwangen bei Ansbach, in Landshut mit der
Kirche St. Sebastian und der
Sebastiani-Bruderschaft, in Landsberg am Lech und
Aichach bei Augsburg. In Haslach steht der
Sebastiansbrunnen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
auf dem Marktplatz, in diesem hängt eine dem Stadtpatron geweihte Glocke.
In San Sebastián im Norden Spaniens wird
der Festtag des Stadtpatrons mit der Tamborrada
, einem großen Festumzug, begangen. In
San Sebastián auf Gomera feiert man den Tag
mit einem rituellen Bad im Meer, an dem auch Tiere teilnehmen. In
Palma di Mallorca ist Sebastians Gedenktag
lokaler Feiertag, er wird über mehrere Tage hinweg gefeiert; beim Feuerlauf correfoc
ziehen Funken sprühende Bestien
und Teufel durch die Innenstadt.
Wie ein Liegender so steht er; ganz
hingehalten von dem großen Willen.
Weitentrückt wie Mütter, wenn sie stillen,
und in sich gebunden wie ein Kranz.
Und die Pfeile kommen: jetzt und jetzt
und als sprängen sie aus seinen Lenden,
eisern bebend mit den freien Enden.
Doch er lächelt dunkel, unverletzt.
Einmal nur wird seine Trauer groß,
und die Augen liegen schmerzlich bloß,
bis sie etwas leugnen, wie Geringes,
und als liessen sie verächtlich los
die Vernichter eines schönen Dinges.
Rainer Maria Rilke: Neue Gedichte
verfasst im Winter 1905/06, während er beim Bildhauer Auguste Rodin in Meudon bei Paris weilte
Attribute:
Pfeil, der seine Brust durchbohrt; an Baumstamm gebunden
Patron
von Aichach bei Augsburg,
Beckum im Münsterland,
Dürrwangen bei Ansbach,
Haslach im Kinzigtal,
Herzogenaurach,
Landshut,
Landsberg am Lech,
Selm in Westfalen und
Stein am Kocher
Acireale bei Catania auf Sizilien und
Gallipoli in Apulien,
San Sebastián im Norden Spaniens,
San Sebastián auf Gomera,
Palma di Mallorca,
Ciudad Rodrigo bei Salamanca und 69 weiteren Orten
in Spanien, davon 28 in Andalusien; der Brunnen; der Sterbenden,
Bogen- und Armbrust- Schützen, Schützengilden, Soldaten, Kriegsinvaliden, Büchsenmacher, Eisengießer, Zinngießer, Steinmetze,
Gärtner, Waldarbeiter, Gerber, Töpfer, Bürstenbinder und Leichenträger; gegen Pest und Seuchen, Geschwüre, Infektionen,
Wunden, kranke Kinder; modern bei Homosexuellen: gegen Aids
Bauernregeln:
Haben Fabian und Sebastian nach Kälte Verlangen, / musst du um deinen Vorrat
an Brennholz bangen.
Schütten Fabian und Sebastian viel Schnee auf’s Dach, / wird vor
Matthias der Frühling nicht wach.
Können Fabian und Sebastian Schneemänner bau’n, / türmt sich der Schnee bald
mannshoch am Zaun.
Verschließt tiefer Schnee zu Sebastian die Saaten, / wird unser täglich Brot gut geraten.
An Fabian und Sebastian / fängt Baum und Tag zu wachsen an.
An Fabian und Sebastian / soll der Saft in die Bäume gahn.
Fabian, Sebastian, / da steigt der Saft den Baum hinan.
An Fabian und Sebastian / fängt der rechte Winter an.
Sonnenschein um Fabian und Sebastian, / lässt den Tieren das Futter
ausgah'n.
Ist es um Fabian und Sebastian schon warm, / wird das Jahr meist futterarm.
Um Fabian und Sebastian, / da nimmt auch der Tauber die Taube an.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Eine große Fülle von Gemälden,
Skulpturen und anderen Darstellungen von Sebastian gibt es auf der Webseite
The Iconography of Saint Sebastian
, dazu auch
eine ausgewählte Bibliografie.
Ein 25-minütiges Laien-Theaterstück über den heiligen Sebastian hat die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Winnekendonk am 27. Juni 2009 in Reichswalde vorgeführt.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das Ausgrabungsgelände, das seinen Namen
nach dem Forum Romanum hat, kann täglich ab
8.30 Uhr besucht werden, die Schließung erfolgt von April bis September um 19 Uhr, sonst früher je nach Einbruch der
Dunkelheit; der Eintritt beträgt - einschließlich Besuch des
Kolosseums - 12 € und kann teilweise nur mit
Bank- oder Kreditkarte bezahlt werden. (2017)
Die Katakomben des Sebastian in Rom sind täglich
außer sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung im Rahmen von Führungen in verschiedenen Sprachen geöffnet, der Eintritt
beträgt 8 €. (2017)
Die Krypta des ehemaligen Klosters Saint-Médard
in Soissons kann im Sommer im Rahmen von Führungen besichtigt werden nach Voranmeldung unter Tel. 03 23 93 30 56, die Gebühr
beträgt 5 €. (2022)
Die Kirche Santi Quattro Coronati in Rom ist
täglich von 6.30 Uhr bis 12.45 Uhr und von 15.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet; für den Kreuzgang beträgt der Eintritt 2 €. (2017)
Die Kathedrale in Palma de Mallorca ist täglich
außer sonntags von 10 Uhr bis 20 Uhr, von Oktober bis März nur bis 18 Uhr und nur dienstags bis samstags, zur Besichtigung
geöffnet, der Eintritt beträgt 7 €. (2016)
Web 3.0 - Leserkommentare:
Der heilige Sebastian – eine Fiktion ?
Nur wenige Heilige sind in der Kunst so oft dargestellt wie der Märtyrer
Sebastian. Der nackt an
einen Baumstamm stehende, von Pfeilen durchbohrte junge Mann, über dessen Leben kaum etwas bekannt ist, stellt das Thema
von Mosaiken, Glasfenstern, Gemälden, Holzschnitten und Altarfiguren. Mit den nachfolgenden Ausführungen wird versucht,
etwas Licht in das Dunkel der Legende zu bringen.
Zunächst ist der Ort seiner Geburt von Interesse. In der einschlägigen Literatur werden zwei mögliche Städte genannt. Narbo Martius, die Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonensis – das heutige Narbonne –, eine der wichtigsten Städte im südlichen Gallien, und Mediolanum - die heutige Stadt Mailand -, die 286 unter Kaiser Diokletian zur Hauptstadt der Weströmischen Reichshälfte wurde. Das heutige Mailand nannte der Kirchenlehrer, Bischof und Politiker Ambrosius von Mailand, der Wegbereiter und Förderer der Märtyrerverehrung.
Sebastian soll, so einige Erzählungen, seine Jugendjahre in
Mailand verbracht haben und – kaum erwachsen –
beim Militär eingetreten sein. Er muss in der Hierarchie des Militärs rasch aufgestiegen sein, denn es wird angegeben, er
sei zur Zeit des Papstes Gaius bzw. zum Zeitpunkt der Konfrontation mit
der Obrigkeit Hauptmann (Centurio) der Prätorianergarde am Hof des Kaisers Diokletian gewesen. Manche Legendenschreiber
sahen in Sebastian sogar den Befehlshaber der Leibgarde von Kaiser Diokletian. Hier sind Zweifel berechtigt.
Diokletian, zuvor Kommandeur dieser Garde, schränkte den Status der Prätorianer nach seinem Herrschaftsbeginn als
Kaiser ein; sie waren fortan nicht mehr Teil des Palastes, zumal Diokletian nicht mehr in Italien, sondern vornehmlich
in Nikomedia - dem heutigen Ízmit - residierte,
etwa 100 Kilometer von Byzanz - dem heutigen
Ístanbul entfernt. Auch die drei Mitkaiser
Diokletians residierten nicht in Rom. Ein neues
Korps, die Jovianer und Herkulianer, ersetzte die Prätorianer als Leibwache der Kaiser, eine Praxis, die während der
Tetrarchie auch gut funktionierte. Dazu ließ Diokletian zwei vertrauenswürdige Legionen aus
Illyricum zum persönlichen Schutz der Kaiser ausheben.
Der bzw. die Verfasser der Sebastian-Legende sind offensichtlich der Meinung gewesen, Diokletian habe seine Residenz in Rom gehabt, weil berichtet wird, Sebastian habe die Möglichkeit gehabt, seine in Rom inhaftierten Glaubensgenossen in den Gefängnissen in Rom zu besuchen und ihnen Mut zuzusprechen. Auffällig dabei ist, dass Sebastian Gefangene in Rom - lange vor der diokletianischen Christenverfolgung - besucht haben soll, die möglicherweise 16 Jahre nach seinem Tod in Sirmium - dem heutigen Sremska Mitrovica - umgekommen sind.
In einer vom Ökumenischen Heiligenlexikon unabhängigen Schilderung heißt es, Sebastian sei Soldat im Heer des Kaisers Marcus Aurelius Carinus gewesen und sein Plan sei es gewesen, inmitten von Heiden und Christenverfolgern denen zu helfen, die an Christus glaubten. Auch der Verfasser dieser Schilderung ging von einem Romaufenthalt des nachfolgenden Kaisers – Diokletian - und des Soldaten Sebastian aus.
Im Jahr 288 - in einer der Heiligenlegenden steht sogar der Tag: 20. Januar, in einer anderen werden
der 19. oder 20. Juni genannt - soll Sebastian als Märtyrer gestorben sein. Die Schuld oder die Verantwortung dafür wird
dem Kaiser Diokletian zugeschrieben, der Sebastian, den er sehr schätzte
– je nach Bericht – an einen Baum oder
Pfahl binden und von numidischen Bogenschützen erschießen ließ. Der christliche Held starb aber noch nicht, und so konnte
die junge Witwe Irene den für tot gehaltenen Soldaten zu sich nehmen und
gesund pflegen.
Da berichtet wird, Sebastian habe zu Lebzeiten Wunder gewirkt, darf man mit Fug und Recht behaupten, hier liegt ein Wunder vor. Es ist nur schwer zu glauben, dass es den gefürchteten Bogenschützen nicht gelungen sein soll, den jungen Christen zu töten.
Da Sebastian möglicherweise im Januar 288 wieder gesund war, muss das Schützenfest
etwa im Herbst
287 gewesen sein. Während zu Sebastian nur Spekulationen angestellt werden können, ist ziemlich klar, was Diokletian zu
dieser Zeit gemacht hat. Diese Jahre wurden von zahlreichen Abwehrkämpfen dominiert, die das ganze Geschick des Kaisers
verlangten. Zuerst errang er in Moesien - etwa dem heutigen Serbien - und Pannonien
um 286 den Titel Germanicus Maximus. Anschließend konnten in den Jahren 289 und 292 Siege gegen die Sarmaten und 290 gegen
die Sarazenen, einem arabischen Beduinenstamm, gefeiert werden. Allein an der Donau waren fünf Sommerfeldzüge über die
Bühne gegangen. Das Jahr 287 widmete er ganz der Ostgrenze, wo er vor den Persern einen demonstrativen Truppenaufmarsch
vollziehen ließ. Ein Jahr darauf – 288 - stieß er gemeinsam mit seinem Mitkaiser Maximian nach Germanien vor, Diokletian
von der Donau her, Maximian vom Rhein.
Dem in der von Diokletian eingeführten Tetrarchie gegebenen neuen Herrschaftsverständnis entsprechend wurde die Verehrung der alten Götter forciert. In den Jahren 297/298 mussten alle Beamten und Soldaten den alten Göttern opfern. Jene, die sich weigerten, wurden entlassen. Damit hatte sich die Sache vorerst für die nächsten sechs Jahre erledigt. 297 begann Diokletian auch die Manichäer zu bekämpfen. Die echte Verfolgung der Christen begann am 23. Februar 303 und am 20. November dieses Jahrs traf Diokletian zum ersten Mal in Rom ein, das er am 20. Dezember 303 wieder verließ.
Der Legende um Sebastian ist ein anderer Verlauf der Geschichte zu entnehmen. Als er sich wieder erholt hatte - so wird erklärt -, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich entgegen, um ihm die Sinnlosigkeit seiner grausamen Verfolgungen vorzuhalten. Diokletian ließ ihn daraufhin zu Tode peitschen oder – wie auch behauptet wird – mit Stöcken bzw. Knüppeln zu Tode prügeln. War man sich über die Art der Strafe nicht im Klaren, so ist auch die Hinrichtungsstätte umstritten. Einerseits wird berichtet, die Hinrichtung sei im Stadion des Domus Augustana auf dem Palatin erfolgt, andererseits heißt es, sie sei im Circus Maximus vorgenommen worden. In beiden Fällen wurde der Leichnam des Hingerichteten in die Cloaca Maxima geworfen.
Beim erstgenannten Ort handelt es sich um den Wohnpalast des Kaisers Domitian:
Domus Augustiana. Direkt an den Regierungspalast
Domitians, die Domus Flavia, schließt der Wohnpalast an, für den die Schreibweisen Augustana
und Augustiana
gebräuchlich sind. Die Schreibweise mit i
ist besser, weil das Wort in dieser Fassung kaiserlich
bedeutet,
was ja auch gemeint ist. Dann wird die Bezeichnung Domus Augustiana
in zweierlei Hinsicht verwendet. Im weiteren
Sinn umfasst sie alles, was auf dem Palatin zu finden ist: den Regierungspalast Domitians und das, was in ihm an
Untergeschossen aus früherer Zeit ausgegraben wurde, weiters den Wohnpalast, das
Hippodrom
und die Bauten des Septimius
Severus. Im engeren Sinn gilt die Bezeichnung für den kaiserlichen Wohnpalast. In enger Verbindung zum Wohnpalast stand
der hippodromus Palatii, eine langgestreckte Fläche – im Norden geradlinig, im Süden exedraförmig abgeschlossen – die von
einem zweigeschossigen Portikus allseitig gerahmt ist. Es handelte sich um einen Garten, den man wegen seiner Form als
Hippodrom bezeichnet hat. Hippodromus war eine im antiken Rom übliche Bezeichnung für eine bestimmte Gartenform, während
man die Pferderennbahn dort meist Circus nannte.
Offensichtlich glaubte man im 10. Jahrhundert an Sebastians Hinrichtung an diesem Ort, weil an der Stelle, an der Kaiser Elagabal (Marcus Aurelius Antoninus) einst einen Tempel für den Sonnengott, den er zum Reichsgott des Römischen Imperiums machen wollte, errichten ließ, die Kirche San Sebastiano al Palatino erbaut wurde, die 1624, auf Veranlassung von Papst Urban VIII., ihre heutige Gestalt erhielt.
Beim zweitgenannten Hinrichtungsor handelt es sich um die Veranstaltungsstätte für Wagenrennen: den Circus Maximus. Dieser Circus (heute Parco di Circo Massimo) lag in der Senke zwischen Palatin und Aventin. In baulicher Hinsicht gehörte er noch zum Palatin, denn er schloss an diesen an und ermöglichte es den Kaisern, von einer an den Südhang angebaute Loge aus an den Rennen teilzunehmen. In keiner Beschreibung dieses Circuses ist ein Hinweis auf eine Hinrichtung zu finden.
Die Cloaca Maxima führte nicht am Domus Augustiana vorbei, sondern durchquerte das Forum Romanum, das in seinen Anfängen ein sumpfiges, feuchtes Tal zwischen den Hügeln war, in dem man viele Tote bestattete. Inmitten der Anhöhen hatte es eine zentrale Lage, und als diese besiedelt waren, wurde es zum natürlichen Mittelpunkt der Stadt. Ehe man jedoch mit dem Bau größerer Anlagen begann, musste man das Gebiet entwässern. Es gab bereits einen natürlichen Wasserlauf, der das Forum von Nordosten nach Südwesten durchquerte und die Wasser von den Hügeln des Esquelins, Quirinals und Viminals in den Tiber leitete. Unter Tarquinius Priscus - also um 600 v. Chr. - wurde, wie Livius berichtet, die Cloaca Maxima gebaut, durch welche man den natürlichen Abfluss kanalisierte. Der kleine Kanal wurde dann im 2. Jahrhundert v. Chr. überwölbt und teilweise überbaut. Das Entwässerungswerk bekam eine besondere Weihe durch ein Heiligtum, das man seine Schutzherrin, der Venus Cloacina, dort anlegte, wo die Cloaca Maxima vom Nordosten her in das Forum eintrat. Leichen in den Abwasserkanal zu werfen, war sicher nicht sehr sinnvoll, bekannt ist, dass diese gleich in den Tiber geworfen wurden.
Sebastians Leichnam wurde – je nach Legendenfassung – von der Christin
Lucina Anicia, der Sebastian im Traum erschienen ist, oder von namentlich
nicht genannten Christen geborgen. Bestattet wurde er
ad catacumbas an der Via Appia Antica. Ad
Catacumbas ist der römische Flurnamen für einen an der Via Appia Antica gelegenen Tuff-Steinbruch, von dem der Begriff
Katakombe
für den zur Bestattung von Toten dienenden Gewölbekomplex abgeleitet ist.
Da Gräber nicht innerhalb des Pomeriums, der sakralen Stadtgrenze, liegen durften, wurden sie an den großen Ausfahrtsstraßen angelegt. Die ältesten Katakomben vor den Toren Roms sind vorchristlichen Ursprungs. So sind z. B. noch jüdische Katakomben (Catacombe Ebraiche) erhalten, z. B. die Katakomben Vigna Randanini an der Via Appia Antica. Die Christen übernahmen den Brauch, ihre Toten in Katakomben zu bestatten im 2. Jahrhundert, und bis zum 5. Jahrhundert wurden die Katakomben – neue und bestehende - von ihnen erheblich ausgebaut.
Die in einigen Details voneinander abweichenden Legenden, die sich um die Person des Märtyrers Sebastian ranken, sind nette Erzählungen, ohne historischen Wert. Der Heilige, dem sicher noch viel Verehrung entgegengebracht werden wird, ist und bleibt aber eine Fiktion.
Prof. Helmut Bouzek über E-Mail, 8. April 2018
Nach einem Museumsbesuch in der Alten
Pinakothek in München und der inhaltlichen Beschäftigung mit dem Bild Das Martyrium des Sebastian
wollte ich noch
weitere Informationen zu diesem besonderen Heiligen finden. Das Besondere an der Darstellung van Dyks ist, dass Sebastian
vor der geplanten Hinrichtung gezeigt wird und in seiner Haltung und seinem Gesichtsausdruck bereits die Unverletzbarkeit
und die Kraft des Glaubens zu erkennen ist.
Aufgestoßen ist mir folgende Textstelle auf Ihrem Portal dazu und besonders das Wort deshalb
:
Das erste Martyrium des heiligen Sebastian wurde zum beliebten Thema in der Kunst der Renaissance, der unbekleidet am
Baum stehende Märtyrer beliebtes Thema der Aktmalerei; heute findet er deshalb das Interesse von Homosexuellen und er gilt
ihnen als Patron gegen Aids.
1
Es ist sicher wahr, dass die Unbeirrbarkeit im Handeln des gefehmten Sebastian und die Unversehrbarkeit Attribute sind, die ein homosexueller Mensch in seiner nicht einfachen Entwicklung in der Gesellschaft, gerade auch nach Aufkommen von AIDS in den 80er-Jahren, als vorbildlich und ein Hoffnungsschimmer empfindet. Dass er aber deswegen interessant ist, wie Sie schreiben, da er als unbekleideter Mann am Baum steht, da unterschätzen Sie die Verehrungsmotivation von Homosexuellen. Vielleicht oder hoffentlich aus Unkenntnis.
Miro Craemer über E-Mail, 23. und 27. Februar 2013
1Wir haben den Text aufgrund des Hinweises geändert, s. o.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 26.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/januar.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Benjamin Wolff, E-Mail vom 14. Juni 2007
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• https://www.osthessen-news.de/beitrag_C.php?id=1160782 - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.agrarheute.com/land-leben/haben-fabian-sebastian-kaelte-verlangen-um-deinen-vorrat-brennholz-bangen-509844 - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.gralon.net/tourisme/monuments/info-l-eglise-collegiale-saint-sebastien-ne--a-narbonne-11-narbonne-21579.htm - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.mallorcazeitung.es/leben/2018/01/11/sant-sebastia-2018-palma-mallorca/56887.html - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.haslach-i-k-stadtpatron-sebastian-in-haslach-allgegenwaertig.43e7e172-9f1d-44ba-8bee-13ff09a900bd.html
- abgerufen am 18.07.2023
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